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Autor Nachricht
zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von knuddelweibchen:
Wenn einige keinen Hunger haben, müssen sie ja auch nicht. Aber später Essen ist dann eben auch nicht sonst würden wir ja den ganzen Tag nur zu Mittag essen.


Erkennst du was? Es geht also darum, dass ihr keinen Mehraufwand habt und nicht um den A. Für sie soll es aber ihr zu Hause sein! Isst du zu Hause auch nichts, wenn du mal zwischendurch Hunger hast?


Zitat:
Umstellung von Winter auf Sommerkleidung. Winterjacken werden weggesperrt, da man bei 30 Grad nicht mit der Daunenjacke umherläuft.


Wer ist man?

Gerade A besitzen unterschiedliche Reaktionen auf unterschiedliche Temperaturen.
Ab 22°C friere ich und 25°C sind zu heiß, andere haben eine Wohlfühltemperatur von 15°C u.s.w..
Warum darf ich keine warme Jacke anziehen, wenn ich friere?

stillgelegt
03.08.10, 22:09:11
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knuddelweibchen
(Standard)

Unsere Leute bekommen den ganzen Tag zu Essen. Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen (Suppe, Hauptgericht, Nachtisch) Zwischenmahlzeit, Abendessen. Ich denke nicht das sie Hunger leiden müssen. Und wir sind nun mal ein Heim und sie wohnen nicht alleine. Es ist nicht wie alleine im eigenen Haushalt. Wir als Personal haben auch nicht die Zeit den ganzen Tag mit ihnen zu essen. Es gibt ja auch noch andere Arbeiten die erledigt werden müssen.

Mit dem Temperaturempfinden gebe ich dir recht. Jeder A und NA hat ein anderes. Meine Vermutung ist das sich unsere Autisten mehr an die Bekleidung von z.B. Winter gewöhnt haben und es für sie eine große Umstellung ist jetzt plötzlich kurze Hosen, Shirts ohne Ärmel, offene Schuhe, keine Jacke tragen zu sollen. Bin hin und her gerissen in meiner Meinung. Kann verstehen was du schreibst, habe aber auch meine Erfahrungen gesammelt. Umstellung von Bekleidung warm-kalt oder kalt-warm war und ist schon immer ein Problem bei dieser Person.
03.08.10, 22:47:10
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von knuddelweibchen:
Zum Thema Zwänge hätte ich auch ein paar Fragen: ...
An euch Autisten da draußen, tut es euch gut Zwänge zu haben (beruhigt es euch) oder währe es euch liebe diese nicht zu haben evtl. auch Hilfe zu kekommen um diese Zwänge nichtmehr ausleben zu müssen?
Zwänge sind nicht gut. Ich hasse es, zu etwas gezwungen zu werden, auch wenn ich von meinem eigenen Gefühl gezwungen werde. Zwang ist eine Belastung. Aber schlimmer als ein Zwang, ist ein unterdrückter Zwang, den man nicht ausführen kann. Dann ist man zu etwas gezwungen und wird zusätzlich noch dagegen gezwungen.
Die Handlung, zu der man gezwungen ist, kann gut tun, kann gegen eine Belastung helfen. Ohne Zwang wäre diese Handlung vielleicht sehr gut. Manchmal ist eine Zwangshandlung eine Erleichterung, die aber unerwünscht, weil nicht normal, ist.
Wenn man zu etwas gezwungen ist, dann muß man das machen. Ein Unterdrücken des Zwanges macht es nur schlimmer. Die Ursache des Zwanges ist wichtig, nur da kann man den Zwang lösen. Manchmal ist ein Zwang das Ergebnis einer allgemeinen Belastung, dann gibt es keine spezielle Ursache.

Zitat von knuddelweibchen:
Wenn sich die Mehrheit z.B. dafür entscheidet ins Kino zu gehen muss der einzelne ... auch mit. auch wenn er nicht will. Wir haben nicht das Personal um einenen alleine zu betreuen.
Das ist nicht gut.
Ich wurde in meinem Leben oft zu 'guten' Sachen gezwungen, weil das ja so schön ist (meistens von 'höheren' Personen). Besonders schlimm ist das, wenn es den anderen gefällt, aber selber empfindet man das als Qual. In der Schule konnten wir, bei Klassen-Veranstaltungen, alternativ in eine andere Klasse (das war für mich schlimmer).
Ist die Mehrheit autistisch? Oder haben die andere Bedürfnisse?

Aus Deiner Beschreibung entnehme ich, daß das Ziel ein möglichst weitgehend normales Verhalten ist. Mit anderen Bedürfnissen verhält man sich auch anders. Warum nicht ein abweichendes Verhalten, wenn es nicht schadet?
Wenn jemand z.B. nichts Rundes essen will, warum soll er das dann essen? Wenn es mal nichts anderes gibt, das nicht möglich ist, dann eben mal nichts essen.
Wer bei 30°C eine Daunenjacke tragen will, warum nicht? Die Meisten werden spätestens bei 20°C von Sommerkleidung überzeugt sein. Kann der Kleidungswechsel später erfolgen?

