Zitat:
desshalb ist dieser jemand doch nicht weniger wert, nur weil sich dies so nennt.
was würdest du denn statt störung lieber für ein wort nehmen?
antworte einfach mal dazu. das problem ist doch dieses, dass die menschen ständig irgendetwas erfinden um zu verdeutlichen, dass etwas, das sie erfunden oder definiert haben, einen bestimmten wert besitzt. in anderen bereichen hängen an derartigen definitionen unterschiedliche geldsummen. das eine ist mehr oder weniger wert als das andere. in einer gesellschaft, die darauf aus ist MEHR leistung MEHR leistung MEHR leistung etc. zu fordern, wird unweigerlich mehr "perfektionismus" gefordert. jemand, der eine definierte "störung" von was auch immer erhält, entspricht nicht der aktuellen definition von perfektsein und ist nicht für mehr mehr mehr leistung geeignet. was als schlecht definiert wird, wird in der regel allgemein gemieden. welcher mensch setzt sich zu einem "penner" (auch eine nette bezeichnung) - oder gibt ihm die hand? ich saß mal neben einer verwirrten frau, die wohl leicht schmuddelig aussah. sie weinte und alles lief ihr aus der nase. passanten fragte ich nach einem taschentuch. als schlecht definierte person wird man vollkommen ignoriert. schlecht definierte personen dürfen sich anpöbeln und bespucken lassen - aber sie dürfen sich nicht wehren. autistische personen, die hier schreiben, befinden sich für andere wohl hin und wieder auf einer imaginären stufe mit sonstigen geistesgestörten. sie hatten häufig wahrscheinlich viel über sich ergehen lassen müssen, anhören müssen (keine frage: andere menschen trifft es wahrscheinlich in ähnlicher weise) - doch wenn sie sich einen raum geschaffen haben, so wie kinder, die sich eine höhle bauen und den eltern irgendwie stolz auf ihre fähigkeiten ihre leistung anschauen lassen - meinst du nicht, dass sie dann auch fordern dürfen, dass die eltern nicht sofort ihre höhle zerstören, oder dass menschen, die nicht autistisch sind im umgang mit autisten nach möglichkeit akzeptieren, dass sie (autisten) trotz der vorherrschenden gesellschaftlichen einstellung (falls man das so pauschalisieren kann) ihr leben lebenswert finden, in ihrer gegenwart nicht wollen, dass sich in irgendeine art von mitleid ergossen wird, dass trotz anderslautender anmerkungen nicht weiter hartnäckig daran festgehalten wird, dass zum beispiel eltern über ihre autistischen kinder äußern, dass sie sinnloses verhalten an den tag legen oder sie sich trotz aller informationen für ihre kinder wünschen würden, dass sie besser tot sein sollten, anstatt gegebenenfalls in einem heim zu leben (nur weil die eltern vielleicht nicht verstehen wollen/können oder bereit sind, minimale einfachste veränderungen an ihrer umgebung vorzunehmen und einen bruchteil an überbordenden reizen von ihren kindern fernzuhalten, damit ihr geist ansatzweise ruhe finden kann)? so etwas gab es alles schon hier im forum. kannst du dir vorstellen, dass es für autisten mitunter schrecklich sein kann, von für autisten katastrophalen umständen zu erfahren, die noch kinder sind und die noch besserung ihrer lebensqualität erfahren könnten und die eltern dann die autisten, mit denen sie kommunizieren als idiotisch hinstellen oder gar ihr autistischsein absprechen und diskussionen dann eventuell mit bemerkungen schließen, autisten seien ein haufen versager und trotzdem oder deswegen würden sie dabei bleiben, dem kind lieber den vorzeitigen tod zu wünschen? an autisten, denen es richtig mies geht von den lebensbedingungen her als kind, kommt man so nicht heran.
man wird zum mitwisser, kann nichts tun, wenn etwas schlecht gestaltet erscheint und muss sich dann auch noch einmal nachtreten lassen. natürlich könnte man als autist auch das forum meiden - nur was hätte man (wie ich) dann davon, wenn man sich selbst die beste kommunikationsgrundlage mit anderen entzieht, die einen vermutlich eher verstehen als es von nicht autistischen menschen in der regel möglich ist?
wenn hier klargestellt wird "ich bin autist" "ich bin kein autist", ist das erst einmal eine grundlage, mit der man etwas anfangen kann. attribute, die darüber hinausgehen, sind meines erachtens unnötig. dazu gehören äußerungen trotz hinweis auf unterlassung wie "na, er/sie/es IST DOCH GESTÖRT". so etwas ist irgendwie blöd, wie ich finde - und bringt nichts. das ständige hin und her frustriert dann wohl beide seiten. "wird gestört" wäre richtiger - aber dann befindet man sich schon auf einer persönlichen ebene und die leute reagieren scheinbar beleidigt darüber, dass autisten von ihrer "gestörten" wahrnehmung ausgehen und auf die gründe vom "gestört werden" hinweisen. und schwuppdiwupp wird der olle autist mal wieder als krank bezeichnet.
ja, die autistischen kinder sollten es alle nach möglichkeit besser haben - doch dazu müssten manche leute erst einmal akzeptieren, was autisten ihnen mitteilen. aus persönlicher erfahrung.