[Kettenbeiträge zusammengefasst. Siehe auch hier, mfg [55555]]
Hallo 55555,
ich habe angefangen, mir das Autismuslexikon durchzulesen und finde es sehr gut geschrieben und hilfreich.
1.Ja mein Sohn schlägt ausnahmslos jeden.
2.Wodurch erkennst Du, das mein Sohn auch noch unter ADHS leiden könnte?Und kommt das bei autistischen Menschen häufiger vor?
3.Im Prinzip könnte ich das Essen auch stehen lassen, das stimmt schon. Ich versuche eben, ihn zu hause darauf vorzubereiten, was "draußen" von der Gesellschaft von ihm verlangt wird. Der Kinderpsychologe hat mir dazu geraten. Ich soll in allen möglichen Situationen das sitzenbleiben mit ihm üben. Dabei geht es nicht nur, aber natürlich auch, um das Essen.
4.Nein eigentlich gibt es nicht viele Rituale, auf die ich bestehe. Ausser, wenn er etwas neues zum Spielen möchte, muß er das vorherige aufräumen. Und bevor er mir beim backen helfen kann, muß er seine Hände waschen. Aber das macht ihm keine Probleme, weil er gern bäckt.
5.Ja er schlägt mich auch, wenn ich ihn vorher nicht angefaßt oder festhehalten habe. Sogar wenn ich ihm den Rücken zugedreht habe, schlägt er zu. Ein Beispiel...ich habe mir die Zähne geputzt und Luca wollte, das ich mit ihm Dominosteine aufstelle. ich habe ihm gesagt, das ich kurz fertigputzen müßte und dann spiele ich mit ihm. Als ich mich wieder umdrehte, schlug er mit beiden Fäusten auf meinen Rücken.
Hallo Azrael,
1.nein in dem Regelkindergarten, den mein Sohn vorher besuchte, kannte sich niemand mit Autismus aus. Alle waren aber damit einverstanden, das Luca in den Kindergarten kommen darf. Aber letztendlich hat er leider wohl doch nicht in den friedlichen Tagesablauf gepaßt.
Der neue Kindergarten ist speziell für geistig und körperlich Behinderte. Es gibt noch einen Autisten in seiner Gruppe und die Erzieherinnen sind auf die besonderen Kinder geschult. Aber das er ganz besonders viel Hilfe braucht, darauf scheinen sie laut der Aussage seiner Begleiterin noch nicht einzugehen. Ich muß das noch etwas beobachten, bevor ich das Gespräch suche.
2.Für mich gab es bisher eine logische Erklärung dafür, warum er etwas anderes tun möchte, als das, was gerade von ihm erwartet wird. Jeder Mensch hat ja oft im laufe des Tages andere Interessenslagen, die nicht den tatsächlichen Anforderungen entsprechen. Aber wir haben eben gelernt, das man erst seine Pflichten erfüllen muß. So ähnlich könnte ich es mir bei ihm auch vorstellen...er folgt seinen Wünschen. Oder glaubt ihr das nicht?
3.Zu seiner Einschulung: Die Direktorin der Schule, wo er dieses Jahr eingeschult werden soll, war Autismusbeauftragte. Sie sieht Luca einmal wöchentlich zur Frühfördergruppe und sie meinte, das er im Kindergarten unterfordert wäre. Ich vertraue ihrem Urteil eigentlich schon.
4. Wenn er aggressiv wird, halte ich ihm erstmal die Hände fest. Wenn er schlägt, halte ich die Hände und wenn er auch noch tritt, setze ich mich auf den Boden und nehme ihn mit seinem Rücken zu mir gerichtet auf den Schoß und warte, bis er ruhiger geworden ist. Ich setzte ihn nur auf sein Bett, wenn er in der Wohnung einen Schaden angerichtet hat.
5.Die Idee mit den Brettern auf dem Bett ist gut, aber mittlerweile weiß er, das er nicht auf meinem bett springen darf und hält sich auch daran. So einen Sitzsack werde ich mir besorgen, danke für den Tip. Er lümmelt auch gern auf Deckenhaufen rum, da findet er so einen Sitzsack bestimmt toll.
6. Ja ich erkläre ihm, das er auf seinem Bett sitzen muß, weil ich schlimm finde, das er unsere Sachen herumwirft. Ich sage ihm auch das ich möchte, das die Sachen im Schrank liegen. Und ich zeige ihm auch, wie ich es haben möchte.
Deine Erklärung ist für mich sehr hilfreich beim verstehen seiner
Handlungen.
7.Warum er beim Essen sitzen bleiben soll, habe ich schon weiter oben erläutert. ich finde es prinzipiell nicht schlimm, wenn er während des Essens aufsteht. Aber ich weiß, das man es anderswo von ihm verlangt. Ich habe die Vorstellung, das es ihm woanders leichter fällt, sitzen zu bleiben, wenn ich es ihm zu Hause schon erklärt habe, das er es muß.
8. Ja er springt über den Tisch. Ich habe ihn bewußt an eine Platz gesetzt, wo er nicht einfach weglaufen kann.
Ich möchte nur, das er weiß, was überall von ihm verlangt wird. Ich will nicht, das andere Leute mit ihm schimpfen.
9. Kurze Zeit bedeutet 3 Wochen. Das er nur sitzen blieb, weil er eingeschüchtert war, daran hatte ich nicht gedacht.
Aber schüchtert man nicht alle Kinder irgendwie ein, die etwas tun sollen, was sie eigentlich nicht wollen? Wenn sie dann Konsequenzen fürchten müssen. Zum Beispiel in der Schule ist die Konsequenz eine schlechte Zensur?
