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Goldloeckchen
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Kann mir jemand den Unterschied zwischen Empfindungen und Gefühlen erklären? Ich habe im Wikipedia nach geschaut aber irgendwie kommt da kein Licht ins Dunkeln da ich diese meiner Ansicht nach verworrene Definition nicht erfasst habe. Anschauliche Beispiele wären gut.

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16.09.06, 21:12:57
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Lisa M.
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Nahe dran, aber nicht ganz dasselbe, finde ich die Unterscheidung von Gefühlen und Emotionen, wie Stefan Klein sie erklärt (in Die Glücksformel, S. 35):

"Wir erröten und fühlen es erst, wenn uns jemand darauf aufmerksam macht. Unsere Augen funkeln vor Begeisterung, und wir wissen selbst nicht, wie sehr wir uns freuen.
In solchen Momenten wird deutlich, dass Emotionen und Gefühle nicht ein und dasselbe sind. Zwar verwenden wir in der Umgangssprache die beiden Begriffe meist austauschbar. Es gibt aber einen Unterschied: Eine Emotion ist eine automatische Antwort des Körpers auf eine bestimmte Situation - das Blitzen der Augen vor Lust, das Erröten der Gesichtshaut, wenn wir bei einer Ausrede ertappt worden sind. Ein Gefühl erleben wir, wenn wir diese Emotion bewusst wahrnehmen - als Freude oder als Scham."

Den Begriff "Empfindung" empfinde ich als furchtbar diffus... Ich glaube, es bedeutet nahezu alles von einer sensorischen Wahrnehmung (z.B. Kälteempfinden) bis zu einem vagen Eindruck, was dieses Wort wohl bedeuten könnte.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.09.06, 21:44:19
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Wursthans
(stillgelegt)

Ich habe neulich ein Lied im Radio gehört: "Ich habe nie genug vom Leben". Dieser Satz kommt mir genauso sinnlos vor wie die schwammigen Begriffe um die es hier geht. Jeder scheint sie anders zu definieren. Fühlen, empfinden - wo soll da ein genereller Unterschied sein? Man könnte hier auf alle möglichen Meinungen verlinken, aber allgemein durchgesetzt scheint sich keine zu haben.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
16.09.06, 21:54:27
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Lisa M.
(Standard)

Wie man es auch nennen möchte, der Unterschied zwischen unbewusst ablaufenden Gefühlsreaktionen und ihrer bewussten Wahrnehmung ist wissenschaftlich ganz gut erforscht.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.09.06, 22:08:56
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Goldloeckchen
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Hm, mir hat die Erklärung von Stefan Klein gefallen. Sie ist nicht so obskur wie der Artikel in Wikipedia. Also sind Empfindungen im Gegensatz zu Emotionen latent wahr nehmbar und instinktiv so wie die Reaktion eines Hundes der hechelt und mit den Schwanz wedelt sobald Herrchen zur Tür rein kommt.
Werden in der Psychologie bzw. Philosophie Empfindungen in jeder Definition so verstanden wie es S. Klein erklärt hat?

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16.09.06, 22:10:00
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Wursthans
(stillgelegt)

Zitat von Sheila:
instinktiv so wie die Reaktion eines Hundes der hechelt und mit den Schwanz wedelt sobald Herrchen zur Tür rein kommt.

Wieso instinktiv? Ist dann jedes Verhalten für dich instinktiv?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
16.09.06, 22:17:37
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Lisa M.
(Standard)

Er nennt die unbewusste Reaktion Emotion und die bewusste Gefühl. Das finde ich verwirrend, weil ich dran gewöhnt bin, dass das synonym verwendet wird. Ansonsten trifft's das Beispiel mit den Tieren - Emotionen haben Tiere auf jeden Fall auch, ob sie die bewusst empfinden können, hängt wohl davon ab, wie viel Bewusstsein sie überhaupt haben. Ich bezweifele, dass sich das messen lässt.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
16.09.06, 22:23:07
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Zitat von _OO_:
Zitat von Sheila:
instinktiv so wie die Reaktion eines Hundes der hechelt und mit den Schwanz wedelt sobald Herrchen zur Tür rein kommt.

