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Autor Nachricht
uhardt
(Besorgte)

Also erstens betrifft es mich nicht ganz direkt und ich kann nur ein wenig unterstützen und zweitens rede ich nicht von ein bis zwei Wohen, sondern über eine grundsätzliche Lebenssituation, die sich über 8 Jahre hin zieht. Es kann doch ach nicht gut für eine Partnerschaft sein, wenn einer immer der Versehende, unauffällig Motivierende.....!ist. Ich finde, es mach für die Frage, ob man in so einer Situation weiter leben will, schon Unterschied, ob der Partner etwas nicht kann oder einfach nur eine ganz andere Vision von Zusammenleben hat.
03.03.13, 12:40:43
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starke Dame
(Angehörigenbereich)

Du versuchst eine Partnerschaft zu verstehen, die nicht Deine ist?
03.03.13, 15:12:29
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Waldstein
(Standard)

Zitat von uhardt:
Es kann doch ach nicht gut für eine Partnerschaft sein, wenn einer immer der Versehende, unauffällig Motivierende.....!ist. I


"einer immer nur der Verstehende"?

Vielleicht versuchst Du zu verstehen, dass er diese Notlügen u. a. auch deswegen macht, weil er genau weiß, dass Ihr mit der Wahrheit überfordert wärt. D. h. er versucht nicht nur sich vor überflüssigem Stress zu schützen, sondern auch Euch. Er weiß höchstwahrscheinlich, dass Ihr von seinem Innenleben so gut wie NICHTS versteht.

Vielleicht versuchst Du Dir mal zu vergegenwärtigen, dass sich im Normalfall Autisten tagtäglich in die Denkweise von NA hineinversetzen müssen (umgekehrt ist es eher die Ausnahme, was logisch ist angesichts der "Mengenverteilung"). Und das ist ENORM anstrengend und gelingt oft nur sehr spärlich. Jemandem dann aber zu unterstellen, er würde sich beim Verstehen nicht genügend anstrengen, ist schon ziemlich sonderbar. Aber auch nicht ungewöhnlich für NA. Das hört man immer wieder: der Autist soll sich anstrengen, uns verstehen und sich gegen seine Natur so verhalten "wie wir". Auch wenn das für ihn die Hölle bedeutet. Ich zumindest habe noch nie einen NA getroffen, der verstanden hat, wenn man ihm sagt, dass z. B. Familienfeiern schon geradezu körperlich unerträglich sind. Die verstehen es einfach nicht. Soviel zum Thema "verstehen".

Es macht mich wirklich wütend, wenn man immerzu liest, dass NA von Autisten mehr Verständnis einfordern. Wie sieht es denn umgekehrt aus? Das ist doch geradezu ein Witz.
03.03.13, 15:41:02
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drvaust
(stillgelegt)

Kann er einfach sagen 'Ich bin erschöpft, ich brauche jetzt paar Stunden Ruhe, alleine.'? Wird das akzeptiert?
Oder wird er dann genötigt, mit der Familie etwas zu machen?

03.03.13, 16:07:08
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uhardt
(Besorgte)

geändert von: uhardt - 03.03.13, 18:39:59

Naja, bei sehr guten Freunden in Not kann man sich doch mal Gedanken machen. Sie haben ja nicht daran gedacht, dass es Autismus sein könnte. Nur ich, weil sehr viele Beobachtungen auf das, was ich darüber lese zutreffen. Ich habe mich erst in letzter Zeit mit dem Thema beschäftigt, aber aus einem ganz anderen Grund. Nur eben der Umgang mit der Wahrheit passt überhaupt nicht. Deshalb habe ich hier meine ursprüngliche Frage gestellt und es tut mir leid, wenn sich hier jemand dadurch angegriffen fühlt . Ich wollte einfach kein Stichwort in die Disskussion werfen, das unpassend ist und vielleicht alles noch viel schlimmer machen..... Wir kennen uns seit unserer Kindheit.!
03.03.13, 18:37:44
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

In den meisten Partnerschaften wird unterstellt, dass der andere ähnlich wie man selbst funktioniert.
Wenn sich nun heraus stellt, dass jemand sich ungewohnt verhält, dann werden die gelernten Bewertungs-Muster angelegt:
Nichts gemeinsam unternehmen = Desinteresse an der Ehe/Familie,
sich zurück ziehen = egoistisch sein,
Wegbleiben am Wochenende = eine Geliebte haben.

