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Geschrieben von: Fundevogel am: 29.01.11, 02:24:26
Mama: Ich wage zu sagen, dass für viele Betrachter der ständige Wechsel der Ebenen nur sehr schwer zu begreifen ist, weshalb diese Filme auch gerne öfter mal angeschaut werden, ehe sie ganz verstanden werden:).

Zweiblum: Diese? http://www.video.de/trailer-und-bilder/film/i-robot/trailer/73921/912

Wir realisieren vielleicht garnicht, dass wir unser Leben in vielen Fällen Maschinen verdanken, ohne die wir psychisch oder physisch schwerst betroffen oder tot wären: einoperierte Herzschrittmacher, Verstärker hinter den Ohren, Übersetzer bei bestimmten Spracherkrankungen, Lesemaschinen bei Gelähmten, selbstgesteuerte Prothesen, Dialysegeräte...
Wenn wir ohne sie nicht leben können, sind wir dann Zwischenwesen, die die reale Welt ohne die virtuelle Welt nicht erleben könnten?

Stephen Hawkings sieht die Welt der Zukunft in der Hand der Maschinen. Er glaubt, dass die Menschen wegen ihrer Anfälligkeit aussterben und die Computer/Roboter die Welt der Zukunft bevölkern werden.


Geschrieben von: wolke7? am: 29.01.11, 06:43:29
Zitat von Antika:
Was wäre, wenn wir nur der Gedanke eines Anderen wären, die Vorstellung seiner Phantasie? Wären wir dann noch real? Wären dann die Dinge die wir sehen, real?
Wieso noch ? Aus der Sicht des Phantasten wären wir erstmal eine Phantasie. Dinge, die wir sehen, wären auch nur Phantasie.
Aus meiner Sicht kommt es nun darauf an, wieviel Bewusstsein der Phantast seinen Figuren mitgibt. Mit viel Bewusstsein ausgestattet und mit langem Bestehen dieser Vorstellung, müsste sich das Bewusstsein in den Figuren manifestieren, welche dann ihre (Phantasie) Welt als real bzw. als individuelle Realität begreifen. Die Dinge, die sie dann sehen, gehören auch zu ihrer Realität, die für den Einzelnen real sind.
( das würde ich jetzt mal so vermuten )


Zitat von 55555:
In Ghost in the Shell sind die Hauptfiguren "Menschen", die sich freiwillig von der Regierung in Maschinen haben umwandeln lassen und nun "stärker" sind. Gibt es für diese "Menschen" dann noch eine Realität?....offenbar selbst mehr oder weniger so erleben als würden sie in derselben Welt weiterleben? Ihre Beziehung zu dieser Welt erfolgt nun jedoch durch maschinelle Sinne.
Zitat von Fundevogel:
Ein Mensch entscheidet sich Roboter zu werden, weil er dadurch besser gewappnet ist, ...
Sie gehen freiwillig und wollen "dort" bleiben. Dann ist es von nunan ihre Realität. Ein Bezug zur ehemaligen realen Welt gibt es nicht mehr.

Zitat von Antika:
... ein Arzt genau dies vorgeworfen hat. ;... habe keinen Ton von mir gegeben. Dies fand er aber sehr ungewöhnlich, da die meisten Menschen in so einer Situation anders reagierten. ;... weil ich mich anders verhielt als es die meisten Menschen ...
Dein individuelles "Sein" passt nicht in die "Menschen-Schublade" des Arztes. Dieses Schema ist typisch für die westliche Standard-Schulmedizin.

Zitat von Antika:
Ich spiele selbst am PC einige Spiele, habe aber nicht das Gefühl dass ich dabei abstumpfe.
Da du dich selbst reflektierst, ist doch alles in Ordnung.

Zitat von Fundevogel:
In welcher "Welt" befindet sich jemand, der beruflich Röntgenaufnahmen auswertet oder Ultraschallunterschungen macht?
In der realen Welt.
Oder wolltest da auf etwas anderes hinaus ?

