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Geschrieben von: 55555 am: 29.03.15, 18:45:54
Zitat von Fundevogel:
"Ich bin der ich bin da"

Was ist das?


Geschrieben von: Antares am: 29.03.15, 22:05:45
Zitat von 55555:
Zitat von Fundevogel:
"Ich bin der ich bin da"

Was ist das?

Ein Zitat: 2.Mose 3,14 Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt."


Geschrieben von: 55555 am: 29.03.15, 22:20:42
Wußte ich noch gar nicht, daß die Einheitsübersetzung da so ausschert.

Luther: Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.


Geschrieben von: drvaust am: 30.03.15, 06:30:30
Zitat von Fundevogel:
Kinderglauben ... Erwachsene scheinen mir das zu verlieren, weil sie irgendwann anfangen, Gott verstehen zu wollen? ... Es ist paradox, ...
Ich denke, den Kinderglauben verliert jeder vernünftige Mensch, wenn er älter und mit der Realität konfrontiert wird. Ich sehe den Kinderglauben als einen umfassenden Komplex, nicht nur religiös, der Kindern erstmal eine einfach verständliche Sicherheit gibt. Dazu gehört das Urvertrauen usw.. Kinder glauben normalerweise, daß ihre Eltern alles gut machen, und Gott sowieso. Dann erleben sie die ersten Enttäuschungen, es ist nicht alles gut, es wird nicht immer gut. Dann lernen sie zu verstehen und die Zusammenhänge zu erkennen. Sie müssen ihre Welt verstehen, um richtig handeln zu können, vermittelte Dinge hinterfragen. Damit endet der Kinderglauben, und es beginnt ein Glauben aus Überzeugung o.ä..


Geschrieben von: Fundevogel am: 01.04.15, 23:37:38
Ich empfinde z.B. Ex-Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger als einen Menschen, der sich sowohl den "bayrischen" Kinderglauben bewahren konnte als auch ausgeprägt vernunftorientiert ist. Dieser vermeintliche Widerspruch, den ich in der Schizophrenie menschlichen Seins häufig erlebe, irritiert viele Menschen. Die einen finden ihn als ihren unverdorbenen Bub, die anderen schätzen seine große Intelligenz.

Es ist in den Menschen eine starke Sehnsucht nach Eindeutigkeit, was ihn zu verstehen schwierig macht. Ich halte ihn gerade wegen dieser Dualität für sehr authentisch und in religiöser und philosophischer Hinsicht für zukunftsweisend.

Sehr interessant finde ich, dass er einem emotionalen kindgebliebenen Nachfolger am apostolischen Stuhl "seinen Sessel räumte", um als Denker in seiner Nähe zu bleiben, also sozusagen eine Personifizierung der Dualität vollzogen wurde.


Geschrieben von: 55555 am: 28.04.15, 22:21:45
Zitat von 55555:
Solange du dich irgendwie auch auf die Bibel beziehst, wirst du sie als göttlich inspirierte Schrift vertreten, auch wenn du das selbst anders siehst. Du trägst dazu bei, daß die Bibel in Zukunft eine Rolle spielt und Menschen ihren eigenen Zugang finden (der dann teilweise vermutlich auch wieder ernstzunehmender ist). Das gilt genauso für den Koran.

Zitat:
Wenn Ihr zum Kampf gerufen werdet, dann kämpft, Muhammad." Der Schrift ist ein Bild unterlegt, darauf drei Kämpfer. Es sind schwarze Silhouetten, sie recken ihre Maschinengewehre in die Luft, in einem Kornfeld im glühenden Sonnenuntergang - echter Islamistenkitsch; daneben weht eine schwarze Flagge, das Emblem des Islamischen Staats (IS). Das ist das aktuelle Facebook-Profilbild von Elif Ö. aus Neuried. Ende Februar ist die 16-Jährige über die Türkei ausgereist, um sich in Syrien der Terrorgruppe anzuschließen. Und mittlerweile ist sie dort angekommen: in Syrien, bei einem Kämpfer des IS, in einem neuen Leben.

