versuche mir gerade es vorzustellen, was notwendig wäre, aus meiner bisherigen sicht, damit ich so wäre, wie mein umfeld vermutlich ist.
wenn ich sämtliche gespräche in einem lokal gleichzeitig wahrnehmen könnte und auch sonst überall, würde ich wahrscheinlich wahnsinnig werden.
wenn ich nicht mehr hohe töne wahrnehmen könnte, die andere offenkundig nicht wahrnehmen, würde ich vieles in der natur nicht mehr bemerken, was mich erfreut. würde achtlos durch die welt gehen, weil ich diese dinge nicht mehr wahrnehmen würde. vielleicht könnte ich dafür eingeschaltete fernseher ertragen. doch bin ich der meinung, dass eingeschaltete fernseher nun nicht für mein leben essentiell sind.
würde ich nicht mehr sensibel auf schwingungen/vibrationen reagieren, würde ich mit meinem derzeitigen verhalten im straßenverkehr garantiert sehr schnell überfahren werden, da ich mir erst ein anderes system aneignen müsste. das würde eventuell schwierig werden, weil ich wahrscheinlich dennoch versuchen würde, mein bisheriges system wiederzufinden, auf das ich mich bisher sehr gut verlassen konnte.
wenn ich nicht mehr gut sehen könnte, würde mir reichlich lebensqualität verloren gehen. vielleicht könnte ich irgendwelche muster ertragen, oder lichtreflexe anders aushalten - 100%ig wüsste ich das vorher nicht, wie es hinterher wäre. vielleicht bliebe es so, lediglich mit dem unterschied, dass ich plötzlich evtl. eine sehhilfe benötigen würde.
wie wäre es, wenn ich anders denken würde? d-a-s kann ich mir absolut nicht vorstellen. müsste ich dann wieder bei "null" anfangen?
habe gelernt zu kommunizieren, weil ich erkannt habe, dass es wichtig ist. habe allerdings auch erkannt, dass es nicht zwingend notwendig ist, sehr viel zu kommunizieren. in vielen dingen kann nach wie vor auf gebärden zurückgegriffen werden, die universalen charakter besitzen. damit können zwar keine "hochtrabenden" themen erörtert werden (schreibe hier nicht über geschulte gebärdensprache) - im zweifel sind auch diese nicht essentiell, meiner meinung nach.
habe gelernt, dass über sprache das wesentlichste mitgeteilt wird. mimik, gestik, betonung der stimme etc. sind dafür nicht zwingend erforderlich. die gesellschaft ist irgendwie anders aufgebaut. interessant ist jedoch, dass die menschen automatisch mimik, gestik, betonung und so weiter weglassen, wenn sie der meinung sind, mit einem geistig retardierten menschen zu tun zu haben und ihre äußerungen auf die wesentliche information reduzieren - auf welcher ebene auch immer sich solches äußern mag. vielleicht verwenden sie auch noch unterstützende "universale" gebärden um die wesentliche information noch verständlicher zu machen, oder wenn sie der meinung sind, dass gesprochenes nicht verstanden wird. aus einem "bitte nehmen sie platz" wird "setzen" daraus ein auf eine sitzfläche deuten bzw. darauf klatschen. erstaunlich auch, dass, wenn sie um solches wissen, auch nicht einfach die leute antippen oder dergleichen, sondern - da der mensch ein gesichtswesen ist, eine hand in dessen gesichtsfeld bewegen um aufmerksamkeit zu erhalten (hört jemand besser (oder reagiert eher auf solche sinnesreize), wird mit den fingern geschnippt/den händen geklatscht).
wenn ich gänzlich andere sinne besitzen würde, würde ich vielleicht auch körperkontakt besser ertragen, oder als angenehm empfinden. vielleicht aber auch nicht. vielleicht müssten die nervenenden sämtlich verödet werden... vielleicht müssten teile meines gehirns entfernt werden, die ich eventuell anders nutze als einige andere (was ist denn normalität??? für mich persönlich ist mein leben, so wie es ist, normal). vielleicht wäre ich dann nicht mehr in der lage, die dinge auszuüben, die ich derzeitig imstande bin auszuüben?
soziale zeichen lernen müsste ich dann wahrscheinlich dennoch. vielleicht würde ich sie heute besser verstehen, wenn ich als kind früher erkannt hätte, was menschen sind. wenn ich meinen kopf in die richtung der geräuschquellen gedreht hätte. wenn ich geäußert hätte, dass bei mir diverse reize "richtig" ankommen, damit in der folge weitere reize angekommen wären. vielleicht wäre es anders gewesen, heute, wenn ich zum blickkontakt gezwungen worden wäre. wobei ich glaube, dass ich dann sehr viel stress ausgesetzt gewesen wäre.
allgemein halten menschen unter folter eine menge aus und sind zu vielem fähig, doch ob es ihrem wesen entspricht, ist etwas ganz anderes. wenn es zu meinem wesen gehört, dass ich soziale dinge nicht besonders gut wahrnehme, dann ist das halt so. ich strebe nicht an, ein hund zu werden, ein elefant, ein delphin, eine spinne, oder gar ein anderer mensch.
das hat auch nichts mit autistic pride zu tun. vielleicht wird es dazu gezählt. dinge, die ich nicht verstehe, kann ich nachfragen. das machen übrigens andere menschen auch so, die nicht autistisch sind. wenn andere nicht bereit sind, darauf hilfreich zu reagieren, ist das eine andere sache. die gesellschaft ist intolerant, im allgemeinen. wenn sich daran etwas ändern würde, wäre es günstig. tiere oder menschen in ihnen zugewiesenen territorien/einrichtungen werden geduldet. verirrt sich ein wildschwein in eine wohngegend, wird es erschossen. menschen, die ihre einrichtungen verlassen, werden eingefangen und zurückgebracht. der gesellschaft allgemein wird suggeriert, was normalität sein soll, obwohl die breite masse, dieser suggerierten norm überhaupt nicht entspricht. vielleicht noch nicht einmal eine einzige person, die sämtliche suggerierten normwerte vorweisen kann.
fähigkeiten
retardiert?