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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Und nun noch Senf von mir dazu.
Zitat von E.rina:
Bisher ist ja so, daß er z.B. zwar gern ein Eis oder einen Schokoriegel haben möchte, aber das nicht selbst kaufen möchte.

Um "möchte" muß es da nicht unbedingt gehen.
Zitat:
Die AG ist erstmal auch nur ein Ansatz, bei der Umsetzung sind wir noch nicht.

Ich denke so eine AG sollte sich die Ziele setzen, die ihm selbst wichtig sind. Einkaufen kann ein Thema sein, das ihn nicht besonders drängt und ich vermute das sogar mal. Er wird es wenn die Umstände seines Lebens stimmen schon irgendwann selbst einfach tun, so wie manche Autisten plötzlich anfangen in kompletten Sätzen zu sprechen. Für ihn könnte es jedoch Themen geben, die wirklich wichtig sind, z.B. eben der Kontakt zu Mitschülern an sich. Seine eigenen Prioritäten würde ich nicht durch ein fremdes Wertesystem ("selber einkaufen ist unheimlich wichtig") unterbuttern, denn dann wird er auch mehr zumachen. Bis dahin wäre es wohl gut, wenn tatsächlich jemand für ihn einkauft, ggf. wenn er dabei ist und zuschauen kann, aber nur wenn es ihn nicht zu sehr belastet.
Zitat:
In dieser speziellen Einkaufssituation oder allgemein?

Allgemein.
Zitat:
Im Unterricht ist er aufmerksam versteht aber nicht alles.

Gibt es irgendeinen Mitschüler, der alles versteht?
Zitat:
Was er nicht verstanden hat merke ich meist erst, wenn wir eine Aufgabe bearbeiten, da er beim Lehrer nicht nachfragt.

Ja.
Zitat:
Fragen stellt er nur mir, ganz selten einem Mitschüler.

Das ist wohl auch deine Aufgabe? Wenn du nicht da bist stellt er niemandem diese Frage? Dann hat er wohl den Eindruck, daß niemand mit seiner Aufmerksamkeit ausreichend bei ihm ist?
Zitat:
Auf Anweisungen bzw Erinnerungen meinerseits reagiert er genervt, wenn sie öfter kommen. Dabei handelt es sich in der Regel um Einhaltungen der Form beim Schreiben, z.B. nicht über den Rand schreiben oder vorn in der Zeile anfangen und nicht mittendrin.

Dann laß das in Zukunft, mich hätte das auch sehr genervt, denn deine Aufgabe ist Assistenz, nicht Überwachung. Diese Grenze solltest du nicht verletzen.
Zitat:
Bei Erklärungen arbeitet er gut mit, manchmal möchte er es erst allein versuchen, bittet mich dann aber um Hilfe, wenn er nicht weiterkommt.

Wirkt auf mich gut.
Zitat:
Thomas tippt zurück, das geht so lange bis Thomas keine Lust mehr hat und sagt das M. aufhören soll.

Also hat er auch recht übliche Kontakte zu anderen Schülern.
Zitat:
In den Pausen ist er meist bei einem Teil seiner Mitschüler. Er beobachtet sie sehr genau und läuft dabei auf und ab

Und was machen die Mitschüler, bei denen er ist?
Zitat:
Das ist erstmal das was mir gerad so einfällt.

War schon ein guter Anfang.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.11.11, 11:27:36
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E.rina
(Standard)

geändert von: E.rina - 20.11.11, 13:58:19

Hallo an alle!

Zitat von wolfskind:
ich kann eis bestellen, aber ich tue es anders als NA das tun würden.
vielleicht geht es darum dass er es nicht so tun will wie es ihm vorgemacht wird.
um zu wissen wie man es selbst tun will muss man etwas rumprobieren.


Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen, das sollte man auf jeden Fall bedenken, danke Dir.

@Schuschu

Vorweg möchte ich gern sagen, daß ich in meiner Ausbildung nichts über Autismus gelernt habe. Damals war das noch nicht Bestandteil im allgemeinen Unterricht, was ich darüber weiß habe ich aus verschiedenen Quellen, weil es mich interessiert hat. Dazu muß ich sagen, daß ich nicht glaube, daß man Pädagogik (gleich welcher Bereich) nur aus Büchern oder im Unterricht lernen kann, man muß ein Gefühl dafür haben und bereit sein sich in andere hineinzuversetzen oder auch mal in abstrakten Bahnen zu denken, da jeder Mensch ist.