Wieso instinktiv? Ist dann jedes Verhalten für dich instinktiv?


Nein, so war das nicht gemeint, ich habe das "instinktiv" auf die Empfindungen bezogen... wenn in meinen Inneren eine *spontan chemische Reaktion* abläuft dann ist das wage ausgedrückt ein Instinkt (vllt in Anführungszeichen zu setzen) weil "es" eben aus den Moment heraus geschieht und sich solch eine Empfindung mit der Rationaliät oder mit blossem nach denken nicht vereinigen läßt.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
16.09.06, 22:28:33
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Lisa M.
(Standard)

geändert von: Lisa M. - 17.09.06, 08:13:54

Da hab ich nochwas Interessantes gefunden, in einem Buch, das ich grade lese: Die heilende Kraft der Gefühle - Gespräche mit dem Dalai Lama über Achtsamkeit, Emotion und Gesundheit (hrsg. von Daniel Goleman). Diese "Gespräche mit dem Dalai Lama"-Bände sind überhaupt ein Buchtipp. In jedem Band gibt es mehrere Gespräche, in denen überwiegend hochkarätige westliche Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse für einen interessierten Laien (den Dalai Lama) zusammenfassen und mit ihm über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Buddhismus diskutieren. Bei dem Band hier ist als Biologe z.B. Francesco Varela beteiligt. Jetzt aber die Stelle, die ich relevant fand für das Thema hier (leider werden die Begriffe Emotion und Gefühl hier nicht so unterschieden wie bei Stefan Klein - muss man also dem Sinn entnehmen, was gemeint ist):

"Wie wir Gefühle verstehen und definieren, ist durch Sprache und Kultur vorgeprägt. In Japan zum Beispiel kennt man das Gefühl "yugan" (ungenau übersetzt: ein ästhetischer Augenblick des Einsseins), in Indien "rasa" (Bewunderung ohne Worte); für beides kennen die europäischen Sprachen keine entsprechenden Begriffe. Der Begriff "Gelassenheit", obwohl er in Tibet den Mittelpunkt des rechten Lebens bildet, zählt in den europäischen Sprachen nicht zu den Gefühlszuständen. Auch hat das Tibetische eine große Zahl sehr differenzierter Begriffe für Meditations- und Bewußtseinsstufen, die sich in anderen Sprachen kaum wiedergeben lassen. Umgekehrt gibt es im Tibetischen kein allgemeines und übergreifendes Wort für "Gefühl". Gefühle werden also ganz offensichtlich durch die Brille der Kultur wahrgenommen." (S. 226)

Das hat mich drauf gebracht, was ich eigentlich immer meine damit, man solle die Gefühle nicht am falschen Ort suchen und so. Früher habe ich nämlich genau nach diesen gesellschaftlich vermittelten Gefühlen Ausschau gehalten (und wusste noch nicht mal wo, aber ich vermutete sie eher im Kopf) und wunderte mich über ihre häufige Abwesenheit.
Manches war allerdings auch mit dieser indadäquaten Methode nicht zu übersehen. Mittlerweile habe ich entdeckt, dass die Emotionen im Körper sitzen - und da ich körperlich leicht hypersensibel bin, nehme ich sie nun recht deutlich und intensiv wahr, wenn ich nicht grade auf was anderes konzentriert bin. Die Erklärung von Stefan Klein hat mir bestätigt, dass meine Methode richtig ist, auch wenn ich die Ergebnisse nicht immer in den kulturell vorgegebenen Rahmen einordnen kann. Aber nun kommt der Hammer: Rasa und yugan kenne ich, so weit man das überhaupt beurteilen kann, genauso gut wie die hiesigen Gefühle!

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
17.09.06, 08:13:10
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Zitat:
Rasa und yugan kenne ich, so weit man das überhaupt beurteilen kann, genauso gut wie die hiesigen Gefühle!


