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Thema: Durchschnittliche Nichtautisten sind in der Lage auf andere Menschen einzugehen? (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3779)


Geschrieben von: anne1 am: 09.05.10, 00:02:14
Hallo,
ich behaupte, ich bin durchaus in der Lage, auf meine Mitmenschen einzugehen, insbesondere , wenn es mir gut geht und ich genug Zeit dazu habe.
viele Grüsse,
anne


Geschrieben von: Quadriga am: 09.05.10, 04:17:03
@Fundevogel
Nach deiner Definition müsste ich ebenso häufiger "Man muss ja" auf die Frage, "Wie gehst es dir" antworten. Ich sage dann aber, dass man nicht in einer guten Verfassung ist, aber man sagt ebenso, sofern es der Fall ist, dass man alles tut, was möglich ist, damit es wieder besser wird bzw versucht mit den (zwingenden) Umständen zurecht zu kommen.
Es ist gut, dass ich das jetzt mal allgemeingülig erklärt bekommen habe.

Bezogen auf das Thema, wäre es interessant, wie andere NAs diese Aussage verstehen und auch in der Lage sind darauf eingehen zu können, oder ob man darauf überhaupt eingehen würde als NA.


Geschrieben von: HundundKatz am: 09.05.10, 08:44:55
[Die in einem direkt folgenden Beitrag genannte Korrektur (nicht Fundevogel sei angesprochen, sondern MoRtiFeR) hier eingearbeitet und folgenden Beitrag gelöscht, mfg [55555]]

MoRtiFeR:
Es muss ja..... weiter gehen.

Wie soll ich das erklären. ?

Ich bin z.B. mit meiner gesamten Lebenssituation unzufrieden, weiß aber derzeit nicht damit umzugehen, nicht es zu ändern. Dann weiß ich wohl, dass ich gesund bin, einen Job habe, eine Wohnung, also eigentlich zufrieden sein müsste und ich traue mich dann nicht direkt zu sagen, es geht mir nicht gut, weil ich weiß, dass es mir bezogen auf andere gut gehen müsste. Ich weiß, es ist sehr
umständlich formuliert. Ich gebe mit große Mühe, die richtigen Worte zu finden.

Es ist ein Zustand...ich wünsche es mir anderes... es ist mehr vom Gemüt aus gesehen (bei mir).

Natürlich kann es auch sein, dass es Menschen gibt, die immer sehr unzufrieden sind und … es muss ja.... schon wie eine „Aufgebhaltung“ rüber kommt.

Es gibt hier sehr unterschiedliche Ursachen, warum jemand diese Äußerung macht.

Ich nehme immer die Person als Ganzes wahr und es kommt darauf an, wie gut ich diesen Menschen kenne. Ist es nur eine Floskel oder ist es eine Ausnahme, diese Äußerung.

Wenn ich es selber verwende, ärgere ich mich manchmal über mich und denke, wenn ich unzufrieden bin, sollte ich versuchen was zu ändern oder ergründen warum ich unzufrieden
bin.

Früher habe ich immer eine ehrliche Antwort gegeben und die wollte keiner hören. Es war mir genauso unverständlich, warum diese Frage dann überhaupt (?). Es war und ist ein langer Lernprozess, auch für mich. Und heute fällt es immer noch schwer irgendetwas zu antworten, damit ich eben einfach antworte. Es ist für mich sehr interessant, dass ich hier Parallelen finde. Es gibt also Gemeinsamkeiten. Das freut mich.



Geschrieben von: Leah am: 09.05.10, 10:10:55
Zitat von HundundKatz:
Und heute fällt es immer noch schwer irgendetwas zu antworten, damit ich eben einfach antworte.


So geht es mir auch - ich sage dann einfach irgendetwas, nur um eine Reaktion zu zeigen - aber das was ich sage, kommt mir dann oft "schwachsinnig" vor. Eigentlich würde ich in der Situation lieber gar nichts sagen/antworten.


Geschrieben von: Mama am: 09.05.10, 10:58:56
Ich antworte auf diese Frage gar nicht, sondern frage im Gegenzug sofort: "Und selbst?"
Daraufhin bekomme ich dann auch die verschiedensten Antworten, aber noch nie hat jemand nochmal gefragt: "wie geht es Dir?".
Von daher ist es für mich eine Floskel, wenn ich sagen würde:" schlecht", würde mein Gegenüber wissen wollen warum und das wäre ein zu großer Eingriff in meine Privatsphäre. Ausserdem, wenn es mir wirklich schlecht geht, bin ich bemüht selber eine Lösung zu finden um diesen Zustand zu ändern. Wenn ich das nicht schaffe frage ich ganz speziell nach Hilfe oder Lösungsmöglichkeiten.