Zitat von knuddelweibchen:
Bei uns heißt es immer Autisten brauchen Klarheit in der Sprache, im Umgang und im Handeln.
Das ist richtig, wenn es um Kommunikation, Informationen und Handeln geht.
Aber nicht klare Befehle, Befehle sind unmenschlich und nur für Notfälle geeignet. Befehle sind Zwang.
Klarheit widerspricht nicht einem individuellen Umgang miteinander, einem Mitspracherecht.
04.08.10, 02:42:27
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schokopudding
(Standard)

Hallo drvaust; ich finde das sehr interessant was du über Zwänge schreibst. Ich bin kein Autist, kenne aber Autisten mit Zwängen, die nicht normal sind und manche Zwänge sind eben nicht nur nicht normal, sondern in der Gesellschaft, auch nicht in der Einrichtung hinnehmbar. Das ist sehr schwierig, da ich schon begriffen habe, dass ein A nicht einfach so mit etwas aufhören kann, aber ich hab auch schon erlebt, dass wir gewisse "Zwänge" super "wegtrainiert" haben. Muss sagen, dass diejenige Autisten aber auch super motiviert dabei sind. Bei anderen Zwängen weiß ich nicht, wann der Zwang wirklich ausgeführt werden muss, wann man ihn vielleicht schafft, weg zu lassen. Ich denke, das kann doch nur der A selber wissen, oder? Ich weiß halt nur, dass mit so starken Zwängen das Leben des A sehr eingeschränkt ist.
04.08.10, 15:49:23
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Für mich ist bisher immer wieder fraglich gewesen, ob jemand mit dem Begriff "Zwang" auch wirklich einen Zwang meint. Das scheint mir oft nicht so zu sein und da kann es dann in der Sache fatale Fehleinschätzungen geben.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.08.10, 17:04:27
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knuddelweibchen
(Standard)

Für mich wirken Zwänge, so wie ich sie bei Autisten beobachten kann, meist wie getrieben, wie ferngesteuert. Können sie dann einen Zwang nicht ausleben, weil z.B. eine Tür verschlossen ist und sie nicht ran kommen, ist ein ran kommen an sie auch kaum noch möglich.
Ich kann auch beobachten das es nicht jeden Tag gleich ausgeprägt ist. Zwänge dann oft schlimmer werden, wenn an der Struktur etwas verändert wurde. Mir scheint es oft wie wenn dann das ausüben eines Zwangs wieder Sicherheit bringt. Bin ich da ganz falsch? Kann nur aus meiner Beobachtung erzählen.
04.08.10, 19:06:14
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Das sind nicht unbedingt Zwänge und ich habe das jetzt glaube ich in diesem Threads schon mehrfach erklärt. Ein Zwang ist ein innerer Zwiespalt. Wenn jemand einen Drang verspürt etwas zu tun, das aber auf einer rationalen Ebene selbst nicht will. Allgemeines Überlastungsverhalten ist kein Zwang.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.08.10, 21:16:27
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drvaust
(stillgelegt)

Zwang ist, wenn man gezwungen ist, etwas zu tun, was man nicht will. Dieser Zwang kann von Innen, vom Gefühl, kommen.
Zwang ist grundsätzlich nicht angenehm, auch wenn es Erleichterung verschafft.

Eine Ausgleichs- oder Entlastungshandlung ist, wenn sie freiwillig getan wird, kein Zwang.
Dabei kann diese Handlung auch von äußeren Umständen bedingt werden.

Wenn ich die Gegenstände auf meinem Schreibtisch exakt anordne, um sofort zu wissen, wo was liegt, und um gewohnte Ordnung zu haben,
ist das kein Zwang, auch wenn ich das bei Streß stärker mache.
Daß ich keinen Fisch essen kann, ist kein Zwang, sondern eine Eigenart. Daß ich bestimmte Ordnungen bevorzuge, ist kein Zwang.
Wenn ich aber bei Streß die Hände verkrampfen muß, teilweise schmerzhaft, und Angst habe, dadurch aufzufallen,
ist das ein Zwang (hatte ich mal als Jugendlicher).
05.08.10, 04:42:48
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schokopudding
(Standard)

an drvaust: deine Erklärung bzgl. Zwang ist sehr gut; ebenso die Beispiele von Eigenarten.
Der Spruch der immer untern deinen Beiträgen steht "Ist der Ruf......" der ist einfach Klasse!
05.08.10, 15:26:58
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von schokopudding:
Der Spruch der immer untern deinen Beiträgen steht "Ist der Ruf......" der ist einfach Klasse!
Ich habe mich von dem Zwang befreit, immer normal zu erscheinen. freuen
Ich bin anders, da kann ich, trotz großer Anstrengung, nicht immer normal wirken.
Jetzt habe ich die Freiheit, anders zu sein. Dafür bin ich auch bekannt.
Mein Ruf ist nicht schlecht. Ich gelte als etwas verrückt, aber gut.

06.08.10, 01:28:08
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schokopudding
(Standard)

Weisst du drvaust, auch als NA sollt man sich öfter mal von diesem Zwand des normalseins befreien, aber ich glaub wir NAs sind da viel zu eingeklemmt in unsere Normalwelt und da brauchts einigen Mut dafür. Bist mir sympatisch!
06.08.10, 14:21:27
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 06.08.10, 14:46:50

@schokopudding:
merke dir was sympatisch ist, betrachte dann autisten, in wohneinrichtungen, denke dann an einen drvaust, der nicht in einer wohneinrichtung leben muss und überlege dir noch einmal gründlich, was "förderung" bedeuten kann.
06.08.10, 14:45:59
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