[...]

Bei Elif Ö. waren es ein Umzug und ein Nahtoderlebnis, die sie aus der Bahn warfen. Binnen weniger Monate entwickelte sie sich von einem normalen, westlich gekleideten Mädchen mit Zungenpiercing zu einer Dschihadistin, die sich strengen religiösen Alltagsvorschriften unterwarf, auch in ihrem Kleidungsstil. Trug sie früher High Heels und bauchfreie Tops, zog sie zuletzt weite schwarze Kleider an, verhüllte ihr Haar und Gesicht.

Quelle


Geschrieben von: MadActress am: 03.05.15, 12:33:34
Ja, von diesen Geschichten gibt es viele. Medien mögen sowas.

Und die Idee hat auch was. Totale Hingabe. Totale Unterwerfung. Habe ich auch ein paarmal in unterschiedlichen Zusammenhängen versucht.

Die Idee, dass andere Leute entscheiden, was für mich das richtige ist, hat lange Jahre eine große Faszination auf mich ausgeübt, aus der Überzeugung heraus geboren, es niemals selbst können zu werden.

Ach ja, ein Nahtoderlebnis kann ich auch bieten. Stimmt: danach ist nichts mehr wie es war. Prioritäten verschieben sich grundlegend.


Geschrieben von: 55555 am: 03.05.15, 23:03:28
Gegen Hingabe habe ich nichts. Wie meinst du das mit anderen Leuten?


Geschrieben von: MadActress am: 03.05.15, 23:33:00
Wenn man zum Beispiel ins Kloster geht, dann muss man nicht mehr entscheiden. Dann wird für einen entschieden.

Ich musste allerdings feststellen, dass das so gar nichts für mich ist. Ich bin zu freigeistig und dickköpfig für so etwas.


Geschrieben von: 55555 am: 04.05.15, 00:37:24
Wenn es jemanden zu Gott zieht, wäre es wohl auch verkehrt sich dann fehlbaren Menschen unterzuordnen? Leider halten viele Leute Personen, die bestimmte Ämter darstellen für irgendwie "heilig" per Amt. Dieses Denken halte ich für schädlich.


Geschrieben von: MadActress am: 04.05.15, 08:29:09
Ja, das ist ein Punkt. Religionsgemeinschaften jeder Art werden von letztlich fehlbaren Menschen geführt, und es ist eben nicht möglich, denen die Verantwortung zu übergeben. Einer der Gründe, warum ich es letztlich nie getan habe.

Aber Dein Satz weist da auch noch weiter: Religion kann immer nur Glaubensgemeinschaft sein, gemeinsames Suchen, niemals eine autoritär geführte Struktur, sonst geht der eigentliche Zweck verloren.


Geschrieben von: 55555 am: 04.05.15, 10:43:03
Es ist so eine Sache. Sowohl Christentum als auch Islam kennen Strukturen, in denen Menschen zu ihrem angenommenen Besten geleitet werden, nehme man nur mal Kinder. Diese Strukturen kollidieren dann aber immer mal mit eigener Inspiration von Menschen welcher Art auch immer. Richtiger wäre also vielleicht anzunehmen, daß Menschen, die nicht von sich aus gezogen sind von solchen Strukturen unter guten Umständen profitieren könnten (unter schlechten Umständen, vor allem, wenn Menschen aufgrund von menschlichem Ansehen Amtspersonen installieren, die keine Inspiration in sich erleben, wird es dann noch komplizierter). Wobei ich da jetzt als Christ eben auch davon ausgehe, daß Gott (der Größte nach dem Geist ist der Kleinste aus weltlicher Sicht, Gott macht sich also vor der Welt kleiner als es der kleinste Mensch zu sein scheint) erlebbar ist und den Menschen nahe.