Zitat von Fundevogel:
Im vorgerückten Alter werde ich nicht mehr die reale Denk- und Handlungsschnelligkeit eines Jugendlichen erreichen, der Videospiele spielt. Qualifiziert der Umgang in der virtuellen Welt auch für die reale Welt?
Die Vorraussetzungen von Jugendlichen für die phy. Handlungsschnelligkeit sind deutlich besser.
Für den Vorteil bei der Denkschnelligkeit, (etwas Sinnvolles), müsste das erst mal bewiesen werden.
Bsp. Piloten testen und trainieren im Flugsimulator

Zitat von Fundevogel:
Angesichts der Tatsache aber, dass Glücksgefühle beim Besuch von virtuellen Welten empfunden werden können, die über schlechte Erfahrungen in der realen Welt hinweg trösten können, oder
schlechte Laune nach Spielverlusten im Netz mit einem Spaziergang in den frühen Morgenstunden kompensiert werden kann,
Solange das Bewusstsein des Individuums erkennt, dass es immer wieder auf den "Boden der Tatsachen" zurückkehren muss/ sollte, ist das OK.

Zitat von Fundevogel:
Wenn Tiere reale Dinge schwarz-weiß sehen, ist dann ihre Realität eine andere als meine in Farbe gesehene?
Sehr wahrscheinlich. Weitere Faktoren sind hier sicherlich noch massgebend.

Zitat von Antika:
Also dann stumpft die reale Welt, die "harte" Wirklichkeit, der "brutale" Alltag den Menschen ab?
Der Alltag formt sie oder auch nicht. Die Menschen werden verändert/ lassen sich ändern/ wollen sich ändern. Sie fügen sich/ sie resignieren. Sie lassen sich ermuntern/ beflügeln. etc.
Der Einfluss kommt durch die Umwelt, den Alltag, das "Leben".

Zitat von Antika:
So wie es dem Rettungsassistent erging, weil er diesen Druck nicht mehr aushalten konnte.
Die realen Situationen, die hier entstehen, waren mit dem Wesen des Rett.assistenten nicht vereinbar. Bzw. er konnte sein Wesen nicht den erforderlichen Gegebenheiten anpassen oder Veränderungen herbei führen.

Zitat von feder:
Wie ist es dann mit jemandem, der in seiner Freizeit am liebsten nichts anderes tut, als sich mit einem bestimmten Thema/einer bestimmten Sache (ohne jegliche Nutzung von Internet/Fernsehen/...) zu beschäftigen. Stumpft der auch ab?
Das "Leben" ,der "Alltag" bestimmen hier mehr oder weniger persönliche Einschätzungen/ Beeinflussungen/ Veränderungen. Sein "Sein" interagiert mit seiner realen Umwelt. Ob das Individuum in seiner Realität reagiert, mit welcher Intensität, ist eine Einzelfallbetrachtung.





Ich würde gern den Thread in eine andere Richtung lenken.

Unterscheidung zu oberhalb von hier und weglassen

- von der realen Welt "tauche" ich ein in die virtuelle Welt und bleibe dort oder ich bin nur kurz dort bzw. nicht intensiv genug

gegenüber , ab hier unterhalb und widmen

- "eintauchen" in die virtuelle Welt/ Realität, lange und intensiv vor Ort sein
- "auftauchen" von der virtuellen Welt/ Realität in die reale Welt
- Was ist anders ?



Zitat von Mama:
Ich würde sagen, die Wahrnehmung verliert ihre Bedeutung.
Ich würde sagen, die Wahrnehmung wird unbewusst beeinflusst, geändert, verformt.

Zitat von azrael:
... warum sollen menschen dabei abstumpfen?
Individuelle sensorische Veränderungen der Sinne durch zuviel oder zuwenig Reizung der Sinne. Mittelmass ist Zufall.
Diejenigen , die sich von den Vorgaben genau angesprochen fühlen, werden in der Minderheit sein.
Es ist keine individuelle Programmierung vorhanden.
Abstumpfen im Sinne von : Kappen/ Abschneiden/ Verändern/ Falschinformieren der individuellen sensorischen Wahrnehmung
Durch falsche Beeinflussung von aussen verändert sich das "Sein"