Thomas ist 15, das erklärt vielleicht etwas warum sich seine Eltern jetzt verstärkt Gedanken machen. Er möchte irgendwann woanders wohnen (in einer anderen Stadt) und klar macht man sich dann Sorgen ob und wie er dort zurecht kommt. Es setzt ja eine gewisse Unabhängigkeit voraus.

Um es nochmal klarzustellen, niemand will das jetzt von heut auf morgen ändern, es ist ja noch Zeit genug. Wir wollen uns nur in solchen Situationen bewegen, ob er dann selbst etwas kauft bzw bezahlt bleibt ganz allein seine Entscheidung. Vielleicht findet man dabei auch heraus, worin die Barriere besteht.

Zitat:
Der Schulalltag an sich scheint einen immens grossen Kraftakt zu bedeuten.
Dann fühlt sich das ganze für mich auch noch so an: man will zwar keinen Zwang ausüben, aber trotzdem soll er sich wie ein Nichtautist verhalten.


Das denke ich auch. Zwänge und Schule ist ein schwieriges Thema, für die anderen Schüler ist es nicht anders. Man muß etwas aufschreiben, abschreiben, Arbeiten schreiben usw Es ist aber nicht so als würde er sich dem verweigern, er macht Aufgaben wie selbstverständlich mit. Ich habe manchmal auch den Eindruck, daß er selbst bemüht ist sich wie alle anderen zu verhalten. Er ist gern in seiner Klasse (Klassenfahrt wollte er ohne Begleitung mitmachen) und wenn seine Mitschüler ihn zu etwas auffordern ist er meist bereit mitzumachen, wenn nicht lehnt er das rigoros ab und das wird akzeptiert.

Zitat:
Eine Frage noch: wem ist es wichtig, dass er genau in den Zeilen schreibt. Ihm selber? Hat jemand schonmal daran gedacht, dass es für ihn so wie er es macht einen Grund gibt und deswegen richtig ist?


So ganz genau nimmt das niemand. Es sollte aber schon für Lehrer oder Eltern lesbar bleiben. Seine Schrift ist schwer zu lesen und wenn dann noch alles kreuz und quer steht, ist das natürlich noch schwieriger. Für ihn selbst übrigens auch, dann fragt er mich was das heißt.
Was das betrifft überlege ich schon ob ein Laptop nicht eine Maßnahme ist.

Zitat von akurei:
Bzgl. der Unfähigkeit Dinge an Ständen oder Verkaufsorten zu bestellen oder zu bezahlen kann ich von mir sprechen, schon immer aus irgendeinem Grund Angst davor zu haben.
Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich wohl so alt wie dein Schützling gewesen bin, wo man das von mir forderte. Das artete ziemlich aus, so daß ich kaum was as, wenn wir mit der Klasse etwas unternahmen und mich diesen Situationen auch sonst so gut wie nie stellte.


Darf ich fragen ob sich inzwischen etwas daran geändert hat? Und wenn ja, was hat Dir denn geholfen?

Fordern wollen wir nicht, genau das soll ja vermieden werden.
Und ja, es ist schwierig, aber natürlich macht es Spaß und lernt dabei eine Menge.

@Fundevogel

Das ist ein sehr interessanter Punkt. Eigentlich ist ja fast überall so, daß man eine Theke, ein Kassenhäuschen oder ähnliches hat. Dann wäre ein Flohmarkt vielleicht eine Idee das mal auszuprobieren, da gibt es sowas ja recht selten und wenn man zur passenden Zeit kommt ist es auch nicht voll. Vorausgesetzt er hat Interesse daran.

Zitat von 55555:

Um "möchte" muß es da nicht unbedingt gehen.


Ein Ausdrucksfehler meinerseits. Nicht "können" trifft es wohl eher.

Zitat:

Ich denke so eine AG sollte sich die Ziele setzen, die ihm selbst wichtig sind.


Das ist richtig und es ist auch nicht so als würde er nicht gefragt. Was unternommen oder gemacht wird soll schon seine Entscheidung sein. Ich werde das ganz speziell aber nochmal ansprechen.

Zitat:

Gibt es irgendeinen Mitschüler, der alles versteht?


Nein, natürlich nicht, das erwartet auch niemand.

