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Thema: Helfersyndrom und anderes (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=2812)


Geschrieben von: Viktor am: 11.04.09, 09:56:29
In einem Thread schrieb Azarel, das die Leute immer wissen wollen, wie es ihr/ihm geht und das das tierisch nervt.

Das kenne ich zu gut. Hatte ich letztens im Buchhaltungskurs, da fragte mich dauernd eine ADHSlerin, ob ich auch alles verstehe, weil der Kurs ja nicht in meiner Muttersprache ist, sie habe den Eindruck ich verstehe nicht.

Oh mann, nach ca. 10x sagte ich ihr dann, das ich immer wie ne Schlaftablette wirke, etwas von Sinnen oder auch schwer von Kape, aber ich VERSTEHE ES und wenn nicht, dann FRAGE ICH. Danach gabs Ruhe und ich hatte als erstes den Plan ausgerechnet.

Nachher berichtete ich das meiner Ansprechpartnerin und diese meinte, das xy mir nur helfen wollte. Diese Art von Helfen empfinde ich schon seit langem als Belästigung. Vor allen Dingen in meiner Heimat fingen Menschen an mir mehrfach meine Muttersprache zu übersetzen, weil ich nicht schnell genug antwortete oder halt auch da wie ne Schlaftablette wirkte. Drogensucht wurde mir auch schon unterstellt wegen dem Tranceartigen Dasein. Egal wo, die Leute wollen helfen, wenn ich meinen tolpatschigen habe, dann noch schlimmer.

Immer aufmerksam und aufgeweckt gucken strengt mich unwahrscheinlich an

Andererseits macht sich immerhin jemand Gedanken um einen, was wohl auch nicht so verwerflich ist, aber weil es so oft vorkommt, denke ich mir, das die Leut sich doch mehr um sich kümmern sollten und da helfen sollten, wo sonst keiner will.


Wie seht Ihr das?


Geschrieben von: mor am: 12.04.09, 12:04:17
Das Helfersyndrom habe ich auch. Das kann gut und schlecht sein.

Ich mags auch nicht so, wenn man mich fragt z.B. wie es mir geht usw.


Geschrieben von: Hans am: 12.04.09, 13:07:13
Ich mag es nicht, wenn man mich fragt wie es mir geht und dann die Antwort nicht abwartet.


Geschrieben von: Hyperakusis am: 12.04.09, 14:10:43
Ebenfalls, ich mag es auch nicht wenn man mich danach fragt. Meine Reaktionen darauf waren über die Jahre unterschiedlich. Ich habe mich früher durchaus bemüht diese Frage präzise zu beantworten, zu beschreiben aber irgendwie kam mir der Gedanke bzw. die Vermutung dass die Leute es eventuell garnicht so detailiert wissen möchten. Auch fällt es mir bei einigen Leuten schwer zu glauben dass es da wirklich ein Interesse gibt. Also ich nehme es wörtlich, sehe es als ernstgemeinte Frage allerdings kommt es mir oft eher wie eine Art Redewendung vor wo man am Besten sagt "Gut und selber?". Naja jedenfalls zieht die Frage bei mir irgendwie immer die Mundwinkel nach unten, oft antworte ich mit "wie immer!".


Geschrieben von: mor am: 12.04.09, 15:10:26
Zitat von Hyperakusis:
oft antworte ich mit "wie immer!".
oder bei mir *so wie immer*... *geht so*.. *bitte fragen Sie mich nicht danach*. usw


Geschrieben von: haggard am: 12.04.09, 15:48:22
schlimmer finde ich äußerungen anderer, die beschreiben, wie ich mich fühlen würde, obwohl ich überhaupt nichts diesbezüglich äußere. oder wenn leute irgendwelche mutmaßungen über mich anstellen und diese wohl für richtig halten.


Geschrieben von: Hyperakusis am: 12.04.09, 17:26:58
Äusserungen wie ich mich fühlen würde, die in der Regel eine schlechte Gemütslage beschreiben habe ich auch oft erlebt, liegt wahrscheinlich ein meinem Blick der für andere einen derartigen Ausdruck zu haben scheint.


Geschrieben von: arlette am: 21.04.09, 17:20:59
mich machen solche helfermenschen aggressiv.


Geschrieben von: zoccoly am: 21.04.09, 17:49:45
Zitat von arlette:
mich machen solche helfermenschen aggressiv.


Sind es wirklich Menschen die helfen wollen, oder stört nur ein nicht auf Dauerlächeln ausgelegtes Gesicht?


Geschrieben von: 55555 am: 21.04.09, 18:05:53
Vielleicht Menschen, die helfen wollen und die Situation mißverstehen und daher selbst ein Problem sind, weil sie eben das nicht erkennen. Z.B. ganz banal Leute, die einen trösten wollen, weil man immer so traurig aussehen würde. Solche Dinge dann in alle Richtungen weitergesponnen.


Geschrieben von: Mi-Mundo am: 21.04.09, 22:20:47
Es gibt zwei Arten von der Frage "Wie geht es Dir/Ihnen?"
Die erste ist nur auf Small Talk ausgelegt, daran habe ich selten Interesse und weiche immer mit der Antwort "Super" aus, egal wie es mir wirklich geht, finde es geht den wenigsten etwas an wie ich mich fühle.

Dann gibt es die Menschen, die dahinter ein aufrichtiges Interesse haben, diese Menschen bekommen auch eine ehrliche Antwort von mir.
Es sind in der Regel die Menschen, die auch mir etwas bedeuten.

Wenn ich jemanden helfen möchte, stelle ich diese Frage in der Regel nicht.
Es gibt bessere Einsteiger, je nach Situation und Lage.
Wichtig ist gutes Zuhören und dann keine leeren Phrasen gebrauchen,
handeln ist besser, wenn es nötig ist.

Die für mich dämlichste Phrase ist : Die Zeit heilt alle Wunden.
Besser ist aber: Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie hilft dabei, es aus dem Mittelpunkt unseres Lebens zu rücken.


Geschrieben von: Bluna am: 22.04.09, 07:47:48
Ich bin mal von einer Arbeitskollegin gefragt worden:
Was ist denn mit DIR los?(hab bloß konzentriert geschaut)
Ich hab sie fürchterlich angeschnauzt,was mir hinterher total leid getan hat.
Ich war einfach von der Frage Überfordert.Wenn sie wissen will,was mit mir so ist,dann muß ich ihr ja einen stundenlangen Vortrag halten.Vom Gesichtsausdruck her meinen die Leute öfter ich bin sauer und sprechen mich darauf an.
Wenn ich konzentriert bin ,schweige ich oft teilweise stundenlang,was anscheinend auch einen komischen Eindruck macht