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Autor Nachricht
Pasadena
(Standard)

geändert von: Pasadena - 05.02.09, 09:47:06

Hallo,

Ich bin neu hier und möchte mich erstmal kurz vorstellen. Falls ich hier falsch bin......Sorry, dann korrigiert mich.

Also, ich bin 50 Jahre alt, männlich. Seit ich denken kann, habe ich Probleme in zwischenmenschlichen Bereichen, oft auch diverse andere Probleme wie Schlafstörungen, depressive Stimmungen, usw.

Ich hatte nie richtige Freunde, eigentliche keine Freunde, bis heute. In der Schule hatte ich mich abgekapselt, rein aus Überlebenstaktik, nur so war es möglich, in Ruhe gelassen zu werden und die Schule zu schaffen. Aber die Lehrer betrachteten mich immer als kleines "Sensibelchen" und warfen mir Dinge vor, die ich nicht nachvollziehen konnte.

Später im Berufsleben habe ich festgestellt, das ich immer nach 6-7 Jahren meinen Arbeitsplatz verlassen musste, immer wegen derselben Sache: unsoziales Verhalten, damit verbunden war ich angeblich Unkollegial, wurde gemobbt, niemand verstand mich und ich verstand auch niemanden. Fachlich und menschlich hatte ich immer den Eindruck, allen überlegen zu sein, konnte dieses aber nie vermitteln und Versuche machten mich eher unbeliebt.

Bisherige Reaktion der Ärzte und Psychologen war: Vegetative Depression. Ich wurde zu psychosomatische Kuren geschickt, bis heute insgesamt 5 Mal, ohne Erfolg. Der Erholungswert war für mich immer sehr angenehm, aber hinterher ging alles wieder von vorne los und was für mich schlimm war: In den Kliniken erlebte ich dasselbe wieder, ich schaffte es nicht, Kontakte zu knüpfen. In der letzten Klinik wurde ich auch wieder ausgegrenzt, weil man mich nicht verstanden hat und ich nicht bereit war, das zu tun, was alle tun: saufen, tanzen, sex und rock. Weiterhin machte ich mich total unbeliebt, weil ich irgendwie die Fähigkeit habe, anderen auf den Kopf zuzusagen, was deren Problem ist (medizinisch/psychisch), da habe ich schon so manchen Therapeuten mit überrascht.

Plötzlich hatte man auch Angst vor mir, weil ich nämlich oft Recht hatte. Mir ist das unangenehm aber oft konnte ich nicht anders und habe mich geärgert, was ein Therapeut da rumeiert, wo die Sache doch klar war....also habe ich es gesagt, um es mal auf den Punkt zu bringen und weiterzukommen.

Anyway, man riet mir zu einer ambulanten Psychotherapie, um der Sache mal auf den Grund zu gehen. Die Psychologin, bei der ich nun bin, ist nun nach der Hälfte der Zeit der Meinung, das ich wohl sowas wie ein Kanner-Autistmus habe, teilweise ausgeprägt, teilweise abgeschwächt, aber ziemlich deutlich. Das würde jedenfalls alles erklären, was mich die Jahre quält.

Zur Zeit habe ich wieder meine Arbeit verloren. Ich habe mich jetzt selbstständig gemacht, was zur Zeit ganz gut läuft. Im Internet habe ich gelesen, das dieses die meisten typverwandten Autisten tun, da sie ja mit Kollegen nicht klarkommen, aber alleine offensichtlich sehr erfolgreich sind. Im Unternehmen war dieses nicht erwünscht, weshalb ich mich auch oft unterfordert gefühlt habe. Hier zuhause in meinem eigenen Büro kann ich endlich so wie ich will und meine und ich fühle mich wohl dabei.

Nun meine Frage: Was meint ihr? Meine Psychologin hat die Diagnose bislang nur vermutet. Ich selbst habe mal einen (nicht repräsentativen) Autismustest im Internet gemacht. Auf der Skala von 17 (normal) bis 38(Rainman-Autist) kam ich auf 28 Punkte, was einen deutlichen Hang bedeutet.

