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Autor Nachricht
Coyote
(Autistenbereich)

Allmählich klärt sich bei mir immer mehr auf und ich frage mich oft, wieso ich mich damals bei den Navajo wohl gefühlt habe.
Ich war zwar nur jeden Urlaub dort und mein Englisch ist auch nicht gerade professionell, aber es war sehr angenehm dort.
Warum?
Autisten geht es ähnlich. Auch sie kämpfen nicht um Integration und Anpassung, sondern um Souveränität und Respekt. (So sollte es jedenfalls sein, finde ich)

Ich zitiere mal ein paar Zeilen aus meinem Buch. Dies steht nicht im Internet, deshalb kann ich keine Quellenangabe machen. Ich hoffe, es wird mir ausnahmsweise auch so gestattet.
Und versteht es bitte nicht falsch, es soll keine Eigenwerbung sein, es geht mir um die Sache. (Buchtitel nenne ich sowieso nicht und meine HP dazu ist weg, meinen Namen kennt man auch nicht)

Zitat:
"Ich verstehe", sagt David, während er den Tisch abwischt. „Es geht den Navajo nicht um die Anpassung, sondern um die Erhaltung ihrer Werte und das schafft Probleme."
"Richtig, es geht nicht um Integration, das wollen wir nicht. Es ist völlig anders als bei den Afroamerikanern. Wir wollen nicht integriert werden, sondern die Anerkennung als eigenes Volk. Aber unser Streben nach Souveränität ist vielen ein Dorn im Auge."
(einige Seiten weiter …)
"Wir brauchen weder Mitgefühl noch Faszination. Was wir brauchen ist Respekt! Entweder sind wir für einige Leute faszinierend, bei den anderen aber nicht mehr wert, als der Dreck unter ihren Stiefeln. Toleranz ist das Schlüsselwort. Die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, auch wenn man selbst anders denkt und sich anders verhält. Ich meine, dies fehlt auf beiden Seiten und so entstehen immer wieder neue Missverständnisse."
"Ja, so ist es wohl, die Menschen tun sich schwer miteinander."


Die Situation ist ähnlich. Auch sie kämpfen um die Anerkennung ihrer Werte und stoßen als Minderheit immer wieder auf Probleme.
Entweder man passt sich an, oder man ist der letzte Dreck.

Sie sind ein sehr stolzes Volk und ich habe großen Respekt, wie sie immer wieder aufstehen und um ihre Rechte kämpfen.
Ich habe von ihnen sehr viel gelernt. Mich nicht immer ducken zu müssen, mir eine eigene Meinung zu bilden und dazu zu stehen. Mich nicht immer nur klein machen.

Vor dem hohen Gericht steht man immer auf. Ein angeklagter Navajo tat dies nicht, um zu zeigen, dass er sich nicht unterwürfig macht und zu seiner Tat steht ... (was auch immer er angestellt hatte). Er war damit natürlich gleich unten durch ... aber wenn immer nur gekuscht wird, wird man auch so gehandelt - "ich oben, du unten"

Ich glaube, so in etwa versucht es auch 55555 darzustellen(wenn nicht, bitte korrigieren)und ich finde das richtig!

Wir sollten den Stempel, das Stigma ablegen und selbstbewusst als Autisten in der Gesellschaft unseren Weg suchen.

Also, sei stolz auf dich als Mensch und darauf wer du bist und was du geleistet hast. Wie hier schon mal jemand geschrieben hat: Autisten sind Überlebenskünstler.

.....
Seltsam, das Buch habe ich vor über zehn Jahren geschrieben und jetzt finde ich, dass der Protagonist sehr autistisch dargestellt ist ...

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
16.08.09, 14:20:27
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drvaust
(stillgelegt)

Warum hast Du den Titel nicht in Deutsch gewählt? Ich mußte erst ein Übersetzungsprogramm aufrufen. 'Sei stolz' hätte ich sofort verstanden.

Zitat von Coyote:
Ich zitiere mal ein paar Zeilen aus meinem Buch. Dies steht nicht im Internet, ...
(Buchtitel nenne ich sowieso nicht und meine HP dazu ist weg, meinen Namen kennt man auch nicht)
Schade, die Zitate, auch was Du früher erwähntest, klingen für mich interessant.

Zitat von Coyote:
Also, sei stolz auf dich als Mensch und darauf wer du bist und was du geleistet hast.
freuen Richtig!
17.08.09, 03:33:43
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Coyote
(Autistenbereich)

Zitat von drvaust:
Warum hast Du den Titel nicht in Deutsch gewählt? Ich mußte erst ein Übersetzungsprogramm aufrufen. 'Sei stolz' hätte ich sofort verstanden.


