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Geschrieben von: Schamanin am: 05.01.09, 19:58:12
Zitat von 55555:
Jedes Kind braucht aus deiner Sicht Hilfe?


Bin jetzt zwar nicht Michelle, aber ja, jedes Kind braucht Hilfe, bzw. Unterstützung, seinen Weg zu finden. Eltern sollten meiner Meinung nach Begleiter sein. "Erziehung" ist ja nochmal ein ganz heikles Thema, wo man sich stundenlang streiten kann.


Geschrieben von: Michelle am: 05.01.09, 21:13:29
Kinder brauchen fast immer Hilfe, ja. Sie brauchen viel Unterstützung und sie orientieren sich an uns Erwachsenen bzw. größeren Kindern. Es gibt natürlich auch Kinder, die vielleicht nicht so viel Hilfe benötigen, aber irgendwann braucht jeder Hilfe und wer nach Hilfe fragt, der zeigt auch viel Stärke. Es ist schwach, nicht zuzugeben zu können, dass man selbst Hilfe braucht.


Geschrieben von: bianka018 am: 06.01.09, 20:37:20
Zitat von 55555:
Jedes Kind braucht aus deiner Sicht Hilfe?


Mit soeine Frage aktiviert sich sofort meine Ursprungsdenkweise. Denn wenn man es ganz genau nimmt, braucht nicht jedes Kind Hilfe. Ein Kind braucht nur Hilfe um in unserer Zivilisation zurechtzukommen. Normt man das Kind nicht, oder lässt es sich sympatischerweise nicht normen, eckt es überall an. Aber es kann sich dadurch zu eine starke Persönlichkeit entwickeln, die das denken nicht allen Anderen überlässt.

Dieses Kind hier zu dem ich ein Zitat setze, z.B. benötigte die Zivilisation überhauptnicht (mehr).

Zitat:
Zitat:

Der Junge konnte jedoch entkommen und irrte weitere 15 Monate in der Wildnis umher, bis er im Juli 1798 von Jägern auf einem Baum entdeckt und eingefangen wurde. Sie übergaben den ca. 10-jährigen Knaben einer Witwe aus dem nahe gelegenem Dorf. Aber auch hier gelang ihm nach einer Woche die Flucht und er verbrachte wiederum einen Winter im Wald.

Als er sich am Morgen des 9. Januar 1800 verirrte, wurde er unweit eines Dorfes im Department Aveyron aufgefunden. Kurz darauf brachte man den Jungen nach Rodez, wo ihn der Naturforscher Bonnaterre untersuchte. Er stellte unter anderem fest, dass der 1,36 m große Junge nicht sprechen konnte, sein eigenes Spiegelbild nicht erkannte, von Wutanfällen geplagt war und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang schlief. Victor verabscheute Süßigkeiten, Gewürze und gegarte Speisen. Er ernährte sich vorwiegend von Eicheln, Nüssen und Kastanien. Er war unfähig, etwas nachzuahmen und interessierte sich nicht für die Spiele der anderen Kinder. Nicht in der Lage, eine geschlechtliche Trennung von Personen vorzunehmen, war auch keinerlei Sexualtrieb zu erkennen. Sein Arzt wunderte sich über die Unempfindlichkeit gegenüber Hitze und Kälte. So zum Beispiel bereitete es dem Jungen Freude, sich im Schnee zu wälzen. Oft griff er ins Feuer, um mit bloßen Händen einen brennenden Holzscheit herauszuholen. Auch reagierte er nicht auf Musik oder menschliche Sprache, mit Ausnahme des Vokals O, bei welchem er sich umdrehte. Dies war auch der Grund dafür, dass er den Namen „Victor“ erhielt. Selbst hinter seinem Rücken abgegebene Pistolenschüsse erschreckten ihn nicht. Das Knacken einer Nuss allerdings konnte er über größere Entfernungen wahrnehmen.


Quelle

Hier noch weitere Fälle: Wolfskinder


Geschrieben von: 55555 am: 06.01.09, 21:09:33
Andererseits könnte man in so einer spezialisierten Gesellschaft wie der deutschen dann behaupten, daß fast alle Teilnehmer Hilfe brauchen würden.