Geschrieben von: kelsar am: 09.05.10, 19:02:51
Hallo,
Zur Ausgansfrage: Was genau ist denn mit "auf andere Menschen eingehen" gemeint? Ich bin durchaus in der Lage, auf andere einzugehen. Allerdings hat das oft nichts mit der "Standard-Formel" (Hallo, wie gehts dir) zu tun. Das ist nur der Einstieg. Daraus entwickelt sich ein Gespraech und in dem Gespraech geht man aufeinander ein.
Bei mir ist es so, je besser ich mein Gegenueber kenne, je naeher ich meinem Gespraechspartner (gefuehlsmaessig) stehe, desto mehr kann ich auf ihn eingehen. Desto mehr Interesse ist meinerseits da, von ihm wirklich zu erfahren, wie es ihm geht, und ihm auch ehrlich zu antworten. Wenn mich eine gute Freundin fragt, wies mir geht, antworte ich ehrlich. Oft sage ich "nicht so gut" oder "es geht", sie fragt dann nach und so entwickelt sich ein persoenliches Gespraech.
Wenn ich mein Gegenueber nicht kenne oder ihm nicht nahe stehe (z.B. Chef oder Verkaeufer am Kiosk), dann ist das "Hallo, wie gehts" wirklich nur eine Floskel und es zaehlt hier allein die Geste, DASS man einfach Hallo sagt. Das wird einfach als freundlich und hoeflich empfunden. Da geht es dann nicht darum, dem anderen seinen derzeitigen Zustand auszubreiten. ;)


Geschrieben von: Quadriga am: 10.05.10, 21:31:26
@Mama, damit würdest du bei mir nicht durchkommen, da ich später wieder fragen würde, wie es dir ginge, bis ich eine Antwort darauf erhalten habe.

Interessant wäre es mal, anstatt "Hallo, gehts dir gut?", "Hallo, gehts dir nicht gut?" zu sagen/fragen, wie der gegenüber darauf reagieren würde. Ähnlich wohl, wie wenn ich sage, dass Wetter ist schön, wenn es bewölkt, kühl und regnerisch ist, da ich dies häufig als schön empfinde. Die meisten gehen darauf nicht ein, also überhören es wohl. Es ist also scheinbar egal, ob man auf die Frage, "Wie findest du das Wetter?" oder "Wie ist das Wetter?", mit schön, nicht schön, oder sonst wie antwortet; hauptsache man antwortet irgendetwas.

Wie würdest du, Kelsar, darauf reagieren, wenn ich auf die Frage, "Wie geht es dir?", mit "Besonnt" antworten würde, wenn ich tatsächlich auch besonnt werden würde?


Geschrieben von: haggard am: 10.05.10, 23:11:02
wurde oft gefragt, ob es mir nicht gut ginge. die folge war, wenn ich dieses negierte, dass die frager darauf beharrten, dass es mir wirklich schlecht ginge. *nicht versteh* soziale interaktionsmuster sind irgendwie blödsinnig.


Geschrieben von: Mama am: 11.05.10, 06:37:30
@MoRtiFer
Warum würdest Du mich immer wieder fragen? Was bringt es zu wissen, ob es jemandem gut geht oder nicht. Ist diese Frage nicht einfach nur da, um seine Neugier zu befridiegen; um mehr über die Lebensumstände des Gefragten zu erfahren?


Geschrieben von: Paula am: 11.05.10, 11:06:12
Zitat von MoRtiFeR:

Wie würdest du, Kelsar, darauf reagieren, wenn ich auf die Frage, "Wie geht es dir?", mit "Besonnt" antworten würde, wenn ich tatsächlich auch besonnt werden würde?


Zunächst würde ich stutzig sein, aber wenn ich diese Antwort verstanden habe, würde sie in mir Freude auslösen.

LG
Paula


Geschrieben von: BlauesBuch am: 22.05.10, 18:54:48
Also ich kann sehr gut auf andere Menschen eingehen, zuhören, verstehen und helfen. Das ist sicher keine Frage des Autismus oder Nichtautismus; das ist eine Frage des Charakters.


Geschrieben von: haggard am: 22.05.10, 19:08:46
was davon ist charakterbedingt?
jemand kann meiner meinung nach einen superguten charakter besitzen - aber was nützt das, wenn bestimmte signale nicht verstanden werden (können)? so wie menschen tiere vermenschlichen? ist das empathie? einfühlen? "mein dackel möchte jetzt einen parka tragen"?