Wenn jemand autistisch ist, möchte er denn dann immer am liebsten von allen in Ruhe gelassen werden, d.h. auch keine neuen Leute kennen lernen, selbst wenn er sie - mal angenommen - attraktiv findet?
Nein, Autisten wollen an sich nicht besonders oft in Ruhe gelassen werden, denke ich. Unter den gegebenen Umständen dieser zufällig NA-geprägten Gesellschaft ist es jedoch oft so, daß Autisten durch die Umstände weit belasteter sind als NA, denn sie müssen sich in einem Umfeld bewegen, das in vielerlei Hinsicht nicht für sie gemacht wurde. Wäre diese Gesellschaft zufällig ähnlich einseitig autistisch geprägt, würden vielleicht durchschnittliche NA belasteter sein. Es hat also nichts mit Autismus zu tun, sondern mit der schlechten Lebenssituation, wenn Autisten mehr Ruhe haben wollen. Die aber ist änderbar und beim Kampf um Barrierefreiheit könnten NA-Freunde durchaus auch helfen, nachdem sie denn verstanden haben wo eigentlich die Probleme liegen (sonst geht es wohl eher schief).
Ein anderer Faktor ist die unterschiedliche Veranlagung, die an sich auch unabhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Probleme hervorbringen kann. NA gehen wegen ihrer zufälligen Mehrheitsposition oft sehr arrogant davon aus, daß ihre Vorlieben, die sie für selbstverständliche menschliche Vorlieben halten und oft gar nicht hinterfragen, selbstverständlich sind. Etwa die Frage, ob man sich vor allem schriftlich oder bei physischer Anwesenheit kommuniziert.
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Und gehört zu den Problemen der non-verbalen Kommunikation von Autisten eine gewisse Diskontinuität: Mal "schenkt" man ein freundliches Lächeln, mal nimmt man wenigstens Blickkontakt auf, aber immer nur dann, wenn man möglichst ungehindert das Weite suchen kann?
Das kann an der von Zeit zu Zeit mehr oder weniger angespannten Lebenssituation wie oben erwähnt zusammenhängen und würde bei NA unter ähnlichen Umständen wohl auch ähnlich erscheinen.
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Also: soll ich meinen Autisten (wenn er denn wirklich einer ist, aber es ist, auch nach Andeutungen seiner Freunde, jedenfalls möglich) aus Rücksichtnahme lieber in Ruhe lassen
Aus Rücksicht auf ihn? Das hängt davon ab, inwieweit du wie oben im zweiten Absatz erwähnt für ihn eine direkte Zumutung darstellst aufgrund deines Verhaltens. Das kann ich aus der Ferne nicht einschätzen. Viele Autisten haben wohl auch aufgegeben zu hoffen, daß sich jemand nach ihren Empfindungen richten können wollte, die Enttäuschung kann schlimm sein, wenn sich wieder herausstellt, daß ein NA einen doch nur wieder angelogen hatte und im Nachhinein dieser in typischer Weise auch wieder nicht in der Lage ist offen zu kommunizieren und die Sache im Nachhinein zu klären. Autisten sind da wohl empfindsamer als NA, die oft eher auf sich bezogen durch die Welt gehen und sich nicht darum kümmern, was mit anderen Menschen passiert.
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Kann man sich an Autisten irgendwie herantasten? Oder kann man sie einfach ansprechen nach dem Motto, hallo, bleiben Sie doch mal stehen mit Ihrem Fahrrad?
Was willst du denn von ihm?