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Autor Nachricht
chat
(K1)

Hilfe mein fast 3. Jährige Sohn kann nicht sprechen !

Guten Tag,
Mein Sohn Qai ist am 12.07.2009 in Hamburg geboren. Er spricht leider nicht kein wort. Wir waren vor ca. 1 Jahr in UKE Eppendorf. Der Arzt hatte einen Ohrdruck- und Hörtest gemacht linke Ohr ist einwandfrei ausgefallen, leider bei rechter Ohr lässte sich Qai nicht untersuchen war hat geschrien traurig
Diagnose: Sprachentwicklungsverzögerung und hatten Qais Logopädieterapie vorgeschlagen, aber unser Kinderarzt meinte wir warten bis er 3 Jahr alt ist sehen dann weiter! Ich will ihm helfen weiss nicht wie !
Liebe Grüße
chattilo
16.04.11, 22:03:22
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[feder]
(Globalmoderator)

In ein neues Thema ausgelagert.
16.04.11, 22:35:14
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zoccoly
(Autistenbereich)

Vielleicht kann er und sieht darin aber keine Notwendigkeit.
Wie schätzt du seinen passiven Wortschatz ein?

stillgelegt
16.04.11, 22:38:05
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drvaust
(stillgelegt)

Versteht er Sprache, reagiert er richtig, wenn ihm etwas gesagt wird?
Teilt er sich mit, zeigt er durch Zeichen und Laute, was er will?
Stört es ihn, daß er nicht sprechen kann, oder hat er damit keine Probleme.

16.04.11, 22:48:04
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Eine genauere Beschreibung von Alltagssituationen würde vielleicht helfen zu Einschätzungen dazu zu kommen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.04.11, 00:28:09
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 17.04.11, 01:09:02

Ich kenne da so eine Anekdote von einem Kind das auch ewig nicht gesprochen hat. Einestages sitzt man zu Tisch und plötzlich sagt dieses Kind: "Kann mir mal bitte einer den Salzstreuer anreichen." - Alles sind total aus dem Häuschen, weil das Kind endlich spricht. Schließlich fragt jemand das Kind, warum es nicht früher gesprochen habe. Es antwortet nur: "Ich hätte schon sprechen können. Das war bisher nur nicht nötig gewesen."

Auch wenn es vielleicht wie ein blöder Witz anmutet, meine ich doch, daß auch an dieser Geschichte etwas Wahres dran bzw. drin ist: Man muß das Sprechen auch interessant machen. Wenn man dem Kind immer schon jeden Wunsch von den Augen abliest, motiviert das nicht gerade zum Sprechen.

Ein anderes ist es, daß mir bspw. meine Eltern auch immer erzählen, daß ich lange gar nicht gesprochen hätte, sodaß sie sich auch schon etwas Sorgen gemacht hätten. Dann aber eines Tages hätte ich dann gleich in vollständigen, wohlgeformten Sätzen zu sprechen angefangen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich empfehle, einerseits, nicht ungeduldig werden, andererseits, Sprache interessant machen, z.B. dadurch daß man demonstriert, daß man viel schneller und präziser seine Wünsche erfüllt bekommt, wenn man spricht. Wenn das Kind zum Beispiel etwas will und man immer das Falsche bringt, auch wenn man weiß, was es will, bis dann jemand anderer das ausspricht und schon funktioniert es. Das macht deutlich, wozu Sprache von Nutzen ist.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
17.04.11, 01:08:17
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Es kann viele verschiedene Ursachen geben, warum Kinder nicht sprechen. Manche "wollen" nicht, sehen also (noch) keinen Sinn in der aktiven Sprache, es gibt sog. Planungsstörungen, bei denen Kinder "im Kopf haben", was sie sagen wollen, aber es kommt quasi vom Kopf nicht "in den Mund" (Gedachtes kann nicht ausgesprochen werden). Manche Kinder wissen einfach noch nicht, wíe sie Lippen, Zunge, Mund, Zwerchfell und alle Muskeln, die zum Sprechen notwendig sind, in Einklang bringen sollen, damit Sprache "funktioniert". Auch ein Muskelhypotonie (Muskelsschwäche) kann für Nicht-Sprechen ein Grund sein. Lautiert er? Hat er seine "eigene" Sprache entwickelt?
Evtl. solltet ihr eine/n Logogpäden/in aufsuchen, der auch Diagnostiken macht (aber ich denke, dass machen heute alle guten Logos), um überhaupt erstmal herauszufinden, ob es vllt. eine organische Ursache dafür gibt, dass er nicht spricht.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
17.04.11, 07:32:20
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von PvdL:
Ich empfehle, einerseits, nicht ungeduldig werden, andererseits, Sprache interessant machen, z.B. dadurch daß man demonstriert, daß man viel schneller und präziser seine Wünsche erfüllt bekommt, wenn man spricht. Wenn das Kind zum Beispiel etwas will und man immer das Falsche bringt, auch wenn man weiß, was es will, bis dann jemand anderer das ausspricht und schon funktioniert es. Das macht deutlich, wozu Sprache von Nutzen ist.