Geschrieben von: bianka018 am: 07.01.09, 11:02:12
Zitat von 55555:
Andererseits könnte man in so einer spezialisierten Gesellschaft wie der deutschen dann behaupten, daß fast alle Teilnehmer Hilfe brauchen würden.


Dem habe ich nichts hinzuzusetzen.


Geschrieben von: Hans am: 07.01.09, 14:15:58
Nicht nur könnte, man kann.


Geschrieben von: Losy am: 07.01.09, 14:40:53
Zitat von 55555:
Andererseits könnte man in so einer spezialisierten Gesellschaft wie der deutschen dann behaupten, daß fast alle Teilnehmer Hilfe brauchen würden.

Das ist ein Zufall: Heute Morgen als ich zur Arbeit ginge, habe mir dasselbe gedacht.
In so einem Fall denke ich, dass es keine Zufälle gibt sondern energieübertragene Gedanken. Finde ich interessant.


Geschrieben von: 55555 am: 07.01.09, 18:34:09
Könnte, weil ich Hilfe für mich anders definiere. Sonst wäre jedes Geschäft auch Hilfe.


Geschrieben von: Schamanin am: 07.01.09, 19:11:15
@ 55555: wie definierst du Hilfe?


Geschrieben von: Hyperakusis am: 08.04.09, 02:26:10
Ich bin kein Einzelkind, habe eine jüngere Schwester.
Bei mir wurden die ersten Auffälligkeiten soweit ich weiss und mich erinnere mit 3,4 Jahren festgestellt, es gab Hinweise seitens des Kindergartens -> Psychologe. Damals war aber Asperger-Syndrom kein Thema, es wurde damals nichts diagnostiziert.


Geschrieben von: 55555 am: 08.04.09, 06:35:45
Wie ich sehe, habe ich hier eine Frage unbeantwortet gelassen. Ich definiere Hilfe für mich persönlich nicht so, daß jede Handlung eines Menschen, die einer anderen vermeintlich nutzt "Hilfe" ist. Klar definieren könnte ich meinen persönlichen Begriff davon nicht, aber er wäre anders als ein Begriff, der z.B. Arbeitsteilung einschließt. In manchen Läden wird man von Personal gefragt: "Kann ich Ihnen helfen?" Für mich ist Hilfe eher etwas, das ich auch haben will, das ich selbst anfordere. Ein Tauschgeschäft verstehe ich nicht prinzipiell als gegenseitige Hilfe. Hilfe hat aus meiner Sicht eine Bedeutung eben von etwas, für das man dankbar sein muß. Der Verkäufer will berufsbedingt erreichen, daß man aus so einer Art Dankbarkeit mit höherer Wahrscheinlichkeit etwas kauft. Ich würde aber von mir aus wohl kaum behaupten, daß ich solche "hilfsbereite" Verkäufer brauchen würde. Das brauchen war ja hier ein Begriff. Eher im Gegenteil stört mich solche "Hilfsbereitschaft" meistens eher und das empfinden heutzutage offenbar auch viele NA so.


Geschrieben von: zoccoly am: 08.04.09, 07:59:07
Vielleicht ist der Zeitpunkt des Erkennens von Autismus auch von den Bedingungen abhängig, in denen man aufwächst.
Bei mir hatte keiner einen Verdacht.Ich galt als sensibel und das war es. Mein Glück war aber auch, dass ich in einem ganz kleinen Dorf aufgewachsen bin. Das ist so klein, dass selbst ich mich orientieren konnte.
In der Schule (im gleichen Ort) waren wir nur 16 Schüler in der Klasse und die kannte ich alle schon aus dem Kindergarten.
Da gab es auch keinen Wechsel bis zur 10. Klasse. Die Hofpausen waren für mich auch kein Problem, da der Schulhof (sehr groß) in einem Wald war.
Was vielleicht noch zu erwähnen ist, unser Fernseher wurde erst zum Sandmännchen eingeschaltet.

Wenn einer den Verdacht hatte, dann war ich das selbst, aber nur unter dem Gesichtspunkt, dass ich die anderen nicht verstanden habe.
Zur Ausgangsfrage, aufgewachsen mit zwei älteren Geschwistern.( mir fehlt beim Ankreuzen die Möglichkeit, unerkannt. Oder meinst du auch die Diagnoseärztin?;))