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Autor Nachricht
DerAndi
(Standard)

Hallo ich bin Andi,

ich arbeite in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung. Von den 9 Bewohner leben dort auch 4 Menschen mit frühkindlichen Autismus (Kanner Syndrom). Meine Frage bezieht sich auf unseren 22-Jährigen jungen Mann, der sich mit Hilfe der unterstützen Kommunikation (FC) unterhält. Er hat das Problem, dass ihm Langweilig ist und dadurch Sachen klaut und für uns Nicht-Autisten komische Dinge macht,wie Essen reinstopfen, Essen klauen, Netzhaut abpulen etc.

Wir haben schon versucht ihm verschiedene Angebote zu geben, damit er sich nicht so oft langweilt. Allerdings sind die Zeiten, wo er sich langweilt immer noch da. Mein Plan ist es ihm Beschäftigung zu geben wie z.B. ein Schraubbrett, womit er sich schon beschäftigt hat. Allerdings wurde das ihm schnell zu eintönig. Meine Frage ist daher, wie man einen jungen Mann mit Kanner-Syndrom (kein Interesse an Fernsehen oder anderen Medien) beschäfigen kann, so dass seine Fähigkeiten nicht in die falsche Richtung gelenkt werden.

Danke für's zuhören
DerAndi
12.09.12, 13:42:39
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haggard
(Autistenbereich)

Zitat:
Netzhaut abpulen

Pult er sich die Netzhaut tatsächlich ab, ist Fernsehen aus verständlichen Gründen öde.

Welche Fähigkeiten/Interessen besitzt er, die ihr ihn scheinbar nicht leben lassen wollt?
Ist ihm wirklich langweilig oder ist er depressiv wegen der Umstände dort?
Dauerbeschäftigung, nur damit er beschäftigt ist, dürfte so ziemlich das Dümmste sein, was ihr machen könnt.
12.09.12, 14:15:45
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Sossimilo
(Angehörigenbereich)

Mein Sohn ist auch Autist. Erst ist zwar erst sechs, aber ich denke wenn wir ihn später in so ein Heim geben würden, dann würde er nach kurzer Zeit auch so reagieren.

12.09.12, 14:21:03
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DerAndi
(Standard)

geändert von: [55555] - 12.09.12, 17:57:56

[Komplettzitat durch Ansprache ersetzt. Siehe Formvorgaben wie am Absendeknopf beschrieben, mfg [55555]]

@haggard:

Zu wissen sein sollte:
-Da er nachts nicht gut schlafen kann, hat er sich in der Vergangenheit oft im Auge "rumgepult" und gegengedrückt. Dies tat er nach eigener Aussage wegen "Sternen" die man deswegen sieht.(Er ist auf einem Auge fast Blind, also ja er pult herum; 2. Medikamente zum schlafen bekämpft er erfolgreich)

-Das Ding ist, dass wir das Verwirklichen wollen was sein Wunsch ist. Er möchte etwas tun, was aber selbst nicht was. Ich verspreche mir hier vom Forum nur eine Neue Sicht auf seine Wunschäußerung nach "Spielzeug".

-Ich opfere mittlerweile viel meiner Freizeit, um nachforschungen für ihn zu machen und dies in den Wohnalltag einzugliedern.

- Den Wunsch nach einer neuen Wohnung mit einem autistischen Freund können wir nicht verwirklichen. Er trifft sich aber regelmäßig mit diesen (Sie machen nichts miteinander, genießen nur die Anwesenheit des anderen)

12.09.12, 14:26:31
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Sossimilo
(Angehörigenbereich)

Warum kann der Wunsch nach einer neuen Wohnung nicht verwirklicht werden?
12.09.12, 14:37:59
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haggard
(Autistenbereich)

Dass du dich in deiner Freizeit nach Lösungsmöglichkeiten bemühst, finde ich lobenswert - hier im Forum wäre es jedoch sinnvoll, du würdest sachlich und auch im notwendigen Umfang bezüglich Hintergründe etc. schreiben und nicht so etwas wie "Netzhaut abpulen" - täte er dies, hätte er faktisch keine Augen mehr, sondern leere Augenhöhlen. Ist nur ein Beispiel dafür, dass die Kommunikation mit dir zu erheblichen Missverständnissen führen wird.

