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Die amerikanische Juraprofessorin Amy Chua über das Drillen ihrer Töchter, den strengen chinesischen Erziehungsstil und das Verbrennen von Kuscheltieren als Lernanreiz
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SPIEGEL: Warum kann sie sich nicht einfach über eine gute Note freuen?
Chua: Weil es beim chinesischen Erziehungsstil darum geht, das Beste aus seinem Kind herauszuholen. Es geht darum, an sein Kind zu glauben, und zwar mehr als jeder andere. Hartnäckiges Üben ist ausschlaggebend für Spitzenleistungen. Der Effekt sturer Wiederholung wird in der westlichen Welt weit unterschätzt. Westliche Eltern geben zu früh auf.
SPIEGEL: In einer Szene Ihres Buchs weigert sich Lulu, ein Klavierstück zu üben. Sie drohen Lulu daraufhin, ihr Puppenhaus der Heilsarmee zu spenden und ihre Geburtstagsparty für mehrere Jahre ausfallen zu lassen. Schließlich üben Sie mit ihr bis spät in die Nacht und lassen sie dabei nicht einmal auf die Toilette gehen. Das klingt fast nach Folter.
Chua: Ja, ich weiß. Es ist lustig, wie die Leute das überhöhen. Sie sagen: "Oh mein Gott, das ist wie Guantanamo Bay!" In Wahrheit ist diese Episode ein gutes Beispiel dafür, dass Zwang funktioniert. Denn nach all dem Kämpfen fing Lulu plötzlich an, das Stück fehlerfrei zu spielen. Dann strahlte sie und sagte: "Mama, guck, es ist ganz einfach."