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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Nach neusten Stand des Neologismus heißt die neue Begriffsbildung für Unterschicht nun Prekariat abgeleitet von dem Wort: Prekarisierung. Begriffe wie Poletariat und Unterschicht sind demnach diskriminiernd und "dürfen" öffentlich nicht mehr gebraucht werden.

Euphemistische Polit-Taktik oder "antidiskriminierende Wortneuschöpfung"?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.06, 14:22:28
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Lisa M.
(Standard)

Der Begriff Proletariat ist jedenfalls in seiner Verwendung seit der industriellen Revolution eigentlich nicht diskriminierend, sondern ziemlich wissenschaftlich. Gemeint sind damit (jedenfalls im Marxismus) alle, die nichts zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft.

Erst seit einigen Jahren etabliert sich immer mehr ein völlig diffuser Sprachgebrauch in dieser Hinsicht. Da soll jetzt ein Prolet dadurch definiert sein, dass er sich "prollig" ausdrückt oder "prollig" denkt. verwirrt

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
20.10.06, 14:53:24
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Lisa M.
(Standard)

geändert von: Lisa M. - 20.10.06, 14:57:17

Ich jedenfalls bin Proletarierin, egal, was sich die Soziologen so alljährlich für "antidiskriminierende Wortneuschöpfungen" einfallen lassen. Im guten, alten, marxistischen Sinne. Ist doch cool, wenn die Oberen entdecken müssen, dass diese Proletarierin womöglich gebildeter ist als sie selbst.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
20.10.06, 14:55:52
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Zitat:
Ist doch cool, wenn die Oberen entdecken müssen, dass diese Proletarierin womöglich gebildeter ist als sie selbst.


Das wäre schön wenn sie es merken könnten. Auch ohne die Kenntnis einer entsprechenden Qualifikation.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.06, 15:33:12
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Warhead
(Standard)

geändert von: Warhead - 20.10.06, 16:02:42

Euphemisierende schönwolkigredende Taktik,ausgeklügelt von schmierigen Hinterzimmerspindoctoren die vorgeben was nun als PC gilt.Ausgrenzung und Rausschmiss finanziell weniger gut betuchter Bevölkerungsschichten aus Stadtteilen nennt sich heutzutage "soziale Urbanisation" und "Segregration".Es gibt auch keine Oberschicht mehr,man nennt sie "Urbaniten".
Ausgeklügelt wurden diese wolkigen Wortschöpfungen von Think Tanks der ultrakonservativen John Hopkins Universität.

Ich selbst bin mittlerweile ein Penner...ein Fahrradpenner,zwar mit Wohnung...einer Pennerwohnung,aber anders als Fahrradpenner wüsste och mich nicht zu bezeichnen.Unterschicht besitzt alles,die haben zuhause Geschirrspüler,Fernseher,cd-Player,handys,Stereoanlagen,X-box und Nintendo,DVD Player,ich besitze nichtmal das,ich bin sogar noch unter der Unterschicht.
Ich grabe unter dem Glitsch von Babywindelbergen Pfandflaschen hervor,dem Glibber fauliger Bananenschalen entwinde ich vollgeschleimte Coladosen.
Mich unterscheidet nichts,aber auch gar nichts von einem Bewohner einer Favela Manilas oder Sao Paulos der auf schlammigen,schleimigen Müllhalden nach verwertbaren sucht.
Und euch wirds auch bald so gehen,denn Avantgarde war ich schon immer.
Wir leben im Land der letzten Dinge
20.10.06, 15:51:02
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DrChaoZ
(Autistenbereich)

für mich wirkt diese wortneuschöpfung so, als dass man versucht real existierende probleme schönzureden. aus den ohren aus dem sinn. das wird aber nur so lange funktionieren bis in 20 jahren das wort prekariat diskriminierend ist, weil es dann die menschen beschreiben wird die eben nicht nur nichts anderes als ihre arbeitskraft zu verkaufen haben sondern vielmehr sich prekär ausdrücken und denken >:)
20.10.06, 15:52:53
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Ausgrenzung und Rausschmiss finanziell weniger gut betuchter Bevölkerungsschichten aus Stadtteilen nennt sich heutzutage "soziale Urbanisation" und "Segregration".


Igitt!

Und all diese Schnösel, die einem beibringen wollen, dass man einen Proletarier nicht Proletarier nennen darf, scheren sich einen Dreck um mein Einkommen... Auch nicht um das Einkommen von Leuten, die einen Job haben, oder um die Arbeitsbedingungen. Früher gab's da mal den Spruch: "Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern." (sinngemäß)

Heutzutage kann man ergänzen: "Es kommt nicht darauf an, die Welt ständig umzubenennen, es kommt darauf an, sie zu verändern."

Und in ziemlich vielen Fällen führen die Umbenennungen nur dazu, dass die meisten Leute nicht mehr wissen, wovon da überhaupt die Rede ist und man sie gleich durch Genöle an ihrer Ausdrucksweise einschüchtern kann, wenn sie sich einzumischen versuchen.


Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
20.10.06, 16:07:35
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Warhead
(Standard)

Ja und die dumme Linke übernimmt kritiklos all diesen Schdeissdreck und macht sich damit selbst mundtot
20.10.06, 16:16:39
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Ja und die dumme Linke übernimmt kritiklos all diesen Schdeissdreck und macht sich damit selbst mundtot


Ich würde lieber was anderes denken, aber ich habe leider den Eindruck, dass die rhetorische Mehrheit in der heutigen Linken aus Bürgerkindern besteht, die völlig damit beschäftigt sind, eifrig all die neuen Wörter zu lernen und jeden als bösen Reaktionär zu beschimpfen, der die neuste Wortschöpfung noch nicht mitgekriegt hat.

[Zynismus ON] Eine hervorragende rrrrevolutionäre Strategie! Vorwärts, Genossen! [Zynismus OFF]

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
20.10.06, 16:28:50
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

geändert von: Goldloeckchen - 20.10.06, 16:37:47

Mundtot werden einfache Bürger gemacht die sich aufgrund des politischen Neologismus zum "Adelsstand erhoben fühlen". Antidiskriminierend wirkt dieser Begriff keineswegs. Die Allgemeinheit wird auch so weiterhin auf den "arbeitslosen Mob" schimpfen.
Angesichts der Sozialranking-Studie ist das schon eine Farce über so einen Mist wie die Bezeichung der sozialen Zugehörigkeit Debatten zu führen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.06, 16:36:37
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DrChaoZ
(Autistenbereich)

geändert von: DrChaoZ - 20.10.06, 16:46:21

schreckensscenario:

man stelle sich eine zukunft vor in der jeder kurz vor dem abschluss der schule einen test machen muss. dieser test ist nicht obligatorisch aber er entscheidet darüber wie viel prozent die eigene stimme bei abstimmungen wert ist. will man das upgraden muss man einen neuen schwierigeren test machen.
*schauder*

<zynismus>
natürlich kostet jede stimmstufe eine gebühr.
</zynismus>
20.10.06, 16:42:41
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Lisa M.
(Standard)

Hm, der Begriff "Bürger" ist komplizierter und vielfältiger in seiner Bedeutung - nicht so einfach wie der Begriff Proletarier.

Zitat:
Nach Aristoteles' berühmter Definition (Politik III, 1275a22ff.) ist der Bürger (griechisch polites)durch seine "Teilhabe am Richten (krisis) und an der Herrschaft (arche)" bestimmt.


Zitat:
In der mittelalterlich geprägten Verfassung einer Stadt oder eines Marktes war ein Bürger ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft, der alle Rechte und Pflichten genoss. Die übrigen Bewohner des Ortes hießen Inwohner. Diese Begriffe galten nur für Männer(...).

Unabdingbare Voraussetzung für die Bürgerschaft war der Immobilienbesitz (...)


Nochwas ist interessant:

Zitat:
Kleinbürger hießen ursprünglich jene Angehörigen des Bürgertums, die dessen unterster Schicht angehörten, wie Handwerker, kleine Kaufleute, Volksschullehrer u.ä.


Zitat:
Kleinbürger stehen, ökonomisch und vom Marxismus her gesehen, zwischen dem Lohnarbeiter und dem Kapitalisten. Mit dem Lohnarbeiter haben sie gemeinsam, dass sie von eigener Arbeit leben müssen, mit dem Kapitalisten haben sie gemeinsam, dass sie ihre eigene Produktionsmittel benutzen und ihr Arbeitsprodukt als ihnen gehörende Ware verkaufen.


Gemeint war von mir oben die Schicht der Bildungsbürger.

Zitat:
Das Bildungsbürgertum neigt zwar dazu, durch Bildungs- und Sprachbarrieren, früher z. B. durch die Sprache Latein, eine elitäre Schicht zu bilden, zu der Ungebildete nur schwer Zugang bekommen. Durch das Wissen und die Bildung wird Macht ausgeübt. Andererseits übernehmen Bildungsbürger oft auch Verantwortung für die Gemeinschaft und die Erziehung.


Ich hab an sich nichts gegen Bildungsbürger. Wenn ich nicht grade Proletarierin bin, bin ich selber einer. zwinkern
Was irgendwie möglich zu sein scheint dadurch, dass das eine über Besitz definiert wird und das andere über Bildung.

Ich finde nur, dass sich Bildungsbürger innerhalb der Linken ihrer gesellschaftlichen Position bewusst sein sollten und nicht hemmungslos eine Linie propagieren sollten, die zwar sie selbst innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft zu Ruhm und Reichtum bringen kann, aber rein gar nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen ändert und noch nicht mal die Lebensbedingungen der Unterschichten auch nur im reformistischen Sinne ein bisserl bessert.

Da sag ich mittlerweile nur noch ganz trocken, dass das nicht meine Interessen sind, um die es da geht.

Aber du hast Recht, Sheila, der Begriff "Bürger" ist so schwammig und wird meist anders verstanden - als "Staatsbürger" z.B. -, so dass man ihn am besten vermeiden sollte. Nur fehlen mir dann irgendwann Wörter.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
20.10.06, 17:02:08
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