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Geschrieben von: Löwenmama am: 22.10.08, 15:07:24
Also mein Grosser hat diesen ununterbrochenen Redefluss,muss sich immer bewegen (krank sein ist gaaaaanz schlimm),wird beim Fernsehen völlig ruhig und konzentriert,hat viel zu viel Kraft und Probleme mit der Feinmotorik aber:er kann sich schon viel besser konzentrieren,ist sehr gewissenhaft (pünktlich,hat immer seine Hausaufgaben,ausgeprägter Gerechtigkeitssinn),ist sehr sensibel...also ich seh immer auch gern die positiven Seiten.Übrigens ist er mittlerweile eine echte Sportskanone und zählt in seiner Fussballmannschaft zu den besten Spielern *stolzbin* Und meine 2 Jungs lieben sich.Der Grosse hat mal gefragt,ob den der Kleine behindert sei.Meine Antwort war:Er ist genauso behindert wie du. Da war er völlig perplex,hat gesagt:Ich bin doch gar nicht behindert! und ich sagte nur noch:Siehtst du!!!So hab ich ihm auf einfachste Weise zeigen können,dass der Kleine zwar anders ist (so wie er selbst ja auch) aber in keinster Weise krank.Das hat ihn einfach beruhigt...


Geschrieben von: dobbeld am: 22.10.08, 15:13:57
Zitat von Frozen:
Trotz allem wars ne gute Seite, damit wurde wohl ausgedrueckt, das viele Ærzte unbegruendet die Diagnose ADS geben. Fatal

Das spiegelt auch meine Gedanken bezüglich zu schnelles Greifen in den "Giftschrank" (s.o.). rrr

Würden die Ärzte mit ihren Diagnosen nicht so Inflationär umgehen (vgl. Frozens erster link - etwa 2. Drittel der Seite) dann wären einige schicksale angenehmer verlaufen. Ich möchte nicht wissen wieviele der fäschlich diagnostizierten darunter leiden. Hat jemand mal was von einer Anzeige diesbezüglich gehört? Das ist ja wie ein sog. 'Kunstfehler' eines Chirurgen.

Jetzt ist mein Frust auf die Psycho-Heinis wieder gestiegen. rrr *grmpf*


Geschrieben von: dobbeld am: 22.10.08, 15:20:35
conny das ist "der Hammer" wie du mit deinen zwei Buben (=Jungs) umgehst. Man merkt in den Posts wie sehr du die beiden Liebst.
Dass dein Großer so eine gute Sportskanone werden konnte liegt auch an dir, sei also auch stolz auf dich zwinkern
In dem Alter deines Großen war krank sein für mich auch immer eine Qual, ausgenommen ich war so krank dass ich nur geschlafen habe.
Die positiven Eigenschaften sehen und fördern das ist toll.


Geschrieben von: Löwenmama am: 22.10.08, 15:29:56
zz-heilig


Geschrieben von: 55555 am: 22.10.08, 16:02:20
Ich glaube nicht, daß Arzneien / Drogen (daher auch der Begriff Drogerie) den freien Willen direkt ausschalten können. In Altenheimen werden unbequeme Insassen teilweise mit Mitteln vollgepumpt, die einfach antriebslos, müde, schlapp machen, aber gleichzeitig nicht das Bedürfnis sich zu bewegen, etwas zu tun. Aus dieser Spannung leiden dort viele, denn sie würden sich eigentlich weiter betätigen wollen, haben dazu aber nicht mehr die Energie durch ihre Ruhigstellung. Dieses Leid wird zur Verzweifelung gesteigert durch das Wissen um die geringe Wahrscheinlichkeit je wieder vor dem eigenen Tod "freigelassen" zu werden.

Verabreichung von Drogen kann teilweise als Freiheitsberaubung nach StGB bestraft werden, jedoch entwickelt sich die Rechtsprechung dazu derzeit meines Wissens noch im Detail.


Geschrieben von: dobbeld am: 22.10.08, 16:14:53
Zitat von 55555:
...
In Altenheimen werden unbequeme Insassen teilweise mit Mitteln vollgepumpt, die einfach antriebslos, müde, schlapp machen, aber gleichzeitig nicht das Bedürfnis sich zu bewegen, etwas zu tun. Aus dieser Spannung leiden dort viele, denn sie würden sich eigentlich weiter betätigen wollen, haben dazu aber nicht mehr die Energie durch ihre Ruhigstellung.
...

