Forum für Autisten und interessierte Zeitgenossen (http://autismus-ra.unen.de/index.php)
-- Offenes Forum (Schreibrecht auch für unter User=Gast; Pass=Gast eingeloggte Gäste) (http://autismus-ra.unen.de/board.php?id=3)
---- Angehörige und weitere Mitmenschen (http://autismus-ra.unen.de/board.php?id=23)
Thema: Erster Fremdspracherwerb in der Schule (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=4792)


Geschrieben von: Antika am: 06.05.11, 12:16:11
@wolfskind

Ich habe dich schon verstanden, wollte nur den Begriff Sprachproblem nochmal aufgreifen.;)

Mir ist das nun einfach öfters aufgefallen dass immer wieder von Sprachproblemen geschrieben/gesprochen wird. Ich sehe es ja auch so wie du, dass A einfach nur anders kommuniziert. A hat so gesehen damit keine Probleme, wohl aber NA. Auf jeden Fall sehe ich das jetzt so.

Was Buchstaben angeht, so fällt es mir auch immer wieder schwer, mal groß und dann wieder klein zu schreiben. Wenn ich etwas mit Bleistift oder Kugelschreiber auf Papier aufschreibe, dann schreibe ich nur in Großbuchstaben. In Skype wiederum, wo ich mich schon mal mit anderen austausche, schreibe ich nur in klein. Da stören mich die großen Buchstaben auch.


Geschrieben von: Schneekugel am: 06.05.11, 12:36:06
Also generell sind Sprachprobleme auch bei Aspergern verbreitet (je nachdem wie man diese empfindet), soweit ich dies von mir und Erzählungen anderer auf Aspies.de beurteilen kann. Problem ist dabei nicht unbedingt das Bilden der Laute an sich, aber es kann z.B. an Feinheiten fehlen wie exakter Modulation (z.B. statt "Warum ruft er denn an?" (Aus Neugier den Grund des Anrufes zu erfahren.) wird ein "Warum ruft DER denn an." usw... -.- , Stimmlage, Sprechlautstärke, Redewendungen, usw..., ständig irgendeinen Blödsinn den ich wo rausinterpretieren soll, ständig irgendein Blödsinn den mein Gegenüber unaufgefordert aus meinen Sätzen herausinterpretiert (und mich stinkwütend macht) abgesehen davon das ich reden zum Zweck der Kommunikation freiwillig benutze, aber nicht wie oft bei "Normalos" generell Freude am Reden empfinde, sondern dies je nach Fall als Anstrengung empfinde. Es liegt dabei nicht an der Kommunikation, ich kommuniziere gerne, nur eben nicht verbal da sich dies meist schwierig gestaltet. Ein normales offenes Gespräch mit jemandem der einen ähnlichen Kommunikationsstil pflegt wie ich, würde ich ähnlich dem Schreiben einstufen, typische Konferenzen wo mehrere Leute gleichzeitig sich ständig unterbrechend und Themen wechselnd gegenseitig regelrecht anbrüllen (sonst versteht man ja nicht was man sagen will, während schon drei andere reden und die Hölle könnte sich ja unter einem auftun, wenn man normal höflich miteinander kommunizieren würde und nicht gleichzeitig) ist für mich nach einiger Zeit entweder pure Folter, wenn ich wirklich darauf angewiesen bin daraus Informationen zu beziehen oder einfach nur vertrottelte Zeit, falls ich nicht zwingend zuhören muss und die Decke betrachten kann. -.-

Generell finde ich diese ganzen Einteilungen sowieso hirnrissig. Eine Person die ich kenne, ist mir an und für sich wahnsinnig ähnlich und sehr vieles empfinden wir ident, aber weil sie erst als Teenager richtig zu sprechen anfing, hätte sie theoretisch eine andere Diagnose als ich, also ich glaube eben HFA und Asperger in dem Fall.


