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Thema: Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen Diakonie wegen Mißhandlung von Autisten (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3632)


Geschrieben von: 55555 am: 09.03.10, 15:46:04
Zitat:
Schwerer Vorwurf gegen die Diakonie: Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt derzeit gegen 17 ehemalige Mitarbeiter des evangelischen Sozialwerks. Sie sollen Schutzbefohlene schwer misshandelt haben.

Düsseldorf - Von den Vorwürfen betroffen ist die Firma Educon, ein Tochterunternehmen der zur Diakonie Rheinland gehörenden Graf-Recke-Stiftung. Den 17 Tatverdächtigen werde körperliche Misshandlung von Schutzbefohlenen, Freiheitsberaubung und Nötigung zur Last gelegt, sagte Staatsanwalt Johannes Mocken am Dienstag.

Es gehe dabei nicht um den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, betonte der Staatsanwalt. Die Educon-Mitarbeiter hätten bei autistischen Kindern "zweifelhafte Behandlungen" angewandt und diese auf Video gebannt. Die Aufzeichnungen seien "zum Teil sehr erschreckend" und zeigten einen extrem rüden Umgang mit den Kindern, so Mocken.

Die Kinder, die körperlichen Kontakt nur schwer ertragen können, seien "teilweise stundenlang umklammert" oder an Stühlen festgebunden und damit in Panik versetzt worden. Bei Gegenwehr entzogen die Tatverdächtigen den Patienten das Essen. Zum Teil seien Kinder über mehrere Tage eingesperrt worden. Die Staatsanwaltschaft wertet derzeit rund 200 Stunden Videomaterial aus.

Wie viele Kinder gequält wurden, war zunächst unklar.

Quelle


Geschrieben von: frontdoor am: 09.03.10, 21:34:42
Das ist schockierend,aber leider nicht überraschend.In dieser Einrichtung scheint man zu glauben das Autismus jegliche Misshandlung rechtfertigt.Und das in einer kirchlichen Einrichtung die behauptet Menschen helfen zu wollen.Mir fehlen die Worte.
Da diese Folterungen auch noch gefilmt wurden gehe ich mal davon aus daß die Mitarbeiter dort das alles anscheinend als völlig normal ansehen. traurig


Geschrieben von: 55555 am: 09.03.10, 21:40:23
Das ist in der Tat nicht überraschend, denn es gibt ja genug "Experten", die man noch nicht eingesperrt hat und sowas als angemessene Behandlung betrachten. Bei einigen anderen kirchlichen Einrichtungen scheint mir der Verdacht auch nahezuliegen, nur die Beweislage ist da halt nicht so gut.


Geschrieben von: starke Dame am: 16.03.10, 00:11:03
ach ich kämpfe gerade bei Rehakids gegen diese diskriminierende Haltung der Eltern.

Da hat eine sogar geschrieben, bei ihrem Sohn zieht nur Essensentzug. Es ist schwarz und dunkel.

Nachdem ich geschrieben hab, dass Autisten nicht b... sind, wurde ich halb geteert und wie soll ich´s sagen. In diesem Forum ist das wirklich bööööösssseeee.


Geschrieben von: elfenohr am: 16.03.10, 10:39:07
@starke Dame:

Kann man sowas in dem Rehakids Forum nicht auch melden?
Essensentzug als Kindesmisshandlung, Benutzer sperren, o.ä.?


Geschrieben von: starke Dame am: 16.03.10, 10:56:27
ohh - nein, ich bin die böse und kann froh sein, wenn ich nicht gesperrt werde.


Ein autistisches Kind muss erzogen werden, und wenn Essensentzug wirkt, das Kind nicht verhungert und auch Kinderzimmerarrest erteilt wird, ist das erziehen.

Und weil ich für die barrierefreie Entwicklung von autistischen Kindern bin, hebe ich mein Kind auf ein Podest. Dann habe ich auf die Enthinderungshilfe verwiesen - ja - da hieß es, "das wäre von einem 5er gegründet, der Autisten als Übermenschen sieht und auch viele Autisten mit seiner Meinung Probleme hätten", jaja, gleich ziehen die ihre weißen Kapuzen auf. Ein Segen gibt es dort auch ganz wenige Autisten, eine hat schon geschrieben, dass Autistmus für sie auch keine B.... darstellt. Nur in diesem autistenfeindlichen Forum, fällt es echt schwer für Autisten eine Lanze zu brechen. Deswegen, die Düsseldorfer sind sich da wahrscheinlich auch keiner Schuld bewusst, das macht man wohl so.