Obwohl Partner in der Kindererziehung häufig bei Ihren Kindern beobachtend, einfühlsam und nachsichtig sind, können Partner diese Empfindsamkeit ganz selten auf ihren Partner anwenden.
Es wird also nicht gefragt, warum jemand so handelt sondern ungefragt verurteilt, dass er so handelt wie er handelt.

uhardt: Warum solltest du als Freundin nicht versuchen, Mediator in einer Beziehung zu sein? Mehr als wegschicken können sie dich nicht;).

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
04.03.13, 21:35:56
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eraser
(Autistenbereich)

Zitat von uhardt:
Ich habe da einmal eine Frage. Ich habe einen guten Freund und der hat einige Probleme. Nach dem, was ich über Asperger Autismus gelesen habe, würde ich denken das passt. Aber: Wenn er in Bedrängnis gerät sagt er sehr häufig die Unwahrheit. Ich dachte immer, Autisten lügen fast nie. Wie ist das?


Ich lüge sehr gern, das macht mir richtig Spaß. Alle Menschen lügen doch andauernd, niemand sagt die Wahrheit.
Ich bin noch nie folgendermaßen von einem Mann angesprochen worden: "Entschuldigen Sie bitte, aber Sie passen rein äußerlich in mein Beuteschema, ich wohne in der Nähe und ich brauche dringend mal wieder Sex, um mein Selbstwertgefühl aufzupolieren, weil ich morgen eine wichtige Präsentation habe. Ich bin auch gerne bereit, Ihnen zwei Drinks zu bezahlen - schließlich würde eine Prostituierte viel mehr kosten - aber ich muss das nicht tun, falls Sie Feministin sind und sich dann beleidigt fühlen würden."

Ich bin auch noch nie bei einem Vorstellungsgespräch folgendermaßen empfangen worden: "Sie sehen ja ganz gut aus und machen einen halbwegs gepflegten Eindruck, wenn Sie mir jetzt auch noch bestätigen könnten, dass Sie sich freundlicherweise für einen Hungerlohn unter Tarif ohne Sonntags- und Schichtzuschläge ausbeuten und den ganzen Tag grundlos von mir anschreien lassen würden, kriegen Sie den Job!"

Ich lebe in einer Welt voller Lügner, die mich ständig manipulieren wollen. Sie tun es vielleicht noch nicht einmal bewusst, sonst wären sie nicht immer so irritiert, wenn ich mich nicht manipulieren lasse. Denn eine bewusste Manipulation setzt voraus, dass ich weiß, mit wem ich es zu tun habe und wie ich denjenigen zu einem bestimmten Verhalten animieren kann.
Das ist nicht der Fall, man sagt mir zum Beispiel: "Hier riecht es aber nach Rauch!" und ich sage: "Ja, logisch, ich habe doch gerade eine Zigarette in der Hand."

