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Thema: Bitte um Freischaltung (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3616)
Geschrieben von: horizont am: 02.03.10, 23:17:34
Ich weiß nicht so recht in welchen Bereich ich freigeschaltet werden sollte.
Ich bin im Dezember in dieses Forum gekommen, da meine Freundin A ist und ich sie und Autismus besser begreifen und verstehen wollte.
Mittlerweile habe ich selbst den Aspie-Test(150 Fragen)gemacht und habe zur Hälfte autistische Züge (Meine Aspie-Punktzahl: 105 von 200).
Ich bewege mich jetzt zwischen diesen beiden Welten, bin in der NA-Welt noch verwurzelt, jedoch absolut neugierig und ohne Berührungsängste auf diese neuen und auch alten Erfahrungen aus meiner zweiten Hälfte.Kommen mir doch auch wieder Erlebnisse aus meiner Vergangenheit, auch meiner Kindheit ins Gedächtnis, die nicht NA-Standard sind.
In letzter Zeit beobachte und analysiere ich mich häufig bei Kontakten mit normalen NAs und wie ich mich recht schnell aus diesen Gesprächen zurückziehe, da sie für mich zu oberflächlich, nichtssagend und eher auf die eigene Person bezogen sind.
Ich kann nach wie vor die NA-Welt verstehen und interpretieren, fühle mich mich aber eher dem A zugehörig.
Für welchen Bereich würdet ihr mich frei schalten?
Geschrieben von: 55555 am: 03.03.10, 11:47:56
Wenn du den Test mal beiseite läßt, wo würdest du dich einordnen? Diese Tests sind Screeningtests und nicht mit Diagnostik gleichzusetzen. Der Unterschied ist, daß Screeningtests eine erhöhte Wahrscheinlichkeit anzeigen sollen. Wird diese angezeigt kann das als Anlaß genommen werden sich den Fall genau anzuschauen. Screeningtests sind aber unscharf, andere Gruppen erreichen bei Autismus-Screeningtests auch öfter erhöhte Resultate.
Geschrieben von: horizont am: 03.03.10, 21:45:09
Der Test war bei mir nur ein weiterer Auslöser für Gedanken um meiner Selbst. Wer war und wer bin ich, was waren und sind meine Ziele und Wünsche in meinem Leben.
Dabei sind mir viele Dinge bewusst geworden. So z.B. dass ich als Kind auch gern allein und anders gespielt und mich beschäftigt habe, viel gehänselt und oft als Einzelgänger angesehen wurde. Ich war aber auch mit anderen spielen, ohne das es mir Schwierigkeiten oder Probleme bereitet hat. Als Jugendlicher hatte ich meine Clique und war dort anerkannt, auch oder gerade weil ich eher die "Graue Eminenz" gewesen bin und mehr beobachtet und analysiert habe, als das ich offen als Anführer aufgetreten bin.
Ich hatte nie einen großen Bekannten- oder Freundeskreis, auch das Bedürfnis immer unter Leuten zu sein, neue Leute treffen zu wollen ist bei mir nicht besonders ausgeprägt.
Was mir sehr früh aufgefallen ist, war die Unfähigkeit vieler aus meiner Umgebung sich auf ernste und in die Tiefe gehende Gespräche einzulassen. Und mit den Rückschlägen und negativen Erfahrungen vernachlässigte ich lange Zeit einen Teil meiner Selbst, auch eigene Interessen und Wünsche und lebte nur in einer Hälfte meines Ichs.
Jetzt wo ich mir auch der zweiten wieder voll bewusst bin (unbewusst hatte ich voriges Jahr schon einiges an Veränderungen in meinem Leben in Angriff genommen) fühle ich mich von vielen NAs aus meiner Umgebung, auch aus meiner Familie unverstanden. Auch kommen mir die Handlungsweisen, Beweggründe und Ansichten der NAs in vieler Hinsicht immer merkwürdiger vor, enthalten sie doch selten eine nachvollziehbare Logik.
Ich kann mich in dieser NA-Welt wie vorher auch "normal" verhalten, kann mich verständigen und sie verstehen und interpretieren.Immer mehr Probleme habe ich damit, dass diese Oberflächlichkeit, Gefühlskälte und dieser absolute Egoismus sich so weit verbreitet hat. Mittlerweile ziehe ich mich sehr oft aus Gesprächen mit NAs relativ schnell zurück oder lasse sie erst gar nicht von mir aus zu.
Irgendwie bin ich ein Pendler zwischen diesen beiden Welten, tendiere vom Verstand und Gefühl eher zum A.
Geschrieben von: Skugga am: 03.03.10, 22:35:50
Du schreibst von zwei Hälften. Ich denke jeder Autist und NT hat zwei Hälften, jewals eine autistische und eine neurotypische. Es gibt keinen absolut typischen Autist, denn jeder Autist hat weniger Schwierigkeiten/kommt besser zurecht bei einer Sache als ein anderer Autist. Es gibt auch NT's die Gespräche meiden, auch z.B aus dem selben Grund wie Autisten es tun, sind ansonsten aber neurotypisch. Es gibt aber auch Autisten, die gerne Gespräche aufsuchen, sind in dieser Hinsicht neurotypisch. Ich denke das meinst du auch mit deinen zwei Hälften/Seiten.
Geschrieben von: horizont am: 03.03.10, 23:04:04
ja, da hast du recht.
Ich habe lange Zeit nur in meiner NA-Hälfte gelebt, die A-Seite vernachlässigt, sogar zeitweise völlig ignoriert, sie verschlossen, um nicht immer wieder enttäuscht und verletzt zu werden.
Habe mein Leben jetzt wieder auf meine innersteten Wünsche und Ziele ausgerichtet, mach ein Fernstudium und lese und werde von Ken Wilber beschäftigt.