Ich werde dieses noch mit der Psychologin versuchen zu klären, aber ich möchte auch eure Meinung hören. Vor allen Dingen interessiert mich, wie es weitergeht, was passiert mit mir? Zum Beispiel könnte ich zu einigen aktuellen wirtschaflichen und politischen Dingen etwas sagen, was bestimmt niemand hören will, obwohl ich weiss, das ich Recht habe und es letztendlich so kommen wird...

Wer bis hierher gelesen hat: Danke fürs zuhören.

Pasadena
05.02.09, 09:44:16
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Hans
(Autistenbereich)

geändert von: Hans - 05.02.09, 12:02:44

Willkommen!

Mir ergeht es auch so, daß wenn ich vorher schon sage wie es kommt,
will es keiner hören.
Die Mutter meines jetzigen Chefs war mal meine Mathelehrerin.
Sie hatte die besondere Gabe, den Matheunterricht spannend zu gestalten.
Wenn sie der Klasse eine Aufgabe gestellt hatte und die Antworten abfragte, war ich, wenn es sonst nicht kam, der Letzte den sie fragte
und habe das richtige Ergebnis genannt.
Dadurch, daß sie mich jedesmal so lange warten ließ, habe ich was gelernt.
Wenn ich etwas besser weiß wie die Anderen so muß ich abwarten, bis Alle es versucht haben, erst dann wird man mir zuhören.

Früher ging es mir so, daß ich, wenn ich auch recht hatte, wie ein kleiner Junge behandelt worden bin.
Dann hatte ich eine Freundin und "Alle" haben meine "soziale Kompetenz" gesehen: "Der vögelt wie wir auch".
Plötzlich galt mein Wort schon vorher was, ich wurde gefragt wie ich das machen würde und so weiter.
Du hast mit Deiner eigenen Firma schon das Beste was Du tun konntest,
da darfst Du kompetent sein, wie es erforderlich ist.

Ich kann auch nicht verstehen wieso Du im Zusammenhang mit einem Klinikaufenthalt saufen, tanzen sex und rock mitmachen solltest,
was ist das denn für eine Therapie?

Ich möchte Dir da den Text eines Liedes der Gruppe "Häppi Donnaboikn" aus Übersee am Chiemsee nahe bringen, Zitat:

"Leb´ Dei Leb´n ! Loß´ da ned dreired´n ! "

das hatte ich lange nicht mehr gehört,
aber im Zusammenhang mit dieser Seite hat es für mich einen neuen Sinn bekommen.

05.02.09, 11:59:08
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Pasadena
(Standard)

Hallo Hans,

Danke für deine Antwort.

Saufen, sex u.s.w. war nicht die Therapie, es war das Verhalten der anderen Patienten dort. Sie meinten, diese Rolle annehmen zu müssen und das ein oder mehrere Kurschatten nun mal sein müßten.

In diese Rolle wollte ich mich nun mal nicht reinpressen lassen...

Trotzdem Danke für den Hinweis, ist wohl missverständlich.

Pasadena
05.02.09, 13:28:57
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haggard
(Autistenbereich)

für was würdest du eine diagnose benötigen?
wenn ich es 6-7 jahre an einem arbeitsplatz aushalten würde, wäre das eventuell schon ein fortschritt... oder gar in der gleichen tätigkeit (?). mit oder ohne wissen um autismus reagierten meine kollegen und kolleginnen nicht anders. mein verhalten änderte sich dadurch nicht, genauso wenig deren einstellung mir gegenüber.

vielleicht sind auch autisten noch dazu befähigt, selbständig zu denken, zu beobachten und dinge zusammenzuführen, von denen behauptet wird, dass genau das autisten nicht leisten könnten.
welche erkenntnisse du besitzt, würde mich schon interessieren. wenn einmal menschliche abgründe erkannt wurden, setzt sich das gesamte system wie ein puzzle zusammen. ob das motiv wohl gefällt?;)
05.02.09, 13:58:34
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Pasadena
(Standard)

Hallo azrael,

Da hast du sicherlich Recht, mein Verhalten wird sich nicht ändern, aber es wäre für mich schon hilfreich zu wissen, warum ich so bin und mich nicht ändern kann und warum ich diese sozialen Probleme habe.