Ich weiß natürlich, dass das ein Vorwurf ist, ich bin nicht mehr dreizehn und ich beschäftige mich schon eine ganze Weile mit Menschen und Kommunikation. Ich kann auch nach deren Spielregeln spielen und sofort mit dem total überzeugenden schuldbewussten Gesichtsausdruck, den ich tagelang vor dem Spiegel geübt habe, die Zigarette ausdrücken, damit mein Gegenüber das Gefühl von Liebe und Respekt vermittelt bekommt, ich kann aber auch sagen: "Ich mag dich wirklich sehr gern, aber komm doch bitte nicht dauernd in mein Büro und beschwer dich dann über den Rauch!"
Und ich mag die Person vielleicht gar nicht, aber wen interessiert das? Ich bin ein Goldfisch im Streichelzoo und muss zusehen, wie ich an Land überlebe.
11.03.13, 18:24:34
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zwischen lügen und nicht die Wahrheit sagen sehe ich einen großen Unterschied. Wer lügt, der sagt etwas, das nicht stimmt. Wer nicht die Wahrheit sagt, der sagt etwas nicht. Zumal man sowieso kaum je alles sagen kann, was man zu einer bestimmten Sache meint.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.03.13, 18:41:15
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eraser
(Autistenbereich)

Zitat von 55555:
Zwischen lügen und nicht die Wahrheit sagen sehe ich einen großen Unterschied. Wer lügt, der sagt etwas, das nicht stimmt. Wer nicht die Wahrheit sagt, der sagt etwas nicht. Zumal man sowieso kaum je alles sagen kann, was man zu einer bestimmten Sache meint.


Das ist wahr. Auch wahr ist, dass die Menschen angelogen werden wollen. Wenn ich früher von meiner Mutter gefragt wurde: "Wo warst du?" und ich habe wahrheitsgemäß gesagt: "Mit zwei anderen Vierzehnjährigen, die auch schon wie Achtzehn aussehen, im Nachtclub zum Martinis schlürfen.", dann war das einfach die falsche Antwort, wenn du verstehst.
*kichert*
11.03.13, 18:49:34
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Dir ist klar, daß ein Mensch reicht, der nicht angelogen werden will, um deine Behauptung zu widerlegen?

Das Beispiel finde ich auch etwas ungeeignet, denn die Mutter fand es bestimmt gut, daß sie so Kontrolle ausüben konnte. Das ist ja oft das praktizierte System: Rangniedere Menschen sollen gefälligst ehrlich sein um Kontrolle zu ermöglichen, ranghöhere halten sich jedoch selbst in keiner Weise an diesen Maßstab.

Aber war die Antwort "falsch"? Sie war für dich vermutlich unbequemer, ja.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.03.13, 19:01:52
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eraser
(Autistenbereich)

Zitat von 55555:
Dir ist klar, daß ein Mensch reicht, der nicht angelogen werden will, um deine Behauptung zu widerlegen?


Solche Menschen sind extrem selten, aber in der Regel erkenne ich die. Im Prinzip geht es darum, andere Menschen nicht zu verletzen. Die allermeisten Menschen sind verletzt, wenn man die Wahrheit sagt, einige wenige, wenn sie angelogen werden.

Das mit der Mutter ist eine klassische Konditionierung. Immer wenn ich ihr die Wahrheit sagte, wurde ich bestraft und wenn ich log, dann nicht.
Später in der Schule fragte mich der Lehrer, wer ihm den Reißnagel auf den Stuhl gelegt hatte und ich sagte die Wahrheit mit der Konsequenz, dass der Täter mich danach verprügelte, weil ich "gepetzt" hatte.

Die Wahrheit sagen hat in meiner ganzen Kindheit immer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu körperlichen Schmerzen geführt. Die Wahrheit sagen verletzt Menschen und die verletzen dann mich. Will ich das?
Nein, denn wie für alle Lebewesen mit einem Nervensystem muss es mein Ziel sein, Schmerz zu verhindern.
So einfach ist das.
11.03.13, 20:04:29
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
Zwischen lügen und nicht die Wahrheit sagen sehe ich einen großen Unterschied. Wer lügt, der sagt etwas, das nicht stimmt. Wer nicht die Wahrheit sagt, der sagt etwas nicht. Zumal man sowieso kaum je alles sagen kann, was man zu einer bestimmten Sache meint.


Ich denke, dass "nicht die Wahrheit sagen, als etwas einfach nicht sagen", ähnlich manipulativ im Sinne einer Vorteilsnahme sein kann, als zu lügen.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
12.03.13, 15:44:07
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