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Thema: diskriminierung durch sprache (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=3052)
Geschrieben von: Hans am: 18.06.09, 23:57:52
Von den Sprüchen her hättest Du schon das Zeug zum Lateinlehrer.
Boah äi, habe ich das lange nicht mehr gehört.
Geschrieben von: quamquam am: 19.06.09, 00:00:13
Was hast Du lange nicht mehr gehört?
Ja, vermutlich habe ich das...mein Schulleiter fragte mich heute, was ich studieren wolle und er sagte sofort: Latein, oder?
Geschrieben von: Hans am: 19.06.09, 00:28:12
Das ist dreiunddreisig Jahre her, da hat das mit Französisch und so
mein Lateinlehrer schon mal gebracht.
Als frecher Schüler würde ich dir jetzt entgegnen:
"Der hat aber einen langen Bart!"
Die Kid´s today haben da aber einen härteren Jargon!
Aber noch´n Tip unter Freunden:
"Ich erzähl gerne die Jugendwitze meiner Mutter(Bj1929),
die kennt keiner mehr, die kommen meistens gut an."
Neu ist, was diese Generation noch nicht weiß.
Geschrieben von: quamquam am: 19.06.09, 00:37:15
Ich habs zu einer Mitschülerin von mir gesagt, die meinte, dass Latein ja total bescheuert wäre...
Geschrieben von: drvaust am: 19.06.09, 03:43:46
Und wie heißen die zusammen, wenn sich amica und amicus versammeln und noch mehr dazukommen?
Werden die dann sächlich? Oder gibt es dann Geschlechtertrennung, viele Freundinnen und Freunde?
Das ist ja so wie im Deutschen, wenn Müller und Maler zusammenarbeiten, die ma?... dann zusammen.
Geschrieben von: quamquam am: 19.06.09, 03:48:32
Sie werden männlich. Amici. In Sprachen ist der männliche Genus in der Regel der Dominante.
Geschrieben von: Andreas K. am: 20.06.09, 00:52:21
Hier sind sich ja die meisten einig, die feministischen Sprachveränderungen eher abzulehnen. Das sehe ich etwas anders.
Die herkömmliche Sprachform ist im Deutschen oft die männliche. Dies lt insbesondere für Berufsbezeichnungen.
Der Grund dafür ist, daß seit der ersten Arbeitsteilung zwischen Jägern und Sammlerinnen (daß diese Verteilung auf die Geschlechter dominant war, gilt als historisch für Mitteleuropa unumstrítten) das Partiarchat herrscht.
In der industriellen Revolution wurde davon ausgegangen, daß Männer eher für die Fabrikarbeit, Frauen eher für die Hausarbeit zuständig wären. Begründet wurde dies biologistisch,d.h. vermittels Zuschreibungen, die mit Gebär- oder Zeugungsfähigkeit zu tun hatten.
Die feministische Bewegung hat all dies infrage gestellt. Ich finde das gut. Auch wenn ich keine Frau bin, gehe ich davon aus, daß meine eigene Befreiung in eine widersprüchliche Bewegung um eine herrschaftsfreie Gesellschaft hineingehört. Auch dann, wenn ich für natürlich gehaltene eigene Privilegien infrage stellen muß!
Seit ca. 15 Jahren wird der Feminismus aber zusehends infrage gestellt, ja als Setzer(in?) sinnloser Normen beschuldigt.
Bei der Sprache bleibt das Problem: Die männliche Form drückt nicht aus, ob Frauen WIRKLICH mitgemeint sind, oder nicht an sie gedacht wurde und tatsächlich nur Männer angesprochen werden. Die doppelte (Friseure und Friseurinnen...)oder neusprachlich (...Innen; /inn/en; ... m/w) verquaste Form besagt zumindest, daß auf der formalen Ebene reflektiert wird, daß sowohl weibliche als auch männliche Menschen gemeint sind.
Das Problem bei dem ganzen Zirkus der Alternativszene ist für mich eher, daß hinter den wohlfeilen Sprachneuschöpfungen fast alles so bleiben soll, wie es ist.
Geschrieben von: Hans am: 20.06.09, 03:38:42
Ich habe mal zu einem Bild, das Nieten auf der Innenseite zeigt,
den Titel entworfen:
Nieten innen
Da sieht man wie das irreführend sein kann, die Niete ist sowieso weiblich,
aber ich wollte die Innenseite beschreiben.
Geschrieben von: haggard am: 20.06.09, 09:38:23
sprachlich kann gar nicht jeder gedanklichen richtung gedacht werden. ich trenne extrem viel. dann müsste alles extrem ausdifferenziert werden. wenn man(n)/frau seitenlange beschreibungen lesen müsste, um sämtliche variationen von irgendwelchen zuständen berücksichtigt zu wissen - wären die leute vielleicht schon erschöpft, ehe die eigentliche information folgt. sprachlich kann so vieles übertrieben werden.
wenn in der heutigen zeit eigentlich jeder mensch fiktiv ersetzbar ist, spielt weder das geschlecht eine rolle, noch persönliche identitäten. von daher sollte vielleicht der ganze quark um verbalisierte geschlechteranerkennung etc. neutralisiert werden. müssen stellenplatzbeschreibungen dann auch in männlich und weiblich abgehalten werden? der bohrer/die bohrerin? wenn es sich um werkzeug handelt, um den menschen die achtung und pflege ihrer arbeitsmittel näher zu bringen?
Geschrieben von: quamquam am: 20.06.09, 11:26:31
Ich stelle mir gerade eher die Frage, ob der Thread nicht: Diskriminierung der Sprache?
Sehen wir es doch mal aus der Sicht der Sprache. Dinge sind nicht vorgesehen, aber sie werden einfach erzwungen. Sprache wird gebeugt, ob sie will oder nicht, danach Fragt keiner. Das ist wie mit den Sklaven früher, die hat auch keiner gefragt. Sprache ist letztendlich einfach nur ein Sklave unserer selbst.
Eigentlich tuen wir uns das ganze nicht an, sondern schlichtweg der Sprache mit der wir sprechen und das nicht nur mit den Verweiblichungen, sondern auch mit vielen anderen Dingen, die nicht existieren, wir aber meinen auf biegen und brechen durchzusetzen...