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Autor Nachricht
Quadriga
(Irrgeleitetes Subjekt)

geändert von: Quadriga - 04.05.10, 22:38:27

Blicke verunsichern mich des öfteren, daher schaue ich nur kurz mal in die Augen. Müssen aber nicht nur die Augen sein, kann das ganze Gesicht, oder gar die ganze Person sein, die ich dann auch mal nicht ansehe beim Reden, weil das Reden/die Aussagen wichtig ist/sind und nicht die Gestalt des anderen. Wieso muss ich zB jemanden in die Augen schauen, wenn ich demjenigen etwas schwören soll? Eine Äußerung eines Schwurs ist auch schriftlich möglich, wobei kein Blickkontakt bestehen muss, damit dieser gültig ist. Sind einfach alles nur sinnlose Gesten, Regeln, Gesellschaftsmuster, die mich kaum oder gar nicht interessieren.

Beispiel: Stehe ich vor Person A und habe meine Füße aufeinander gelegt, kritisiert diese Person meine Haltung als Äußerung von Unsicherheit, Schwäche, etc, obwohl ich weder unsicher bin noch schwach, sondern nur über etwas reden möchte, und ich diese Haltung als angenehm empfinde und nur daher auch einnahm. Streckt sich die andere Person, wackelt hin und her, oder macht sonst irgendwelche an mir kritisierte Bewegungen oder nimmt solche Haltungen ein, interessiert mich das absolut nicht, sondern ich will einfach nur kommunizieren mit jener Person. Es macht absolut keinen Unterschied, wie jemand da steht, bezogen auf das, was er tatsächlich (verbal) äußert.

Zitat:
Das Medium, was entstehen soll, darf man sich nicht unbedingt als gewoehnliches Buch mit 100 Seiten Text vorstellen, sondern vielmehr als ein Medium, was dem Betrachter die Welt der Autisten eroeffnet, die Sinne schaerft und sensibilisiert (z.b. durch unterschiedliche Oberflaechen, Farben, Formen, Geraeusche etc).


Was soll das denn für ein außergewöhnliches Buch/Medium werden, welches durch unterschiedliche Oberflächen, Farben, Formen, Geräusche, etc seinen von dir geschilderten Zweck erfüllen soll? Dass ein Buch unterschiedliche Farben und Formen je Seite haben kann, ist ja an sich nichts ungewöhnliches, doch dass ein Buch unterschiedliche Oberflächen aufweist und auch unterschiedliche Geräusche machen kann, kenne ich bislang noch nicht. Wäre mal interessant, so ein universelles Buch zu produzieren, welches letztgenanntes kann. Jede Seite müsste dann von einem unterschiedlichen Papiertyp sein, um viele unterschiedliche Oberflächen zu ermöglichen, und für die Geräusche müsste man einen SD-Chip und einen Lautsprecher einbauen, welcher je nach Seite, unterschiedliche Klänge abspielt. Das ist eine skurile Vorstellung und wär nichts für mich. zwinkern

I'm only a unidentifiable broken piece of myself.

-

[Aufgrund eines Kniggeverfahrens zu dauerhafter Sperrung nach Nutzerabstimmung verurteilt, gesperrt, auf Bewährung nach Nutzerentscheid wieder freigeschaltet und nach einem weiterem Regelverstoß nach Verständigung in einem Kniggeverfahren dauerhaft gesperrt, mfg [55555]]
04.05.10, 22:32:54
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Kelsar: Dein Ansatz ist nicht schlecht.
Da aber nach den Texten hier im Forum Autisten sehr unterschiedliche Wahrnehmungen haben, welche würdest du denn einstellen wollen?

Die Eindrücke, die von einer Mehrheit empfunden werden? Das könnte sehr schnell meinungsmachend werden.

Und was nicht in diesem Buch aufgeführt wird, gilt demnach auch nicht als autistisch? Würden dann nicht ähnliche Schablonen entstehen, wie sie jetzt bereits durch andere Kategorien festgelegt sind?

Vielleicht würde der eine oder andere etwas mehr verstehen. Ich bezweifele aber, dass dadurch eine Kommunikation zwischen A und NA in Gang käme.

Ich würde mir wünschen, dass sich im Fach "Visuelle Kommunikation" darauf konzentriert würde, nicht an der Oberfläche zu bleiben, sondern "visuelle Wahrnehmung" zu schulen und beschulen zu lernen, z.B. Kummer zu entdecken, der sich nicht durch tiefe Stirnfalten zeigt, Freude zu erkennen, ohne dass sie sich durch Lächeln äußert...sich also über eigene Wahrnehmungserfahrungen und Wahrscheinlichkeitsempfindung hinweg setzen lernt, um Kommunikation am anderen festzumachen und nicht an sich selbst.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
05.05.10, 00:36:24
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Quadriga
(Irrgeleitetes Subjekt)

