Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

seit vier wochen fahren meine tochter und ich wöchentlich (also insgesamt schon vier mal rauf und vier mal runter) mit einem behindertengerechten aufzug. er hat vorteile: die knöpfe sind so weit unten, dass außer kleinwüchsigen und rollstuhlfahrern (für die das wohl gedacht ist) auch kinder sie erreichen können, das freut meine 4jährige. damit sich auch blinde leichter tun, sind die knöpfe auch in braille-schrift beschriftet, zusätzlich sagt eine stimme, in welchem stock man angekommen ist, und wohin der lift fährt (sie sagt dann "aufzug fährt nach unten". oder nach oben, je nachdem.

vorhin, tochter war schon recht müde, hat sie plötzlich aus heiterem himmel bitterlich zu weinen begonnen und erklärt, sie hat gerade etwas ganz schlimmes gedacht: sie hat gedacht, wir wollen mit dem aufzug fahren, und ich bin schon drin und sie noch draußen, der aufzug fährt los und sie bleibt allein zurück. davor hat sie schreckliche angst. ich habe sie gefragt, wieso sie glaubt, dass das passieren könnte, und die antwort war so verblüffend einfach: ich bin einmal vor ihr eingestiegen, als die aufzugstimme gerade "aufzug fährt nach unten" gesagt hat, und sie hat es wörtlich genommen und geglaubt, er fährt sofort los.

die aufzugstimme müsste eigentlich "der aufzug wird nach unten fahren" sagen.

so autistenungerecht kann behindertengerecht sein...

Mir gefallen so Ansagen, besonders wenn sie korrekt gesprochen werden.
Als ich mit meiner Oma 1971 in München öfter U-Bahn fuhr, war noch nicht in jedem Wagen der Lautsprecher aktiv.
Sobald ich da gemerkt habe bin ich als Ersatz in Aktion getreten und habe die Ansagen ersetzt.
Dabei war mir der Streckenplan an der Decke hilfreich.
den quäkigen "Lautsprechersound" habe ich aber nie ganz hingekriegt.