Zitat:
Das ist wohl auch deine Aufgabe? Wenn du nicht da bist stellt er niemandem diese Frage? Dann hat er wohl den Eindruck, daß niemand mit seiner Aufmerksamkeit ausreichend bei ihm ist?


Ja sicher, auch wenn es natürlich auch Aufgabe des jeweiligen Lehrers ist etwas nochmal zu erklären.
Gute frage, ich werde da mal nachhaken.
Und ja, er mag den Eindruck haben, es ist aber nicht so. Seine Mitschüler sind durchaus immer bemüht ihm zu helfen und merken sehr wohl, wenn er bei etwas Schwierigkeiten hat.

Zitat:

Dann laß das in Zukunft, mich hätte das auch sehr genervt, denn deine Aufgabe ist Assistenz, nicht Überwachung. Diese Grenze solltest du nicht verletzen.


Ich bemühe mich darum. Ich finde es auch blöd, wenn er von mir genervt ist. Es geht hier um Lesbarkeit des Geschriebenen, das ist ja auch wichtig. Dazu muß ich mir nochmal gezielt Gedanken machen.
Wir hatten in Deutsch jetzt das Thema Bewerbung, da geht es ja besonders um die Form. Zeilenabstand einhalten ist kein Problem, er merkt schnell selbst, wenn er da einen Fehler gemacht hat und korrigiert das dann, nur am Anfang anfangen macht er nicht. Bei anderen Aufgaben fragt er mich oft wo er das hinschreiben soll.

Zitat:

Und was machen die Mitschüler, bei denen er ist?


Das was sie sonst auch machen. Sich unterhalten, raufen, rumsitzen, Hausaufgaben abschreiben...das Übliche eben. Falls Du meinst wie sie auf sein Verhalten reagieren, dann ist die Antwort gar nicht. Sie kennen ihn lang genug um das nicht ungewöhnlich zu finden.

Sorry, das es jetzt so lang geworden ist.

Dank euch für eure Anregungen. Ich werd mir das jetzt notieren und nochmal gezielter Fragen stellen.



20.11.11, 12:50:55
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schneeweiß
(Angehörigenbereich)

Zitat von E.rina:
Thomas ist 15, das erklärt vielleicht etwas warum sich seine Eltern jetzt verstärkt Gedanken machen. Er möchte irgendwann woanders wohnen (in einer anderen Stadt) und klar macht man sich dann Sorgen ob und wie er dort zurecht kommt.

Ich habe mir bei meinem autistischen Sohn (17 Jahre alt) auch sehr viele Sorgen gemacht, ob er allein zurechtkommen wird. Mittlerweile hat er mir gezeigt, dass er es schafft, wenn es nötig ist und er es selber will.
Zitat:
Zwänge und Schule ist ein schwieriges Thema, für die anderen Schüler ist es nicht anders.

Für die anderen Schüler ist es schon anders. Der Unterrichtsstoff und die Art des Wissensvermittlung ist auf NA zugeschnitten, von dem gesamten Umfeld mal abgesehen. Für meinen A-Sohn war die Schule deutlich anstrengender als für meinen NA-Sohn.
Zitat:
Was das betrifft überlege ich schon ob ein Laptop nicht eine Maßnahme ist.

Für meinen Sohn ist das Schreiben am Laptop eine sehr große Erleichterung.
Zitat:
Ja sicher, auch wenn es natürlich auch Aufgabe des jeweiligen Lehrers ist etwas nochmal zu erklären.

Mein Sohn sagte mir, er würde u.a. nicht nachfragen, weil der Lehrer dann immer wieder auf die gleiche Weise erklären würde. Da er die Erklärung beim ersten Mal schon nicht verstanden hatte, nützte es ihm wenig, wenn der Lehrer seine Worte sinngemäß wiederholte. Meinem Sohn fiel es allerdings auch schwer zu benennen, was genau er nicht verstanden hatte.
20.11.11, 17:57:26
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Vendela
(Standard)

Kauft er sich an Automaten etwas?

Ich verstehe immer noch nicht, was der Sinn einer AG ist. Dass er einen Anlass hat, sich etwas zu kaufen (oder etwas anderes zu tun, das er tun / lernen soll)? Gruppendruck zur Motivationssteigerung? Verfremdung der Situation? Aus Beobachtung lernen?
Und fühlt er sich deiner Beobachtung nach in Gruppen wohl? Wer soll die Lernziele festlegen? Welcher Anreiz besteht für andere Schüler, an der AG teilzunehmen?


