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Thema: Ständig denken (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=2741)


Geschrieben von: drvaust am: 12.03.09, 23:26:08
[Mir scheint sich hier eine Abschweifung herauszukristallisieren, die nach einem eigenen Thread verlangt. Daher lagerte ich diese Beiträge von hier aus, mfg [55555]]

Zitat von finnguala:
Eine Frage hätte ich noch an euch, ich habe gelesen, das Autisten oder Asperger immerzu denken. ...
Ist es eigentlich nicht so, das alle Menschen immer irgendwas denken, oder habe ich da was falsch verstanden????
Ist da etwas spezielles gemeint, das die Autisten immer an was bestimmtes denken, zb ein Projekt oder so???
Ich denke ständig, ich erwache denkend und schlafe denkend ein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand mal nicht denkt, das kommt mir wie hirntot vor. Aber ich habe schon mehrfach erfahren, daß Menschen nicht ständig denken.
Ich denke an nichts spezielles, sondern meine Gedanken sind ständig beschäftigt, das Thema wechselt manchmal schnell. Z.B. ich sehe etwas, das erinnert mich an ein Problem und schon denke ich darüber nach. Ich kann mich nicht lange auf ein langweiliges Thema konzentrieren, deshalb bin ich gedanklich selten mit meiner Umgebung beschäftigt, ich bin meistens teilweise gedanklich abwesend.
Mein Gehirn ist eine Denkmaschine, die ständig arbeitet und ständig neues Material braucht. Vereinzelt reduziert sich mein Handlungsvermögen und Wahrnehmungsvermögen, aber mein Denken arbeitet immer weiter.


Geschrieben von: Hans am: 13.03.09, 03:36:56
Bei mir ist das so, daß ich beim Frühstück die Aufschrift der Milchpackung hundertmal lese, wenn ich sonst keinen Lesestoff habe.
Das Gehirn braucht immer "Futter".
Wenn am Tag aber schlechtes "Hirnfutter" war, habe ich beim Einschlafen "Verdauungsprobleme".


Geschrieben von: finnguala am: 13.03.09, 06:36:16


Ist das bestätigt das es MEnschen gibt, die nicht ständig denken???
Also bei mir ist es auch so, das ich ständig denke, vor dem Einschlafen halt auch ewig, und manchmal verliere ich den Faden, an was ich grade gedacht habe, weil ich wieder an etwas anderes denke. Ich versuche dann heraus zu bekommen, an was ich eben gedacht hatte, und werde ganz fuchsig, weil ich es nicht mehr weiß.
Aber wenn es Menschen gibt, die nicht ständig denken??? Was ist dann in deren Gehirn, in der Zeit wo sie nicht denken???

Ohhh ja Hans ich lese sogar Telefonbücher.....


Geschrieben von: Miezekatze am: 13.03.09, 09:46:03
Zitat von Hans:
Bei mir ist das so, daß ich beim Frühstück die Aufschrift der Milchpackung hundertmal lese, wenn ich sonst keinen Lesestoff habe.


genauso ist es bei mir auch.


Geschrieben von: 55555 am: 13.03.09, 14:04:52
Was versteht ihr unter "denken"? Lesen wurde genannt. Lesen ist Denken?


Geschrieben von: sayo am: 13.03.09, 15:02:29
ICh denke auch ständig, mein Gehirn braucht Futter.
Kennt ihr es auch, ein Wort so oft zu denken, dass es dann seinen Sinn verliert?

Ich kann nicht einfach vor mich hindösen oder fernsehen ohne zu wissen was ich überhaupt gesehen habe, fernsehen finde ich generell anstrengend und verstehe nicht, wie sich andere dabei entspannen können.


Geschrieben von: finnguala am: 13.03.09, 15:30:41


Hmm naja Fersehen find ich schon entspannend, und vor allem Kino, wenns nicht zu laut ist. Ich schlafe regelmässig im Kino ein, deswegen hat es eigentlich nicht viel Sinn da hin zu gehen.

Im Fernsehen gucke ich am liebsten Dokus oder Berichten, und ansonsten mach ich den halt an, um mich vielleicht auch vom denken abzulenken.

