Andreas K.
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Hier sind sich ja die meisten einig, die feministischen Sprachveränderungen eher abzulehnen. Das sehe ich etwas anders.
Die herkömmliche Sprachform ist im Deutschen oft die männliche. Dies lt insbesondere für Berufsbezeichnungen.
Der Grund dafür ist, daß seit der ersten Arbeitsteilung zwischen Jägern und Sammlerinnen (daß diese Verteilung auf die Geschlechter dominant war, gilt als historisch für Mitteleuropa unumstrítten) das Partiarchat herrscht.
In der industriellen Revolution wurde davon ausgegangen, daß Männer eher für die Fabrikarbeit, Frauen eher für die Hausarbeit zuständig wären. Begründet wurde dies biologistisch,d.h. vermittels Zuschreibungen, die mit Gebär- oder Zeugungsfähigkeit zu tun hatten.
Die feministische Bewegung hat all dies infrage gestellt. Ich finde das gut. Auch wenn ich keine Frau bin, gehe ich davon aus, daß meine eigene Befreiung in eine widersprüchliche Bewegung um eine herrschaftsfreie Gesellschaft hineingehört. Auch dann, wenn ich für natürlich gehaltene eigene Privilegien infrage stellen muß!
Seit ca. 15 Jahren wird der Feminismus aber zusehends infrage gestellt, ja als Setzer(in?) sinnloser Normen beschuldigt.
Bei der Sprache bleibt das Problem: Die männliche Form drückt nicht aus, ob Frauen WIRKLICH mitgemeint sind, oder nicht an sie gedacht wurde und tatsächlich nur Männer angesprochen werden. Die doppelte (Friseure und Friseurinnen...)oder neusprachlich (...Innen; /inn/en; ... m/w) verquaste Form besagt zumindest, daß auf der formalen Ebene reflektiert wird, daß sowohl weibliche als auch männliche Menschen gemeint sind.
Das Problem bei dem ganzen Zirkus der Alternativszene ist für mich eher, daß hinter den wohlfeilen Sprachneuschöpfungen fast alles so bleiben soll, wie es ist.
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