Ist das nicht auch eine Art von Verlust des freien Willens?
Wenn man etwas tun möchte aber nicht kann/darf, dann werde ich doch in meinem Willen gehindert?


Geschrieben von: 55555 am: 22.10.08, 17:02:09
Du kannst auch nicht ohne Hilfsmittel horizontal fliegen, hast du deswegen keinen freien Willen?


Geschrieben von: dobbeld am: 22.10.08, 17:37:56
Jedoch entscheide ich ob ich mit diesem Hilfsmittel Fliegen will oder ob ich nicht fliege.

In dem von dir geschilderten Fall, ist es den ruhiggestellten nicht mehr im vollen Umfang möglich sich weiterhin ihrem Willen entsprechend zu verhalten. Durch die Medikamente werden sie daran gehindert, ggf. werden durch die Medikamente diverse Willensbildungen, z.B. nach einem Spaziergang, unterdrückt. In krassen fällen können die Ruhiggestellten ja nur noch vegitieren. Ist das dann noch menschlich und rechtens?


Geschrieben von: arlette am: 22.10.08, 22:42:38
naja, ich frage mich manchmal, ob die angst vor medikamenten nicht überhand nimmt... meiner meinung nach ist es sehr wichtig, als kompetente person mit einer gewissen problematik angenommen und akzeptiert zu sein, und unter diesen umständen würde eine medikation auch sehr umfassend besprochen werden. ausweichen kann man auf gewisse andere (manchmal auch illegale) substanzen oder manchmal auch auf kompensations-techniken, aber die forschung zeigt immer mehr auf, dass so gewisse zielguppen einer medikation (und den fachpersonen, die diese zu wenig ansprechen) ausweichen und dass die ursache oft das gleiche ist, und diese tatsache wird v.a. auch in psychiatrischen kreisen immer mehr ernst genommen.


Geschrieben von: 55555 am: 22.10.08, 22:58:10
Wenn es das Hilfmittel nicht gibt, kannst du es nicht nutzen, bist du unfrei in deinem Willen, weil du nicht einfach mal zum Jupiter fliegen kannst, wenn du es willst?


Geschrieben von: tabby am: 23.10.08, 17:32:04
Zu der Ausgangsfrage

Zitat:
Kann man von Psychopharmaka den 'Freien Willen' verlieren?


kann ich mir vorstellen, das das einige hærteren Medis bewirken kønnen, besonders, die die Drogen æhneln, bringen Persønlichkeitsverænderungen
und der natuerliche Wille kønnte gestørt werden durch diverseste Sinnestæuschungen.


Geschrieben von: Andreas K. am: 25.10.08, 22:57:39
zum "freien Willen":

Der Wille, etwas zu tun muß sich immer an den Grenzen der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Person reflektieren.Ds ist richtig. Diese Grenzen können jedoch völlig verschiedene Ursachen haben. Daher hinkt der Vergleich von 5555. Die Grenzen können naturgegeben sein--- kein Mensch kann z.B. mit seinen Armschwingen fliegen, geschweige denn zum Mars. Die Grenzen können auch gesellschaftlich sein--- ein Arbeiter, der Bundeskanzler werden will, hat eine äußerst geringe Chance, dieses Ziel zu erreichen. Formalisierte Bildungsfragen, Lobbyismus und zahlreiche andere Probleme werden ihm begegnen. Ich würde diese Art von Grenzen als strukturell bezeichnen. Die Grenzen können auch dadurch geschaffen sein, daß aufgrund der Interessen Dritter (z.B. pflegeleichte PatientInnen zu haben) durch Medikation oder andere Maßnahmen (z.B. Sedierung)direkt in die freie Willensausübung eingegriffen wird. Manche Altenheim- oder PsychiatriebewohnerInnen könnten in Begleitung z.B. gut spazierengehen, aber dafür ist kein Personal da und sind oft auch auch keine privaten Bezugspersonen vorhanden. Also wird der Wille der Betroffenen gebrochen. Ich betrachte derlei Vorgehen als menschenunwürdig.