Zitat von azrael:
... manche leute wollten schon "duftkino" - also würde so etwas vielleicht realisiert...
Zitat von Mama:
Was für Dich unerträglich riecht kann für mich ganz entzückend duften.
Auf die virtuelle Realität angewendet :
Verabredet sind im virtuellen Duftkino die virtuelle Mama und der virtuelle azrael.
Zum Kinoprogramm werden entsprechende Duft-Komponenten hinzugefügt.
"Riechst du das?" "Wonach riecht es?" "Irgendwie angenehm." "Ziemlich eigenartig" "Mmh, es duftet schön." "Iiiihh, es ist furchtbar!" "Wunderbar!"
"So ein Gestank !" ----
Hier blende ich mal aus und frage : Ob beide in Erwägung ziehen, dass noch ein "Dritter dabei ist" , der für die wenig individuelle Gestaltung des
"Duftes" in der Nase verantwortlich ist ?
Nämlich der Programmierer ....
(sorry für die Namenauswahl)

Zitat von Fundevogel:
... dass die Begriffe virtuelle und reale Welt sich verschieben könnten, je nach dem welche Sichtweise der Betrachter hat.
Zitat von Fundevogel:
...ein Roboter entscheidet sich dafür, Emotionen haben zu wollen.
Zitat von Fundevogel:
...im täglichen Erleben oft fruchtbare Vermischungen statt, die selten bewußt registriert werden.
Zitat von Mama:
... das dies ein schleichender Prozess ist.
Hat ein häufiger und langer Aufenthalt Einfluss auf diese Sichtweise ?
War der Roboter etwa zu lange kein Mensch ?
Wo ist das Bewusstsein hin ?
Wurde ich etwa so beeinflusst/ manipuliert, dass ich es gar nicht gemerkt habe ?




Trägt die virtuelle Realität dazu bei, dass mehr Menschen mit der realen Welt nicht mehr zurechtkommen ?

Abstufungen :(gerne auch mehr)

- Die Individualität bleibt bestehen, wenn keine oder kaum Veränderungen vorhanden sind von ihrer bisherigen realen Welt zu der virtuellen Welt/ Realität.
Das individuelle Bewusstsein wird wahrscheinlich erweitert.

- Die Individualität ändert sich/ wird verändert durch die Gegebenheiten (zB. Programmierung). Der Prozess ist schleichend, wenig offensichtlich, heimlich, erstmal nicht erkennbar.
Das indiv. Bewusstsein verändert sich. Die Frage ist wie stark es ist bzw. beim Erkennen von Veränderungen, ob korrigierend eingegriffen wird/ werden kann.

- Die Individualität muss sich ändern/ muss sich anpassen/ hat keine andere Wahl. zB. Herdentrieb, "Alle sind schon vor Ort. Warum du noch nicht ?"
Das indiv. Bewusstsein nimmt mehr oder weniger in "Kauf", dass es sich "verbiegen" muss.

Die einen wurden in der virtuellen Realität mit zuviel Reizen versorgt und sind jetzt in der realen Welt von zuwenig Reizen umgeben. Sie finden die reale Welt evtl. öde, langweilig, nichts los, zu wenig Action.
Werden sie nun evtl. apathisch ? Flüchten sie nun erst recht in die virtuelle Realität ?

Zitat von Fundevogel:
....der als Roboter vor dem Weltgericht dafür kämpft, als Mensch anerkannt zu werden, um liebend, verwundbar und sterblich zu werden.
Zitat von Mama:
... das es dann in der realen Welt zu Reizüberflutung kommt?
Die Anderen wurden mit zuwenig Reizen versorgt.
Wie nennen wir diejenigen, die mit Reizüberflutung in der realen Welt nicht mehr zurechtkommen ?

Die virtuelle Realität wird mehrheitlich von NA geschaffen.
Bewirkt die virtuelle Realität, dass das NA-Individuum mehrheitlich sein Wesen verändert ? Entmenschlicht wird ?
Von seinem ursprünglichen "Sein" abweicht ?


Geschrieben von: haggard am: 29.01.11, 20:11:41
Zitat:
- Was ist anders ?

die verstrichene zeit.

ich "sehe" nirgends die wahrscheinlichkeit von "entmenschlichung". was nicht vorhanden ist, kann auch nicht verloren werden.;)


Geschrieben von: Antika am: 30.01.11, 09:57:37
Ich habe auf der Seite Spiegel Wissenschaft/Technik einen interessanten Beitrag gefunden. Dort geht es um die Erforschung des Orientierungssinns. "Verloren im virtuellen Labyrinth" heißt der Artikel. Eine Spezialbrille gaukelt in den Augen einer Testperson eine Umgebung vor, die in Wahrheit nur in einem Computer existiert. Die Testperson bewegt sich durch das Innere einer großen Kunststoffkugel, und kommt dennoch in der realen Welt keinen Zentimeter weiter.