10. Das in diesem Forum fast ausschließlich autistische Menschen schreiben, das war mir schon klar. Aber da hier die Überschrift "Angehörige und weitere Mitmenschen" lautet, dachte ich, hier würden sich hauptsächlich nicht autistische Angehörige austauschen. Aber ich finde es toll, das auch hier größtenteils Autisten schreiben. Das macht das Verstehen für mich einfacher.
11. Um so mehr Antworten ich von euch erhalte, um so mehr erschließt sich auch die Welt meines Sohnes. Ich habe jetzt keine konkrete Frage, wie man als Autist die Gesellschaft wahrnimmt. Aber die nächsten Fragen werden aus dem Alltag heraus entstehen.
Wobei ich allerdings Hilfe bräuchte, ist das Zitieren. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich einzelne Zeilen aus einem text herauszitiere, um direkt darauf einzugehen.
Hallo drvaust,
ich rede wirklich viel mit ihm. Ich halte ihm keine Predigten, sondern ich versuche ihm schon, vor Ort und in schwierigen Situationen zu erklären, was wann warum passiert. Aber wenn er dabei schreit und um sich schlägt habe ich nicht das Gefühl, das ich zu ihm durchdringen kann. Aber oft vergesse ich, ihm schon im Vorfeld zu erklären, was gleich passieren wird. Daran muß ich arbeiten und deshalb möchte ich auch einen Plan erstellen.
Ich möchte ihn nicht verbiegen und versuchen, aus ihm einen anderen menschen zu machen. Aber das Umfeld geht so brutal mit besonderen Menschen um.
Ein Beispiel: Wir waren auf dem Spielplatz und Luca setzte sich zum Spielen neben eine Gruppe älterer Jungs. Von einem Jungen wurde er mehrmals aufgefordert, seinen Namen zu sagen. Als er darauf nicht reagierte, schlug der Junge meinem Sohn mit der Hand auf den Hinterkopf. Ich konnte nicht schnell genug erklärend eingreifen und meine Wut und Traurigkeit war in diesem Moment riesen groß. Ich weiß, das mein Luca noch sehr oft in solche Situationen kommen wird und das tut mir unendlich weh, weil ich nicht immer dabei sein werde.
Hallo Hans,
ja das ist vollkommen richtig, das man öfter kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen sollte. Ich müßte dann eben unseren ganzen Essensplan umstellen, das wird mir so nach und nach klar.
Mein Sohn hat vor ungefähr 2 Jahren ganz viel Obst gegessen. Jetzt mag er gar keines mehr. Das habe ich bei ganz vielen Speisen beobachtet. Er mag sie eine ganze Weile und dann nie wieder....das verstehe ich nicht so ganz, das eine Vorliebe komplett verschwindet. Ich kann das nicht nachvollziehen, da ich ihm immer die gleichen Trauben oder Äpfel gekauft habe.
Ja das wird auf jeden Fall noch sehr spannend, was mich mit seinem Sohn noch erwarten wird!
Hallo Isabella,
um so mehr Antworten ich bekomme, desto besser verstehe ich auch, das auch ich vieles anders machen muß im Zusammenleben mit meinem Sohn.
Ein hier im Landkreis sehr angesehener und namenhafter Kinderpsychologe hat ganz am Anfang zu mir gesagt, das mein Kind nicht verstehen müßte, warum er etwas tun oder nicht tun soll....er muß nur lernen, das er es tun muß. Damals hatte ich auch keine Zweifel daran, denn der Mann hat das ja schließlich studiert. Etwas stutzig wurde ich schon, als ich mit Luca die Haltetherapie machen mußte. Zum Schluß haben wir beide geweint. Ich, weil ich immer das Gefühl hatte, ihn zu quälen und mein Sohn, weil er gequält wurde.
Ich habe es so verstanden, das Dein Sohn jetzt richtig spricht. Wie alt ist er denn jetzt,bzw. wie alt war er, als er "richtig" kommunizieren konnte?. Ich würde den Wortschatz meines Sohnes mit dem eines 1 1/2 jährigen Kindes vergleichen. Seit kurzem kann er zwei Worte hintereinander sprechen, darüber freue ich mich sehr.
Ist Dein Sohn tags-und nachts über sauber? Wir brauchen rund um die Uhr Windeln ohne unmittelbare Aussicht auf Veränderung.
Mittlerweile verstehe ich, das sein aggressives Verhalten nicht mir unserer Logik zu erklären ist.
Zu unseren Aktivitäten: so oft es geht, gehe ich mit ihm schwimmen, bzw. baden. Trampolin hüpfen mag er sehr gern. Im Kindergarten gibt es eines. In unserem Biergarten steht auch ein großes Trampolin, da gehen wir auch öfter hin. Er braucht immer Beschäftigungen, wo er sich austoben kann. Leider läßt seine Begeisterung fürs Fahrradfahren wieder nach. So wie so ziemlich alles, wofür er sich mal begeistern konnte.
Wenn Du schreibst, das das Verhalten meines Sohnes 1:1 auf Deinen Sohn paßt, dann habe ich große Hoffnungen, das sich bei uns auch alles etwas besser einspielen wird.
Ich bin es wirklich müde, allen besorgten Eltern immer zu erklären, das Luca keine bösen Absichten hat. Aber natürlich verstehe ich die Sorgen der anderen.