Zitat von E.rina:
Dazu muß ich sagen, daß ich nicht glaube, daß man Pädagogik (gleich welcher Bereich) nur aus Büchern oder im Unterricht lernen kann, man muß ein Gefühl dafür haben und bereit sein sich in andere hineinzuversetzen oder auch mal in abstrakten Bahnen zu denken, da jeder Mensch ist.

Ich denke schon, dass man vieles lernen kann, auf das man nur mit Einfühlungsvermögen und Gefühl nicht kommen würde.
Deswegen finde ich es auch gut, dass du dir die Zeit nimmst, hier nachzufragen.

Zitat von E.rina:
Ja sicher, auch wenn es natürlich auch Aufgabe des jeweiligen Lehrers ist etwas nochmal zu erklären.

Das stimmt nur teilweise. Und selbst wenn es so wäre, was hat das mit ihm zu tun, was Aufgabe des Lehrers ist?
Ich habe nie etwas gefragt.

Zitat von E.rina:
Dabei handelt es sich in der Regel um Einhaltungen der Form beim Schreiben, z.B. nicht über den Rand schreiben oder vorn in der Zeile anfangen und nicht mittendrin.

Ich kenne auch NA in dem Alter, die nicht vorn anfangen oder unleserlich schreiben.
Als ich dem Alter war, habe ich den Rand auch nicht eingehalten, weil ich es unsinnig fand. Einerseits wurde mir gesagt, dass man in der obersten Zeile anfangen muss zu schreiben, um Papier zu sparen und die Wälder, das Klima etc. zu retten, auf der anderen Seite sollte der Rand leer bleiben. Das fand ich wiedrsprüchlich und ich habe auch nicht verstanden, wofür man für den Lehrer einen Rand freilassen soll, wenn der nie etwas reinschreibt.

Zitat von E.rina:
Bei Erklärungen arbeitet er gut mit, manchmal möchte er es erst allein versuchen, bittet mich dann aber um Hilfe, wenn er nicht weiterkommt.

Wenn das so gut funktioniert, warum machst du das dann nicht in anderen Bereichen (Einkaufen...)?

Ich würde ihn eher bei dem unterstützen, was er machen / lernen will und so wie er unterstützt werden möchte. Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal und unüberwindbare Barrieren abbauen. Und ihm genügend Zeit und Freiraum geben, um sich selbst weiterzuentwickeln. Man muss nicht mit 18 alles können.
Ich habe mich mit 15 auch noch schwer getan, etwas einzukaufen, aber es mit der Zeit gelernt. Heute kann ich es weitgehend.
20.11.11, 19:51:21
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akurei
(Autistenbereich)

geändert von: akurei - 20.11.11, 21:53:11

Zitat von E.rina:
Darf ich fragen ob sich inzwischen etwas daran geändert hat? Und wenn ja, was hat Dir denn geholfen?


Gerne darfst du das fragen; der Status dessen entspricht sicher nicht mehr dem von vor zehn Jahren, ist aber auch nur unwesentlich gesellschaftstauglicher. Bezahlen ist nun in sehr vertrauten Umgebungen machbar, vor allem wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin. Ohne sie wird es schon schwieriger.

Ich tendiere aber immer noch dazu, solche Situation zu delegieren, wo es nur machbar ist, bzw. lasse sie andernfalls einfach sein.

Grüße in der Hoffnung, die gewünschten Informationen erbracht zu haben!
20.11.11, 21:52:36
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E.rina
(Standard)

geändert von: E.rina - 21.11.11, 18:12:05

Zitat von Vendela:
Kauft er sich an Automaten etwas?


Nein.

Zitat von Vendela:
Ich verstehe immer noch nicht, was der Sinn einer AG ist. Dass er einen Anlass hat, sich etwas zu kaufen (oder etwas anderes zu tun, das er tun / lernen soll)? Gruppendruck zur Motivationssteigerung? Verfremdung der Situation? Aus Beobachtung lernen?
Und fühlt er sich deiner Beobachtung nach in Gruppen wohl? Wer soll die Lernziele festlegen? Welcher Anreiz besteht für andere Schüler, an der AG teilzunehmen?