Geschrieben von: monica62 am: 06.05.11, 14:03:15
Ich stimme zu, dass es sowohl beim Asperger wie beim HFA Sprachprobleme gibt. Welche sind ja hinlänglich bekannt. Sämtliche Probleme die ein Asperger hat, haben meine Söhne auch. Es kommen aber noch ein paar schwerwiegende Auffälligkeiten dazu. Die Sprachentwicklung verläuft anders. Welchen Entwicklungsstand ein Kind als Erwachsener erreichen kann, ist nicht voraussehbar. Der Ältere konnte es kompensieren. Er zeigt heute das Bild eines Aspergers.
Ich versuche den Unterschied anhand der Sprachproduktion unseres Jüngeren zu erläutern. Es ist eine einzelne Sicht, man darf diese nicht verallgemeinern. Bei anderen HFA kann die Kernproblematik anders liegen.
Da wäre mal die Sprachproduktion. Die Sprache ist verwaschen, Anfangs- und Endsilben werden verschluckt. Die Sprache ist stockend, polternd, als Antworten werden nur Stichworte gegeben. Eine Antwort in Sätzen ist nicht möglich. Weder mündlich noch schriftlich. Aus diesem Grund ist ihm ein Austausch via Internet momentan nicht möglich. Vielleicht ein Grund, dass man nicht viele HFA im Internet findet? In der Schule ist somit das Schreiben von Aufsätzen nicht möglich. In Sachthemen kann nur in Stichworten und nicht in Sätzen geantwortet werden. Dafür kann Rechtschreibung und Grammatik, solange diese systematisch vermittelt werden, problemlos gelernt werden.
Sprachmelodie und Betonung. Sprachmelodie fehlt, keine Betonung der Sprache, oft zu leise oder dann zu laut. Die Sprache gleicht einem Roboter.
Unsere Lautsprache ist sicher nicht die ideale Sprache für unseren Sohn. Ich vermute mal, dass er in Bildern denkt und alles in Wörter übersetzen muss. Sein Denken, wie er Sprache wahrnimmt, kann er mir noch nicht erklären. Seine Stärke liegt im visuellen und logischen Bereich. Ich vermute, dass er aus diesem Grund von der Gebärdensprache fasziniert ist. Er liest sehr gerne, ich wünsche mir für ihn, dass ihm durch das Lesen mit den Jahren, die Schriftsprache erschlossen wird und so für ihn ein Austausch in einem Forum wie hier möglich wird.


Geschrieben von: zoccoly am: 06.05.11, 15:42:22
Zitat von monica62:
Ich stimme zu, dass es sowohl beim Asperger wie beim HFA Sprachprobleme gibt.


Und als Ergänzung, massive bei NA, denn die sind oftmals nicht in der Lage eine vernünftige Frage zu formulieren, auch haben sie Schwierigkeiten Fragen zu verstehen, das erkennt man immer eindeutig an den nicht passenden Antworten.


Geschrieben von: wolfskind am: 06.05.11, 15:49:08
ich stelle fest dass viel wert drauf gelegt wird wie es klingt wenn A wie NA zu kommunizieren versuchen. warum lässt man A nicht so kommunizieren wie sie möchten? wenn er in bildern "spricht" ist das doch ok? ich würde ihn nicht drängen zu NA-Sprache.


Geschrieben von: Fundevogel am: 07.05.11, 01:57:28
wolfskind: Ich gelte als NA und spreche sehr gerne in Bildern, was hier ab und an zu Missverständnissen führt, die aufgelöst werden können:).

monica62: Ich kenne einen A, der fließend und schnell sprechen kann, wenn er allerdings Gefühle für einen Menschen hegt, poltert er in Brocken in unkontrollierter Lautstärke. Er hat anscheinend das Sprechen auswendig gelernt und kann es in transformierter Persönlichkeit einwandfrei anwenden (Beruf, Öffentlichkeit). Vielleicht kann das dein Sohn auch, wendet es aber bei euch nicht an, weil er bei euch der sein darf, der er ist?

Ich staune, dass du die andere Art der Kommunikation öfter als Störung einordnest. Unter NA gibt es ebenfalls zurückhaltende oder wenig oder ungeschickt sprechende Menschen. "Stilles Wasser", "mundfaul", "schüchtern", "einfaltslos", "langweilig", "gehemmt", "Polterer", "Frechsack" sind Bezeichnungen, die ihnen verpasst werden, aber von Störung oder Krankheit höre ich niemanden sprechen.

Ich denke, dass man sich selbst wohl "aufs Maul schauen" muss, damit man man anderen nicht "nach dem Munde redet"?;)