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Thema: Warum haben Autisten Schwierigkeiten zu telefonieren? (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3475)


Geschrieben von: uppsdaneben am: 01.01.10, 20:59:05
Mir stellt sich obige Frage, weil ein Telefonat ja viel unterschwellige Kommunikation unterbindet, sodass der Anteil des gesprochenen Wortes steigt. Das sollte uns eigentlich zugute kommen.

Dennoch scheint ein Telefonat deutlich schwieriger als ein persönliches Gespräch. Hat jemand eine gute Hypothese?


Geschrieben von: haggard am: 01.01.10, 23:12:50
mein persönlicher grund: ich kann die mundbewegungen zu den worten nicht sehen. das rauschen und piepen stört. wenn anrufe eintreffen, besteht ungewissheit, was folgen wird (ungewissheit in anderen situationen kann panik auslösen).


Geschrieben von: Primel am: 02.01.10, 00:27:10
Über die Schwierigkeiten beim Telefonieren stellte ich vor einiger Zeit die selben Überlegungen an. Ein gute Hypothese habe ich nicht. Allerdings Erklärungen für meine Schwierigkeiten.
Bei Personen die ich gut kenne und einordnen kann kann ich inzwischen problemlos telefonieren.
Anders habe ich viele Schwierigkeiten.
Das beginnt schon damit wie sich der andere meldet. Wenn er unerwartete Formulierungen verwendet kann ich nichts mehr sagen oder ich beginne zu stottern.
Wenn ich irgendwo anrufe und einen bestimmte Person am Telefon erwarte und jemand anderes spricht ins Telefon kann ich nichts mehr sagen oder ich beginne zu stottern.
Wenn sich das Gespräch anders entwickelt als ich erwartet habe werde ich durcheinander und vergesse was ich sagen wollte. Dann weiß ich auch nicht was ich machen soll. Wieder kann ich nichts mehr sagen oder ich beginne zu stottern.
Ich habe auch Schwierigkeiten eine Begrüßung zu sagen und meinen Namen.
Am Telefon muss man das immer machen. Beim persönlichen Kontakt ist es nicht immer notwendig.
Manche Personen sprechen auch sehr laut oder sehr leise oder sehr schnell am Telefon. Dann verstehe ich oft nicht was sie sagen und gerate in Schwierigkeiten weil es dann unmöglich ist das Gespräch weiter zu führen.


Geschrieben von: Mama am: 02.01.10, 07:00:18
Wenn ich jemanden anrufen muß, habe ich mir die Worte bereits zurechtgelegt (z.B. Arzt), so das ich flüssig reden kann und das Gespräch schnell schnell beendet ist. Andere Dinge erledige ich immer schriftlich, da ich manchmal das Gehörte nicht so schnell verstanden habe. Da geht es mir wie azral, ich werde durch andere Geräusche, oder die Stimme des Gesprächspartners abgelenkt. Telefonate mit Verwandten oder Freunden mache ich sehr selten, da ich manchmal das Gefühl habe, dort werden unsinnige Fragen gestellt.
Im Großen und Ganzen kann ich sehr gut auf das Telefon verzichten.

In extremen Fällen, behaupte ich auch einfach, es hätte gerade an der Tür geklingelt, nur um dieser unangenehmen Situation zu entkommen.


Geschrieben von: hjqsra am: 11.11.19, 00:11:04
Bei mir ist es glaube ich auch, weil ich den Sprecher nicht sehen kann. Als wenn ich Visuelles brauche, um Wortgehalte besser zu verstehen und auch die Mundbewegungen für die Wörter an sich. Zwar fällt es mir auch schwer Körpersprache richtig einzuschätzen. Aber face to face sehe ich eher, wenn auch nicht immer, wenn z. B. jemand wieder anfangen will zu sprechen oder pausiert anhand der Körperhaltung, Blick und Mundbewegung.
Man kann dann auch beispielsweise noch am Blick rätseln, ob das eher ironisch oder ernst gemeint ist, wenn die danach z. B. zwinkern.
Ich weiß nicht ob man so was erhören kann (und dadurch unterscheiden vom wörtlich-nehmen) oder ob sich das Verbal-Interessierte einfach mit der Zeit in etwa abgeguckt haben, - wann welche Phrase zu welcher Antwort-Phrase passt und dadurch filtern können.