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Nein, Leerlaufphasen passen nicht ins Leben von Blythe Masters, das so atemlos und schnell nach oben ging: Seit 1991 bei JP Morgan , angefangen als Rohstoffhändlerin, da kam sie frisch vom Trinity College in Cambridge - und schon 2004 Finanzchefin der Großbank.
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Im Februar 2000 prophezeit sie Kreditderivaten Marke Bistro eine große Zukunft. "In fünf Jahren werden Kommentatoren auf die Geburt von Kreditderivaten als Wendepunkt zurückblicken", schreibt sie in einer JP Morgan-Broschüre. Produkte wie Bistro veränderten "grundsätzlich die Art, in der Banken Kreditrisiken bewerten, verwalten, übertragen und bilanzieren". Wie recht sie gehabt hat. Wenngleich die Folgen furchtbar waren. Ihre Spindoktoren betonen heute, dass Masters seit fast zehn Jahren nicht mehr im Kreditderivategeschäft aktiv ist. Vergeblich: Überall gilt sie als die Erfindern der toxischen Instrumente. "Sie hat definitiv eine wichtige Rolle gespielt", sagt Finanzprofessor Pirrong.
Masters bringt sogar das Weltbild gestandener Feministinnen ins Wanken. "Als ich anfing, über CDS zu recherchieren, hatte ich definitiv keine rosaroten Vorstellungen von dem Urheber", schreibt die TV-Journalistin Elana Centor in ihrem Blog. "Ich war so sicher, dass die Übeltäter testosterongetriebene Wagnis-Kapitalisten-Typen waren, dass ich bereits über Gründe nachdachte, warum eine Frau niemals mit einem Schema aufkreuzen würde, das globale Märkte in die Knie zwingt." Dann erfuhr sie von Masters - und fiel aus allen Wolken. "Ich hatte die falsche Vorstellung, dass Frauen in der amerikanischen Unternehmenswelt andere Wertvorstellungen haben als Männer."