Ja, wieso solltest du sie denn nicht kennen? In anderen Sprachen verwendet man eigens Begriffe dafür und hier zu Lande muss man sie mit einen Satz erklären. Ich finde eher, dass es in unseren Sprachgebrauch überhaupt zuwenig Wörter für Zustände, Gefühle oder Empfindungen gibt.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
17.09.06, 09:11:00
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Werden in der Psychologie bzw. Philosophie Empfindungen in jeder Definition so verstanden wie es S. Klein erklärt hat?


Dass die Definitionen von jedem so verwendet wird, der die Begriffe benutzt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Es scheint sich aber doch um eine "offizielle" Definition zu handeln. Auf Wikipedia fand ich zum Begriff "Emotion":

Zitat:
Eine Emotion ist ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen psychischen Funktionsebenen abläuft. Davon zu unterscheiden ist der Begriff Gefühl, der nur das subjektive Erleben der Emotion bezeichnet (...)


und

Zitat:
Im Gegensatz zu Stimmungen sind Emotionen relativ kurz und intensiv. Während Stimmungen und deren Auslöser oft unbemerkt bleiben, sind bei Emotionen das auslösende Objekt und die psychologischen und physiologischen Emotionskomponenten üblicherweise im Fokus der Aufmerksamkeit.


Das könnte erklären, weshalb Autisten oft ihre Emotionen nicht wahrnehmen. Eine Schwierigkeit, mehrere Dinge auf einmal zu tun oder wahrzunehmen, ist da ja sehr verbreitet, und während man eine Emotion hat, ist man meist mit dem Auslöser beschäftigt. Ein anderer "hakeliger" Punkt ist vermutlich die "Übersetzung" wahrgenommener Emotionen in die gesellschaftlich "sortierten" Gefühle. Ich kann mich z.B. erinnern, dass ich lange Zeit das Gefühl Angst nur einsortieren konnte, wenn es einen Affekt auslöste wie z.B. Weglaufen. Also hatte ich ziemlich wenig "Angst", aber häufiger mal Bauchschmerzen...

Zitat:
Gefühle werden gewöhnlich als verschieden von Wahrnehmungen, Empfindungen und Denken, aber auch vom Wollen angesehen, können sich jedoch mit allen anderen Erfahrungsweisen verbinden.


Ob man alles, was vom Denken und Wollen verschieden ist, als Instinkte bezeichnen sollte, bezweifele ich ein bisschen. Die Instinkte sind ja angeboren, Emotionen basieren meist auf einem unbewussten Werturteil, das durchaus veränderbar ist. So gibt es z.B. bei Phobien die sogenannte "Konfrontationstherapie", bei der man praktisch desensibilisiert wird. Das lässt sich m.E. nicht so gut mit Instinkten erklären. Aber Instinkte haben sicherlich einen Einfluss auf die Emotionen - so als einer der Faktoren, was welche Emotion auslösen kann. Die bisherigen Erfahrungen (also Sozialisation!) spielen dabei aber auch eine Rolle. Wenn man z.B. bei der Intro-Melodie seiner Lieblingsserie im Fernsehen schon Freude empfindet, dann liegt das sicher nicht an Instinkten.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
17.09.06, 09:49:04
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Lisa M.
(Standard)

Nochwas ist mir grade dazu eingefallen: Bei Autismus fehlen ja eine Menge "lange Verbindungen" im Gehirn, also zwischen verschiedenen Hirnteilen. Z.B. auch zwischen dem limbischen Symstem, das mit Emotionen zu tun hat, und anderen Teilen. Wir kommen aber ja nicht mit einem "festverdrahteten" Gehirn auf die Welt, sondern die Synapsen sprießen so vor sich hin...

Die Schwierigkeit, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, könnte damit tatsächlich die Ursache sein für das Fehlen dieser Verbindungen!

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
17.09.06, 10:46:29
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