55555
(Fettnäpfchendetektor)
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geändert von: 55555 - 25.03.16, 15:26:27
Offenbar hat Herr Schami nicht nur argumentativ völligen Murks gebaut, sondern auch noch Bezüge frei erfunden?
Zitat:
Offenkundig hat Herr Schami so wenig je ein Wort von mir gelesen wie ich von ihm, was unser beider gutes Recht ist.
Doch jetzt hört der Spaß auf. „Die Islamphobie ist der salonfähige Antisemitismus.“ Ich werde mich nicht über die Absurdität gerade dieser peinlichen Analogie auslassen, auch wenn laut Herrn Schami es ausgerechnet noch prätendierte „Sorge um die ,jüdischen Mitbürger‘“ sein soll, was die Delinquenten auf der von ihm zusammengestellten schwarzen Liste zu ihrem salonfähigen Antisemitismus treibe. Mich, der Herrn Schamis Namen nur vom Hörensagen kennt, interessiert auch nicht, welche persönlichen Kränkungen ihn dazu treiben, mir gegen ihn - und damit offenbar automatisch gegen die gesamten „arabischen Kulturen“ - gerichtete „Feindseligkeit“ zu unterstellen; ich gebe ihm jederzeit die Freiheit, mich für einen brabbelnden Dummkopf zu halten und meine Romane oder Aufsätze auch ohne Lektüre für vollendeten Unsinn, bitte. Die Ferndiagnose „Feigheit“ akzeptiere ich achselzuckend, wenn’s denn Herrn Schami Mut macht. Mir vorzuhalten, ich hätte ihm „Kollegialität“, „Gastfreundschaft“ und „Hilfe“ verweigert, ist so lächerlich, als würde ich ihm dasselbe für meine Jahrzehnte in der DDR-Diktatur ankreiden, als meine Manuskripte keine Bücher werden durften.
Doch niemandem, niemandem gestehe ich das Recht zu, ohne jede Kenntnis dessen, was ich denke, schreibe oder sage, mich mit Vokabeln wie „salonfähiger Antisemitismus“, „Hasser“, „Verachtung der Muslime“ zu bewerfen. Auch die haarsträubende intellektuelle und sprachliche Wirrnis, mit der Herr Schami mir sowohl „Islamphobie“ als auch das Bestreben vorwirft, „die Aggressionen der Islamisten gegen Christen und Juden in den arabisch-islamischen Ländern zu schüren“, selbst diese interviewgewordene Verleumdung folgt nur einer einzigen Strategie: Irgendetwas wird schon hängenbleiben an diesem Jirgl und seiner Fünferbande.
Und irgendetwas bleibt auch bereits an mir hängen, das habe ich inzwischen erfahren. Es nützt nichts, wenn ich hier erkläre, dass ich nie und nirgends etwas über Muslime und den Islam geschrieben habe und deshalb auch nicht gegen sie, schon allein, weil ich nichts davon verstehe; es nützt nichts, wenn ich sage, dass ich mich „über die arabischen Kulturen“ aus dem gleichen Grunde nie und nirgends geäußert habe und deshalb auch keine „Klischeebilder über die arabischen Kulturen“ verbreitet haben kann; und wenn mir allein schon der Anstand verbietet, mich gegen den Vorwurf des „salonfähigen Antisemitismus“ zu verteidigen, dann wird auch das nichts nützen. Irgendetwas bleibt hängen. Irgendwie macht alles die Runde. Irgendwann wird jeder gelesen haben, Reinhard Jirgl hätte islamophobe oder antisemitische Sachen geschrieben. Und keiner wird wissen, wo. Und keiner wird wissen, dass es diese Texte nicht gibt.
Wenn Autoren, was immer sie sonst zu verfassen pflegen und aus welchen Gründen auch immer, in der gegenwärtigen Debatte zu solchen Lügen greifen, dann kann ich nur eines sagen:
Es widert mich an. Wenn einer mich als Wirrkopf bezeichnet, als Konservativen, Nationalkonservativen, durchgedrehten Poststrukturalisten oder was der naturgemäß sehr flachen Etiketten sonst noch sein mögen, interessiert mich all das nicht. Aber Rafik Schami hat die Grenze von der Debatte zur persönlichen Verleumdung überschritten, die keiner überschreiten darf, niemals. Wer das tut, verlässt den Kreis derjenigen, mit denen zu sprechen ist. Das stelle ich hier fest, und ich lehne es ab, noch ein weiteres Wort dem Verleumder zu erwidern.