Sich in solchen Situationen zu bewegen, das heißt nicht, daß er zwangsläufig etwas tun muß oder sollte, das bleibt ihm freigestellt.
Ich finde nicht das Gruppendruck die Motivation fördert, eher fügt man sich dann eventuell Dingen, die man nie wollte und das finde ich nicht gut.
Inwieweit wäre denn dann eine Situation verfremdet?
Ja, er fühlt sich in Schülergruppen die er kennt wohl, daraus entstand unter anderem die Idee.
Es ist noch nichts festgelegt, nicht mal ob soetwas überhaupt stattfindet, von daher kann ich dazu nichts sagen.

Zitat von Vendela:

Ich denke schon, dass man vieles lernen kann, auf das man nur mit Einfühlungsvermögen und Gefühl nicht kommen würde.
Deswegen finde ich es auch gut, dass du dir die Zeit nimmst, hier nachzufragen.


Deswegen meinte ich ja nicht nur Bücher oder Unterricht. Hier kann man eine Menge lernen, aber es ist auch eine ganz andere Basis.
Danke!

Zitat von Vendela:

Das stimmt nur teilweise. Und selbst wenn es so wäre, was hat das mit ihm zu tun, was Aufgabe des Lehrers ist?
Ich habe nie etwas gefragt.


Was meinst Du mit teilweise? Aufgabe des Lehrers ist nach meiner Definition "lehren", da gehören Erklärungen dazu, auch etwas nochmal anders zu erklären, wenn es beim ersten Mal nicht verstanden wurde.
Warum hast Du denn nicht gefragt?

Zitat von Vendela:

Ich kenne auch NA in dem Alter, die nicht vorn anfangen oder unleserlich schreiben.
Als ich dem Alter war, habe ich den Rand auch nicht eingehalten, weil ich es unsinnig fand. Einerseits wurde mir gesagt, dass man in der obersten Zeile anfangen muss zu schreiben, um Papier zu sparen und die Wälder, das Klima etc. zu retten, auf der anderen Seite sollte der Rand leer bleiben. Das fand ich wiedrsprüchlich und ich habe auch nicht verstanden, wofür man für den Lehrer einen Rand freilassen soll, wenn der nie etwas reinschreibt.


Das ist ja auch widersprüchlich und wir nehmen es wie gesagt, auch nicht immer so genau.

Zitat von Vendela:

Wenn das so gut funktioniert, warum machst du das dann nicht in anderen Bereichen (Einkaufen...)?


Weil er das von vornherein ablehnt.

Zitat von Vendela:
Ich würde ihn eher bei dem unterstützen, was er machen / lernen will und so wie er unterstützt werden möchte. Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal und unüberwindbare Barrieren abbauen. Und ihm genügend Zeit und Freiraum geben, um sich selbst weiterzuentwickeln. Man muss nicht mit 18 alles können.
Ich habe mich mit 15 auch noch schwer getan, etwas einzukaufen, aber es mit der Zeit gelernt. Heute kann ich es weitgehend.


Den Punkt hat 55555 ja auch angesprochen und werde ich nochmal gezielt ansprechen.
Sich viel Zeit nehmen setze ich jetzt mal voraus und es erwartet auch niemand, daß er mit 18 alles kann, es ist bisher nur eine Idee so vielleicht anzufangen Barrieren abzubauen, niemand erhebt den Anspruch daß es funktionieren muß.

Zitat von schneeweiß:

Ich habe mir bei meinem autistischen Sohn (17 Jahre alt) auch sehr viele Sorgen gemacht, ob er allein zurechtkommen wird. Mittlerweile hat er mir gezeigt, dass er es schafft, wenn es nötig ist und er es selber will.


Das klingt sehr gut. Ich werde das definitiv mal so weitergeben.

Zitat von schneeweiß:

Für die anderen Schüler ist es schon anders. Der Unterrichtsstoff und die Art des Wissensvermittlung ist auf NA zugeschnitten, von dem gesamten Umfeld mal abgesehen. Für meinen A-Sohn war die Schule deutlich anstrengender als für meinen NA-Sohn.


Das ist klar, ich meinte damit auch nur, daß ich Schule generell kritisch sehe, auch Lehrer sind manchmal nicht mit dem einverstanden was sie so vorgeschrieben bekommen und als Schulbegleitung steht den Anforderungen von Lehrern, Eltern und manchmal auch Amt gegenüber, obwohl das doch eigentlich nur vom Schüler selbst bestimmt sein sollte.