Das finde ich so pauschal geäußert nicht hilfreich, wenn ein Autist aus Überlastung durch vermeidbare Rahmenumstände nicht sprechen würde, die niemand als für den Autisten als belastend erkannt hat wurde ein solches Vorgehen eventuell schwere negative Folgen haben können. Man sollte also ersteinmal versuchen zu verstehen was diese konkrete Konstellation charakterisiert.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.04.11, 10:21:17
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Antika
(Autistenbereich)

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die NA Erwachsenen manchmal auch nicht die nötige Geduld aufbringen wenn ein Kind anfängt zu sprechen. Mein NA Sohn bekam die Worte manchmal nicht so formuliert und wurde dann oft von den Erwachsenen schon in den ersten Ansätzen unterbrochen. Dadurch fing er eines Tages an zu stottern, und benötigte noch länger bis es ihm gelang ein Wort heraus zu bekommen. Mein A Sohn neigte dann jedoch überhaupt nicht mehr zu sprechen und schwieg ganz einfach.

Ich nahm mir jedoch die Zeit und wartete, bis er es dann doch schaffte zu sagen was er wollte. Daher kann ich mir auch gut vorstellen, dass es einem A erst recht schwer fallen könnte zu sprechen, weil man ihm vielleicht nicht die nötige Zeit einräumt bis er die richtigen Worte gefunden hat?

Heute stottert mein NA Sohn aber nicht mehr und auch mein A Sohn hat keine Probleme mit dem Sprechen. Jedoch braucht er weiterhin etwas Zeit, bis er die Sätze so formuliert hat, dass er auch verstanden wird. Manche Leute haben einfach nicht die Geduld erst einmal einfach nur zu zu hören bis der andere zu Ende gesprochen hat und fallen einem daher immer gleich ins Wort.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
17.04.11, 12:13:23
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: [feder] - 18.04.11, 08:16:32

[Zitat der 2. Ebene entfernt, mfg [feder]]

Zitat von 55555:
Das finde ich so pauschal geäußert nicht hilfreich, ...

Ich gebe zu, daß ich nachlässigerweise nicht expliziert habe, daß es sich bei meiner Überlegung um eine Fallüberlegung handelt. Dieser Fall scheint mir allerdings, zum Einen, recht wahrscheinlich, zum Anderen, meine ich, daß das von mir vorgeschlagene Vorgehen auch dann unschädlich sein sollte, wenn die Sprachentwicklung streßbedingt sein sollte; es kommt grundsätzlich darauf an, erkennen zu lernen, was dem Kind zugemutet werden kann und was nicht. Deswegen meine ich, daß es nicht schaden kann, nicht gleich hektisch zu werden, nur weil das Kind seinen Entwicklungsplan nicht einhält. Physiologische Ursachen sollten selbstverständlich ausgeschlossen werden können.

@Antika: Meines Erachtens können Kinder schon deswegen nicht in jeder Situation flüssig sprechen, weil sie ihren Atemstrom noch nicht so perfekt beherrschen können, wie das ein Erwachsener kann. Auch das sollte man als Erwachsener bedenken, bevor man einem Kind ins Wort fällt.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
17.04.11, 16:41:43
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Antika
(Autistenbereich)

@PvdL

Das ist natürlich auch eine Überlegung wert. Wenn dann auch noch ein schneller Gedankengang zusätzlich bei einem Menschen einsetzt, kann es schwer werden mit dem Sprechen.

Ich kenne dies aus eigener Erfahrung bei mir selbst. Als Erwachsene kann ich damit natürlich heute besser umgehen. Aber auch heute fällt es mir daher manchmal noch schwer Wörter zu formulieren, wenn ich in meinem Kopf mit dem Denkprozess schon viel weiter bin. Weiß nicht wie ich das anders erklären soll.

Daher schweige ich manchmal einfach und höre nur zu, wenn die anderen reden.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
17.04.11, 17:19:08
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 17.04.11, 17:28:35

Möglicherweise ist es aber auch so, daß Du ein Problem hast, Deine assoziativen oder netzartigen Gedanken in die Lineare Form zu zwängen, die gesprochene Sprache technisch bedingt erfordert. Das kann sich dann so äußern, daß Du einen Gedankenstau erlebst; es scheint, als hinke die Sprachverarbeitung der Gedankenentwicklung hinterher.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
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Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
17.04.11, 17:27:37
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