Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 
Autor Nachricht
payaniva
(Angehörigenbereich)

Thread Erstellerin, oder Themen Erstellerin, wie du möchtest zwinkern

@Anne: Ja da kannst du Recht haben, mit den Klinikaufenthalten, ich lese kaum die Vorstellungen, eigentlich nur im Autismus und ADHS Bereich.

Mit der Aussenwelt, das empfinde ich aber auch so, ob nun Schule, Nachbarn oder Familie, ich kann die Eltern da von Reha Kids total verstehen.

Es herrscht nun mal da draußen die Diskriminierung, die Ablehnung, die Vorurteile usw. Das fängt schon damit an, wieviel Kindwer man hat, danach bekommt man schon von der Aussenwelt einen Stemepl aufegdrückt, egal ob man dem entspricht, oder nicht, oder wie sehr man sich bemüht zu zeigen das man so nicht ist.
Hat man mehr wie 2 Kinder, ist man ein Asi interessiert nicht ob man in einem Mehrfamilienhaus wohnt und nicht in einem Hochhause, interessiert nicht ob die Kinder alle gepflegt rum laufen und nicht verwahrlost usw
Ist man Hatz 4 Empfänger, ist man ein Asi oder Schmarotzer, interessiert keinen, wie man da reingerutscht ist
Hat man einen ADHS`ler ist man zu blöd das Kind zu erziehen, oder gilt als überfordert, wird schief angeguckt usw
Hat man einen Autist, ist man zu blöd das Kind zu erziehen, oder gilt auch hier als überfordert wird schief angeguckt usw
Hat man ein behindertes Kind egal ob körperlich oder geistig, wird das Kind angeglotzt und manche gehen sogar so weit und sagen, warum habt ihr das Kind nicht abtreiben lassen, ihr tut dem Kind doch keinen Gefallen usw
Ich könnte noch weiter machen, es ist immer dasselbe da draußen, wenn man nicht der Norm entspricht, wird man auch dementsprechend behandelt und das ist bis zum heutigen Tag nicht besser geworden, kein bisschen!
Ich bekomme das auch Tag für Tag zu spüren und kann die Eltern von Reha Kids deswegen in dem Punkt auch vollkommen nachfühlen.
Manchmal ist man stark und lässt alles abprallen, aber manchmal, wird das doch alles zuviel und man fällt in ein tiefes Loch und fragt sich Warum ?? Man ist es Leid immer und immer wieder zu erklären, DARUM ! Man ist es Leid immer und immer wieder angeglozt zu werden ! Man ist es Leid sich immer und immer wieder zu rechtfertigen, es gibt die Momente im Leben da wird man auch schwach und alles bricht zusammen.

Man hat es so schon nicht leicht, sein Kind zu verstehen, an sein Kind heran zu kommen, man muss Wege finden usw und dann muss man auch tag täglich , den Kampf da draußen aushalten und durch stehen, das es dann Momente gibt, wo alle Kraftreserven aufgebraucht sind, ist verständlich! Man verspürt dann einfach nur noch rasende Wut und Enttäuschung.

Nicht nur das autistische Kind, spürt die Ablehung, auch wir Eltern, wir bekommen die gleichen Blicke zugeworfen wie unseren Kindern, wir bekommen dumme Fragen gestellt, genau wie unsere Kind, wir erleben also demnach genau das gleiche, wie unsere autistischen Kinder und teilweise sogar noch schlimmer, indem uns vorgeworfen wird, das Kind sei so, weil man zu dumm zum erziehen wäre, Autismus ist für viele keine Erklärung! Man muss sich dumme Ratschläge anhören, egal wie oft man sagt, das kann ich bei meinem Kind nicht machen usw.
20.01.11, 09:56:26
Link
biene63
(Standard)

@Payaniva,
Ich fühl mich aufgeschmissen, ich weiss nicht was Du brauchst. Was ist es, was Du jetzt brauchst?

Ich möchte mit Dir "jenseits des Normalo-Geschwafels" sein...einfach leise.

Ich selbst kenne aufgrund der diversen Diagnosen solche Momente sehr gut, wie Du sie beschrieben hast. Für mich selbst gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Ich bleib hocken, weil alles nur weh tut, weil ich total traurig bin oder wütend...weil ich total erschöpft bin. Ich geh dann schlafen - brauch bei jeglichem Overload sowieso.
2. Ich steh auf und mach was. Ich bemühe mich, die Situation in der ich lebe irgendwie zu gestalten, neue Wege zu entdecken, neue Chancen.

