Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

gar nicht.

Ich lebe mein Leben, wie ich es für richtig halte.
Ich vermeide es, aufzufallen, weil ich nicht gestört werden will. Aber ich verbiege mich nicht und falle manchmal auf.
Ich verkünde nicht, daß ich Autist bin, das sage ich nur wenigen Menschen. Ich bin ich und nicht normal, Einzelheiten gehen Fremde nichts an.

Anfangs wollte ich es nur den "engsten Vertrauten" mitteilen, aber ich habe schnell gemerkt, dass es so nicht funktioniert.

Ich werde einfach ständig schief angeschaut oder es werden Fragen gestellt, z.B. wieso ich Bücher über Autismus zu Hause habe, warum ich ständig eine Sonnenbrille trage, wieso ich von einigen Sachen an der Uni befreit bin/mich befreien lasse und vieles mehr... und was soll ich dann antworten? Ich möchte nicht lügen und es verstecken als wäre es eine Schande oder etwas Schlechtes, das peinlich ist und das man verheimlichen muss.
Wenn also die Fragen aufkommen, beantworte ich sie ehrlich und ernte dafür im Normalfall auch Verständnis. Ok, das ständig wieder erklären, dass Autisten keine stummen Menschen sind, die den ganzen Tag nur in der Ecke sitzen und hin- und herwippen oder so... das ist anstrengend, aber was soll man machen?

Allerdings bin ich auch weit davon entfernt, es jedem auf die Nase binden zu wollen - ich würde mich als Herzfehlerpatientin ja auch z.B. nicht mit "Hallo ich bin Frau Müller und ich habe Trikuspidalatresie" vorstellen.
Ich würde sagen, ich gebe mir Mühe, nicht anzuecken und passe mich an, soweit es mich nicht zu sehr stört oder einschränkt. Damit bin ich bisher gut gefahren.

Ich habe mir im Laufe meiner über fünfzig Jahre viel abgeguckt und versucht anzunehmen von dem, was sich so gehört und wie es Sitte ist, sodass ich glaube, im Allgemeinen nicht aufzufallen. Deshalb ziehe ich mich auch gerne zurück, lass die anderen lieber machen. Aber dies hat nichts mit schüchtern zu tun.
Ich meide viele Leute, gehe Konflikten lieber aus dem Weg.


Dazu gehört schon eine menge Selbstbewusstsein. In der Hinsicht des "anders seins" oder Benehmen kann ich dies nicht so einfach wegstecken. Das trifft mich sehr. Deshalb versuche ich möglichsts nicht anzuecken, was mir aber nicht immer gelingt.

Anders, wenn jemand an meinem Roman konstruktive Kritik übt.
Darauf warte ich, das kann ich annehmen, auch bei negativen Kommentaren.


Ich habe mir mal erlaubt, dies aus deinem anderen Thread zu zitieren. Hier Bezug drauf zu nehmen, passt besser.

Ich würde auch gerne jeden duzen, sehe auch keine Rangordnung, nur da will ich mich anpassen, weil ich sonst wieder auffalle und wieder für respektlos gehalten werde. Wir "anderen" haben da eben eine andere Vorstellung von wie die meisten Leute, die Hierachien aufbauen. Die anderen sind das Problem ....

Andererseits weiß ich aber, wie eben gesagt, dass "die anderen" schon Einteilungen vornehmen, deshalb war ich doch einmal sehr sauer über einem "Du". Dies ergab sich folgenderemaßen:

Als ich in meinem Beruf eine Zeit lang nichts fand, habe ich vorrübergehend als Reinigungskraft gearbeitet.
Da kam vom Chef ein selbstverständliches "Du" rüber, fand ich nicht so gut.
Hättest du es gesagt 2120 wüsste ich Bescheid. Aber ob dieser Chef auch deshalb es so gesagt hat, glaube ich nicht. Er wollte mir damit zeigen, dass ich unter ihm bin.