Zitat:
Ja, wir wissen, dass wir uns in höchster Aufregung manchmal selber in die Tasche lügen. Wir wissen aber auch, dass das ganz geil ist. Habt ihr noch nie ausprobiert, ne? Wie sich das anfühlt, wenn man nach einem Streit noch mal so richtig aufbraust, sich so ganz hineinsteigert in die eigene Wut und alles, auch noch das kleinste bisschen Rage, das sich tief drin in einem findet, auf die – zum Glück – nun abwesende Person richtet. Man kann toben, schreien, wüten – und es gibt keiner Widerworte. Alles, was man dazu braucht, ist ein verständnisvoller Mensch, der sich den kindischen, idiotischen, völlig überzogenen Ausraster mal eben anhört. Dauert auch nur zehn Minuten, dann ist wieder gut.
Natürlich geht’s dabei auch ein bisschen um die konkreten Inhalte: Die Dings findet den T. – aus welchen Gründen auch immer – in dem Moment einfach nur scheiße. So richtig kacke. Ein Riesen-Arschloch. Und die M., die weiß das. Die weiß aber auch genauso gut wie der S. – und wie die Dings unter ihrer dicken, schwarzen Schicht aus Wut –, dass der T. es vielleicht gar nicht so gemeint hat. Ein Missverständnis, klar. Kommt vor. Wenn man sich jetzt nur die konkreten Inhalte anschaut.
Aber um die geht’s eben eigentlich auch nicht. Neben der offensichtlichen Ventilfunktion ist viel entscheidender: der Trost und die Bekräftigung der eigenen Person in der Gemeinschaft. Indem die M. den Anfall der Dings akzeptiert und zulässt, signalisiert sie: „Ich bin für dich da – egal, was ist. Und: egal, wie logisch oder unlogisch du dich verhältst. Wir gegen die anderen!“ Das ist für uns der ultimative Beweis der Freundschaft.