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Der Bestätigungsfehler ist auch für unser Gefühl verantwortlich, einen Menschen bereits nach dem ersten Kontakt richtig eingeschätzt zu haben. Denn bei weiteren Treffen fühlen wir uns immer wieder in diesem anfänglichen Urteil bestätigt. Schuld daran sind automatisiert ablaufende kognitive Prozesse, die alle neu beobachteten Verhaltensweisen mit unserer Erwartung abgleichen, ähnlich wie bei einem Puzzle. Die Lösung, die am Ende herauskommen soll, steht von vornherein fest. Wenn wir etwas beobachten, was nicht zu diesem Gefüge passt, legt unser Unbewusstes das Puzzleteil einfach beiseite. So bewahrheitet sich letztlich immer unser anfängliches Bild des anderen - und wir bleiben davon überzeugt, eine gute Menschenkenntnis zu haben.
Diese Illusion tritt auch deswegen so hartnäckig auf, weil wir unseren ersten Eindruck nur äußerst widerwillig ändern. Das konnte 2010 eine Studie der britischen Psychologin Natalie Wyer von der University of Plymouth zeigen. Ihre Versuchspersonen sahen das Foto eines jungen, kahlköpfigen Mannes namens Edward, der ihnen entweder als Krebspatient oder als Skinhead vorgestellt wurde. Erwartungsgemäß schätzen die Probanden ihn als feindseliger ein, wenn sie ihn für einen Skinhead hielten. Wenn sie danach weitere Informationen erhielten, die Edward in einem günstigeren Licht darstellten, änderten sie diese Meinung zwar - aber nur in Äußerungen, die sie bewusst tätigten.