Quelle
Edit:
Zitat:
In einem vom Erfinder und seinen Anhängern wohl nicht gemeinten Sinn trifft die Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ zu: Der Großteil der in Deutschland lebenden Muslime praktiziert den Islam tatsächlich, während Christen und Juden weitgehend areligiös, antireligiös oder religiös indifferent sind.
[...]
Über Religion(en) in Deutschland wird viel geredet und geschrieben, aber wenig gewusst. Das erklärt auch das theologisch sowie historisch niedrige Niveau der öffentlichen Debatten über jedwede Religion in Deutschland.
Die weltlich-laizistischen Repräsentanten von Christentum, Judentum und Islam haben politisch einiges und theologisch wenig bis gar nichts zu bieten, werden aber aus politischen Gründen wie Geistliche behandelt. Sie werden hofiert, um den religiösen Schein im nichtreligiösen deutschen Sein zu wahren.
[...]
Aufkommen und Akzeptanz neuer religiöser Gruppen oder Richtungen war nicht nur in der deutschen, sondern in der europäischen Geschichte von der Alten bis zur Zeitgeschichte selten mit Toleranz verbunden – wohl aber mit massiver Gewalt, Massenmorden, Krieg oder Bürgerkrieg. Man mag darüber streiten, ob es an den jeweiligen Religionen oder den beteiligten Menschen lag. Dass Gewalt allein eine Perversion der Religion sei, des Judentums, Christentums und des Islam ist eine fromme Legende. Alle drei Religionen haben theologisch und historische ein Gewaltproblem. Es hier zu thematisieren, würde zu weit führen.
Quelle
Schade, daß es "zu weit führt". Wo mich doch das theologische Problem, das das eigentliche Christentum angeblich hat so interessieren würde. Historisch gab es zweifellos Kriege in christlich dominierten Ländern, fragt sich halt ob wegen oder trotz des Christentums. Oder meinte er sich mit dem "historisch niedrigen Niveau" vielleicht gleich selbst mit? Könnte ja sein.
Edit2:
Zitat:
Vor drei Jahren war ich bei einer Dialogveranstaltung in Wien eingeladen. Einer der Organisatoren der Veranstaltung war das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (CAICIID) mit Sitz in der österreichischen Hauptstadt. Ich habe mich über diese Einladung sehr gewundert, denn meine Gesprächspartner waren ranghohe Theologen: Der Oberrabbiner von Wien, ein katholischer und ein evangelischer Würdenträger, und Thema des Abends war „Die Ringparabel“ von Lessing.
Jeder der eingeladenen Gäste sollte über das Friedenspotenzial und die Ansätze der Toleranz in der eigenen Religion referieren. Alle drei Redner hielten eloquente Vorträge und zeigten, wie tolerant ihre jeweilige Konfession ist. Dann war ich als Vertreter des Islam dran. Ich begrüßte das Publikum, bedankte mich bei den Organisatoren für die Einladung und begann meinen Vortrag mit dem Satz: „Ich hoffe, Sie haben mich gegoogelt, bevor Sie mich eingeladen haben“. Denn ich bin weder Theologe, noch war ich imstande, den Islam dort zu vertreten. „Meine Damen und Herren, ich kann nicht über die Toleranz im Islam sprechen. Schlimmer noch: Ich halte nicht viel von Nathan der Weise. Genauer gesagt: Ich halte ihn für ein Auslaufmodell“. Große Augen im Publikum, Todesstille.
[...]
„Nein, der Islam ist keine tolerante Religion, und da, wo der Islam politisch das Sagen hat, leben die Menschen in Freiluftgefängnissen, wie zum Beispiel in Saudi-Arabien“.
Mir war klar, dass ich die Gastgeber mit dieser Äußerung verärgere und den gesamten Sinn dieses Abends zunichtemache. „Warum engagiert sich Saudi-Arabien im Dialog mit dem Christentum in Europa, während das Tragen eines Kreuzes oder einer Bibel im Land selbst strafbar ist? Warum beginnt das Land nicht einen Dialog mit der schiitischen Minderheit dort, statt Schiiten massenhaft ins Gefängnis zu treffen? Was für einen Sinn macht ein Dialog hier in Wien, wenn die saudischen Schulbücher immer noch voller Hass auf Juden, Christen, Schiiten, Atheisten sind?“
Es hätte das endgültige Ende des Abends sein können. Doch dank dem Oberrabbiner von Wien war ein heiterer Dialog danach noch möglich. „Wenn ich gewusst hätte, dass Sie den Islam kritisieren würden, hätte ich auch das Judentum kritisiert. Da ist auch eine Menge, was man bemängeln kann“, sagte er.