geändert von: Quadriga - 05.05.10, 01:09:21

Also eine Art Trainung dafür, wie man etwas "anderes" verstehen könnte? Den eigenen Interpretationsrahmen erweitern? Wäre evtl möglich, wohl aber auch zu pauschal an sich. Betrachtet man Bilder, kann ein jeder eine andere Bedeutung dahinter sehen, oder definiert dieses Bild ganz anders, bzw fixiert die Wahrnehmung nur auf bestimmte darin enthaltene Dinge, wie zB die Farben, oder das Gesamtaussehen, die verschiedene Objekte darin, oder nur die feinsten Details. Es ist wohl schwer so etwas, was von jedem anders gesehen oder erlebt wird, irgendwie vereinheitlichen zu können, so dass es auf möglichst alle zutrifft.
Evtl wäre es denkbar verschiedene Möglichkeiten der Interpretation darzulegen, aber dabei auch zu erwähnen, dass dies nur begrenzt oder überhaupt nicht die Tatsachen aller Betroffenen wiedergibt, sondern es noch viele weitere Möglichkeiten (der Interpretationen oder Erscheinungsformen) gibt.

Ähnlich ist es wohl, wenn man versucht den Mensch an sich zu beschreiben. Man kann ja auch nicht sagen, der Mensch sei eher zerstörerisch und egoistisch, auch wenn es auf viele zutreffen mag. Die Ausnahmen dürfen bei einer Beschreibung oder Erklärung nicht außen vor gelassen werden.

Einen Versuch ist es aber wert, doch dieser muss sehr genau durchdacht werden und möglichst viele unterschiedliche Aspekte individuell behandeln. Sollte also keine Arbeit von ein paar Wochen sein; wohl eher eine Lebensaufgabe.

I'm only a unidentifiable broken piece of myself.

-

[Aufgrund eines Kniggeverfahrens zu dauerhafter Sperrung nach Nutzerabstimmung verurteilt, gesperrt, auf Bewährung nach Nutzerentscheid wieder freigeschaltet und nach einem weiterem Regelverstoß nach Verständigung in einem Kniggeverfahren dauerhaft gesperrt, mfg [55555]]
05.05.10, 01:00:21
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Idee finde ich ganz gut, wie wäre es mit einem Buch, das etwa zur Hälfte die Schönheit des Lebens als Autist zeigt und zur anderen Hälfte das Leid aufgrund vielfältiger Ignoranz der Mitmenschen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.05.10, 10:54:05
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kelsar
(Standard)

geändert von: kelsar - 06.05.10, 19:58:26

Zitat von MoRtiFeR:
Es macht absolut keinen Unterschied, wie jemand da steht, bezogen auf das, was er tatsächlich (verbal) äußert.


Ich als NA schaue meistens auch auf die Haltung des anderen oder schaue ihm beim Gespraech in die Augen. Eben weil diese auch nonverbale Signale geben. Z.B. kann man oft an den Augen erkennen, ob jemand luegt, traurig ist etc. Wie ist das bei dir? Woran erkennst du sowas? Oder erkennst du das dann gar nicht? Wuerde mich mal interessieren!

Zitat:
Jede Seite müsste dann von einem unterschiedlichen Papiertyp sein, um viele unterschiedliche Oberflächen zu ermöglichen, und für die Geräusche müsste man einen SD-Chip und einen Lautsprecher einbauen, welcher je nach Seite, unterschiedliche Klänge abspielt. Das ist eine skurile Vorstellung und wär nichts für mich. zwinkern

Vielleicht ist es aber ein Mittel, um eine Reizueberflutung zu simulieren. (Nicht fuer AT, sondern fuer NA, ... )

Zitat von Fundevogel:
Ich würde mir wünschen, dass sich im Fach "Visuelle Kommunikation" darauf konzentriert würde, nicht an der Oberfläche zu bleiben, sondern "visuelle Wahrnehmung" zu schulen und beschulen zu lernen, z.B. Kummer zu entdecken, der sich nicht durch tiefe Stirnfalten zeigt, Freude zu erkennen, ohne dass sie sich durch Lächeln äußert...sich also über eigene Wahrnehmungserfahrungen und Wahrscheinlichkeitsempfindung hinweg setzen lernt, um Kommunikation am anderen festzumachen und nicht an sich selbst.

Das ist auch mein Ansatz, vielleicht etwas anders, aber es geht in die Richtung..., aber ich weiss nicht, ob ich verstehe was du genau meinst. Du meinst, wenn AT Kummer haben muss sich das nicht durch tiefe Stirnfalten zeigen, sondern durch..xxxx...(das gilt es herauszufinden)..? Wobei je jeder seine eigene Ausdrucksweise von Gefuehlen hat, auch hier darf man nicht verallgemeinern. Aber es koennte eine Moeglichkeit sein, zu zeigen, dass es viele Wege der Kommunikation gibt,die wir nur nicht beachten/kennen..

Zitat von 55555:
wie wäre es mit einem Buch, das etwa zur Hälfte die Schönheit des Lebens als Autist zeigt und zur anderen Hälfte das Leid aufgrund vielfältiger Ignoranz der Mitmenschen?

Das waere schoen.. aber was genau meinst du mit der "Schoenheit des Lebens als Autist"?