Ich kopier mal aus deren Forum:

Elah und Anja
"Fünfer" (es ist nicht sein tatsächlicher Nickname, nur eine Verballhornung) ist der Betreiber eines Autistenforums. In diesem Forum gibt er sehr radikale Statements ab und stößt damit auch bei Autisten auf Widerspruch.
Ich gebe seine "Wahrheiten" mal bewußt polemisch und übertrieben wieder:
Autisten sind NA überlegen. Bei ihnen ist alles supertoll. Wenn nicht, dann sind die NA Schuld, vor allem die NA-Eltern.
Wenn ein Autist kein selbständiges Leben führen kann, dann liegt das an der Unterdrückung durch die NA.
Der Fünfer hat immer recht.
Für seine Behauptungen braucht er keine Belege.
Er kann für alle Autisten sprechen, denn jeder Autist ist gleich.


Geschrieben von: haggard am: 16.03.10, 13:43:00
selber in diesem forum hier waren sie wohl noch nicht?

aussagen wie autisten können nicht selbstreflektieren (denken) oder die tatsache, dass äußerungen von autisten selbst noch nicht einmal ernst genommen werden - heftig. und führt wahrscheinlich auch dazu, dass mit autisten alles mögliche gemacht werden könne. so wie mit affen, denen ohne betäubung schrauben in den kopf gedreht werden und wenn sie schreien, ist das natürlich keine kommunikation und schon gar keine schmerzbekundung.
und "geistig behinderte" autisten zeigen vom "verhalten" her natürlich auch nur sinnlose nervenentladungen - so wie sterbende menschen, die lächeln, als letzte zuckungen bezeichnet werden (von pflegepersonal). (das war jetzt böse.)

dass dort "systemgegner" rausgeschmissen werden, ist vielleicht auch interessant.

welcher andere mensch darf sich denn anmaßen, mir zu widersprechen, wenn ich für mich angebe, welche ursache bei mir welche wirkung besitzt? und ich durch austausch mit gleichbesinnten weiß, dass das nicht nur bei mir so ist, sondern auch bei anderen? und was noch viel interessanter ist: warum können derartige erkenntnisse fremde menschen wissentlich umsetzen und im anschluss von entspannteren verhältnissen zu ihren kindern berichten - oder dass plötzlich dinge möglich sind, die ihnen wie ein wunder erscheinen?


Geschrieben von: starke Dame am: 16.03.10, 15:21:21
azrael ich habe auf unser Forum hingewiesen - aber sie sind so anders. Dieses Rehakidsforum ist wahrscheinlich garnicht da um Kinder verstehen zu lernen, sondern nur wie beantrage ich was und sich bedauern lassen.

Wenn ich Anregungen gebe, wird alles zu nichte gemacht, sie wollen keine Ratschläge, ihre Kinder sind doch geistig behindert und werden niemals selbstständig leben. Autistische Kinder müssen lernen sich sozial anzupassen.

Als ich davon geschrieben habe, das ich für Privatschulen bin, hieß es, dass ist auch kein Allheilmittel, ist es auch nicht - aber wenigstens Möglichkeiten sehen außer eine Endstation Behindertenwerkstatt müsste doch in den Köpfen vorhanden sein, ist es aber nicht.

Vielleicht kann man ja darüber diskutieren, ich denke dann muss das aber ausgelagert werden.


Geschrieben von: 55555 am: 16.03.10, 15:53:10
Zitat von starke Dame:
Autisten sind NA überlegen.

Wie gut, daß bei denen niemand der (direkt oder indirekt geäußerten) Meinung ist NA seien Autisten überlegen. zwinkern


Geschrieben von: haggard am: 16.03.10, 16:00:58
auslagern in den bereich für angehörige und autisten wäre wohl gut.
habe mir das in den vergangenen stunden dort durchgelesen. ich bin einerseits richtig froh, dass ich dort nicht mehr schreiben kann. andererseits auch deprimiert.

dieses ewige leicht und schwer betroffen.
ist ein sehender mensch leicht oder schwer betroffen in einem weißen raum mit weißen formen und gleißendem licht? ist er blind, wenn er dort nichts "sehen" kann, oder ist er einfach überstrapaziert?
kann das licht reguliert werden? kann der mensch dadurch irgendwann "sehen"?

in berlin findet dieses jahr irgendwann etwas statt. vielleicht wird dort differenziert oder dargestellt inwiefern autismus von geistiger behinderung (ursächlich oft ein nachweisbarer, nicht zu behebender hirnschaden) unterschieden werden muss.
das mit den ganzen diagnosen sollte man als ein lernendes system verstehen. was gestern so bezeichnet wurde, gilt übermorgen als widerlegt.