An diese Veranstaltung von Wien dachte ich, als der Großscheich von Al-Azhar Mitte März im deutschen Bundestag eine Rede hielt und dort behauptete, der Islam sei eine friedliche Religion, bei der die Gleichberechtigung von Mann und Frau verankert sei. Ein Beweis für die Toleranz des Islam sei, dass Atheisten in Ägypten frei leben können und keine Verfolgung befürchten. Bei keiner dieser Behauptungen sagte der höchste Imam der Sunniten die Wahrheit. Und hier werde ich keine Passagen aus dem Koran zitieren, die die Aussagen des Scheichs wiederlegen, sondern die Haltung der Al-Azhar selbst zum Christentum, zur Freiheit, zur Religionskritik diskutieren.
Im November hielt der Großscheich eine Rede bei einer internationalen Konferenz der sunnitischen Prediger in Luxor. Dort sagte er, der Westen musste im Mittelalter, als er eine starke Bindung zum Christentum hatte, zerfallen. Er prosperierte erst, als er sich gegen das Christentum wandte. Dagegen seien Muslime kreativ und auf allen Feldern der Wissenschaften produktiv gewesen, als sie eine Bindung zum Text des Korans hatten, und erst schwach würden, als sie sich von den Fundamenten des Islams entfernten. Das ist auch der Grund, warum der Imam und seine Institution sich für die Einführung der Scharia inklusive Körperstrafe und für die Wiederherstellung des islamischen Kalifats einsetzen.
Der Imam liegt mit seiner Einschätzung nicht nur falsch, sondern wiederholt die gleiche verkürzte Narrative von Osama Bin Laden und Abu Bakr Al-Baghdadi.
Al-Azhar hat sich immer dafür stark gemacht, dass jede Kritik am Islam juristisch verfolgt wird? Es waren Fatwas der Al-Azhar-Gelehrten, die zur Hinrichtung des sudanesischen Religionsreformer Mahmoud Taha im Jahre 1985 führten. Sein Verbrechen war, dass er die Gewaltpassagen im Koran als nicht mehr gültig erklärte. Ähnliche Fatwas aus Al-Azhar waren ebenfalls für die Ermordung des ägyptischen Denkers Farag Fouda in 1992 in Kairo verantwortlich. Allein in den letzten drei Monaten mussten zahlreiche Ägypter wegen Kritik an islamischen Gelehrten ins Gefängnis, darunter die Dichterin Fatma Naout und der Religionsreformer Islam El-Beheri. Vier minderjährige Kopten wurden in Südägypten zu fünf Jahren Haft verurteilt, nur weil sie IS-Kämpfer beim Gebet nachahmten.
Was verändert sich also, wenn ein Großscheich eine Rede im Bundestag hält und ein Bild des Islam präsentiert, das nirgendwo in der islamischen Welt eine Realität ist und das dem Bild des Islam in den Lehrbüchern der Azhar deutlich widerspricht? Was bringt es, wenn der katholische Papst Würdenträger aus den unterschiedlichen Religionen zu einem netten Abendessen einlädt? Was hilft ein House of One in Berlin, wo Angehörige der drei Religionen in einem Haus beten?
Es gibt mittlerweile eine ausgeklügelte Dialogindustrie. Wichtig dabei sind weder die Inhalte noch die Ergebnisse. Wichtig sind der Titel der Veranstaltung und die Steuergelder, die solche Friede-Freude-Eierkuchen-Begegnungen fördern.
Ein wirklicher Dialog sollte von den religiösen Fragen fern bleiben und nach praktischen Wegen des Zusammenlebens suchen. Der Dialog kann aber nicht fruchten, wenn eine Seite auf die Unantastbarkeit der eigenen Religion oder Gruppe beharrt. Es ist, als würden zwei Fußballmannschaften aufeinander treffen und die eine vor der Partie eine Bedingung für den Anpfiff nennen, nämlich dass die andere Mannschaft ihr Tor niemals schießen darf!
Das klingt komisch, aber so wird der Dialog oft geführt. Fährt eine europäische Politikerin in den Iran, trägt sie ein Kopftuch, um Respekt gegenüber dem Gastgeber zu zeigen. Und wenn der iranische Präsident nach Rom kommt, werden die nackten Statuen in Rom bedeckt als Zeichen des Respekts gegenüber dem Gast. In beiden Fällen hat das mit Respekt nichts zu tun, sondern mit Standpunktlosigkeit und Selbstaufgabe!
Quelle
Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
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