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Geschrieben von: Lisa M. am: 04.09.06, 11:45:18
Zitat:
Das ist dann wohl der Beweis dafür, dass Reichtum ebenso wenig wie Armut die Psyche stabilisiert, ja sich sogar negativer darauf auswirkt als die Armut.


Es gibt Untersuchungen dazu, in welchen Einkommensschichten verstärkt Depressionen und andere psychische Erkrankungen vorkommen. Obwohl natürlich die alte Weisheit stimmt, dass Geld alleine nicht glücklich macht, stimmt auch der Rest des Spruchs: "aber es beruhigt doch ungemein."
Gerade Depression findet sich weitaus häufiger unter den Armen als unter den Reichen. Zum einen hat das sicher auch was damit zu tun, dass psychische Erkrankungen aller Art sehr oft zur Armut führen, zum anderen aber wohl auch damit, dass man weniger Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten für sein Leben hat und auch subjektiv weniger empfindet. In "Die Glücksformel" von Stefan Klein steht im Schlusskapitel so einiges zum Verhältnis von psychischem Befinden und gesellschaftlichen Verhältnissen. Man könnte das geradezu als Anleitung dafür nehmen, wie Politiker ihre Wähler beglücken könnten. freuen Da steht auch, dass es nicht der Mangel an "Habe" ist, der unglücklich machen kann (es sei denn, er geht an die Existenz natürlich), sondern das "weniger haben als die anderen", die soziale Ungleichheit. Und dass Menschen um so glücklicher sind, je mehr sie in der Lage sind, aktiv teilzunehmen und die Umstände ihres Lebens selbst zu bestimmen. Beides ist bei Armut eher erschwert...

Zitat:
wie war es mit ADHS sich in einem sozialen gewitter aufzuhalten?


ADSH *ist* ein soziales Gewitter, und zumindest in den USA (dort gibt es eine Studie darüber) trifft man in Knästen hauptsächlich auf ADS'ler.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 04.09.06, 11:59:51
Zitat:
Und dass Menschen um so glücklicher sind, je mehr sie in der Lage sind, aktiv teilzunehmen und die Umstände ihres Lebens selbst zu bestimmen. Beides ist bei Armut eher erschwert...


Das würde ich gerne relativieren. Man kann versuchen aus seinen Leben das Beste zu machen und die Umstände in denen man lebt akzeptieren bzw. in Rahmen seiner Möglichkeit zu gestalten oder aber vor sich hin vegetieren, dann kann man aber gleich vom Dach springen. Bin nicht reich und dennoch würde ich mein Leben nicht als Unglück bezeichnen weil ich gesunde Kinder habe und Freunde die mich unterstützen wenn auch nicht finanziell abgesehen davon sehe ich Möglichkeiten aus der Misere zu gelangen auch wenn ich sicher nie reich werde aber das ist mir gleich. Und wenn andere mit ihren Gedanken nur um teure Autos, Häuser etc. rotieren tun sie mir leid.


Geschrieben von: Wursthans am: 04.09.06, 14:41:06
Zitat von bellaria:
Das Sprichwort geht aber noch weiter:

Der Klügere gibt nach und festigt damit die Weltherrschaft der Dummen. zwinkern

Ich denke "der Kluge" gibt nach, weil er einsieht, daß die Weltherrschaft "der Dummen" geradezu zwangsläufig ist, was sich auch durch Unnachgiebigkeit nicht ändern ließe - eher im Gegenteil.


Geschrieben von: FrauFachmann am: 04.09.06, 14:45:22
Zitat von Lisa M.:

Gerade Depression findet sich weitaus häufiger unter den Armen als unter den Reichen.

Stimmt das wirklich? Ich weiß es nicht, aber ist das nicht ziemlich ausgewogen. Depression ist doch auch eine Zivilisationskrankheit und teilweise sehr en vogue...


Geschrieben von: Wursthans am: 04.09.06, 14:50:22
Es dürfte schwierig zu sein festzustellen, ob Reiche weniger depressiv sind als Arme. Schon die Definition einer Depression dürfte Probleme bereiten. Es wäre zu prüfen ob diese Definition nicht bestimmte kulturelle Verhaltensweisen wertend berücksichtigt, z.B. indem depressives Verhalten von Reichen anders interpretiert wird als solches von Armen.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 04.09.06, 15:20:42
Ich habe schon oft gehört, dass Leute mit einen hohen Einkommen zu Depressionen neigen, das dürfte zumindest die These "Reiche seien glücklicher" wieder legen. Sicher haben Depressionen bei Wohlhabenden einen anderen Hintergrund als bei Armen. Ich denke es ist völlig gleich was ein Mensch tut, ist und wie hoch sein Einkommen ist, der Punkt ist der, dass er selten zufrieden ist. Viele Menschen streben nach Zielen und wenn diese erreicht sind suchen sie sich neue Ziele usw. usf. Glücklich macht es wenn man Ziele vor Augen hat wenn man aber orientierungslos abdriftet dann gerät man in emotionale Krisen. Ich denke dabei spielt es keine Rolle ob man Autist oder NA ist.


