Zitat:
Auch für Mittelständler bietet die Technik ein riesiges Potenzial. Hannes Kuhn erkannte das schon früh. Und entschloss sich, das Spritzgussunternehmen seines Vaters nicht weiterzuführen. "Das war alles alt, ich hätte 2 bis 3 Mio. Euro investieren müssen." Kuhn schmiss alles raus und kaufte einen 3-D-Drucker: 200.000 Euro teuer, 2,20 Meter hoch, 1,35 Meter breit, 860 Kilogramm schwer. "Spritzgießen und den ganzen alten Quatsch wie Sägen, Drehen und Bohren kann man vergessen", sagt Kuhn. All diese Arbeitsschritte fallen beim 3-D-Drucken weg. "Mit dieser einen Anlage bin ich in der Lage, ein ähnliches Produktspektrum abzudecken wie mit den acht Maschinen, die ich vorher hatte." Alles, was er dafür braucht, sind Dateien mit dem Konstruktionsplan. Die können seine Kunden per E-Mail schicken - ein oder zwei Tage später bekommen sie das fertige Produkt.
[...]
Das Hamburger Zahnlabor Flussfisch Dental hat sich gleich selbst einen Hightechdrucker angeschafft. Die Maschine gleicht einem überdimensionierten Backofen. Hinter dem Sichtfenster der Brennkammer erhitzt ein Laserstrahl eine nur 20 Mikrometer dicke Pulverschicht aus Kobalt-Chrom auf 1400 Grad Celsius. Danach streut ein Schieber eine neue Schicht Pulver auf, und der Prozess beginnt von vorn. Nach und nach verschmilzt der Laser das Pulver zu einer ganzen Reihe von Zahnkäppchen - Unterbauten für Verblendkronen. Bis zu 250 Käppchen entstehen gleichzeitig, jede gefertigt nach den individuellen Patientendaten.
[...]
2010 machte sein Unternehmen 400.000 Euro Umsatz. Ein paar Hundert Euro davon stammen mittlerweile aus der Produktion von Gartenmöbelteilen - als der Auftrag für den Designer Leitl erledigt war, hatte er dem Unternehmen Allibert, das den Gartenstuhl hergestellt hatte, angeboten, die Teile zu produzieren. Erst verstand man ihn dort nicht "Das geht nicht", hieß es, "die Werkzeuge zur Herstellung gibt es nicht mehr. Sie müssen den Sitz mit einem Lederbändchen festbinden." Darauf druckte Kuhn zwei Haken aus und schickte sie an Allibert. Kurze Zeit später kam ein Anruf: "Wir brauchen 20 Sätze davon." Inzwischen fertigt Kuhn jährlich vier Bestellungen à 30 Sätze. 10 Euro verlangt er pro Stück - das Doppelte der Produktionskosten.