Ich moechte einfach nur das Blickfeld erweitern, es gibt so viele Dinge, die man als NA nicht wahrnimmt oder nicht beachtet. Die will ich finden. Wir sind zu festgefahren in unseren gewohnten Denk- und Wahrnehmungsstrukturen.
06.05.10, 19:57:18
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kelsar
(Standard)

Was macht es so schoen, Autist zu sein? (Ich meine: was sind die schoenen Seiten,was ist das Besondere fuer euch?)

@55555 freuen du hast mich inspiriert durch deine Aussage. Ich find die gut. Ich will Autismus nicht darstellen als Krankheit oder als "Person", sondern ich will das Blickfeld darstellen, was durch den Autismus/durch aut. Wahrnehmung erst ermoeglicht wird.

06.05.10, 20:04:18
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wie wäre es mit einem neuen Thread zur Schönheit des Lebens als Autist? Hier würde wohl auch die Herausforderung darin bestehen es für NA erlebbar zu machen und sie mitleiden zu lassen, wenn Autisten durch Ignoranz Leid erleben. Denn NA würden ja immer mit ihren NA-Normen an so ein Buch herangehen. Aber ich denke es gibt schon Wege.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.05.10, 20:21:44
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kelsar
(Standard)

Ich hatte auch schon an einen neuen Thread zu dem Thema gedacht. Soll ich den dann auch im "Autisten-Zoo" (ich finde das Wort furchtbar ;)) aufmachen, oder wozu gehoert der?
06.05.10, 20:24:22
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ist wohl am sinnvollsten wieder hier.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
07.05.10, 10:46:35
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haggard
(Autistenbereich)

@kelsar:
wie kannst du an/in augen lügen oder traurigkeit erkennen?

wenn ich mich beispielsweise dazu überwinden kann, einem lebendigen menschen "an" ein auge zu sehen, sehe ich dort feine adern, die wie blitze zur iris gerichtet sind. auf dem auge spiegelt sich die umgebung, z.b. ein fenster. das erweitern und zusammenziehen kann beobachtet werden. die strukturen der iris sind am interessantesten. ebenso teilweise das farbspektrum.
im prinzip erfolgt das, was NA oftmals auch im schriftlichen kritisieren: es wird quasi seziert ohne irgendeine übergeordnete bedeutung oder interpretation. also intensivst einzelne aspekte betrachtet, die aktuell interessant erscheinen. dabei existiert nicht mehr "das auge", sondern die einzelnen bestandteile (insbesondere, wenn ich mir fotos anschaue). im direkten kontakt ist es höchst selten, dass mein blick aus versehen mal ein auge erfasst oder auf aufforderung nach irgendwelchen fremdkörpern gesehen werden soll und ggf. entfernt.
07.05.10, 11:31:11
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kelsar
(Standard)

@azrael: Man erkennt an den Augen oftmals die Gefuehle oder den innerlichen Zustand der Person; wenn sie mit dem Mund lacht koennen die Augen trotzdem traurig gucken. Das erkennt man irgendwie an dem Blick.. man sagt ja auch, dass Augen Spiegel der Seele sind.
Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass Autisten mit einer ganz anderen Herangehensweise ihre Umwelt betrachten. Mehr analytisch? Wie stellst du dann bei anderen Personen bestimmte Gefuehle fest?
07.05.10, 18:26:37
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haggard
(Autistenbereich)

also erkennst du eigentlich gar nichts, sondern gibst nur das wieder, was irgendwo geschrieben steht?

bei anderen menschen kann ich gar keine gefühle feststellen.
höchstens schlussfolgerungen anstellen - aber ob diese richtig sind, ist zweifelhaft.
wenn ein mensch die zähne zeigt, kann das alles mögliche bedeuten. tut dieses ein autist, unerlernter "standards", kann es etwas anderes bedeuten, als das, was nichtautisten damit eventuell ausdrücken würden. man muss nicht breit grinsen um glücklich zu sein. auch muss man nicht den ganzen tag lang tränen vergießen um traurig zu sein.

nicht immer, wenn tränen fließen, "weint" ein mensch bzw. ist traurig. menschen können tränen zeigen und dabei sehr glücklich sein oder sonst was, ebenso können sie tränen zeigen, wenn wind auf ihre augen prallt, oder wenn sie eine allergie haben. oder sie sind wirklich traurig. manche sachen kann man vielleicht situativ ausschließen - aber woher soll ich zum beispiel wissen, ob jemand wegen traurigkeit weint oder wegen glück/freude über irgendetwas, wenn derjenige vielleicht nur an etwas bestimmtes denkt? ich kann "jetzt" darüber nachdenken, was wäre etc. - aber in einer konkreten situation wäre ich damit überfordert und ziehe mich prophylaktisch zurück, wenn ich bei irgendwem tränen entdecke, weil ich sonst evtl. zu lachen beginne.

mit das einzige, das ich an augen erkennen könnte, wäre ein ikterus - praktisch bleibt es bei dem wahrnehmen von einzelheiten.
07.05.10, 20:40:00
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