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Thema: Autismus und Darmflora (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=5547)


Geschrieben von: PvdL am: 14.06.12, 22:11:33
Kaum zu glauben, daß gerade der Kultursender Arte solch einen Stuß verbreitet. In einer Sendung zum Thema Autismus wird der Theorie nach gegangen, ob Autismus die Folge einer Darmverstimmung sei.

Arte: "Hilfe bei Autismus? Die Rolle der Bakterien"

Ausstrahlung:
heute, 14. Juni 2012 um 22.00 Uhr

Wiederholungen:
28.06.2012 um 05:00
30.06.2012 um 12:15


Geschrieben von: feder am: 14.06.12, 22:34:22
Diese Theorie, dass Autismus durch schlechte Darmbakterien hervorgerufen werde, gegen die man dringend irgendwas tun müsse, geistert doch schon seit Jahren herum. Derzeit mit zunehmender Popularität, wie mir scheint.


Geschrieben von: PvdL am: 14.06.12, 22:57:41
Zitat:
Autismus ist eine in der industrialisierten Welt weit verbreitete Entwicklungsstörung mit hoher Zuwachsrate. Die Dokumentation begleitet Wissenschaftler, die sich mit der unglaublich komplexen menschlichen Darmflora befassen, um dort Indizien für die Ursache der Störung zu finden. Außerdem stellt sie Eltern vor, die sich angesichts der Krankheit ihrer Kinder nicht geschlagen geben und mutig für deren Gesundung kämpfen.

Autismus ist die Entwicklungsstörung mit der höchsten Verbreitungsrate in der industrialisierten Welt. In den letzten 20 Jahren hat sich die Inzidenz, also die Zahl der Neuerkrankungen, um 600 Prozent erhöht. Das ist trotz zweifelsohne verfeinerter Diagnoseverfahren eine schockierende Entwicklung. Die Wissenschaft scheint dafür keine Erklärung zu finden. Dennoch kristallisiert sich heraus, dass Autismus vor allem durch das Umfeld ausgelöst wird, also nicht erblich bedingt ist. Kinder reagieren offenbar auf die oft ungesunde und belastende Lebensführung in modernen Gesellschaften. Einige Wissenschaftler sehen in diesem Phänomen ein Alarmsignal und mahnen zum Umdenken.
Außerdem wurde festgestellt, dass 70 Prozent der autistischen Kinder an schwerwiegenden Magen-Darm-Störungen leiden. Dieser Zusammenhang hat eine Gruppe von Mikrobiologen veranlasst, ihre Forschung auf den Verdauungstrakt betroffener Kinder auszurichten. Die Dokumentation beleuchtet die neue Theorie einer bakteriellen Ursache für Autismus.
Neben laufenden Forschungsarbeiten in Kanada, den USA, England, Norwegen und Schweden zeigt die Dokumentation auch die Lebensgeschichte zweier starker Mütter mit autistischen Söhnen. Die eine ist aus Somalia nach Kanada eingewandert und hat ihren Fall in den Dienst der Wissenschaft gestellt hat: Die Forscher wollen herausfinden, warum bei eingewanderten Somalis gehäuft Fälle von Autismus auftreten. Die andere Mutter war es leid, die Ärzte sagen zu hören: "Gegen Autismus kann man nichts unternehmen". Ihre bewegenden privaten Filmaufnahmen zeigen, dass die vorübergehende experimentelle Behandlung der Darmflora ihres Sohnes deutliche Fortschritte brachte: Er lernte sprechen und spielen und nahm mehr am Familienleben teil.


Geschrieben von: 55555 am: 15.06.12, 08:44:39
Wäre ja schön, wenn es so wäre, dann wäre Nichtautismus heilbar.


Geschrieben von: feder am: 15.06.12, 09:31:24
Ein Problem bei diesen biomedizinischen Ansätzen ist meines Erachtens, dass die Eltern vielleicht irgendwann feststellen, dass das Kind bestimmte Stoffe nicht verträgt (oft wird z.B. von Verbesserungen berichtet, wenn das Kind keine Milch oder keine Gluten mehr bekommt oder irgendwelche Zusatzstoffe verfüttert werden). Diese Verbesserungen werden dann als "Verbesserung des Autismus" interpretiert und die Eltern erzählen sich dann untereinander, dass man an Autisten z.B. keine Milch verfüttern dürfe. Die Möglichkeit, dass das Kind vielleicht auch nur eine "banale" Laktoseintoleranz hat und sich deshalb besser verhält, wenn Milch wegfällt, scheint nicht wahrgenommen zu werden. Auch Eltern, die im Grunde keine Verbesserung beim Weglassen von Milchprodukten feststellen, halten oft ziemlich lange daran fest, weil die Verbesserung möglicherweise ja doch kommt, sobald alles "entgiftet" ist.


Geschrieben von: Lenz2011 am: 15.06.12, 10:13:15
In dem Zitat aus der Nachricht von PvdL steckt ja ein sehr interessanter Absatz:

Zitat:
Kinder reagieren offenbar auf die oft ungesunde und belastende Lebensführung in modernen Gesellschaften. Einige Wissenschaftler sehen in diesem Phänomen ein Alarmsignal und mahnen zum Umdenken

Alles andere scheint mir doch sehr fragwürdig, es ist insgesamt auch ein auffallend inkohärenter Text.