"Nach einiger Zeit im Inneren der Kugel laufe ich übrigens deutlich sicherer - auch wenn es sich noch immer anfühlt, als bebe die Erde bei jedem Schritt ganz leicht." So die Aussage der Forscherin am Ende des Berichts.

Sollten sich mal eines Tages Menschen wirklich nur noch in so einer Kugel aufhalten (zwecks Freizeitbeschäftigung) und sich eine Welt von einem Computer vorgaukeln lassen, dann fände ich dies jedoch auch schon etwas bedenklich.



Geschrieben von: Mama am: 30.01.11, 10:03:12
[Zitat im Zitat gelöscht, mfg [feder]]

Zitat von azrael:
die verstrichene zeit.

Du gehst von einem Generationskonklikt aus?

Zitat:
ich "sehe" nirgends die wahrscheinlichkeit von "entmenschlichung".

Verstehst Du diese Befürchtungen/Bedenken als Voraussagungen ähnlich der einer Wahrsagerin die in eine Kristallkugel schaut?

Zitat:
was nicht vorhanden ist, kann auch nicht verloren werden.;)

Auf die Menschheit bezogen?
Oder aufgrund des Zwinker-Smilies auf Dich bezogen?

Edit: Thema Spezialbrille:
Es gab mal einen Versuch, indem die Probanden über einen langen Zeitraum eine Brille trugen, welche die Farbe aus ihrem Blick zogen. Sie sahen nur noch schwarz-weiß.
Die Träume der Brillenträger passten sich dieser farblosen Welt an.
Ihr Gehirn war nicht mehr in der Lage, die Erinnerung an die Farben in den Traumbildern wiederzugeben.


Geschrieben von: Hans am: 31.01.11, 04:40:10
Als ich mir mit zwölf einen Schwarzweißfernseher vom Sperrmüll
her gerichtet und dann sehr viel geglotzt habe,
waren weite Passagen in meinen Träumen auch schwarz-weiß.

Damals habe ich begonnen, mir nach dem Erwachen meine Träume noch mal "vor zu führen".
Durch diesen Effekt konnte ich erkennen, welche Bilder vom Leben
und welche Bilder vom Fernsehen kamen.

Als ich mir dann mit dreiundzwanzig einen Farbfernseher zulegte,
war die Unterscheidung der Bildquellen im Traum nicht mehr so einfach.

Mit sechsundzwanzig habe ich den Apparat auf den Dachboden gebracht,
dort steht er heute noch.

Ich war der Meinung, daß mich das Fernsehen von der Wirklichkeit entfremdet,
und daß das nicht gut sei.

Mit dem Computer verbringe ich jetzt einen großen Teil meiner Freizeit,
eine derartige Entfremdung habe ich hier nicht bemerkt.
Ich bin aber auch nicht in "virtuellen Realitäten", wie Spielen unterwegs,
sondern nutze den Rechner um mit "echten" Menschen zu kommunizieren,
oder was Wissenswertes zu erfahren.


Geschrieben von: 55555 am: 31.01.11, 12:02:24
Zitat von wolke7?:
Das real vorhandene Haus wird nun individuell in die jeweils eigene Realität übertragen.

Und das wäre dann schon eine gewisse virtuelle Realität nach deinem Verständnis?
Zitat:
Es gibt keine allgemein gültige Realität.

Da bin ich wieder anderer Meinung, aber man kann die Realität (Wirklichkeit) verschieden empfinden und deuten.
Zitat:
Die Gestaltung der virtuellen Welt ist mit der Zeit derart perfekt geworden, dass sie von der realen Welt kaum noch unterschieden werden kann.

Also kritisiert du die Umsetzung heutiger virtueller Realitäten, nicht deren Vorhandensein allgemein?
Zitat:
Kann die virtuelle Realität jemals so gut sein, wie ich selbst individuell bin und wahrnehme ?

Hier wäre wieder die Frage, ob sie das denn überhaupt sein muß. Brettspiele erfüllen dieses Kriterium auch nicht, haptisch mögen sie noch sinnlicher sein als eine Spielewelt im PC. Aber ich halte nach wie vor den menschlichen Geist für das eigentliche Sein und ich stelle in Frage, ob dieser unbedingt an körperliche Sinne gebunden sein muß.
Zitat:
Was passiert nun mit denjenigen, die sich etliche Stunden pro Woche in der virtuellen Welt/ Realität aufhalten ?