Ich denke den ganzen Tag, zur Zeit natürlich viel über mein Kind. Allerdings denke ich auch so den ganzen Tag, ich muss erstmal meinen Arbeitstag reflektieren, wie ich wo was anderst machen hätte können.
Dann muss ich darüber nachdenken, was mein Sohn grad wieder macht oder erzählt, ich muss denken was ich gerade im Radio höre, oder Post was ich da so bekommen habe. Ich muss mir Gedanken machen, was ich lese.
Ich mache mir Gedanken über Termine oder so.
Ich denke darüber nach, ob alle Menschen Dinge genauso sehen wie ich, ich meine rein opisch, ist für andere Leute die Farbe grün die gleiche wie für mich? Also Grün erkennen ja viele aber es könnte für andere ja auch die Farbe sein die ich als orange bezeichne?? Vielleicht sind für andere die Bäume optisch orange, aber sie haben gelernt das die Farbe orange grün heiß````????

Über so einen Scheiß mach ich mir den ganzen Tag Gedanken.
Mein Sohn hat glaube ich auch ein Problem damit, das er alles was er denkt auch aussprechen muss. So kommt es mir anhand der Menge manchmal vor! Und das ganze muss ich dann auch mit durchdenken, es sind manchmal total komplexe Gedankengänge, und stören auch wenn ich grad in einem meiner Gedankengänge drin bin.


Geschrieben von: akurei am: 13.03.09, 15:50:07
Besonders schrecklich ist das, wenn ma versucht einzuschlafen, weil man am nächsten Tag zeitig einen Termin hat oder etwas erledigen muss und man patu nicht aufhören kann nachzudenken. Zwei Möglichkeiten habe ich dagegen entwickelt.

1. Bis zur Erschöpfung warten
2. Medikamente


Geschrieben von: 55555 am: 13.03.09, 16:36:50
Sich körperlich etwas verausgaben, kann auch gut helfen einzuschlafen, finde ich. Nur sollte man danach eine gewisse Zeit zum ausruhen vor dem Schlafen einplanen. Aber die Menschen sind verschieden.

Um einen Kontrast zu setzen würde ich jetzt mal behaupten, daß ich kaum denke. Und das schon daher, weil mein Inneres gar nicht so über übliche Sprache funktioniert, sondern mehr über ein schlecht in übliche Sprache übertragbares System. Dabei gibt es aber auch Mischformen, da ich ja mittlerweile auch übliche Sprache beherrsche und mich auch, jedoch sehr nachrangig, darin bewege.


Geschrieben von: finnguala am: 13.03.09, 16:40:53

So so ist es bei mir auch. Dieses denken beim einschlafen.

Ich habe ein bestimmtes "Thema" bei dem ich einschlafen kann,
bzw bei dem es mir leichter fällt.
Und dieses ist mein "Traumhaus" ich habe dieses Haus dann immer
zuerst in gleicher Ansicht im Kopf, und habe schon die Garage
und einen kleinen Teil des Hauses fertig geplant.
Es steht zwar überhaupt kein "Hausbau" oder ähnliches an,
aber die Planung im Kopf hilft mir alles andere was mich
zu sehr beschäftigen könnte auszublenden, und ich kann schneller
einschlafen, als wenn ich an irgend einen anderen Kram
denken müsste.


Geschrieben von: zoccoly am: 13.03.09, 21:21:57
Ich kann mir auch nicht vorstellen wie es ist, nicht permanent zu denken. Manchmal habe ich fast den Eindruck, ich suche mir Themen, über die ich dann innerlich philosophieren kann. Oft sind es aber Themen, die mich bewegen. Kurzzeitige Irritationen treten dann bei mir auf, wenn ich dann in den Austausch treten möchte und mir mein Partner sagt, er könne jetzt nicht mehr so tiefgreifend denken.
Schlafen gehe ich erst dann, wenn wirklich nichts mehr geht und falle dann fast in den Schlaf. Wenn ich dann nachts wieder wach werde, mache ich mir inzwischen darüber gar keine Gedanken mehr, sondern setze meine Gedanken dort fort, wo ich sie zurückgelassen habe. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, als wenn es im Schlaf weitergegangen sein muss, denn ich wache mit der Lösung auf.


Geschrieben von: akurei am: 13.03.09, 22:28:21
finnguala, sehr interessant, aber das ist noch recht greifbar. Ich habe einen großen Tempelbau im Kopf, den ich zum selben Anlass immer mal wieder weiterplane. Warum? Das kann ich hier nicht sagen.