Diese zweite Möglichkeit bewirkt bei mir so eine Art "Dynamo-Effekt", der beschwingt mich, wirkt auf mich inspirierend, weckt meine Kreativität.

Hast Du schon mal was gemalt...oder gehst Du manchmal ins Theater?...ich mag diese sehr dunkle / schwarze Bühne bzw den dunklen Museumsraum, und dann wird spotartig ein Kunstwerk in Szene gesetzt, erstrahlt mit einer ganz besonderen Farbigkeit und Brillianz wie es ohne diese umgebende Dunkelheit nicht möglich wäre - es würde langweilig wirken!
Diese Momente der Trauer und Wut wirken auf mich wie meine eigene schwarze Bühne. Wenn es mir grad mies geht, dann wartet die Bühne eigentlich nur darauf, dass ich spotartig irgendein Kunstwerk farbig-brilliant in mir zum Strahlen bringe.

Hast Du auch solche Erfahrungen? lg biene63
20.01.11, 10:17:28
Link
payaniva
(Angehörigenbereich)

geändert von: [feder] - 20.01.11, 11:07:25

[Kettenbeiträge zusammengefasst, mfg [feder]]

Zitat von biene63:

Wie kann es möglich werden, bei NA-Eltern autistischer Kinder den Anteil zu erhöhen, sich solchen angeregten Perspektivwechseln und der Eigenreflexion zu stellen?
Wie kann es möglich werden, dass künftig mehr autistische Kinder die Art von Ansprache erhalten, die sie benötigen - einfach weil deren NA-Eltern die Art von Ansprache erhalten, die sie benötigen?


Hallo Biene63

ich denke, es liegt auf der Hand, warum es noch nicht so ist, wie manch einer sich das wünschen würde.
Solange Autismus als Behinderung gilt und Therapeuten damit werben, den Autismus zwar nicht komplett heilen zu können, aber das Kind soweit zu therapieren, das es in die Richtung "normal" geht, solange werden Eltern ihre Kinder lieber zu Ärzten und Therapeuten geben, anstatt sich Rat bei Autisten zu holen.
Was wiederum auch verständlich ist, denn die Eltern bekommen von Anfang an eingetrichtert, ihr Kind hat eine Behinderung, ihr Kind ist Autist, ihr Kind braucht Therapien usw.
Mir wurde damals auch eingetrichtert aus Patrick ein "normales" Kind zu machen, als es hieß, er lebt in seiner selbst erschaffenen Fantasiewelt, hat eine schwere Wahrnehmungsstörung, mit der Psychotherapie werden wir ihn in unsere Welt holen, mit der Verhaltenstherapie, lernt er angemessen zu reagieren, die Therapie wird ca 3 Jahre dauern, mit der Aussicht auf den Erfolg ein fast "normales" Kind zu haben.
Ich hab mich zu Beginn auch blenden lassen
Ich mein wenn man sowas gesagt bekommt, dann glaubt man das auch erstmal, schließlich sind es ja Ärzte und Therapeuten, die ihr Fach verstehen, davon geht man einfach auch erstmal aus und hätte mein Sohn sich nicht irgendwann gewährt zu den Therapien zu gehen, hätte ich die wohl damals auch nicht abgebrochen , ich weiß es nicht, ich fing ja erst viel später an zu lesen, an zu informieren usw.

Und das eine Mutter oder Vater wie auch immer, nicht einer einfachen anderen Person gleich Glauben schenken mag, ist auch verständlich, wir sind doch alles nur Laien, keine Ärzte, keine Therapeuten, man glaubt nun mal eher den Göttern in weiß, als einer fremden Person, mit der man so nichts zu tun hat, geschweige denn real kennt.

Also das sind meine Gedanken dazu, ob das wirklich so ist kann ich natürlich nicht 100% sagen.







Zitat von biene63:
@Payaniva,
Ich fühl mich aufgeschmissen, ich weiss nicht was Du brauchst. Was ist es, was Du jetzt brauchst?

Ich weiß grad nicht was du meinst ? Ich hatte nur auf Anne1 Beitrag geantwortet, weil sie schrieb, das sie das nicht verstehen kann, das Eltern so Probleme mit Schule, Nachbarn und Co. haben.

