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Geschrieben von: Goldloeckchen am: 05.08.06, 12:58:52
Habe so eben eine Reportage über "Alcor" verfolgt. Alcor ist ein auf Kryokonservierungen spezialisiertes Institut, dass nach eignen Angaben den Patient ein weiteres Leben nach dem Tod ermöglichen möchte. Dazu werden die Patienten mit einer kälte schützenden Flüssigkeit aufbereitet die nach und nach in die Adern gepumpt wird bevor man die (Schein)Toten innerhalb von drei Tagen auf -196 °C abkühlt (Nitrogenium).

Die Patienten von Alcor glauben an die Wirksamkeit dieser Methode und hoffen, dass in naher oder ferner Zukunft womöglich Zellen mittels Nanoroboter oder Werkzeugen in der Größe eines Moleküls reparieren könnten (interessanter Gedanke). Doch Skeptiker und Wissenschaftler sind überzeugt, dass die gegenwärtigen Methoden zum Einfrieren von Menschen nicht den nötigen Standard aufweisen um den Patienten nach den Auftauen einen intakten Körper zu gewährleisten. Die Methoden der Kryokonservierung zerstören zuviele Zellen als dass der Patient diese Prozedur je überleben könnte.
Der Preis dafür beträgt pro Patient 28 000 Dollar.

Ich frage mich ob ich überhaupt noch einmal leben möchte, bekanntlich sollte man dann gehen wenn es am schönsten ist. Ausserdem selbst wenn der Wille da wäre würde sich mir spontan die Frage auf tun ob ich nicht in einer noch schlechteren Welt bzw. Epoche nach meinen Auftauen (wenns fuktioniert) geraten könnte. Und wenn diese Welt/Epoche wie auch immer schöner ist: Fühlt man sich angesichts dessen, dass man in diese nicht hinein gehört nicht deplaziert?
Wieso für ein Haufen Probleme und einer Depression 28 000 Dollar zahlen?


Geschrieben von: Silvana am: 05.08.06, 14:50:06
Moin, Moin
Als ASler würdes Du dich fühelen wie immer. lachen
Nämlich auf dem falschen Planeten, nur ist diesmal das Gefühl berechtigt.

Versuche so zu leben als were jeder Tag Deines Lebens, der letzte.

Das klingt sehr schön, auch wenn es für unsereins besonders schwer ist dies umzusetzten, aber wenn man sich das ab und an vergegenwärtigt, wird man erkennen, wie jämmerlich der Versuch ist sein Leben durch einfrieren zu verlängern.
Das Sterben beginnt, bei der Geburt und der Tot ist ein integraler Bestanteil des Lebens und seine Erneuerung (Kreislauf des Lebens).
Ich fürchte den Tod nicht und das Sterben nur in so fern das es durch Krankheit und Schmerz, geprägt sein könnte.
Also hab ich keine Angst vorm Sterben als solches, sonder vor einer möglichen Begleiterscheinung.

Silvana


Geschrieben von: bellaria am: 05.08.06, 15:30:39
Ich persönlich glaube an die Unsterblichkeit der Seele, schon allin wegen dem Energieerhaltungsgesetz. Und auch an sowas wie Wiedergeburt, obwohl ich nicht genau weiß, wie das funktioniert. Ich würde es vorziehen, mit einem neuen Körper wiedergeboren zu werden (selbst wenn es der eines Käfers ist) und nicht mit einem tiefgekühlten!


Geschrieben von: Lisa M. am: 05.08.06, 23:23:42
Mir fällt dazu ein, wie viel einfacher es doch wäre, Menschen am Leben zu erhalten, die nichts weiter brauchen als was zu essen oder (zuweilen gar nicht mal teure) Medikamente. An solchen Vergleichen kann man sehen, dass auch das Grundrecht auf Leben eine ziemlich käufliche Sache ist...


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 06.08.06, 00:15:38
Ich fürchte den Tod ebenso wenig wie ihr solange ich nicht qualvoll unter Schmerzen verenden muss und womöglich unnötige Lebenserhaltungsmaßnahmen das Leid verlängern. Ich würde es vorziehen wie meine Oma zu sterben die friedlich im Alter von 95 Jahren in ihren Bett entschlafen ist.
Das Einfrieren menschlicher Körper erinnert mich da eher an kannibalistische Tiefkühlkost und ist schon ethisch sehr fragwürdig.


Geschrieben von: uppsdaneben am: 07.08.06, 10:27:02
Zitat von bellaria:
Ich persönlich glaube an die Unsterblichkeit der Seele, schon allin wegen dem Energieerhaltungsgesetz.


Wie viele Joule hat eine Seele?


Geschrieben von: bellaria am: 07.08.06, 22:39:57
Tja, da prallen wohl Weltansichten aufeinander - Es gibt Energie, die man in sich spüren kann und die auch zwischen Menschen übertragen werden kann. In welcher Einheit und ob überhaupt die gemessen werden kann, ist fraglich. Manche Menschen behaupten, dass so etwas dann nicht existiert, wenn es naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden kann. Man kann es aber auch als Mangel der Naturwissenschaften auslegen zz-zwinkern


Geschrieben von: Wursthans am: 07.08.06, 23:32:50
Die Frage ist ob Seele Information ist oder Energie. Wir wissen es nicht würde ich an dieser Stelle meinen.


Geschrieben von: bellaria am: 07.08.06, 23:50:53
"Wir wissen es nicht" stimme ich 100% zu. Aber jeder glaubt an etwas. Kann eigentlich Information verloren gehen? Was ist der Unterschied zwischen Information und Energie? Kann Information ohne Energie existieren? Ist Information der Inhalt und Energie der Träger? Fragen über Fragen...


Geschrieben von: uppsdaneben am: 08.08.06, 10:27:54
Zitat von bellaria:
Tja, da prallen wohl Weltansichten aufeinander


Exakt. Glaube ist das Eine, Messbarkeit ist das Andere. Die Energieerhaltung ist der Messbarkeit zugeordnet und darf deshalb nicht als Rechtfertigung für den Glauben dienen.

So lange sich Religion nicht mathematisch aus der Physik ableiten lässt, ist das unzulässig.


Geschrieben von: uppsdaneben am: 08.08.06, 10:34:51
Zitat von bellaria:
"Wir wissen es nicht" stimme ich 100% zu.


Wir wissen nicht mal, ob die Seele überhaupt etwas ist.

Zitat:
Kann eigentlich Information verloren gehen?


Ja, nennt sich Entropie.

Zitat:
Kann Information ohne Energie existieren?


Im mathematisch abstrakten Sinn: ja, in diesem Universum: nein.

Zitat:
Ist Information der Inhalt und Energie der Träger?


In gewissem Sinne kann man das so sehen.

Zitat:
Fragen über Fragen...


Ein Physikstudium kann dich den Antworten deutlich näher bringen.


Geschrieben von: Wursthans am: 08.08.06, 10:42:32
Zitat von uppsdaneben:
Zitat:
Kann eigentlich Information verloren gehen?


Ja, nennt sich Entropie.

Begreift man die Zeit als Dimension geht Information ebensowenig verloren wie das was beim Laufen hinter uns liegt.