Entschuldigung drvaust. Ja, ist nicht gut gewesen. Dabei stört es mich selbst oft, wenn wir in Deutschland die Wörter oft verenglischen.

Kam wohl daher, weil ich gedanklich wieder in die Zeit abgedriftet bin.
Manchmal passiert es mir auch, dass ich mitten in einer deutschen Unterhaltung unbewusst ein englisches Wort sage, obwohl insgesammt mein Englisch selbst nicht perfekt ist.

Ich möchte noch mal etwas zu meinem Tread oben anmerken:
"Wir sind nicht auf der Welt, um den Vorstellungen anderer zu entsprechen."

Ich weiß, so etwas schreibt sich so einfach. Wenn man erstmal ins soziale Abseits gedrängt wurde, wird man oft erpresst. Wenn du nicht - dann ...
dann aufzustehen und "zu kämpfen" würde bedeuten, dass man auch damit rechnen muss, negative Sanktionen zu bekommen.
Man steht plötzlich alleine da und wird dichtgelabert.

Das was ich geschrieben habe, ist nicht einfach umzusetzen. Es gehört eine gehörige Portion Selbstbewusstsein dazu und Mut.
Mut, seinen Weg zu gehen und nicht den der anderen.
Ich denke manchmal, diese Welt wird kompliziert gemacht. Alles ist eigentlich so einfach, indem man auch mal etwas zulässt. Es lassen, wie es ist, solange andere Menschen keinen Schaden nehmen ...ist es doch okay.
Warum machen andere es immer so kompliziert?
Man wird so oft bevormundet: Dies macht man nicht - das geht doch nicht - wo kommen wir denn dahin? - warum machst/sagst du das denn? - ich zeige dir mal, wie man so was macht ... u.s.w.
Glaub mir, die NA behindern sich selbst auch damit, da bin ich mir sicher. Nur, die brauchen das wohl. Haben dann wohl ein Gefühl der Sicherheit. Sicherheit wo vor?
Das wissen sie dann auch nicht.
Am Liebsten möchten sie gleich nach ihrer Geburt einen Vertrag abschließen, damit in ihrem Leben alles glatt läuft und wenn nicht ... sind "die anderen" Schuld. Und die "Behinderten" sowieso. Die sind ja auch Schuld, dass deren Leben nicht nach Plan und Vorschrift verläuft.

Und - ich hab ja man gerade so die Hauptschule geschafft (leider gab es keine Sonderschule in unserem Dorf), wie kann die überhaupt eine Meinung haben? Und so ganz anders? Na sowas aber auch ...
Bevor ich mich hier in Rage schreibe, höre ich lieber auf.

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
17.08.09, 13:13:26
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

be proud, finde ich hier nicht unbedingt so unpassend wie irgendeine englische Phrase. Denn "autistic pride" ist ein feststehender Begriff, der auch hier oft benutzt wird. Pride und proud sind Formen eines Begriffs, der nicht so unproblematisch zu übersetzen ist. "Stolz" trifft ihn wohl nicht wirklich. Kann man auf etwas stolz sein, das man eben ist? Worin bestünde dann dieser Stolz, wenn ich seinen Grund nicht bewirkt habe?

An sich finde ich das Bedürfnis nach Respekt auf gleicher Augenhöhe wie geschildert tatsächlich recht vergleichbar. Das Beispiel der Indianer beinhaltet für mich jedoch auch einen großen Teil Niedergang. Das könnte man in gewisser Weise auch vergleichen. Autisten werden bestohlen, ausgebeutet von der Mehrheitsgesellschaft. Viele, die gebrochen sind vegetieren mehr als würdig zu leben. Wenige leben ein Leben gemäß ihrer Tradition/Veranlagung und messen diesem einen Wert bei, der von außen sehr oft abgesprochen oder oberflächlich bestaunt wird.
Zitat:
Vor dem hohen Gericht steht man immer auf. Ein angeklagter Navajo tat dies nicht, um zu zeigen, dass er sich nicht unterwürfig macht und zu seiner Tat steht ... (was auch immer er angestellt hatte). Er war damit natürlich gleich unten durch ... aber wenn immer nur gekuscht wird, wird man auch so gehandelt - "ich oben, du unten"