Und ich hab geschrieben, warum ich das verstehe, das heißt aber nicht, das ich jetzt aktuell in einem Tief bin freuen
Ich bin ein Stehaufmännchen und schon immer gewesen, wenn ich mal die Wut und Enttäuschung habe, dauert die bei mir nicht lange an, ich dreh dann meine Musik auf, tanze im Wohnzimmer mit meinen Kindern, selbst Patrick macht dann mit freuen alle lachen und die Welt ist dann für mich wieder in Ordnung freuen Was gibts schöneres, als 4 tanzende lachende Kinder um sich zu haben ? freuen

Ne um mich muss sich keiner Sorgen machen,Mein lieblings Zitat: ich häng mich erst auf, wenn alle Stricke reißen ...heißt ich bin totaler Optimist und ich stehe immer wieder auf.

Oder noch eines meiner Lieblingszitate: Man sollte den Kopf nicht hängen lassen, wenn man bis zum Hals in sch...steckt freuen
20.01.11, 10:30:09
Link
biene63
(Standard)

Hallo Payaniva,

Zitat von payaniva:
ich denke, es liegt auf der Hand, warum es noch nicht so ist, wie manch einer sich das wünschen würde.

Mich interessiert nicht, ob-dass es nicht so ist, wie irgendwer sich was wünscht.

Ich hab eben im Bereich Enthinderungshilfe ein entsprechendes Posting verfasst zur Gruppe "Funkstille"

Mich interessiert: Welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit möglichst viele indivuelle Lebensziele von Menschen auf deren Lebensweg möglichst barrierefrei erreicht werden können. Mich interessiert: Was kann ich selbst dafür tun? Mich interessiert (dieser Bereich ist für mich relativ neu und ich bin heftigst mit Lernbedarf!): Wie kann ich mit anderen Menschen gemeinsam interagieren, damit irgendetwas "Gewünschtes" entstehen kann und-oder "zu Veränderndes" bearbeitet werden kann.

Ob da nun Fachkräfte im Weg sind oder nicht - egal. Wenn die nützlich sind: PRIMA! Herzlich willkommen, her damit!. Wenn die Quatsch erzählen, keine Ahnung haben, bedeuten die für mich lediglich eine zusätzliche zu den vielen anderen vorhandenen Barrieren in meinem Leben. Barrieren werden von mir kreativ umgestaltet - können die nix gegen tun.

lg biene63
20.01.11, 11:24:15
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Frage wäre wohl, wie man überhaupt an Eltern rankommt, die sich weniger aktiv informieren?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.01.11, 11:30:48
Link
payaniva
(Angehörigenbereich)

geändert von: payaniva - 20.01.11, 12:31:16

@ Biene:

Aber meinst du nicht, wenn man die Lösung schon hätte, wäre dies nicht alles schon geschehen ? Hier im Forum wird es doch auch immer und immer wieder versucht, es kommen neue erzählen oder haben Fragen, die bekommen hier soweit ich das mitbekomme ausführliche Schilderungen, Problemlösungsvorschläge, wie was besser laufen könnte, wie sie ihr Kind besser verstehen, es werden die Wahrnehmungen erklärt, es werden die Ausraster erklärt, das es dafür Gründe gibt, die es zu suchen gilt, die User helfen mit bei der Suche, nach den Auslöser, es werden Erklärungen usw gegeben und nur ein teil bleibt dann hier, der Rest bleibt trotzdem bei seiner Meinung und verschwindet hier wieder.

Wenn jemand schon von vornerein eine standfeste Meinung hat, ist es verdammt schwer, ihn vom gegenteil zu überzeugen, vor allem wenn man selber keine Fakten hat, nur aus eigener Erfahrung spricht.

Bei Therapeuten zb bekommt man Fakten, man bekommt einen dicken Ordner in die Hand gedrückt, wo Kinder mit Foto vorgestellt werden und wo ihr positiver Therapieverlauf geschildert wird. Da fängt die Blendung an, ihr Kind kann genauso Fortschritte erzielen und diese Blendung wird mit diesen Aktenordnern untermauert.
Wie soll man diese Eltern anschließend noch überzeugen ? Wenn man nicht so einen Ordner hat, wo mehrere Kinder vorgestellt werden und ohne Therapie Fortschritte machten ?
Wenn man nur aus seiner eigenen Erfahrung sprechen kann ?