Geschrieben von: [feder] am: 19.06.12, 19:44:55
Etliche Beiträge wurden auf Wunsch in einen neuen Thread ausgelagert.


Geschrieben von: 55555 am: 09.04.13, 16:54:25
Derzeit hier verfügbar: Hilfe bei Autismus - Die Rolle der Bakterien


Geschrieben von: drvaust am: 10.04.13, 05:33:01
Interessante Sachen, interessante Theorien. Aber das Problem Darmflora/-fauna ist schon lange bekannt.
Daß das Autismus auslösen kann, bezweifel ich, es ist aber nicht auszuschließen.
Mir ist in dem Film aufgefallen, daß Symptome als Krankheit gesehen werden, daß wenig auf die Ursache der Symptome geachtet wird. Also ein Patient ohne Symptome ist gesund (bzw. ohne ungewöhnliche Symptome, sonst wäre er ja tot). Ich sehe Symptome nur als Folgen und Hinweise für etwas, z.B. eine Krankheit.
Die Behandlungen der Kinder am Anfang fand ich sehr unangenehm, vielleicht fehlt denen nur Ruhe, um sich zu entwickeln.
Auch den Einsatz von Antibiotika fand ich erschreckend. Da stimmt irgendetwas nicht, also Antibiotika. Die Antibiotika helfen nicht richtig, also mehr Antibiotika. Antibiotika sind Gift (anti=gegen, bio=leben), vielleicht nicht für den Mensch, aber das ist nicht sicher. In dem Film wird ja gezeigt, wie die Antibiotika auf Umwegen schaden können, in dem die 'guten' Bakterien geschädigt werden und somit die 'schlechten' Bakterien gefördert.
Ich meine, daß das ein guter Ansatz für Gesunderhaltung ist. Aber den Zusammenhang mit Autismus bezweifel ich, neue Theorie Nr. ... .


Geschrieben von: starke Dame am: 10.04.13, 15:01:01
Wie das mit der Darm-Hinr-Achse funktioniert, begreife ich selber nicht 100%ig.

Doch z.B. bei meinem Sohn, er hat selber Neurodermitis haben wir die gluten- und caseinfreie Ernährung probiert.
Es traten keine Veränderungen im Autismus auf, doch verbesserte sich sein Hautbild, sein Verhalten wurde ruhiger und die Sprache deutlicher.

Wenn er dann mal etwas gluten- oder caseinhaltiges zu sich nimmt, merkt man das auch. Wir haben allerdings alles weg gelassen, was auch in irgendeiner Form künstlich ist, Geschmacksverstärker, Farbstoffe künstliche Aromen usw.

Autist ist er nach wie vor - doch gab es auch sehr viele Änderungen die direkt nach ein - bis zwei Wochen eintraten, dass auch der Kinderarzt das mit der Ernährungsumstellung im Bezug bringt.

Doch wird es wohl mit irgendwas anderem zu tun haben, was es ist, keine Ahnung, doch hilft es auch bei Nichtautisten, die gewisse Probleme haben, z.B. bemerkte ich bei mir auch positive Veränderungen, eine andere Person die das indirekt mitprobierte, die nicht zweigleisig kochen wollte, bekam letzten Sommer dann ihre Sonnenallergie nicht usw.

Es wird wohl eine Art Nahrungsunverträglichkeit sein, die verbreiteter ist als man denkt und sowohl Autisten als auch Nichtautisten betrifft.

Antibiotika vertragen wir alle nicht gut, versuchen wir immer zu vermeiden.


Geschrieben von: 55555 am: 10.04.13, 16:32:50
Stand des Forums vor einigen Jahren war: Es kann sein, daß manche Wirkungen von Nahrungsmitteln in Einzelfällen Autismus ähneln.

Die eigentlich interessante Frage ist für mich da ja, wer bestimmt welche Wirkung gesund und welche krank ist. Kann man von einer "Allergie" sprechen, wenn ein NA durch seine Darmflora tatsächlich Autisten ähneln würde? Das würde voraussetzen, daß Autismus schlecht ist. Daher bietet dieser Ansatz auch "Heilungschancen" für Nichtautisten.

Dahinter ist die eigentliche Frage: Wie gestalten wir den Menschen mittels modernen Wissens um Zusammenhänge? Können nicht zwangsläufige gesellschaftliche Gegebenheiten Antriebsfeder sein um Menschen in solcher Weise zu formen? Was würde unter solchen Umständen "Menschenwürde" noch bedeuten?


Geschrieben von: Unpassend am: 29.06.13, 18:53:04
Interessante These. Hat schon jemand darüber nachgedacht, dass Autismus zum Darmfloraverstimmung führen könnte? Dann konnte man zwar nicht durch Darmsanierung Autismus heilen, konnte aber es besser diagnostizieren.
Für Patienten ohnehin ohne Bedeutung, wenn manche promovierte Vollpfosten sowieso nach Gutdünken entscheiden dürfen wer es hat und wer nicht. Eher wird das Dogma der Unfehlbarkeit der Päpste abgeschafft, als das der Psychiater.