Sie lernen sich in dieser Welt zu bewegen, was nicht bedeutet, daß sie etwas anderes verlernen.
Zitat:
Was wenn diejenigen beginnen die virtuelle Realität für ihre reale Welt zu halten ?

Wieso sollten sie das nicht tun?
Zitat:
Welchen Einfluss hat die mehr oder weniger genaue sensorische Gestaltung der virtuellen Welt auf deren häufige Besucher ?

Ich denke, daß das auch sehr davon abhängt, wo die jeweiligen Menschen sich sonst noch innerlich zuhause fühlen. Ob sie sich in der Spielewelt überhaupt zuhause fühlen, oder sich nur aus Langeweile damit befassen.
Zitat:
Was passiert mit deren Wahrnehmungen ? Kommt es zum Wahrnehmungsverlust ?

Die Reaktionsfähigkeit soll ja bei Ballerspielen allgemeiner trainiert werden. Emotional kommt es wohl auf die inhaltliche Gestaltung der Spielewelt an, so wie Ausrichtungen auf Filmgattungen einen gewissen Einfluß bewirken dürften. Indem eine Verengung mehr zum Geist und zu geringen sinnlichen Eindrücken beim Wirken in der Spielewelt auftritt, könnte eine "Vergeistigung" bewirkt werden, die an sich durchaus auch positiv getrachtet werden könnte. Mein Eindruck ist bisher auch nicht, daß solche Spieler körperlich motorisch ungeschickter wären.


Geschrieben von: wolke7? am: 01.02.11, 02:33:24
Zitat von 55555:
Und das wäre dann schon eine gewisse virtuelle Realität nach deinem Verständnis?
Nein.
Das real Vorhandene wird individuell gedeutet/ empfunden und wird zur individuellen Realität.
virtuell : nicht physisch, mit Hilfsmitteln erzeugt, künstlich geschaffen
die Steigerung :
virtuelle Realität, die der realen Welt sehr nahe kommt/ soll bzw. zum Verwechseln ähnlich sieht. Optisch zumindest.
Die anderen Sinne bestehen hier nicht. Es wird suggeriert, dass es dennoch so ist.

Zitat:
Da bin ich wieder anderer Meinung...
Bring ein Beispiel.

Zitat:
Also kritisiert du die Umsetzung heutiger virtueller Realitäten, nicht deren Vorhandensein allgemein?
Genau. Ein Teil der Umsetzung, die Suggestion dahinter. Es wird getäuscht, dass "Etwas", "Zustände" oder "Dinge" vorhanden oder nicht vorhanden sind.

Zitat:
Hier wäre wieder die Frage, ob sie das denn überhaupt sein muß.
Nicht muss. Das ist allerdings der Anspruch und heute schon z.T. so umgesetzt.

Zitat:
Brettspiele erfüllen dieses Kriterium auch nicht, haptisch mögen sie noch sinnlicher sein als eine Spielewelt im PC.
Wenn ein Brettspiel in der virtuellen Realität gespielt wird, muss/ sollte natürlich auch der Tastsinn entsprechend aufgelöst sein. Kann er aber nie individuell sein. Jetzt ist nur die Frage, was steht auf der Verpackung des Spiels drauf .....

Zitat:
Aber ich halte nach wie vor den menschlichen Geist für das eigentliche Sein und ich stelle in Frage, ob dieser unbedingt an körperliche Sinne gebunden sein muß.
Über welche Schnittstellen spielt, kommuniziert der menschliche Geist, wenn er lösgelöst vom Körper ist ?

Zitat:
Sie lernen sich in dieser Welt zu bewegen, was nicht bedeutet, daß sie etwas anderes verlernen.
Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
Es gibt keine Anpassungen, keine Veränderungen, nur Vorteile ?

Zitat:
Wieso sollten sie das nicht tun?
Mit welchen Konsequenzen ?
Geschult durch Pseudo-Emotionen, - Gefühle, - Wahrnehmungen, Verharmlosungen, Übertreibungen etc.
Sind das die Vorteile, die uns erwarten ?