Es scheint mehrere Umstände zu geben:
1. Er möchte dort nicht wohnen. Privatsphäre?
2. Er ist zumindest auf einem Auge stark visuell beeinträchtigt, aber weiß, wie er zu visuellen Eindrücken kommen kann. Angebote mit deutlichen Hell-Dunkel-Kontrasten könnten eine Alternative für ihn darstellen, nicht so sehr gegen seine Augen zu drücken. Allgemein wäre es sinnvoll zu wissen, welcher Wahrnehmungstyp er ist (akustisch, visuell, taktil und so weiter) und wie gefragt, welche Interessen er besitzt, die ihm womöglich nicht gewährt werden.
3. Depression könnte dennoch vorliegen. Wenn ja, warum (neben der Wohnform)? "Autoaggressionen" können Ausdruck depressiver Stimmungen sein (medikamentöse Behandlung würde an den eigentlichen Ursachen nichts ändern).
4. Beim Kontakt mit seinem Freund ist er vermutlich nicht unbeobachtet. Privatsphäre?

Spielzeug - bestehen dazu auch noch genauere Informationen?
Muss er von der Wohneinrichtung her nachts schlafen, oder dürfte er sich nachts auch beschäftigen, anstatt eventuell leise sein zu sollen?

Mit was hat er sich vor der Wohneinrichtung gerne beschäftigt und was er dort nicht mehr machen kann? Vielleicht sollte ihm das wieder angeboten werden und zwar jederzeit vollzugänglich.

Würde mich auch interessieren, warum er nicht (betreut) in einer eigenen Wohnung mit seinem Freund leben dürfte.
12.09.12, 15:30:42
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starke Dame
(Angehörigenbereich)

geändert von: starke Dame - 13.09.12, 12:27:54

Hallo Andi,

es ist sehr schwer zu raten,
1. wie lebte er bis zum 22. Lebensjahr?
2. Welche Hobbys, Interessen hat er?
3. Welche Angebote gibt es?
4. Welche Möglichkeiten gibt es, seinem Wunsch - eigene Wohnung mit seinem Freund in einer Kompromisslösung zu entsprechen?
5. Wieviel Freiheit zum Selbstverwirklichen wird gegeben?
6. Wieviel wertungsfreie Zeit steht ihm zu, Zeit - ohne Begutachtung, Bewertung und Etikettierung?
7. Wie ist die Vorgehensweise des Personales in dem Pflegeheim?
8. Wie sieht der Tagesablaufplan aus?
9. Hat er ein eigenes Zimmer, wie ist es gestaltet, in Bezug auf Licht, Wärme, Akkustik, Hellhörigkeit, Gerüche?
10. Hast Du schon eigene Ideen erarbeitet, wie eine Situationsverbesserung in diesem Wohnheim umsetzbar wäre, oder sind in allen Punkten Grenzen, dass es nur eine Momentlösung sein kann und eine Verbesserung nur durch einen Ortswechsel möglich wäre?

Wie Haggard es schon erwähnte, Privatsphäre ist ein sehr wichtiger Punkt, die Gewalt über sich, das zu machen, wann es passt, nicht immer unter Beobachtung stehend ist ein wichtiger Punkt, kann auch sein, das er Reize ausübt, bzw. sich Schmerzen zufügt, um noch zu merken, ob er da ist, ich stelle mir es traumatisierend vor, ein Autist wird sich so fremdgesteuert sehr unwohl fühlen - ich als Mutter von einem 5-jährigen Autisten kann nichts über die zukünftige Entwicklung wissen, doch habe ich leider zu oft Eltern erlebt, die ihrem Kind jede Selbstbestimmung erschwerten, Normen müssen erfüllt sein, das Zulassen von neuen, bzw. fremden Wegen, wurde nicht in Erwägung gezogen.
Erwachsene bzw. Jugendliche Autisten werden bei solchen Eltern oft eingeent, Rehabuggy, Rollstuhl wg. der Fixierung, spezielle Betten mit Gitter und Deckel, Fixierung mit Gurten usw. wenn dann noch diverse Medikamente zum Einsatz kommen, kann ein Mensch sich schon seiner hoffnungslosen Lage bewusst sein, auch das kaum ein Entrinnen aus der Hölle möglich ist, es gibt nur Momente, die Linderung in der Hölle verschaffen können.

