Ich meine auch, dass ich besser austeilen als einstecken kann. Eben aus den genannten Gründen: Was ich sage oder schreibe, erscheint mir einfach nur als logisch oder wahr und dergleichen, und wenn andere was Kritisches äußern, dann muss ich das erstmal nachvollziehbar finden, um es nicht einfach nur als Genörgel und Gepampe wahrzunehmen. In der Schriftform sind aber die Aussichten ganz gut, dass ich erstmal drüber nachdenke, bevor ich darauf reagiere. Und Rache oder langes Beleidigtsein liegen mir auch fern. Aber spontane Empörung ist bei mir leicht auszulösen und äußert sich auch heftiger als bei anderen Leuten.
Zitat:
Erst durch eine kognitive Zwischenleistung zwischen Impuls und Handlung (da war doch was - ach ja, anderen tut das ja auch weh, hat mir mal XY erklärt) wird das mögliche Gekränktsein eines Gegenübers antizipiert und damit vermeidbar. Vorausgesetzt, dieser Zwischenschritt findet verlässlich statt
Deshalb halte ich es für sinnvoll, sich immer mal wieder eine Extrarunde Nachdenken über diesen Zwischenschritt zu gönnen. Meist ist man ja eher damit beschäftigt, darüber nachzudenken, warum man im Recht ist... Aber es lässt sich schon machen, wenn man nicht aus dem Impuls heraus handeln muss, sondern Zeit zum Nachdenken hat, gezielt darüber nachzudenken, wie etwas wohl aus der Perspektive des anderen sein mag. Man kann natürlich nicht seine subjektiv empfundene Situation nachvollziehen (dazu müsste man den Kopf tauschen können), aber schon so grundlegendere Dinge wie "Wie ist es, wenn man sich ungerecht beschuldigt fühlt?" oder dergleichen. Oder sich überlegen, was der andere wissen kann und was nicht.
Solche Dinge zu antizipieren, bzw. vorherzusehen, finde ich trotzdem recht mühsam. Ich hab schon gelegentlich an einer Mail gesessen und versucht, mich zu fragen, wie sich das, was ich da schreibe, aus Sicht des Empfängers wohl anhören mag, und war nicht in der Lage, mir das vorzustellen.
Zitat:
Und dann gilt er wahrscheinlich auch nur für Dinge, die man selbst als schmerzhaft empfindet. Was jemand anderen tatsächlich kränken oder ärgern könnte, ist damit noch lange nicht vorhersehbar.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ganz normale NT's sowas können. Das würde die Verbindung von Telepathie und Präkognition voraussetzen! Aber man kann schon durch allgemeines Wissen über die Unterschiedlichkeit der Menschen logisch schlussfolgern, dass andere sich möglicherweise durch was anderes gekränkt fühlen als man selbst.
Ich hab eigentlich auch erst in den letzten Jahren angefangen, über solche Art Dinge ernsthaft nachzudenken. Der Auslöser war zum einen, dass gleich mehrere Leute kurz hintereinander behaupteten, ich hätte sie oder andere absichtlich fertigmachen wollen, wo ich gar nichts dergleichen im Sinn gehabt hatte. Erstmal war ich dann sauer, dass die Leute die Wahrheit so schlecht vertragen. Dann hab ich mal eine Freundin gefragt, ob ich wirklich "taktlos" sei, und die meinte, ja, aber man würde merken, dass ich es nicht böse meine. So eine richtige "Erleuchtung", worum es bei der ganzen Sache überhaupt geht, kam aber erst, als ich mich mal selbst vor Unbehagen geradezu wand, als meine Fehler angesprochen wurden, und ich dann gefragt wurde, ob es mir unangenehm sei, wenn man meine Fehler anspricht. Oh. Ja. Kurzer Blick auf mich selbst - so ist das also. So fühlt sich das an. Ach, das ist ja wirklich schlimm! Seitdem versuche ich, nicht mehr ganz so unbedacht durch die Gegend zu trampeln... Aber aus dem spontanen Impuls raus zu reagieren und gleichzeitig an sowas zu denken geht nicht so recht.
In Bezug auf Beleidigungen finde ich es deshalb ganz gut, sich mal klarzumachen, was diese drei Formen der Beleidigung sind, wie sowas aussieht. Es wird ja normalerweise erwartet, dass man das ohne konkrete Information einfach zu wissen hat.