Zitat von schneeweiß:

Für meinen Sohn ist das Schreiben am Laptop eine sehr große Erleichterung.


Auf sowas hoffe ich ja auch, aber das hängt natürlich von Thomas ab.

Zitat von schneeweiß:

Mein Sohn sagte mir, er würde u.a. nicht nachfragen, weil der Lehrer dann immer wieder auf die gleiche Weise erklären würde. Da er die Erklärung beim ersten Mal schon nicht verstanden hatte, nützte es ihm wenig, wenn der Lehrer seine Worte sinngemäß wiederholte. Meinem Sohn fiel es allerdings auch schwer zu benennen, was genau er nicht verstanden hatte.


Ich denke dieses Problem haben viele Schüler, nicht nur Autisten, da ist von Seiten des Lehrers echt mal Nachdenken gefragt. Das ist zum Glück bei uns aber nicht der Fall.
Vermutlich ist es wirklich die Schwierigkeit nicht benennen zu können wo es genau hakt.

Zitat von akurei:
Gerne darfst du das fragen; der Status dessen entspricht sicher nicht mehr dem von vor zehn Jahren, ist aber auch nur unwesentlich gesellschaftstauglicher. Bezahlen ist nun in sehr vertrauten Umgebungen machbar, vor allem wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin. Ohne sie wird es schon schwieriger.

Ich tendiere aber immer noch dazu, solche Situation zu delegieren, wo es nur machbar ist, bzw. lasse sie andernfalls einfach sein.

Grüße in der Hoffnung, die gewünschten Informationen erbracht zu haben!


Das ist schon ein großer Schritt finde ich und was heißt schon gesellschaftstauglich? Die Gesellschaft das sind wir alle, jeder mit seinen Schwierigkeiten, Macken und Problemen. Gesellschaftsuntauglich sind für mich andere Dinge.

Ja, hast Du und mir hilft es auch weiter. Dankeschön!

Euch allen, daß ihr euch die Zeit nehmt meine Fragen zu beantworten bzw darauf einzugehen.
21.11.11, 16:41:22
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Vendela
(Standard)

Zitat von E.rina:
Inwieweit wäre denn dann eine Situation verfremdet?

Es macht einen Unterschied, wo man sich was kaufen möchte / soll, von wem man begleitet wird, wer sonst da ist, wie das "kaufen" abläuft etc. Dann ist die Situation anders. Je nach Situation reagiert man anders, vor allem im sozialen Bereich.

Zitat von E.rina:

Was meinst Du mit teilweise? Aufgabe des Lehrers ist nach meiner Definition "lehren", da gehören Erklärungen dazu, auch etwas nochmal anders zu erklären, wenn es beim ersten Mal nicht verstanden wurde.

Formell ist die Aufgabe des Lehrers die Qualifikation, Selektion und Integration. Fragen zu beantworten ist eine Teilaufgabe. Daneben hat ein Lehrer viele andere Aufgaben. Und er hat nicht nur einen Schüler. Die Zeit, die Lehrer dazu aufwenden wollen / können Fragen einzelner Schüler zu beantworten oder ihnen etwas zu erklären, ist deshalb beschränkt.
Davon abgesehen ist Lehren und Lernen keine Einbahnstraße.

Zitat von E.rina:
Warum hast Du denn nicht gefragt?

Das hatte verschiedene Gründe. Ich konnte es nicht und wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich es aus pragmatischen und taktischen Überlegungen auch nicht gewollt.
22.11.11, 12:04:10
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E.rina
(Standard)

Zitat von Vendela:

Es macht einen Unterschied, wo man sich was kaufen möchte / soll, von wem man begleitet wird, wer sonst da ist, wie das "kaufen" abläuft etc. Dann ist die Situation anders. Je nach Situation reagiert man anders, vor allem im sozialen Bereich.


Ja, jetzt habe ich verstanden. Da hast Du natürlich vollkommen recht.

Zitat von Vendela:

Formell ist die Aufgabe des Lehrers die Qualifikation, Selektion und Integration. Fragen zu beantworten ist eine Teilaufgabe. Daneben hat ein Lehrer viele andere Aufgaben. Und er hat nicht nur einen Schüler. Die Zeit, die Lehrer dazu aufwenden wollen / können Fragen einzelner Schüler zu beantworten oder ihnen etwas zu erklären, ist deshalb beschränkt.
Davon abgesehen ist Lehren und Lernen keine Einbahnstraße.