Zitat:
...könnte eine "Vergeistigung" bewirkt werden, die an sich durchaus auch positiv getrachtet werden könnte.
Sicher, wenn der Geist rege trainiert wird, gibt es ja nichts einzuwenden. Bei der Reaktion genau das selbe.
Und die anderen Sinne ?


Geschrieben von: mockingbird am: 01.02.11, 20:05:12
@Hans und Mama

Dass ein schwarz/weiss-Input Auswirkungen auf das Traumerleben hat, halte ich erstmal für zweifelhaft. Meines Erachtens nach hängt das schwarz/weiss- Erinnern eher mit dem Fokus zusammen, der die Farblosigkeit erst ins Bewusstsein bringt. Da das Traumbewusstsein ganz andere Parameter als das Wachbewusstsein benutzt, um sich erfahrbar zu machen, sind beide Ebenen nur bedingt in der Lage, sich untereinander zu verständigen. Das Wachbewusstsein muss also sozusagen eine Fremdsprache lernen, um mit dem Traumbewusstsein zu kommunizieren.

Es gibt mehrere Konzepte, Träume zu kategorisieren, und jedes Konzept macht in "seinem" Kontext Sinn (oder sollte es ;-)). Ich nutze mal Dieses hier:

1. Tagesrest
Hier verarbeitet das Hirn - in erster Linier - die Eindrücke der jüngsten Vergangenheit. Die Bilder und Handlungsabläufe sind chaotisch und orientieren sich nicht an der "Realität" (z.B. "ich war in meiner Wohnung. Die sah zwar völlig anders aus, als meine "echte" Wohnung, aber ich wusste trotzdem, dass es meine Wohnung ist").
Diese Art des Träumens ist die Häufigste, und sie ist schwarz/weiss!
Aber: das Traumbewusstsein benutzt sozusagen eine Art Farb-Derivat, die vordergründig Farbigkeit vorgaukelt.
Wenn man sich intensiv mit seinen Träumen beschäftigt, wird das relativ schnell klar.

Und na klar gibt es auch hier Menschen, die einfach anders sind ;-)

2. Träume, die der persönlichen Entwicklung helfen (können)
Die erste Kategorie deuten zu wollen, macht kaum Sinn, da sie in erster Linie dazu da sind, Reize abzuarbeiten und zu archivieren.
Die Zweite zu deuten ist deutlich sinnvoller. Hier gibt es ein ausgeprägtes Symbol und eine klare, meist kurze und einfache Handlung (z.B. "Ich sitze mit mehreren Freunden in einem Ruderboot auf dem Meer. Da das Boot zu voll ist und untergehen würde, muss ich im Meer versenkt werden. Ich bin damit einverstanden und es stellt sich auch heraus, dass ich unter Wasser atmen kann").
Diese Träume sind farbig und sagen etwas über die Bewegungen aus, die die Psyche so vor sich hin vollzieht.

3. Wahrträume (luzide/astrale Träume)
Haben eine Handlung, aber keinen "Zweck oder Sinn". Ausser, sich richtig gut anzufühlen :-)
(z.B. "Ich schwimme in die Wellen an einem gar entzückenden Strand und lasse mich dann von den Wellen zum Strand zurücktragen und wiederhole das unzählige Male")
Diese Träume sind eher selten und soooo schnatterbunt...
Alle Objekte sehen so aus, als wären sie aus farbigem Glas und von innen beleuchtet.

Und was hat das mit dem Thread zu tun?
Ich denke, dass ich es in der virtuellen Realität ebenfalls mit Parametern zu tun habe, die von denen das RL z.T. stark abweichen. Das Einzige, was zu tun bleibt, ist, sich dessen bewusst zu werden und diesem Umstand Rechnung zu tragen. Damit mache ich mir die ganze Thematik wundervoll einfach, gelle? ;-)




Geschrieben von: 55555 am: 04.02.11, 19:23:39
Zitat von wolke7?:
virtuell : nicht physisch,

Das könnte man vielleicht auf Träume beziehen, PC-Welten sind aber wie schon erwähnt durchaus eindeutig physisch.
Zitat:
Bring ein Beispiel.