Ich glaube nicht das es dafür eine Patent Lösung gibt, die alle Eltern zum Umdenken bewegt, dann wäre die schon längst umgesetzt worden.

Aba zb ist schon so in Verruf geraten, das die schon Stellung auf ihrer HP nehmen, alles verharmlosen und runterspielen, sich rechtfertigen und trotzdem gibt es immer noch Eltern die Aba in den höchsten Tönen lobt, verstehe ich auch nicht und wenn ich nachfrage kommt der Satz, ja Aba war mal schlimm, aber jetzt seitdem es ja ABA/VB ist nicht mehr.
Eine Methode die mal als schlimm angesehen wurde, die heftig in kritik geraten ist, da würde ich als Mutter mein Kind nicht mehr hinschicken, auch nicht wenn es dann ABA/VB ist.

Aber wie will man solche Eltern noch überzeugen ? Eltern die ganz genau wissen das ABA Methoden angewendet hat, die alles andere als gut waren ! Und es damit verharmlosen, das es ja jetzt /VB ist! Die selber sagen, ja ABA war mal schlecht, was will man denen noch sagen? Sie wissen es und schicken ihre Kinder trotzdem weiter dahin.

Ich will nicht wissen, wie viele Kinder noch die Festhaltetherapie durchleben müssen inoffiziell! Man ließt es immer wieder und immer noch, das sowas mit Kindern in Hinterzimmer gemacht wird.

Wieso erreicht man diese Eltern nicht ? Es gibt keine Lösung alle Eltern zu erreichen, den wenn man sich wirklich informiert, findet man im Inet genug Informationen, was so manch eine Therapie für einen Schaden anrichtet, es ist ja nicht nur dieses Forum, was gegen diese Maßnahmen ist und erklärt, es gibt viele Infos im netz und trotzdem wird es noch an Kindern durchgeführt.
20.01.11, 12:28:22
Link
biene63
(Standard)

geändert von: biene63 - 20.01.11, 13:09:15

Hallo Payaniva,

Zitat von payaniva:
@ Biene:Aber meinst du nicht, wenn man die Lösung schon hätte, wäre dies nicht alles schon geschehen ?


In der deutschen Sprache gibt es diese Redewendungen "Steter Tropfen höhlt den Stein" und "das Fass zum Überlaufen bringen".

In den Naturwissenschaften, insbesondere in der Mathematik / Physik / Chaostheorie gibt es dieses Phänomen der "kritischen Masse".

Für jene von Euch, die sich dem Bereich der Chaostherorie evt bisher mit weniger Begeisterung genähert haben als ich, hier mal ne Erläuterung zum Stichwort kritische Masse:
- Ihr alle habt bestimmt schon mal Dieses beobachtet: Giesse in ein Glas Wasser, bis es richtig voll ist. Nun hebe das Glas in Aguenhöhe und schaue es von der Seite an: Da "steht Wasser OBERHALB des Glasrandes, OHNE runterzufliessen!"....Dieses Phänomen wird als Oberflächenspannung bezeichnet.
- Es gibt Berechnungen und häufig bestätigte Testergebnisse, zum Thema Oberflächenspannung bei Wasser: "Wieviel Wasser kann ich noch hinzugeben, bis die Oberflächenspannung des im Behälter bereits vorhandenen Wassers reisst, und das "Fass überquillt"?. Diese Menge kann genau in der benötigten Menge angegegeben werden, je nachdem mit welcher Oberflächenspannung das vorhandene Wasser grad ist. Es ist zB erwiesen, dass Wasser, dem Spülmittel beigesetzt wurde, mit geringerer Oberflächenspannung ist. Jene ganz minimale Menge ist die "Kritische Masse"...sie ist die Grenzlinie zwischen "es passiert"....und "es passiert nicht".

Diesen Begriff der "Kritischen Masse" kann man auf ziemlich viele Elemente der organischen / also auch menschlichen Existenz anwenden...auch auf psychologische / gruppenpsychologische und soziologische Prozesse. Wenn die aktuellen Bestrebungen zB der Autismus-Enthinderungshilfe genügend lange und genügend gebündelt als Information in die NA-Kultur getragen werden, dann ist es nur ne Frage der Zeit, bis eine gewisse Menge von NA´s sich für das Thema Autismus incl Enthinderungshilfe interessiert.