Auch hierin gebe ich Dir Recht.
Wobei ich, wie gesagt, das System teilweise sehr kritisch sehe, auch für NA. Die Individualität kommt viel zu kurz und die Bedürfnisse der einzelnen Altersstufen auch.

Zitat von Vendela:

Das hatte verschiedene Gründe. Ich konnte es nicht und wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich es aus pragmatischen und taktischen Überlegungen auch nicht gewollt.


Pragmatische und taktische Gründe kann ich sehr gut nachvollziehen, da geht es wohl vielen Schülern so, auch wenn sie das nicht so bewusst wahrnehmen.

Um zur Ursprungsfrage zurück zu kommen...ich hatte heute ein Gespräch mit der Lehrerin, die diese "AG" hauptsächlich betreuen wird. Sie mag von der ursprünglichen Idee nicht wirklich abrücken. Sie gesteht zwar zu, daß niemand gezwungen werden soll, ist aber der Meinung, daß das gelernt werden soll.
Ich habe jetzt etwas Zeit geschunden und dringend empfohlen die "AG" erst nach den Weihnachtsferien stattfinden zu lassen, weil mir das Zeit gibt mit Thomas´ Eltern ausführlich darüber zu sprechen (und ihnen eure Argumente und meine Bedenken darzulegen) und die Dinge in die richtige Richtung zu schubsen. Mit etwas Feingefühl bekommen wir das sicher hin.

Noch etwas ganz anderes, wäre es ok, wenn ich hier eine Art Tagebuch anlege? Ich würde euch gern von unserem Schulalltag berichten, welche Probleme wir haben, was alles gut läuft usw. Unsere Hochs und Tiefs sozusagen, die jeder kommentieren kann wenn er möchte und in deren Verlauf ich auch gezielte Fragen stellen könnte. Das würde mir sicher ungemein weiterhelfen (und damit Thomas) und es wäre schön auch einfach mal die tollen Ereignisse/Details zu berichten, die einen jeden Tag wieder motivieren.
24.11.11, 22:54:40
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Möchte Thomas das Tagebuch?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
25.11.11, 14:04:17
Link
E.rina
(Standard)

Gute Frage, ich vermute, daß er z.B. nicht unbedingt wollen würde, daß ich hier Fragen zu bestimmten Situationen stelle, nur wie soll ich etwas verstehen, wenn er es mir nicht sagen kann und ich andere nichts fragen kann?
Tagebuch ist mir in den Sinn gekommen, weil man dann nicht zu jeder einzelnen Schwierigkeit einen eigenen Thread aufmachen muß und weil mal durchgehend die Probleme des Schulalltags beschrieben würden, vielleicht würde das anderen auch helfen.
Es sollte nicht jeden Tag und bei jeder Kleinigkeit ein Eintrag erfolgen, nur bei Problemen die in direktem Zusammenhang mit der Schule stehen oder eben auch wenn man etwas gelöst hat, etwas gut geklappt hat.
29.11.11, 18:47:16
Link
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Vielleicht erst probieren, Thomas z.B. einen Zettel vorzulegen mit mehreren Antwort-Möglichkeiten zum Ankreuzen und Zeit zum Beantworten und Aushändigen lassen...
ihn erkennen lassen, dass er DIR helfen kann...
sich ihm einfach mal so ausliefern, wie er sich dir ausgeliefert fühlen könnte?

Wenn Menschen sich ohnmächtig fühlen, werden sie häufig handlungsmüde oder besser "handlungstraurig".

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
30.11.11, 02:32:48
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indianer
(Standard)

Kann es vielleicht so sein, das Thomas immer so lange andere beobachtet, bis er für sich alleine beschließt es selbst zu tun?

Verhält er sich immer so?

Dann laß ihm Zeit und mach das nicht zum Thema, und er wird es ganz unbeobachtet plötzlich selbst tun.
Ich hatte das bei meinem Sohnemann auch, bis wir bemerkten, dass er dabei nicht beobachtet sein will. Im Gegenteil, damit haben wir immer nur erreicht, dass er es erst recht nicht getan hat.

Wäre ein Versuch wert, oder? Aber bedenke, dass er es bestimmt nicht auf Wunsch tun wird.
29.12.11, 14:46:31
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