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Michael Schröter (Hrsg.): Sigmund Freud – Eugen Bleuler. «Ich bin zuversichtlich, wir erobern bald die Psychiatrie». Briefwechsel 1904–1937. Schwabe, Basel 2012. 287 S
Zitat:
Während die Psychoanalyse in Deutschland blind abgelehnt oder beschimpft wurde, zeigten sich Schweizer von Anfang an bereit, sachlich an die Lehren Freuds heranzugehen. Mit Bleuler hatte sich erstmals ein Hochschulprofessor auf die Psychoanalyse eingelassen. Bleulers Mitarbeiter, allen voran C. G. Jung, überprüften sie erfolgreich im psychologischen Labor und wandten sie auf zahlreiche neue Gebiete an: auf die Psychosen, auf biografische Forschungen, auf Pädagogik, in der Deutung von Märchen und Symbolen. Die inspirierte Zusammenarbeit zwischen «Wien» und «Zürich» währte etwa neun Jahre, von 1904 bis 1913.

Diese Geschichte kannte man bisher vor allem aus der Korrespondenz zwischen Freud und Jung, deren Beziehung freilich in einem unversöhnlichen Bruch tragisch endete. Mit den Briefen, die Bleuler und Freud miteinander gewechselt haben, liegt nun eine zweite Hauptquelle vor, die es erlaubt, die Rolle des Zürcher Klinikdirektors neu zu bewerten, seine offene und einfühlsame Kommunikationsweise und sein differenziertes Wissenschaftsverständnis kennenzulernen. Anders als im Falle Jungs blieb die Beziehung zwischen Freud und Bleuler – trotz Zäsur und Entfremdung – bestehen: auf der Basis von Wohlwollen und gegenseitigem Respekt.

Die erhaltene Korrespondenz besteht aus 79 Briefen aus den Jahren 1904 bis 1937; 23 davon wurden handschriftlich von Freud verfasst, die 56 Bleuler-Briefe wurden auf der Maschine geschrieben. Sie werden vollständig wiedergegeben und sind mit einem textkritischen Apparat und einer Fülle von sachdienlichen Erläuterungen versehen. Eine erste Briefgruppe von 1905 ist vielleicht die persönlichste. Bleuler hat Mühe mit der Deutung eigener Träume, und er, der Universitätsprofessor, schickt die Traumgeschichten samt Assoziationen ebenso vertrauensvoll wie rücksichtsvoll an Freud, einen umstrittenen einfachen Arzt in privater Praxis: Ob Freud ihm helfen möge, falls es nicht zu mühselig sei? In Bezug auf inhaltliche Fragen wie diejenige nach der Rolle der Sexualität, der Einschätzung von Phänomenen bei der Dementia praecox, vor allem aber hinsichtlich Freuds Wissenschaftsverständnis ist Bleuler ein umsichtiger, engagierter Kritiker und fordert immer wieder Belege: «Wir fragen Sie viel; aber die Sachen sind uns zu wichtig, als dass wir uns mit irgend einer Unklarheit beruhigen könnten.»

Am intensivsten war die Kommunikation zwischen den beiden Schreibern in den Jahren 1910 bis 1914 – in der Folge der Gründung der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) auf dem Kongress in Nürnberg. Die wissenschaftliche Abschliessung des Vereins nach aussen, auf der Freud bestand, entsprach so gar nicht dem offenen, man könnte sagen: demokratischen Wissenschaftsverständnis von Bleuler – er persönlich lehnte den Beitritt zur Zürcher Ortsgruppe der IPV letztlich ab: «Der Verein war sehr zu begrüssen. [. . .] Aber die Art des Vereins ist eine schädliche. [. . .] Das boshafte Wort Hoches von der Secte, das damals unzutreffend war, haben die Psychoanalytiker selbst zur Wahrheit gemacht.»

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.11.12, 21:55:49
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