Solche Intentionen wie "Austimus-Enthinderungshilfe auf Deutschland bezogen" sind noch relativ neu....ich wage mal zu behaupten, dass diese Bewegungen seit ca 15 Jahren irgendwie erkennbar sind, jedenfalls nicht sonderlich länger. In USA und UK wird schon länger entsprechend veröffentlicht, der Autism Pride ist dort schon weiter entwickelt.

Wahrnehmung auf der innerpsychologischen Ebene ist "passierte-akzeptierte Verarbeitungsform von Sinnesreizen". Lernen ist eine mögliche Folge von Wahrnehmung - unterliegt einem weiteren Auswahlprozess, zB ob der Reiz vom Kurzzeitgedächtnis in Langzeitgedächtnis übergeleitet wurde. Es kann der Reizweiterleitung, daher dem Lernen / also dem Informationstransfer sehr dienlich sein, wenn die erforderlichen Informationen in der diese Person angemessenen Weise in dem zugehörigen Gehirn eintreffen: zum rechten Zeitpunkt, auf dem geeigneten Sinneskanal (Lerntyp beachten), bei aktiviertem Interesse, mit der notwendigen Wiederholungsrate.

als Parallele gebe ich hier Intentionen Gehörloser an, sich selbst betreffend mit Enthinderungshilfe zu versorgen. In 1880 war der Mailänder Kongress, in der Konsequenz sind weltweit fast alle "Hörgeschädigten-Pädagogen" dem damals sehr populären "Deutschen Modell" gefolgt - meint: künftige ausschliessliche Beschulung per Lautsprache per parallelem Total-Verbot für gl Schüler, selbst Gebärdensprache auszuüben. Bis heute wird von hörenden "Fachkräften" den hörenden Eltern gehörloser Kinder dringend empfohlen, in der Kommunikation mit ihren Kindern auf jegliche spontane Gebärde bzw Gestik zu verzichten. Ihre Kinder würden sonst niemals Lautsprache erlernen. Dieser Schwachsinn dauert nun schon über 100 Jahre an. Lehrer haben in der Regel null Ahnung von Gebärdensprache. Eltern haben jahrelangen Behördenkampf um jemals die Kursgebühren fürs DGS-Lernen erstattet zu kriegen...aber dennoch haben die GL sich ihr Recht erkämpft, dass seit 2002 die DGS in Deutschland jetzt "wieder" als eigenständige Minderheitensprache gesetzlich anerkannt ist.

Ist es für Dich erkennbar, was ich mit diesem "Parallel-Beispiel" bezogen auf Leben mit Autismus ausdrücken will?

lg biene63
20.01.11, 12:59:14
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von biene63:
In USA und UK wird schon länger entsprechend veröffentlicht, der Autism Pride ist dort schon weiter entwickelt.

Das wird immer mal behauptet. selbst erkennen tue ich das aber so nicht. Wir haben in Deutschland übrigens die Situation, daß die allgemeine Mentalität (wenn man so will das "deutsche Wesen") noch relativ autismuskompatibel (und wohl auch autistisch geprägt) ist, das sollte man auch nicht vergessen, denn Autisten in anderen Ländern dürfte im Alltag ein größerer Kontrast begegnen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.01.11, 17:37:12
Link
schneeweiß
(Angehörigenbereich)

geändert von: schneeweiß - 20.01.11, 19:32:46

@ biene63

Zitat:
1. Fällt NA-Eltern autistischer Kinder es schwer, sich vorzustellen, dass ihr eigenes Kind irgendwann "autistisch erwachsen" sein wird - und mit welchen Fähigkeiten und Bedürfnissen es autismus-bedingt dann sein wird?


Es kommt ja schon mal darauf an, in welchem Alter festgestellt wird, dass das Kind Autist ist. Mein Sohn war zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. Bis dahin hatte ich mir also ohnehin vorgestellt, dass er ein NA-Erwachsener wird. Da fragte ich mich dann oft, wie er in der Welt zurechtkommen wird mit seinen seltsamen Verhaltensweisen.

Nachdem ich dann wusste, dass mein Sohn Autist ist, eignete ich mir Wissen über Autismus an, um das Verhalten meines Sohnes besser verstehen zu können. Wie seine Entwicklung verlaufen würde, konnte mir niemand sagen. So versuchte ich, von einem Jahr zum anderen zu planen und dafür zu sorgen, dass es meinem Sohn gut geht und er eine Perspektive hat. Eine konkrete Vorstellung davon, wie er autistisch erwachsen sein würde, hatte ich nicht. Beantwortet das deine Frage?

