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Vor mehr als 100 Jahren schon berichtete der britische Forscher Sir Francis Galton von mehreren Bekannten, die natürliche Zahlen als ein wellenförmiges, leuchtend blau, gelb und rot gefärbtes Band beschrieben. Synästhesie nennen Psychologen dieses Phänomen, das in verschiedenster Form bei etwa jedem 20. Menschen auftritt.
Manche schmecken Töne. Bei anderen ähnelt der Buchstabe Y dem Grüngelb einer Zitrone. Die Wissenschaft weiß inzwischen, wieso: Im Gehirn von Zahlen-Synästhetikern werden zum Beispiel beim Lesen schwarz gedruckter Ziffernkolonnen auch jene Regionen aktiviert, die für die Verarbeitung von Farben zuständig sind. Bei Testpersonen ohne Synästhesie zeigen Hirnscans derartige Aktivitäten nicht.
Ein amerikanisch-italienisches Forscherteam berichtet nun über neue Hinweise dafür, dass Lernprozesse eine wichtige Rolle bei der Synästhesie spielen. Die Fähigkeit wäre demnach nicht nur angeboren - sondern zumindest teilweise auch erworben. "Wir glauben, dass es tatsächlich diese zwei Komponenten der Synästhesie gibt", sagt der US-Psychologe Edward Hubbard im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.