Forum für Autisten und interessierte Zeitgenossen (http://autismus-ra.unen.de/index.php)
-- Offenes Forum (Schreibrecht auch für unter User=Gast; Pass=Gast eingeloggte Gäste) (http://autismus-ra.unen.de/board.php?id=3)
---- Angehörige und weitere Mitmenschen (http://autismus-ra.unen.de/board.php?id=23)
Thema: Formulierungen (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3131)


Geschrieben von: quamquam am: 05.07.09, 13:11:45
Meine Formulierungen sind oft recht distanziert. Anstatt, dass ich dann sage, ich muss das machen, sage ich gerne mal, man muss das machen. Also sage ich zwar, was ich denke oder machen will, aber ich formiliere es nicht in der ersten Person aus.
Einmal hatte ich eine Unterhaltung mit einer Sozialpädagogin und sie ist darauf so sehr rumgeritten, dass es mir richtig unangenehm wurde, weil ich nicht nachvollziehen konnte, wo für sie nun der Unterschied lag. Ich habe mich richtig in die Ecke gedrängt gefühlt.
Nun frage ich mich so, was den Unterschied macht?


Geschrieben von: 55555 am: 05.07.09, 13:22:02
Ich mag es nicht, wenn Leute "man" statt "ich" einsetzen. Mir kommt es falsch vor und als ob jemand nicht zwischen seinem Bereich und der Allgemeinheit unterscheiden kann.


Geschrieben von: quamquam am: 05.07.09, 13:23:42
Naja, ich mache das schon, wenn ich explizit mich meine, aber wenn ich eine Formulierung allgemein halten will und sie nicht auf mich allein beschränken will, dann verallgemeiner ich doch lieber.


Geschrieben von: 55555 am: 05.07.09, 13:25:39
Beispiele für Anwendung und Nichtanwendung?


Geschrieben von: quamquam am: 05.07.09, 13:29:36
Man kann sagen, dass wenn man das so macht, es einen Einschränken kann.

oder

Ich bin müde.


Geschrieben von: haggard am: 05.07.09, 16:09:13
das "man" benutze ich sehr häufig.
trotzdem unterscheide ich sehr stark zwischen meinem bereich und dem der allgemeinheit.

"man macht das nicht." = verallgemeinerte gewohnheiten.
"man teilte mir mit..." = eine person, ob für einen selbst bekannt oder nicht oder für eine andere person bekannt oder nicht, teilte mir etwas mit.
"man kann das auch einfacher gestalten." = du kannst das auch einfacher gestalten. lässt der anderen person jedoch die möglichkeit selbst zu entscheiden. wobei diese aussage schon verwirrend ist. denn es könnte auch aussagen: = ich kann das auch einfacher gestalten (und die andere person wird damit gleichzeitig einem selbst "untergeordnet").

danach folgt für mich persönlich erst das "man", wenn ich eigentlich "ich" schreiben/sagen sollte.

derartige erkenntnisse erlangte ich jedoch erst ziemlich spät. vorher war und ist "man" der perfekte begriff für (sämtliche) pronomen. wo zuvor eine lücke bestand (sagte weder ich, noch du oder ähnliches), gab es endlich etwas... dezentes, unaufregendes, unauffälliges, im hintergrund bleibendes...

vielleicht ist die gehäufte verwendung auch ein ausdruck dessen, sich selbst nicht als ein teil von zum beispiel der gesellschaft zu sehen sowie auch das eigene handeln eher zu beobachten als direkt zu erleben.


Geschrieben von: Mas2012 am: 05.07.09, 16:49:59
Das versteh ich auch nicht richtig.

Ich galub manchmal ist das Man zu unpersönlich für
den Zuhörer. Ich glaub durch die Empathie ist die Information, das
etwas für Jederman gilt, unnötig und somit nicht verständlich.
Vielleicht interpretiert der Andere es so, als wolle
man sagen, das er es nicht weiss. So als Belehrung oder so?

Wenn man dann ich gesagt hätte, hätte der Andere es nicht auf sich
selbst bezogen.


Geschrieben von: 55555 am: 05.07.09, 17:08:49
Zitat von quamquam:
Man kann sagen, dass wenn man das so macht, es einen Einschränken kann.

Wenn ich anderer Meinung wäre oder andere Meinungen kennen würde, fände ich das ärgerlich.
Zitat von azrael:
"man macht das nicht." = verallgemeinerte gewohnheiten.

Würde mich wohl in den meisten Fällen stören.
Zitat:
"man teilte mir mit..." = eine person, ob für einen selbst bekannt oder nicht oder für eine andere person bekannt oder nicht, teilte mir etwas mit.

Das würde mich wohl nicht stören.
Zitat:
"man kann das auch einfacher gestalten." = du kannst das auch einfacher gestalten. lässt der anderen person jedoch die möglichkeit selbst zu entscheiden.

Auch das würde mich wohl nicht stören, weil die Aussage wie erwähnt wahrscheinlich nicht falsch sein kann.
Zitat von Mas2012:
Ich glaub durch die Empathie ist die Information, das etwas für Jederman gilt, unnötig und somit nicht verständlich.

Diese alte Annahme, daß Autisten keine oder weniger Empathie haben würden ist falsch, daher könnte es hier höchstens an spezifischen Eigenarten von NA liegen. Doch wie es sich hier abzeichnet scheint es mir auch mit persönlichen Haltungen zu tun zu haben.


Geschrieben von: Löwenmama am: 05.07.09, 19:21:13
Wenn jemand mir sagt,dass man das und das mal tun müsste,finde ich das sehr ärgerlich.Zum einen fühle ich mich nicht angesprochen und mein gegenüber erwartet wohl,dass ich das doch verstehen müsste,dass ICH mit MAN angesprochen war...das kann meines Erachtens zu Verwirrung und zu Missverständnissen führen.Und zum anderen ist es für mich leichter,auf die Wünsche meines Gegenübers einzugehen,wenn etwas konkret formuliert wird.


Geschrieben von: quamquam am: 05.07.09, 19:35:12
Ich habe das nie absichtlich gemacht. Ich wunderte mich bislang nur, dass den Menschen das missfällt. Nun weiß ich es, dann kann ich auch versuchen es zu ändern.
Ich muss manche Dinge erst verstehen, damit ich sie dann ändern kann. Den Sinn dahinter.


Geschrieben von: Wasserspiegel am: 06.07.09, 17:13:50
Bei mir ist das ein wenig anders. Ich benutze eher unbewusst verallgemeinerungs Ausdrücke wie: alle, jeder, niemand, keiner etc.
Früher hatte ich oft nicht den Wortsinn und die Relation in welcher man die Begriffe verwendet verstanden. Heute kommt es wahrscheinlich mehr aus einer reinen Gewohnheit herraus, dass ich diese ,mir eigenen Floskeln, oft verwende.


Geschrieben von: sayo am: 06.07.09, 17:59:46
Bei der Hitze muß man viel trinken, wäre doch eine zulässige Verallgemeinerung, wenn ich sagte, bei der Hitze muß ich viel trinken, käme ich mir komisch vor.