in bezug auf festhalte"therapie" finde ich es jedoch fatal, wenn äußerungen von autisten als beleg für deren nutzen verwertet werden. beispielsweise temple grandin baut sich eine squeeze machine - und deswegen müsse dieses feste gehalten werden für autisten auch ganz toll sein. und da autisten keine selbsterkenntnis besitzen würden (oder vielleicht anfangs nicht aber später erlangen, menschen entwickeln auch erst irgendwann die erkenntnis dass ihr spiegelbild sie selbst darstellt) wird einfach mal die bedeutung dessen ignoriert, was autisten äußern und stattdessen so umgewandelt, dass es in das eigene erschaffene gedankenmuster passt.

um so fataler für alle autisten, die keine möglichkeit besitzen, verstanden zu werden.


Geschrieben von: starke Dame am: 16.03.10, 16:21:32
na, Du könntest dich ja registrieren lassen. Obwohl ich muss ehrlich sagen, schreiben hilft da sowieso nicht, aber ich kann nicht so gut schreiben wie Du.


Geschrieben von: 55555 am: 07.07.16, 21:09:13
Zitat:
Einer Leiterin (43) von zwei Wohngruppen und vier Ex-Mitarbeitern (40 bis 55 Jahre alt) wird vor dem Landgericht angelastet, fünf behinderte Kinder in ihrer Obhut nicht umsorgt oder gefördert zu haben, sondern die autistischen Kinder (damals neun bis 15 Jahre) über Monate hinweg gequält, verletzt, erniedrigt, verhöhnt und durch manchmal stundenlanges Martyrium misshandelt zu haben.

Die Anklage umfasst den Zeitraum von Mitte Juli 2006 bis Ende Mai 2008. Die Educon, eine Einrichtung der Graf-Recke-Stiftung, wurde inzwischen aufgelöst und in die Stiftung integriert. Zu Prozessbeginn hat keiner der fünf Angeklagten, darunter zwei Frauen, das Wort ergriffen und zur Anklage Stellung bezogen.

Der Alltag in den Wohngruppen "Räuberhöhle" und "Lernfenster" war laut Anklage geprägt vom permanenten Horror der Kinder vor der sogenannten Teppich-Runde. So wurde ein Bestrafungs-Ritual bezeichnet, bei dem sich ein Kind auf einen Stuhl setzen musste, dann samt Stuhl von einem Erzieher umgeworfen wurde, direkt wieder aufstehen, den Stuhl aufrichten und sich wieder darauf setzen musste, bevor die Prozedur von vorne begann. Bis zu acht Stunden lang soll dieser Vorgang wiederholt worden sein – bis zur völligen Erschöpfung der Kinder, die dabei oft Kopfverletzungen erlitten haben sollen.

Andere Kinder sollen über Tage hinweg mit Essensentzug bestraft worden sein. Ein Kind soll zehn Kilogramm in sieben Wochen verloren haben. Die Kinder wurden laut Anklage von Betreuern auch im schmerzhaften Polizeigriff durch ein Möbelhaus oder einen Supermarkt geführt, in der Einrichtung festgebunden oder festgehalten worden sein, damit sich einer der Betreuer auf sie setzen konnte. In anderen Fällen sollen die Betreuer ihre Schützlinge angespuckt, angeschrien, verhöhnt, ihnen immer wieder Handtücher um den Kopf gewickelt haben, um ihnen jede Orientierung zu nehmen, sollen ihnen Wasser in Nase, Augen oder Ohren gespritzt haben. Ein Kind soll mit seinem eigenen Erbrochenen gefüttert, einem anderen Kind soll der Verzehr von Unkraut angeboten worden sein.

Als Folge dieser Kette von Misshandlungen, Demütigungen, Provokationen, Freiheitsberaubungen und Körperverletzungen sollen die Kinder laut Staatsanwaltschaft Blutergüsse, Prellungen, Schmerzen und erheblichen Gewichtsverlust erlitten haben und zusätzliche psychische Schäden. Gegen sechs weitere Ex-Educon-Mitarbeiter soll wegen ähnlicher Vorwürfe demnächst gesondert verhandelt werden. Für das Hauptverfahren gegen die fünf Betreuer sind 30 Prozesstage bis Anfang 2017 eingeplant. Das Verfahren geht am 21. Juli weiter.

Quelle