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Thema: verrückte Diagnose (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=2379)


Geschrieben von: Isabella am: 23.10.08, 23:43:31
Hallo,
ich bin etwas ratlos. Mein Sohn Thaddäus (3 1/2 Jahre) hatte bis dato die Diagnose: frühkindlicher Autismus; er erfüllt alle Kriterien, außer daß er spricht. Nun heißt es, daß ihm ebenso das Asperger Syndrom zugeschrieben werden kann.
Das ist doch absurd! Von HFA war nicht die Rede. Gibt es hier jemanden, der auch diese beiden Diagnosen hat?

Isabella


Geschrieben von: tabby am: 23.10.08, 23:47:04
Die beiden Autismus-Arten sollen sehr æhnlich sein, so sind sich Ærzte wohl sehr unschluessig und ziehen beides in Betracht.

Letztendlich ist es egal was es ist, hauptsache Du weisst die Richtung und das ist Autismus.

VG


Geschrieben von: 55555 am: 23.10.08, 23:50:13
Diese Unterdiagnosen halte ich von der Ausgestaltung für sachlich verfehlt. Wie wurde die Diagnose frühkindlich begründet?


Geschrieben von: drvaust am: 24.10.08, 00:07:10
Frühkindlicher Autismus und Asperger Syndrom sind Formen des Autismus. Dazwischen gibt es keine scharfe Grenze. Also kann die Tendenz bei späteren Diagnosen mehr in Richtung Asperger Syndrom gehen.
Beide Diagnosen geht nicht, denn das ist eine Autismus-Diagnose, mit verschiedenen Formen, vielleicht eine Zwischenform.


Geschrieben von: Isabella am: 24.10.08, 20:55:23
Zitat von Frozen:
Die beiden Autismus-Arten sollen sehr æhnlich sein ...
Letztendlich ist es egal was es ist, hauptsache Du weisst die Richtung und das ist Autismus.
VG


Die beiden Diagnosen wurden in unterschiedlichen Einrichtungen vorgenommen; mit zeitlichem Abstand - der frühkindliche A im Alter von 2 1/2 Jahren und jetzt die Tendenz zu Asperger mit 3 1/2 Jahren. Damals war ich einfach nur froh, überhaupt eine Diagnose gehabt zu haben, wo wir doch als die unfähigen Eltern galten und Thaddäus das aggressive, weil verzogene Kind war. Es ist tatsächlich egal, wo sich der Autist im Spektrum gerade aufhält,bewegt sich hin und her, und vielleicht ist es das, was Die Gutachter irritiert.


Geschrieben von: 55555 am: 24.10.08, 21:40:01
Diese Unterdiagnosen haben aus meiner Sicht nichts mit der Position im Spektrum zu tun. Diese Unterdiagnosen sind aus meiner Sicht an sich überholt.


Geschrieben von: Isabella am: 24.10.08, 21:55:04
Zitat von 55555:
Wie wurde die Diagnose frühkindlich begründet?

Damals, also vor einem Jahr, sprach Thaddäus wenig,auch sehr monoton, hat stets echolaliert, hatte allerdings ein Repertoire von ca. 20 Liedtexten mit allen Strophen, Blickkontakt war auch kaum vorhanden; er benutzt keine Gesten, kann auch nicht mit Ja/ Nein antworten, hält sich für du und umgekehrt, leckt am Fußboden, dreht sich wie ein Derwish im Kreis, interessiert sich nur für Fahrzeuge und ein wechselseitiges Gespräch (z.B. antworten) war nicht möglich. Gleichaltrigen gegenüber war er sehr aggressiv (er flog aus dem regulären Kindergarten), auch Augen bohren/stechen; Rituale waren aber nicht vorhanden, wir konnten mit ihm alles machen.
Heute: geändert hat sich nur seine Sprachkompetenz; er kommentiert alles und immer, korrigiert einen sogar, und ständig kommen Sätze mit logischem Umkehrschluß, wie:"Da ist aber der Weihnachtsmann traurig, wenn er selber keine Geschenke kriegt." (kurz vor dem 3. Geburtstag). Es gibt auch viele lustige Sequenzen: wir kommen an einer Tür vorbei, auf der steht "Zutritt verboten", ich lese es ihm vor und beim weitergehen schnattert Thaddäus vor sich hin: "Da kann man zu dritt nicht rein gehen." Des weiteren übt er fleißig Ja/Nein, auch mit Kopfbewegung; seine Liedtexte scheint er vergessen zu haben und seit neuestem führt er Rituale ein, an die man sich streng halten muß.
Die Gutachter vom ATZ sprechen von einem besonderen Fall, aber Ihr wißt ja, wie das ist: erst zu Hause kommen plötzlich Fragen auf und man weiß, daß nach all den ausgefüllten und bewilligten Anträgen der nächste Kontakt erst nach drei, vier Monaten stattfindet. U.a. auch deshalb bin bei Euch im Forum gelandet und danke herzlich für die Antworten.
Viele Grüße,
Isabella, Mama von Thaddäus