Das wußte ich bislang eben nicht, sollte sich herausstellen, das ein Autismus bei mir die Ursache ist, weiß ich schon mal, wie ich mit bestimmten Dingen oder meine Umwelt umgehen muss, damit es halbwegs klappt für den Rest meines irdischen Daseins. In der Ewigkeit spielt es keine Rolle mehr, das weiß ich.

Allerdings würde ich mich auch ein wenig Ärgern, da ich die ganzen vergangenen Jahre immer falsch behandelt worden bin. Richtig böse sein kann ich aber wieder nicht, schließlich wußte man vor 30/40/50 Jahren noch nicht soviel über Autisten, fast gar nichts....

Egal, was auf mich zukommt, ich denke, es hilft mir, wenn ich es weiß.

Pasadena
05.02.09, 14:31:48
Link
haggard
(Autistenbereich)

"gewissheit", dass vermutungen anderer über mich hinsichtlich autismus zutreffen könnten, erhielt ich, nachdem ich nüchterne berichte über autisten und (erlebens)beschreibungen von autisten gelesen hatte. dadurch konnte ich für mich sagen: ja, bei mir ist das auch so, also werde ich wahrscheinlich auch autistisch sein. das lasse ich nun offiziell überprüfen. im prinzip bringt es mir nichts. ich weiß, dass andere anders sind als ich und anders reagieren als ich. weiß, dass ich ziemlich genauso reagierte und mich verhielt als kleines kind, wie es ab und zu in dokumentationen über autistische kinder gezeigt wird. (momentan habe ich wieder zweifel, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich "markieren" zu lassen).
05.02.09, 14:52:46
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t-offline
(stillgelegt)

Hallo

hmmm
freuen
auch hallo sagen mag

es grüsst
Pfennig

[Auf eigenen Wunsch abgemeldet und anonymisiert, mfg [55555]]
05.02.09, 19:27:47
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Pasadena:
Das wußte ich bislang eben nicht, sollte sich herausstellen, das ein Autismus bei mir die Ursache ist, weiß ich schon mal, wie ich mit bestimmten Dingen oder meine Umwelt umgehen muss, damit es halbwegs klappt für den Rest meines irdischen Daseins.

Eine Diagnose hat auch rechtliche Nachteile z.B. wenn man gewisse Versicherungen neu abschließen will. Bei privaten Unfallversicherungen teilweise auch im Bestand.

Kein Arzt kann dir aus meiner Sicht so gut sagen, ob du autistisch bist wie du selbst nach gewissenhafter Betrachtung. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß Ärzte das irgendwie messen könnten. Es ist eine Ermessensentscheidung des Arztes, die völlig verschieden ausfallen kann und in die z.B. auch falsche Vorstellungen des Arztes einfließen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.02.09, 11:17:10
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Pasadena
(Standard)

Hmmmmm,

Hört sich alles in allem so an, als wenn es doch noch erhebliche Nachteile gibt, die nicht unbedingt förderlich sind.

Also doch besser verschweigen? Aber die Probleme bleiben und es würde nur solange funktionieren, bis es andere erkennen (was aber durchaus vernachlässigt werden kann, meiner Erfahrung nach, hat bis jetzt ja auch keiner gemerkt).

Zunächst, mercy vielmals.

Pasadena
06.02.09, 11:29:02
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Hans
(Autistenbereich)

geändert von: Hans - 06.02.09, 12:05:32

Nee Du, es haben vielleicht schon autistische Menschen, denen man es vielleicht auch nicht gleich anmerkt, gemerkt.
Wenn mir so einer begegnet, rede ich mit ihm über das Thema,
da habe ich schon großes Interesse geerntet,
und zwei davon haben sich intensiver damit beschäftigt.
Es werden mehr "im Club"!


Ich bin so, viele kennen mich so und wissen nicht, daß meine "Besonderheiten" was mit Autismus zu tun haben.
Die sagen ich bin einzigartig und von einer aussterbenden Art, oder so.
Wenn die jetzt das von meinem Autismus erfahren, sind die bestimmt positiv in das Thema eingeführt.

Ich finde es "Chic" autistisch zu sein, das ist viel besser als kriminell impotent oder verrückt, was mir manche Neider schon unterstellten.

06.02.09, 12:04:55
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