Ob ich hier so handeln würde - ich weiß es nicht. An sich respektiere ich durchaus auch fremde Ordnungen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.08.09, 14:09:15
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Be proud bedeutet für mich in diesem Zusammenhang eigentlich eher,
dazu zu stehen,wie ich bin und genug "Mumm" zu haben,mein "Anderssein" nicht zu verstecken,sondern zu sagen:Jawoll,ich bin so wie ich bin.Mein Leben ist okay so,wie es ist.
Auch stehe ich ohne wenn und aber zu meinem kleinen,wer vernünftig fragt und echtes Interesse hat,bekommt von mir auch ehrliche Antworten.Wichtig ist da wohl auch,die Aufklärungsarbeit,dass NT einfach auch verstehen können,dass auch nicht "normgerechtes" Verhalten und Leben seine Berechtigung hat.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
17.08.09, 14:59:50
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ja, ich denke diese Erklärung für "pride" trifft es hier ganz gut.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.08.09, 16:20:18
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Coyote
(Autistenbereich)

`pride´ wäre dann wohl gleichbedeutend wie: sei selbstbewusst.
Ja, dass ist passender.
oder `be proud´= sei stolz auf das, was du geleistet hast.

Zitat von 55555:
Kann man auf etwas stolz sein, das man eben ist? Worin bestünde dann dieser Stolz, wenn ich seinen Grund nicht bewirkt habe?


Mensch zu sein, Autist zu sein hat man nicht geleistet, das ist man, stimmt. Erst, was man daraus und aus seinem Leben macht, kann stolz hervorrufen.
Stimmt, wenn man stolz ist, ein Mensch zu sein, dann könnte es auch schon ein neugeborenes Baby, obwohl es noch nichts geleistet hat.

Aber? - können denn z.B. Autisten stolz darauf sein, wenn sie sich weitestgehend der Gesellschaft angepasst haben?
Dann sagen die Eltern: "Ich bin so stolz auf mein Kind, es ist jetzt ganz normal geworden."
Und das, obwohl das Kind sich selbst und seine eigene Persönlichkeit aufgegeben hat.
Es wird dann dem Kind auch suggeriert: "Du kannst stolz darauf sein, das du so gut integriert bist!"
Aber sie meinen doch eher dies: "Ich bin stolz darauf, dass du mir vor unserem Nachbarn nicht mehr peinlich bist. Jetzt brauche ich mich nicht mehr zu schämen. Das hast du gut gemacht. Und jetzt musst du nur noch der Öffentlichkeit erzählen, wie du geheilt worden bist."

Die Definition "Stolz" ist dann wohl auch Ansichtssache. Wenn z.B. mein Sohn etwas gemacht hat, worauf er stolz ist, ist mein Mann ganz anderer Ansicht. Aber das sind wir ja eh ...

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
17.08.09, 16:59:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Man kann auf alles Mögliche stolz sein, auch eben auf Dinge, für die man gar nichts getan hat. Z.B. auf eine Nationalitätenzugehörigkeit (ein Konzept das mir an sich schon ziemlich suspekt erscheint und aus meiner Sicht ein Mittel von Herrschern ist ihr Land besser zu kontrollieren). Oder man kann auf etwas stolz sein, das Teil einer ungesunden Orientierung sein dürfte, z.B. auch darauf 20 Bier "zu vertragen".

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.08.09, 19:34:04
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Nord
(Standard)

Zitat:
Oder man kann auf etwas stolz sein, das Teil einer ungesunden Orientierung sein dürfte, z.B. auch darauf 20 Bier "zu vertragen".


hierbei kommt es auch wieder auf die sichtweise an. man kann durchaus darauf stolz mehr gift als andere zu vertragen, oder mit anderen worten man ist nicht so leicht zu vergiften.

worauf man nicht stolz sein sollte ist dies regelmäßig zutun(also 20 bier trinken).

http://www.loveshy.de/.
17.08.09, 19:38:29
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ja, es ist Ansichtssache und vermutlich gut, daß da verschiedene Lebensauffassungen existieren (Diversifikation).

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.08.09, 19:40:04
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Für mich hat Stolz in dem Zusammenhang immer etwas von Arroganz oder Überheblichkeit.
Ich war z.B. stolz,als mein Kleiner sein erstes selbstgemaltes Bild mit nach Hause gebracht hat und er sich selbst darüber gefreut hat. Ich bin stolz,wenn mein Grosser seinen Kumpels erzählt,dass seine Mama ganz schön cool ist. Oder wenn er sich tierisch freut,weil er beim Fussball ein Tor geschossen hat. Ich bin stolz darauf,dass meine Kinder sich so freuen können.Es geht mir dabei nicht um Leistung,sondern darum,wie die Kids damit umgehen.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
17.08.09, 19:41:04
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2120
(Autistenbereich)

Zitat von 55555:
...auf etwas stolz sein, das Teil einer ungesunden Orientierung sein dürfte...


das gefällt mir
18.08.09, 01:46:14
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