Mein 5-jähriger Sohn darf sich entwickeln mit seinem Autismus und es mag in vielen Dingen ein schwieriger Weg sein, doch stelle ich des öfteren fest, dass ich nicht mit den gleichen Problemen zu kämpfen habe wie andere Eltern.
Allerdings habe ich mir bereits bei der Verdachtsdiagnose hier erklären lassen, was wichtig ist, worauf ich zu achten habe und wurde entsprechend sensibilisiert.
Im Kontakt mit anerkannten "Fachleuten" Sonderpädagogen, spezialisert auf Autismus, Kompetenzzentren, Kinderpsychologen usw., stehen mir dann allerdings innerlich regelmäßig die Nackenhaare hoch, das leider mit vermeindlich erhabener Proffessionalität soviel emotionale Gewalt und Druck ausgeübt wird, dass ich nicht weiß, inwieweit diese Fachmenschen in der Lage sind, auch unkonventionelle autistisch logische Vorschläge hier anzunehmen, denn es mag viel mehr helfen, doch wird es wahrscheinlich viele Therapie- und Verhaltensmethoden als Fehlbehandlung entlarven.

PS. Was ich noch anfügen möchte - wie sieht die Ernährung aus, welche Kost gibt es, viele Menschen leiden unter Unverträglichkeiten, die ebenfalls ein permanent vorhandenes Unwohlsein empfinden. Ich habe meine 4-Köpfige Familie auf die gluten- und kaseinfreie Ernährung gesetzt und allen 4 geht es besser und nach ein paar Monaten dieser Ernährung empfinden wir ebenfalls Schmerzen, Kribbeln usw. wenn etwas konsumiert wird, welches nicht dieser Ernährungsumstellung entspricht. Ebenfalls wurden Farb-, Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Säureregulatoren und der ganze andere Chemiekram weg gelassen. Wir konsumieren nur noch selbst hergestelltes aus Rohstoffen, außer Nudeln, Reis- und Maiswaffeln.
13.09.12, 09:56:37
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DerAndi
(Standard)

geändert von: [55555] - 14.09.12, 07:33:42

[Komplettzitat durch Ansprache ersetzt. Siehe Formvorgaben wie am Absendeknopf beschrieben, mfg [55555]]

@haggard:

Ich werde mich mal hier zu äußern.Es scheint ein etwas falscher Eindruck rüberzukommen. Ich denke Sie wissen nicht viel über die Politik, die in Wohngruppen eingehalten werden müssen.

Er muss Nachts nicht schlafen, aber er muss seiner Tätigkeit in der Werkstatt nachgehen können. Autoaggressiv ist er nicht. Zusammenleben nicht möglich, da Mutter, die einfach das Sorgerecht für ihn hat, dass nicht zulässt. Und er ging ja auch nachts seiner Tätigkeiten nach, nur waren die oft auch störend für die anderen Bewohner und Fremdgefährend.

Wenn ich sein Vater wäre würde ich viele dieser Punkte in betracht ziehen, nur ist es einfach mal eine Tatsache, dass Wohngruppen/heimplätze RaR sind und er eigentlich schon zu alt für unsere Form der Wohngruppe ist. Tatsache ist aber auch das es einfach keine Plätze gibt. Ich mein die Komplexität der Mesoebene bis Mikroebene zu erklären würde den Rahmen hier sprengen. Das meiste weiß ich auch was sie mir empfehlen und sagen. Er als Person ist auch kompliziert gestrickt und ich kann auch die meiste seiner Gedankengänge nicht in meine Umwandeln. Also wenn sie noch mehr über die Umstände in Wohnheimen/gruppen und den Bewohner erfahren möchten - gerne. Dann bitte aber per Skype, Email-Kontakt etc.

Mein Frage bezog sich allerdings auf den WUNSCH des Bewohners. Und das ist nun mal Blöd gesagt: "Ich will Spielzeug". Ich habe ihm versprochen, dass ich mich schlau mache für ihn, ob speziell für Autisten solches gibt.
14.09.12, 03:40:52
Link
[55555]
(Administrator)

Hallo Der Andi, aufgrund der wiederholten Verstöße gegen die Formvorgaben wies ich aus deren Einhaltung hin. Diese Formvorgaben dienen der barrierefreien Nutzbarkeit des Forums durch Autisten und werden mit jedem absenden eines Beitrags bestätigt. Offenbar hast du bisher nicht gelesen, was an dem Knopf steht, den du zum absenden klickst.
14.09.12, 07:35:59
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Da er wie du schriebst 22 Jahre alt ist, gibt es meines wissens kein Sorgerecht mehr, sondern höchstens eine gesetzliche Betreuung. Eine solche ist jedoch nicht mit einer Vormundschaft gleichzusetzen, da es immer darum gehen muß den Willen der jeweiligen Person umzusetzen. Ein gesetzlicher Betreuer darf nicht tun was er will.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.09.12, 07:39:13
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von DerAndi:
... WUNSCH des Bewohners. ... "Ich will Spielzeug".
Wenn er es wünscht, warum nicht? Wünscht er spezielles Spielzeug, z.B. Geduldspiele, Bausteine, Puppen o.ä.?
Zitat von DerAndi:
Ich habe ihm versprochen, dass ich mich schlau mache für ihn, ob speziell für Autisten solches gibt.
Wenn Du das versprochen hast, dann mache das unbedingt.
Ich kenne kein spezielles Spielzeug für Autisten, warum auch. (Abgesehen von sogenanntem 'therapeutischem' Spielzeug. traurig )
Die Spielzeuggeschäfte sind voll von Spielzeug. Für Erwachsene gibt es auch Spielzeug, z.B. im Baumarkt oder Bastlergeschäft.
Denkst Du, daß ein 22-jähriger nicht spielen soll?
14.09.12, 07:46:07
Link
comes
(Angehörige)

geändert von: comes - 14.09.12, 09:59:07

Zitat von drvaust:

Die Spielzeuggeschäfte sind voll von Spielzeug. Für Erwachsene gibt es auch Spielzeug, z.B. im Baumarkt oder Bastlergeschäft.
Denkst Du, daß ein 22-jähriger nicht spielen soll?
Doch, genau das möchte DerAndi ja.

Ich versuche mal, eine Brücke zu schlagen. Ich habe den Eindruck, dass auf beiden Seiten manches nicht wirklich verstanden wurde. Bitte korrigiert mich, falls ich irre.

Wenn ich DerAndi richtig verstanden habe, so möchte er seinem Bewohner einfach nur helfen, ist aber andererseits an Sachzwänge gebunden und es liegt nicht in seinem Einflussbereich, hieran etwas zu ändern. Also versucht er, wenigstens im Kleinen zu helfen und dem Wunsch des Bewohners nach "Beendigung der Langeweile" nachzukommen.

Der Junge Herr, um den es geht, wünscht sich eine erfüllende/ausfüllende Beschäftigung, "ein Spielzeug". DerAndi scheint absolut dafür zu sein und möchte gerne ein adäquates "Spielzeug" beschaffen.

Aber: Die Krux an der Sache scheint, dass weder der junge Herr, noch DerAndi eine Ahnung haben, wie denn so ein Spielzeug beschaffen sein müsste, dass es dem jungen Herren tatsächlich auch Spaß macht, sich damit zu beschäftigen.

Stimmt das soweit?

Ich kann an diesem Ansinnen nichts Ehrenrühriges erkennen. DerAndi kann als NA einfach nicht abschätzen, was seinem Bewohner gefallen könnte (zumal der selbst es auch nicht weiß), also versucht er das für ihn herauszufinden und hier nachzufragen.

@ Der Andi,
knobelt er gerne, malt er gerne, könnte er Kontakt zu Tieren haben, könnte er sich mit irgend einer Tätigkeit außerhalb der Werkstatt in eurer Wohngruppe einbringen (z.B. Dinge in Schränken und Regalen sotieren und ordnen)?
Was beobachtest du? Erlebst du manchmal Situtationen in denen er sich konzentriert und selbstvergessen mit etwas beschäftigt? Falls ja, was ist das dann?

14.09.12, 09:44:02
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