Ein Beispiel wofür? Es ist wohl eher eine philosophische Frage? Ich gehe schon davon aus, daß es eine Wirklichkeit, nicht tatsächlich mehrere Wirklichkeiten, gibt, die z.B. von Menschen lediglich verschieden aufgefasst wird.
Zitat:
Ein Teil der Umsetzung, die Suggestion dahinter. Es wird getäuscht, dass "Etwas", "Zustände" oder "Dinge" vorhanden oder nicht vorhanden sind.

Hier geht du offenbar wieder davon aus, daß diese Dinge nicht vorhanden wären oder jemand gewissermaßen betrogen wird. Aber dann wäre es wohl auch Betrug Filme zu zeigen?

Und eine spannende Frage: Was würde denn passieren, wenn Spielewelten viel mehr Sinne tatsächlich ansprächen? Wäre das wirklich gut oder eher schlecht?
Zitat:
Wenn ein Brettspiel in der virtuellen Realität gespielt wird, muss/ sollte natürlich auch der Tastsinn entsprechend aufgelöst sein. Kann er aber nie individuell sein. Jetzt ist nur die Frage, was steht auf der Verpackung des Spiels drauf .....

Diesen Gedankengang kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ist Umgang mit Symbolen und Symbolsystemen nicht eine kulturelle Errungenschaft? Die Schrift zählt z.B. dazu. Oder eben stark symbolisierte Spiele. Oder Spiele, die kaum körperliche Sinne ansprechen? Ist sowas nicht eher ein Zeichen von Hochkultur?
Zitat:
Über welche Schnittstellen spielt, kommuniziert der menschliche Geist, wenn er lösgelöst vom Körper ist ?

Mit seiner Vorstellungskraft, welche auch bei einem schlechten Radioempfang noch freuiges Folgen eines guten Programms ermöglicht? Ein Vorzug des Radios ist übrigens entscheidend die Nichtansprache mit optischen Reizen.
Zitat:
Es gibt keine Anpassungen, keine Veränderungen, nur Vorteile ?

Sicher, alles hat Auswirkungen, aber ich sehe keine besonders hervorhebenswerten, so wie es hier aus meiner Sicht aufgrund eines Generationenkonflikts geschieht. Diese Tendenz veranlaßt mich hier zum Widerspruch. Allgemein könnte man auch gerne ohne solches Trara nachdenken wie sich diese neuen Freizeitmedien auf Menschen auswirken könnten.
Zitat:
Mit welchen Konsequenzen ?

Mit der Konsequenz, daß ein BenX etwas findet, das er vorher nicht fand z.B.?
Zitat:
Geschult durch Pseudo-Emotionen, - Gefühle, -

Pseudoemotionen? Sind Emotionen, die durch Buchlektüre hervorgerufen werden für dich auch Pseudoemotionen?
Zitat:
Verharmlosungen, Übertreibungen etc.
Sind das die Vorteile, die uns erwarten ?

Das ist etwas, was uns mindestens schon seit einigen Generationen begleitet und zwar in ganz verschiedenen Medien und darauf bauender Erzählkunst.
Zitat:
Und die anderen Sinne ?

Die werden in anderen Lebensbereichen angesprochen oder auch nicht? Ein Schachspieler ist auch in keiner großartig anderen Situation, trotzdem regt sich kaum einer über den verderblichen Einfluß dieses Killergames auf.


Geschrieben von: Fundevogel am: 05.02.11, 00:24:29
Sind Naturvölker (oder auch wir;), die einen kleinen Sprachschatz (gemessen an dem Sprachschatz in unseren Breiten) haben oder die für bestimmte Dinge bewußt keine Worte haben, in ihren visuellen Vorstellungen auf ihre "Wortwelt" begrenzt oder können sie eine Erlebniswelt haben, die über ihre sinnlichen Alltagserfahrungen hinaus geht?
Wenn wir einem ständigen Erfahrungsprozess ausgesetzt sind, hebt jeglicher Einfluss die Grenzen von Gestern auf. Demgemäß sind wir doch für alle möglichen grenzenlosen Phantasien, so wir nicht selbst das Lernen beenden wollen, wie geschaffen...demgemäß wäre/ist unsere Realität visionell visionär?


Geschrieben von: 55555 am: 12.02.11, 21:37:04
Bezüglich des Themas könnten die folgenden Dokumentationen auch ganz interessant sein.

Zeitreisen (BBC 2004)
Geheimnisse des Universums - Gibt es uns wirklich?