apeiron
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geändert von: apeiron - 17.06.12, 09:41:57
Mir geht nicht um "ausführen". Sondern das 'Geschöpf' so nehmen, wie es ist. Nicht verändern zu wollen oder "anpassen". Nicht zu sagen "so geht es jeden Menschen", wenn diese Aussage gar nicht stimmt. Der Hintergrund dieser Aussage ist meist wohl "Verständnis schaffen" und dazu ermutigen Wege zu finden, weil "andere Personen schaffen es auch" (ich hasse diesen Satz!)
Hunde können nicht reden. Aber die "verhalten" sich. Von ihnen wird nicht verlangt zu reden. Eher das Gegenteil, sie sollen still sein. Von Menschen wird erwartet, dass sie reden. Wenn nicht, dann gelten sie als "behindert". Vielleicht ist es aber auch das Reden, was "hindert". Reden gehört als "Selbstverständlichkeit" in jedem Leben dazu - so die "Definition" vom Menschen. Was aber, wenn der primäre Instinkt gar nicht über Worte ist? Und der Zwang zu Reden als Behinderung aufgefasst wird?
Jeder Mensch ist anders, so wurde mir sehr oft gesagt. In einem anderen Kontext teilte mir (meist die gleiche Person mit), dass sich "so" und "anders" nicht zu benehmen ist. Zum Beispiel wurde mir oft mitgeteilt, dass Menschen Freunde brauchen. Mir wurde versichert, wenn ich Freunde habe, dann würde es mir auch sehr viel besser gehen. Als ich dann tatsächlich eine "Freundin" (jemanden, wo wir öfter was gemacht habe) und ich mitgeteilt habe, dass es für mich sehr viel Stress bedeutet, wurde gesagt, dass es dann bestimmt an der Person liegt. (erklären, abwägen, verstehen, Planen, ...) Ich HABE einen Tagesablauf gehabt, in diesem ich mich sehr wohl fühlte. Da hätte jede Person es sein können.
Ich HABE mich daraufhin (auch schon vorher) sehr sehr viel angepasst, weil ich es wollte, weil mir es wichtig war, weil ich es "doof" fand, immer wieder rauszufallen. Ich konnte nicht verstehen, dass Menschen, die doch eigentlich alle "gleich" sind, trotzdem immer wieder ich getadelt wurde und es nicht nachvollziehen konnte, obwohl ich sehr viel über mich und mein Verhalten nachdenke.
Ich bin müde davon. Weil es auch keinen "Erfolg" versprach. Dann dachte ich, dass ich nur nicht mich gut genug ausdrücken könne. Aber auch eine "Vermittlerin", nach dem Gespräch, entweder anpassen oder nicht.
Und inzwischen stelle ich all meine Handlungen in Frage. Und stelle diese Gedankengänge in Frage. Weil ich habe bestimmt grobe "Fehler" gemacht. Und trotzdem so gehandelt, mit dem Ziel der "Anpassung". Das umzusetzen, was ich gelernt/verstanden/gelesen/beobachtet habe.
Auch ich lerne aus meinen vergangenen Handlungen. Ja, das mache ich. Aber offensichtlich nicht genug. Hier habe ich viele Bücher... ADHS, Autismus, Borderline, Depression, Dissoziationen, Gefühle, Hochsensibilität, Kommunikationstechniken (Small Talk, Gewaltfreie Kommunikation, Körpersprache), Persönlichkeiten, Soziale Kompetenz, Therapieverfahren, Trauma. Aber das Leben ist kein "Buch", sondern Realität. Auch wenn ich so manche Strategien entnehmen konnte. Das Leben spielt sich auch nicht innerhalb einer Diagnose ab, sondern in der Realität. In Selbsthilfeforen bin ich sehr oft über die Aussage gestoßen (vor allem bei Personen mit der Diagnose Borderline), dass ihnen die Diagnose vor allem deswegen wichtig war, um sich mit "etwas" zu identifizieren. Das heißt also "fehlendes Selbstbild" und nicht "Borderline". Das sind ganz unterschiedliche Probleme. Vor allem deswegen, weil wohl überlegt wurde / überlegt wird, Borderline in eine "komplexe Posttraumatische Belastungsstörung" umzuwandeln. Aufgrund der Überschneidungen dieser Diagnosen. Aber PTBS ist prinzipiell keine "Störung" direkt, sondern eine "Überlebensstrategie" der Seele. Also: Menschen sind verschieden. Und keine Person ist "eine Diagnose", sondern noch immer "ein Lebewesen"! Ich weiß, dass viele hier sich nicht als "Mensch" sondern als "Autist" betrachten. Auch nach Büchern habe ich die Unterschiede nicht kennen- bzw. verstehen gelernt. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich "Autist", "Borderline", "Hochsensibel", "nicht intelligent genug", "Anpassungsgestört" oder "traumatisiert" bin (oder was ganz anderes). Ich weiß es nicht. Aber es sollte mir auch nicht wichtig sein. Sondern wichtiger ist das, was ich mit meinem Leben innerhalb dieser Gesellschaft machen kann.
Menschen mit Hochsensibilität... in dieser Welt, wo sehr viel Misstrauen, Wut und Hass herrscht. Trauer, Angst und (verbale) Gewalt. Medien, die sehr viel "hochpuschen" und (Zeit-)Druck (Erwartung) schon für die Kleinsten.
Das heißt: Menschen schauen auf Leistung. Viele der Kleinen passen sich an. Aber "Schulverweigerer" oder "rebellierende Kinder", die sich in Drogen, Alkohol,....flüchten, gibt es auch immer häufiger. Ich denke, weil sie auch überfordert sind. Und davon krank werden. Auch sie haben keine "richtige" Zukunft mehr. "Wahre Werte", was sind es? Was stellen diese dar? Ich weiß es nicht. In keinem Fall aber Leistung, Luxusgüter,...!
Es stimmt mich alles nachdenklich und traurig.
Und "frei" kann ich gar nicht leben. Ich benötige "Zeitrahmen", Aufgaben zum Leben. Um mich weiterentwickeln zu können.
Aber ich glaube, ich habe mich distanziert von dem Gefühl, "funktionieren" zu müssen. Auch wenn ich die Definition dieses Wortes nicht kenne, weil ich dachte, dass ich "funktionieren" würde (Teilnehmen, Fragen bei Probleme, ...). Ich werde nicht mehr dem "Druck" nachgehen, mich beruflich einzugliedern. Nach der Rente (August 2008) habe ich versucht alles dafür zu tun, um wieder irgendwie trotzdem "einen Rahmen" zu finden. Auf diesem Weg zerstörte ich mehr, als ich mir aufbauen konnte. Und bis auf das Wissen, dass ich doch "aussortiert" bin, 3 neue Diagnosen habe und weiß, dass ich in dieser Stadt nichts verloren habe (weil ich nicht finden kann nach intensive Suche und auch nicht mehr hier finden möchte), hält mich nur noch die Angst und "Gewohnheit" hier. Wo ich wahrscheinlich noch etwas brauchen werde, um mich lösen zu können. In einer neuen Stadt brauche ich neue Personen der Rentenkasse, neue Umgebung,... oder ich ziehe doch innerhalb der Stadt um. Zwar wohne ich am "Stadtrand" und trotzdem zu laut, chaotisch, hektisch.
Es wird sich zeigen, wie ich mich irgendwann entschieden habe. Oder auch nicht, weil alles so bleibt, wie es ist. Aber auch dann ist es so, wie es ist.
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