starke Dame
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geändert von: starke Dame - 17.05.10, 10:14:52
Ich ignorier mal die vorangegangene Diskussion und gehe zu dem Titelthema zurück:
Neid und Stumpfsinn der NA
Ich war jetzt mit der Familie im Urlaub - unter anderem haben wir auch eine mehrstündige Schiffsfahrt gemacht, mit Aufenthalt an Land und anschl. wieder mehrstündiger Schiffsfahrt zurück.
Mein Mann und ich teilen uns dann immer die Arbeit mit den Kindern und ich kümmere mich immer um meinen autistischen Sohn.
Damit er ganz ungestört und ohne Gefährdung sich frei auf dem Schiff bewegen kann, läuft er frei herum und ich gehe mit etwas Abstand hinter ihm her. Dabei rede ich nicht und verhalte mich einfach so, als wenn ich nicht da wäre und er kann ganz ohne bewertende Haltung oder Äußerung meinerseits die ganzen Stunden auf dem Schiff genießen und erkunden.
Dabei habe ich sehr auf das Verhalten der Menschen, um die sich mein Sohn herum bewegt hat geachtet und ich musste feststellen, sie sind bestimmt nicht neidisch aber doch auf der einen Seite sehr penetrant und auch sehr ignorant und äußerst gleichgültig.
Mein Sohn setzt sich auf einen freien Stuhl in einer vierer Tischgruppe und wird direkt angelächelt, oder sogar am Bauch gekitzelt. Er wollte nur aus dem Fenster schauen und auf die Mosel blicken. Die Wellen, die das Schiff verursacht hat, waren für ihn sehr interessant. Er hat das Verhalten der Erwachsenen einfach ignoriert. Wenn sie ihn angefasst haben, hat er bei leichten Berührungen garnicht reagiert und bei intensiven Kitzelversuchen die Hand beiseite geschoben ohne sich von seiner Lust, das Schauspiel Wasser zu genießen, abbringen zu lassen.
Dann liebte er die Schiebetüren an Deck, es waren Glastüren mit langen senkrechten Metallgriffen, er hüpfte, fasste die Metallgriffe an und spielte damit. Wollte jemand unter Deck, musste er an meinem Sohn vorbei, genauso wenn jemand wieder auf das Deck wollte. Es gab da verschiedene Menschentypen, die einen, die behutsam die Tür aufschoben, und sich an ihn vorbei schlichen, die anderen die ebenfalls behutsam die Tür öffneten und ihn anredeten, willst Du rein gehen? Natürlich sagte er nichts und ignorierte den Fragenden und machte die Schiebetür einfach zu damit er weiter spielen kann. Und dann gab es noch die fiese Sorte, nach deren Meinung wohl Kinder nichts anfassen dürfen und schon garnicht mit einer Tür spielen dürften, die rissen sehr ruckartig die Tür auf und stürmten an ihn vorbei und rissen die Tür genauso ruckartig zu - ohne auf kleine Kinderhände zu achten, die eventuell eingeklemmt werden könnten. In diesem Moment war ich froh, wie geistesgegenwärtig mein Sohn war, er lies dann immer los und war der Grobian weg, spielte er wieder mit der Tür und ihm war nichts passiert, weder psychisch noch physisch, er machte mit dem gleichen Spaß weiter wie vor der Unterbrechung.
Ich weiß nicht, warum die meisten Menschen unbedingt meinten auf ihn irgendwie reagieren zu müssen und ihn nicht in Ruhe lassen konnten. Ich kann es nicht erklären, muss aber sagen, dass mich die Menschen wirklich gestört haben - und ich immer innerlich in Bereitschaft stand, falls mein Sohn Hilfe braucht.
Er kletterte wieder auf eine Bank und da saß ein Paar mit Hund - sie, passen sie auf, dass íhr Kind meinen Hund nicht anfasst, er hat Angst vor kleinen Kindern. Ich, mein Sohn interessiert sich nicht für ihren Hund. Sie, ich mein ja nur, weil er beißt. Ich, mein Sohn interessiert sich für das Wasser, Türen, Bänke und Tische - nicht für Hunde, lassen sie ihn in ruhe.
Dieser Dialog hat mich ungemein genervt, dass ich immer dafür Sorge tragen musste, dass mein Kind sich ungestört bewegen durfte - ohne erwachsene die aus falsch verstandener Fürsorge seine Wege einzuschränken versuchten.
Endlich hatte er unter Deck einen freien vierer Platz entdeckt, er setzt sich hin, eine Frau setzt sich ihm danach gegenüber und der Mann bleibt hinter meinem Sohn mit verschrenkten Armen stehen, das einem das Gefühl vermittelt wurde, das Kind darf da nicht sitzen, es muss weg - mein Sohn hat ihn ignoriert und schaute auf das Wasser.
Die Frau winkte ihren Mann zu sich, dass er neben ihr sitzen soll. Die zwei mussten noch Fahrkarten bezahlen - da setzte sich ein älterer Mann von der Crew direkt neben mein Kind.
Jetzt war er in Not, ich ging vor, mein Sohn hatte soviel Panik, dass er mich nicht direkt wahrnahm und er ging auf Tauchstation und versuchte unter dem Tisch durch zu krabbeln - sie ließen ihn nicht - ich hörte nur sein Weinen und Jammern, das ich die 3 sofort in ihrem Gespräch unterbrach, Entschuldigung, mein Sohn ist Autist, diese Situation ist für ihn gerade unerträglich. Der von der Crew sprang direkt auf und entschuldigte sich und mein Sohn war frei.
Danach ging er wieder seine Runde setzte sich aber nicht mehr irgendwo hin sondern nahm lieber die freien Bänke an Deck.
Eigentlich hat er nie etwas gefährliches getan, ich musste mein Kind niemals wegen seinem eigenen Handeln schützen sondern nur wegen dem Handeln der nichtautistischen Erwachsenen, die sich immer in einer Art verhalten haben, das seine Privatsphäre verletzt wurde und ich versuchte nur für schlimme Situationen, wie die unter dem Tisch, für ihn da zu sein.
Die anderen waren wirklich sehr aufdringlich - viele meinten es nicht böse, nur warum sucht man Kontakt zu einem Kind, dass keinen Kontakt sucht? Ich denke, Nichtautisten fehlen feinfühlige Antennen, die ihnen sagen, wann etwas angemessen ist und wann nicht. An Bord hatten sie auf jeden Fall keine Antennen.
Die passenden Antennen hatte eine Rentnergruppe, sie saß ganz hinten und er ging immer zu denen hin und schaute sie an und zeigte auf sie, dass er die Namen wissen wollte und mit ihnen spielen wollte. Das mit den Rentnern hat ihm sehr gefallen. Wir haben hier ein Altersheim, dort ist auch eine entfernte Verwandte, die werden wir jetzt öfters besuchen, vielleicht macht ihm das Spaß.
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