Zitat:
2. Fallt NA-Eltern autistischer Kinder es schwer, den Fakt anzuerkennen, dass dieses Forum hier von erwachsenen Autisten konzipiert, realisiert und geführt wird?


Nein, das fällt mir überhaupt nicht schwer.

Zitat:
Fällt es diesen NA-Eltern schwer zu erkennen, dass (erwachsene) Autisten nicht dieses Bedürfnis haben "zwischen den Zeilen" zu lesen?


Theoretisch weiß ich, dass es so ist. Als NA kann ich mir aber nicht ganz abgewöhnen, selber zwischen den Zeilen zu lesen.

Zitat:
Ich finds nur schade: Die autistischen Kinder jener Eltern sind diesen NA-Eltern ausgeliefert und den "sogenannten Fachkräften" sowieso.


Ich denke, du siehst es etwas einseitig. Bis festgestellt wird, dass das Kind Autist ist, haben die Eltern oft schon an verschiedenen Stellen Rat gesucht und wurden dort in ihrer Elternkompetenz angezweifelt. Die Autismus-Fachkräfte sind oft die ersten, die die Eltern verstehen, mit ihren Sorgen ernst nehmen und nicht beleidigen. Natürlich hören die Eltern erst einmal darauf, was diese Experten sagen.

Die Eltern sind vor allem bemüht, ihr Kind auf ein selbstbestimmtes Erwachsenenleben vorzubereiten. Wie dieses Leben für einen Autisten aussehen wird, kann man sich als NA eben schwer vorstellen. Ich möchte meinen Sohn nicht verbiegen. Die Regeln der Gesellschaft möchte ich ihm aber schon beibringen. Wie soll er sonst in dieser Gesellschaft leben?



20.01.11, 19:31:31
Link
PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 17.04.11, 01:54:37

Ich kann bestätigen, daß es NTs die es absonderlich finden, wenn man als Autist Rat sucht bei einem Autisten. Möglicherweise verwechseln diese es mit dem Fall, daß ein Drogensüchtiger Rat suchte bei einem ebenfalls Drogensüchtigen. Wie irrational diese Verallgemeinerung ist, brauchen wir nicht zu diskutieren.

Ein anderes Problem, auf das ich mal an dieser Stelle aufmerksam machen möchte, ist das folgende: Je mahr jemand weiß, desto schlauere Fragen kann sie/er stellen. Bzw.: Wer nix weiß, kann in der Regel auch nix fragen.

Und -- last but not least -- gibt es viele, die dem Internet nicht über den Weg trauen. Mein Onkel zum Beispiel hat sich nicht getraut, bei Facebook seine Abenteuerurlaubsphotos einzustellen, weil er Angst hatte, man würde ihn anschließend ausspionieren können. Ich mußte ihm erstmal erklären, daß nur die Informationen bei Facebook einsehbar sind, die er als Nutzer freiwillig bereitstellt und daß jeder selbst entscheidet, was er hochlädt und was nicht. Das zu glauben mag in der Tat schwer fallen, wenn man die vielen peinlichen Photos bedenkt, die manche von sich hochladen.

Soweit zu den Problemen. Welche Lösungen man aufgrund dieser Überlegungen anbieten kann, wäre noch eingehender zu diskutieren.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
17.04.11, 01:52:07
Link
Löwenmama
(Autistenbereich)

Ich denke, es gibt auch Eltern, die sich damit nicht auseinander setzen WOLLEN, denen es zu anstrengend ist,etwas zu ändern, die lieber die "Märtyrer"-Eltern sind ("du hast es ja so schwer mit deinem Kind")...ich kenne solche.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
17.04.11, 07:36:48
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Bei Facebook gibt es immer mal Sicherheitslücken, ein solches gesundes Mißtrauen ist aus meiner Sicht vollkommen richtig.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.04.11, 10:16:35
Link
Gehe zu:
Technische Rechte (vorbehaltlich seperater moderativer Einschränkungen):

Es ist dir nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AN
Smilies sind AN
Umfragen sind AN

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag Religion
535 1776970
09.07.21, 14:33:42
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Hallo.
585 428207
11.12.16, 18:05:19
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Thread zur Beobachtung regimenaher Propagandamedien
296 1397633
10.07.21, 09:17:46
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Archiv
Ausführzeit: 5.9943 sec. DB-Abfragen: 15
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder