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Autor Nachricht
PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

Zitat von orka:
Ich finde die Kritik hier sehr unsachlich.

Wie sollte eine Sensibilisierungskampagne eurer Meinung nach gestaltet werden?

orka

Auch einem Hund kann man beibringen, daß er einem die Pfote gibt. Sollten einen Menschen nicht höhere Fertigkeiten ausmachen? Sollen die Rituale, die man andressiert bekam, darüber entscheiden, ob man einen Platz im Leben bekommen darf? Ist man ein guter Christenmensch, wenn man nur jeden Sonntag in die Kirche geht oder ist es nicht viel mehr das, was man unter der Woche tut? Ist es nicht die Furcht vor dem Unbekannten? Geht es nicht um Assimilierung zwecks Berechenbarkeit?

Eine Kampagne sollte darauf abzielen, den NTs beizubringen, daß man Menschen nicht nach einem Pflanzenbestimmungsbuch sortieren kann. Bei einem Baum kann man sagen, wenn er ein so oder so gezacktes Blatt und eine so oder so geformte Borke hat, dann ist es ein solcher Baum. Menschen soll man aus sich heraus verstehen. Wenn man etwas zu Rate ziehen möchte, dann die jeweilige Biographie. Man bediene nicht das Clichee, sondern nähre das Verständnis dafür, worauf es wirklich ankömmt. Respektieren heißt, den Mitmenschen gewähren lassen, auch dann, wenn man ihn nicht versteht. Ein jeder verhalte sich so, daß kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird. Das sei das Gebot. Und wenn jemand Hilfe braucht und man sieht, daß man helfen kann, dann helfe man.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
23.07.12, 21:02:47
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wolfskind
(stillgelegt)

ich habe schon mal sowas bekommen.
als ich mich in einer gruppe auffielt und bastelte
bekam ich einen stern auf einem stundenplan.
"weil wir wissen dass du nicht gerne in gruppen bist"

"Freilich ist die Welt voller Fährnisse und düsterer Orte; doch noch immer ist viel Schönes lebendig, und wenn auch die Liebe in allen Landen nun mit Leid vermengt ist, wird sie deshalb vielleicht um so größer."
"Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen."

(Herr der Ringe)
23.07.12, 23:50:22
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Hmmm, wenn das Schule machen würde, könnte ich mir vorstellen, dass meine Mutter vom Caritas-Pflegedienst vielleicht auch einmal solche Diplome bekommt:
Trotz massiver Gehbehinderung die Treppen hochgestiegen.
Zur Kostenreduktion tapfer ausgehalten, sich 14 Tage nicht zu waschen.
Rolator zur Verlängerung der Haltbarkeit nicht genutzt und an dieser Stelle auf allen Vieren durch die Wohnung gekrochen.

Warum fragt man die, die es betrifft, nicht vor solchen Geldausgaben, wie sie sich in der Öffentlichkeit vertreten sehen wollen? Darüber hinweg zu bügeln stellt eine Entmündigung dar.

Ist der ideale Autist derjenige, der beim Bestatter eingesargt liegt, die Wände des Aufbahrungsraums bedeckt mit Diplomen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
24.07.12, 00:52:02
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frontdoor
(Standard)

Nein.Der ideale Autist ist derjenige der beim Empfang von so einem Diplom voller Begeisterung und Dankbarkeit in die Hände klatscht und mit tränenerstickter Stimme verspricht sich künftig noch mehr anzustrengen und alles zu versuchen um den Ansprüchen anderer gerecht zu werden.
Ich fühle mich von dieser Kampagne verhöhnt.
Abgesehen davon scheint diese Organisation ja viel Geld zu haben wenn sie so eine teure Werbeagentur beauftragen.Das hätte man auch sinnvoller ausgeben können.
24.07.12, 03:19:16
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comes
(Angehörige)

Bei einer derartigen Aktion muss immer gefragt werden:

"Was ist das Ziel?" und
"Wer ist die Zielgruppe?"

Zur ersten Frage unterstellen wir mal die gute Absicht für mehr Sensibilität unter den Nichtautisten für die Lebenswirklichkeit der Autisten zu werben und so die Verständigung zwischen beiden Gruppen zu fördern.
Nun kommt aber die Idee zur Aktion nicht von derjenigen Gruppe, der es an Anerkennung und Respekt von Seiten der anderen Gruppe mangelt. Noch dazu wird das Ganze so gestaltet, dass sich gerade die Gruppe derer, der sie Nutzen bringen soll, aufs Äußerste diffamiert sieht.
Das ist das erste knock-out-Argument GEGEN den Erfolg dieser Kampagne.

Zur zweiten Frage: Die Zielgruppe ist überhaupt nicht eindeutig definiert. Sind die Autisten die Zielgruppe? -> siehe oben! Diffamierend und überhaupt nicht nötig, denn die Autisten wissen ja über ihre Probleme mit den Nichtautisten bescheid.

Sind die Nichtautisten die Zielgruppe?
Wenn ich mir mal vorstelle, ich weiß nichts über Autismus außer den Halbschlauheiten aus der Presse und mein "tieferes Verständnis" beziehe ich aus Rainman, wie wirkt es auf mich?

Im besten Fall kapiere ich erst gar nicht, was die mir damit sagen wollen. Im schlechtesten Fall finde ich das klasse, dass man doch mit "viel Geduld und Einfühlungsvermögen so große Fortschritte erzielen kann, dafür sollte es einfach genügend Einrichtungen geben, denn der Erfolg gibt den unermüdlichen Therapeuten ja recht."

Das ist ebenfalls das genaue Gegenteil von dem, was Autisten erreichen wollen, oder? Also das zweite knock-out-Argument.

Fazit: Das Ding ist in die Hose gegangen!

24.07.12, 08:07:35
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akurei
(Autistenbereich)

Ich verstehe die ganze Aktion so, als würden diese Zertifikate - z.B. wie man das bei uns macht - zu Werbezwecken an Bushaltestellen geklebt und dann wahrscheinlich mit kleiner Schrift versehen, die man nur lesen kann, wenn man deutlich näher an der Reklame steht und etwas widergibt wie: "Autisten verbringen mit obiger Leistung eine Art Großtat!".

Neutral betrachtet könnte dadurch aber der Eindruck entstehen - vor allem bei Menschen, die nicht viel über Autismus wissen -, daß Autisten weniger intelligent als Nichtautisten sind und während Nichtautisten ihre Diplome und Titel wie Master oder Doktor über Jahre hinweg sammeln, es vergleichbare Leistung für einen Autisten sei, jemanden in die Augen zu schauen. Das stimmt so ja nicht.
Würde man vor allem den Zugang zu Hochschulen für Autisten barrierefreier machen, würden auch mehr Autisten solche Titel erwerben; eben auch mit den einhergehenden Diplomen.

Eine Aufklärungkampagne muss unmissverständlich an ein Thema herangehen.
24.07.12, 11:17:42
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orka
(Standard)

Der Schweizer Elternverband will über Autismus aufklären, ohne sich Unterstützung, Informationen, Hintergrundwissen etc. von Betroffenen zu holen.
Ich sehe den Versuch, für Verständnis und Unterstützung aufzurufen, als gescheitert an.

Nun werden die Plakate aber veröffentlicht, keiner sollte sich jetzt zurücklehnen und den Dingen seinen Lauf lassen.
Eine notwendige und sinnvolle Aufgabe sehe ich darin, den Schweizer Elternverband über diesen Fehltritt zu informieren.

Ihr, als Experten in eigener Sache, könntet hier aktiv werden. Hat die ESH in diese Richtung etwas geplant?

Orka
24.07.12, 16:22:49
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wenn sich jemand dazu berufen fühlt können wir gerne was machen, meine Erfahrung ist allerdings, daß Kommunikation mit Elternverbänden weitgehend sinnlos ist.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.07.12, 18:52:45
Link
comes
(Angehörige)

Zitat von 55555:
[...] daß Kommunikation mit Elternverbänden weitgehend sinnlos ist.

Ist das wirklich so?

Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte das nicht bezweifeln aber es wundert mich dann schon. Sollten nicht gerade Eltern von Autisten etwas reflektierter mit dem Thema umgehen und wenn schon nicht ihre eigenen Kinder, dann doch wenigstens erwachsene Autisten befragen?
24.07.12, 20:59:18
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 24.07.12, 21:28:01

Ihr könnt selbst in deren Forum eure Meinung sagen.

Von deren Website:
Zitat:
Zweck des Vereins

Der Verein bezweckt die Information und den Austausch für Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff], deren Angehörige und Menschen mit einem besonderen persönlichen oder fachlichen Bezug zu Autismus oder Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff].

Es handelt sich soweit ich sehe nicht um das schweizerische Pendent zu Ade, sondern um einen kleineren Verein.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.07.12, 21:21:10
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drvaust
(stillgelegt)

Das ist eine Plakat-Aktion, also keine echten Diplome, die jemandem für eine Leistung verliehen werden. Eine symbolische Darstellung.

Der Ansatz ist falsch. Z.B.: Es wird davon ausgegangen, daß man sich selbstverständlich in die Augen sehen muß. Dazu wird darauf hingewiesen, daß das Autisten schwer fällt und deshalb besonderen Dank verdient. Auf die Idee, daß man sich nicht unbedingt in die Augen sehen muß, kommen die nicht.
Es wird als selbstverständlich angenommen, daß sich alle normal verhalten müssen.

Zitat von orka:
Wie sollte eine Sensibilisierungskampagne eurer Meinung nach gestaltet werden?
Z.B.: Ein Plakat 'Entschuldige bitte, daß ich Dich wieder gedrängt habe, mir unnütz in die Augen zu sehen.'
Das würde vielleicht zum Nachdenken führen, ob das 'in die Augen sehen' wirklich notwendig ist.

Zitat von arwen:
ich geh eher davon aus, dass das z.b. menschen ... sehen und für glaubhaft halten. ...
dann würde sie sagen: na also, es geht doch. andere schaffen das auch und bekommen da sogar ein diplom dafür.
Das wird oft so sein. Soetwas hörte ich auch schon oft, z.B. wenn Nicole Schuster wieder mal im Fernsehen war.

Zitat von comes:
Zitat von 55555:
[...] daß Kommunikation mit Elternverbänden weitgehend sinnlos ist.
Ist das wirklich so?
... Sollten nicht gerade Eltern von Autisten etwas reflektierter mit dem Thema umgehen und wenn schon nicht ihre eigenen Kinder, dann doch wenigstens erwachsene Autisten befragen?
Ich habe mit Autisteneltern-Verbänden ähnliche Erfahrungen. Aber bei einzelnen Eltern von Autisten sieht das teilweise ganz anders aus.
24.07.12, 22:06:57
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Offenbar hat die Organisation mit ihrer Spendensammelkampagne noch nicht genug gehabt und legt nochmal nach:
Zitat:
Nun wird gemäss einer Mitteilung in einem TV- und Kinospot eine weitere Facette von Autismus thematisiert: Für Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] ist es sehr schwierig, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen. Sie sind deshalb auf Unterstützung angewiesen. Dies zeigt Ruf Lanz anhand einer der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte. Jede Gefühlsregung, die Kate Winslet und Leonardo Di Caprio auf dem Bug der Titanic durchleben, wird in Form von Untertiteln eingeblendet. Die Rechte dazu hat Ruf Lanz bei 20th Century Fox Switzerland und 20th Century Fox Los Angeles offiziell eingeholt.

Quelle

Wenn es dann jemand online findet, kann er es hier gerne verlinken.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.09.12, 22:06:45
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