Geschrieben von: 55555 am: 24.10.08, 22:26:36
Dann dürfte die Diagnose frühkindlich formal gesehen korrekt sein wegen der damaligen Sprache. Aber praktisch hat das eigentlich keine Bedeutung.

Zu den anderen Fragen wirst du im Forum reichlich fündig. Es schimmert einiges an üblichen Klischees durch nach meinen Eindruck. zwinkern


Geschrieben von: Isabella am: 24.10.08, 23:46:57
Lieber 55555, hab Dir gerade einen ganz langen Text geschrieben, der ist jetzt plötzlich weg; ich präsentiere meine Kritik an den Diagnosekriterien die nächsten ein, zwei Tage nochmal. Herzliche Grüße, Isabella
Zitat von 55555:
Dann dürfte die Diagnose frühkindlich formal gesehen korrekt sein wegen der damaligen Sprache. Aber praktisch hat das eigentlich keine Bedeutung.

Zu den anderen Fragen wirst du im Forum reichlich fündig. Es schimmert einiges an üblichen Klischees durch nach meinen Eindruck. zwinkern


Geschrieben von: 55555 am: 25.10.08, 00:37:58
Wenn du solche technische Probleme hast schreib lieber die Beiträge in einem Texteditor vor.


Geschrieben von: mor am: 25.10.08, 13:49:03
Zitat von Isabella:
Hallo,
ich bin etwas ratlos. Mein Sohn Thaddäus (3 1/2 Jahre) hatte bis dato die Diagnose: frühkindlicher Autismus; er erfüllt alle Kriterien, außer daß er spricht. Nun heißt es, daß ihm ebenso das Asperger Syndrom zugeschrieben werden kann.


Ich habe auch nicht alle Kriterien für Asperger erfüllt. Ich denke, da waren ein paar Sachen, die in der Kindheit dafür gefehlt haben, was ich jetzt nicht weiß, was.

Deswegen bin ich A-typisch.


Geschrieben von: Isabella am: 26.10.08, 23:56:05
Zitat von 55555:
Dann dürfte die Diagnose frühkindlich formal gesehen korrekt sein wegen der damaligen Sprache. Aber praktisch hat das eigentlich keine Bedeutung.


Im Umgang mit dem kleinen Autisten hat die Unterdiagnose praktisch keine Bedeutung. Das sehe ich auch so. Thaddäus ist kein anderer Mensch, nur weil sich die Diagnose mal eben ändert. Jedoch finde ich es irritierend, daß an unserer örtlichen "Schule für soziale und emotionale Integration", an der jetzt (als Pilotprojekt) zwei Autistenklassen eingerichtet wurden, nur AS und HFA aufgenommen werden. Sämtliche Therapeuten (tiergestützte Therapie, Musiktherapie ...) sind ebenfalls nur an AS- und HFA Kindern interessiert. Da deucht mir doch so langsam eine Ahnung von der Aufteilung in Ober- und Unterklassen. Hierbei ist die Unterdiagnose plötzlich nicht mehr egal sondern relevant, was die Möglichkeiten und den Werdegang betreffen.