Geschrieben von: bellaria am: 04.09.06, 15:25:12
Glück hängt doch auch von Wahlmöglicheiten und persönlichen Zielen ab:

Wenn ich nur 25 Stunden arbeiten WILL, um mehr Zeit für meine Hobbys zu haben, werde ich weniger unglücklich über meine relative Armut sein als wenn ich mir einen Prosche kaufen will und einfach keinen Vollzeitjob kriegen kann.

Und wenn ich sehr viel Geld, aber kein Talent zum Klavierspielen habe und eigentlich Pianist werden will, wird mich all das Geld nicht vor Depressionen bewahren.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 04.09.06, 15:30:27
Stimmt, Bellaria, und weil ich keine Prestigeobjekte brauche ist mir Geldsegen weit gehend egal. Allerdings merken viele der Wohlhabenden erst hinter her, dass Geld sie nicht wirklich glücklich machen kann. Das Problem besteht darin, dass Menschen oft meinen zu wissen was sie wollen aber in Wirklichkeit die Proketion fremder Wünsche erfüllt haben bzw. erfüllen möchten.


Geschrieben von: Lisa M. am: 04.09.06, 16:12:35
"Ähnlich wie Arbeitslosigkeit erwies sich auch ein tiefes Einkommen als wichtiger Prädikator für Depressionen." (Quelle)

Diese Seite der Uni Zürich zum Thema Depression und Gesellschaft ist übrigens insgesamt ganz interessant...

Natürlich wird man nicht automatisch depressiv, wenn man ein niedriges Einkommen hat (das hab ich ja auch nicht behauptet), aber dass Reicher häufiger depressiv seien als Arme ist ein Märchen.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 04.09.06, 16:46:15
Zitat von Lisa M:

Natürlich wird man nicht automatisch depressiv, wenn man ein niedriges Einkommen hat (das hab ich ja auch nicht behauptet), aber dass Reicher häufiger depressiv seien als Arme ist ein Märchen.


Nein, das Arme depressiver als Reiche sind hat glaube ich niemand behauptet. Depressionen treten nur bei Reichen vermutlich genauso häufig auf wie bei Armen und das ist gewiss kein Märchen - Die Gründe sind nur andere als bei Armen. Falls es dennoch nicht so sein sollte dann basiert das auf Medienpropaganda wie Werbung und Zeitschriften die meistens nichts besseres zu tun haben als Artikel über die "obersten Zehntausend" zu verfassen. Ist doch genauso wie mit den dünnen Models die normalgewichtige Mädchen in die Magersucht treiben weil sie sich an solchen falschen Idealbildern orientieren.


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 04.09.06, 16:50:31
Im Artikel gibt die u.g. Tabelle Auskunft über das Verhältnis zwischen der Anzahl negativer Erlebnisse zur Häufigkeit der Depression an und negative Erlebnisse können bekanntlich auch bei Reichen auftreten.


Geschrieben von: Lisa M. am: 04.09.06, 17:05:54
Negative Erlebnisse sind ein weiterer Faktor, der in dem Text, aus dem ich zitierte, auch erwähnt wird. Aber darum ging es ja hier nicht, und man kann sich ja auch den ganzen Artikel durchlesen, wenn man über die verschiedenen Einflussfaktoren was wissen will.

Nur zu der Frage, ob Depressionen häufiger sind bei Menschen mit niedrigem Einkommen, mit höherem Einkommen oder bei beiden Gruppen gleich hoch, hatte ich halt was anderes gelesen als was du geschrieben hast, und die Quellen, die ich bisher gefunden habe, sagen dasselbe. Und das sind halt keine Zeitschriften, sondern ziemlich seriöse Untersuchungen. Hier sind noch welche:

"Mit höherem Bildungsgrad steigt die Stimmung und die Depressionswerte nehmen ab. Ebenso gilt: Je höher das Einkommen, desto geringer ist der Depressionsindex." (Quelle)

"Faktoren

Es ist nicht davon auszugehen, dass es einen eindeutigen Auslöser oder alleinigen Risikofaktor für die Depression gibt. Viel wahrscheinlicher ist ein multikausales bzw. multifaktorielles Geschehen. Es gibt jedoch einige Gruppen von Risikofaktoren, die sich in vielen Studien als bedeutsam erwiesen haben: biologische Risikofaktoren (z.B. Imbalance der Transmitterregulation), psychologische Risikofaktoren wie Fähigkeitsdefizite oder prämorbide Persönlichkeit, soziale Belastungen und kritische Lebensereignisse, bestimmte soziodemographische Faktoren (wie niedriges Einkommen) und psychische oder somatische Komorbiditäten." (Quelle