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Thema: Evt. der Kern der Ablehnung (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=2096)


Geschrieben von: Hans am: 07.09.08, 17:45:38
Bei mir ist das ja so,
wenn ich Verletzungen sehe,
falle ich in Ohnmacht.
Beim Schwarz-Weiß-Fernsehen ging das noch,
aber bei Rocky in Afghanistan ,
bei der Scene mit dem Schießpulver im Schußkanal,
in Farbe,
auch bei der zweiten Wiederholung,
mich haut es um.


Geschrieben von: Hans am: 07.09.08, 18:10:57
Wenn ich mich in den Finger schneide
und dann hin schaue,
liege ich hinten.
Wenn es bei Anderen ist,
schaue ich nicht hin bis ich jemand
verständigt habe oder weiß, daß jemand hilft.
Beim Rot-Kreuz-Kurs für den Führerschein haben sie
ganz große Bilder von Verletzungen gezeigt,
da bin ich drei mal gelegen,
da konnten sie gleich die Stabile Seitenlage mit mir üben.

Die rechtliche Situation ist:
Wenn die Rettungsmannschaft am Unfallort ankommt,
muß zuerst den Bewustlosen geholfen werden,
auch wenn z. B. ein Anderer wie am Spieß schreit.

Deshalb hat mir die Kursleiterin genaue Anweisungen gegeben,
wie ich mich am Unfallort verhalten muß:

"Wenn Sie einen Unfall sehen, bleiben Sie auf Abstand und
allarmieren Sie zuerst!
Dann gehen sie auch nicht hin, sondern halten den Verkehr auf
und/oder animieren andere Verkehrsteilnehmer zum Helfen!"

Durch diese klaren, auf mich zugeschnittenen Anweisungen,
konnte ich im Ernstfall einwandfrei "funktionieren".
Auch bei mir schon erfolgreich:
Bin noch ins Bad gekommen und konnte auf dem Weg dorthin
jemand verständigen.(Keine Blutstropfen auf dem Holzboden)
aber dort habe ich halt wieder hingeschaut und aus wars.


Geschrieben von: Aldaris~Adun am: 07.09.08, 19:10:16
Hans:

Puh, ich glaube da bist du schon eine 'extreme' Version oder etwas weniger krass ausgeprägt haben das ja ganz viele Menschen, die, die kein Blut sehen können und so.

Ich weiss nicht woran das liegt, vermutlich empfinden sie Schmerzen, die sie glauben, die das Gegenüber hat, mit. Das 'lustige' ist, das sie die sogar empfinden, wenn das Gegenüber gar keine Schmerzen hat, so erlebe ich es öfter...

Ich schneide mir irgendwie böse in den Finger, merke da aber gar nichts von und jeder der es sieht, verzerrt vor 'mitempfundenen' Schmerz das Gesicht. Daran erkennt man wohl gut, das es nichts weiter als ein von sich auf andere schliessen ist, würde ich aber zur Empathie zählen, nicht zur ToM, da es ja... nun... Eine rein affektiv- emotionale Reaktion ist.

Wie das ist, wenn man sogar bei sich selbst so reagiert, mit Bewusstlosigkeit und allem drum und dran... Wer weiss... Da reagiert wohl irgendein Teil des Gehirns in Verletzungssituationen stark über...


Geschrieben von: Hans am: 07.09.08, 20:55:52
Wenn ich meine Verletzung schaue sehe, ich wie mit Teleblick
genau die Gefäßränder, evtl die Sehne oder so etwas,
das ich von anatomischen Darstellungen kenne.
Das dann bewegt, d. h. lebendig aber ohne Schmerz(Schock)
ist das Blut schnell aus dem Kopf und ich liege schon wieder da.
Da kann ich vielleicht noch eine lustige Annektode erzählen:
Bei einem Freund zu Besuch, hatte ich das zweifelhafte Vergnügen seiner Freundin beim Essen und Fernsehschauen beizuwohnen.
Sie sah während sie as eine Folge einer Krankenhausserie in der ein Geistig Verwirrter im OP-Saal mit einem Messer das Personal
aufgeschlitzt hat.
Ein zu Hilfe gekommener älterer Artzt machte bei seiner jungen Kollegin Herzmassage am offenem Herzen.
Da bin ich vom Sessel gekippt.
Die Gastgeberin ist Krankenschwester.
Sie hat lediglich meine Beine auf den Sessel hochgelegt,
von dem ich gefallen bin ,
und hat in Ruhe weitergeschaut und gegessen.
Ich lag daneben und habe es nicht gepackt.
Das ist vielleicht nicht typisch autistisch,
aber dadurch viel intensiver.


Geschrieben von: arlette am: 09.09.08, 19:15:19
@aldaris adun:

theorie of mind: ja, das kann man nicht den ganzen tag durchziehen. ich habe es eine weile lang dermassen übertrieben, dass ich jeweils tagelang gedanken gewältzt habe, wieso jemand so-und-so reagiert, anstatt mir gedanken zu machen, wie ich auf sowas reagieren sollte (v.a. dann, als leute mir ggü aggressiv wurden)... erst meine therapeutin konnte mir für mich einsichtig erklären, dass ich das ruhig auch mal lassen kann, weil es total übertrieben ist und mich in meiner handlungsfähigkeit total lähmt...

zu den reaktionen andere menschen: auch NA's erkennen v.a. nur die verhaltensmuster, die sie selber kennen. sie liegen oft nicht weniger "daneben" als wird. das dürfen wir nie vergessen. gehen wir die sache logisch an, gehen sie die sache v.a. anhand ihrer eigenen erfahrung an, und diese ist oft auch limitiert.




Geschrieben von: mohi am: 11.09.08, 12:35:37
Genau.

"Ein Mensch kann nur das in einem anderen Menschen sehen, was er auch in sich selbst hat."

Chinesische Weiheit


Geschrieben von: Axel am: 21.09.08, 18:22:01
Zitat von Hans:

Das "sich unverstanden fühlen" geht wohl auch mit Diagnose nicht weg.


Nein, das geht nicht weg. Aber die Erkenntnis, daß man autistisch ist, gibt dem Handycap einen Namen und führt einem vor Augen daß man nicht der einzige "komische" Mensch auf der Welt ist. Mir hat diese Erkenntnis, nicht allein zu sein, sehr viel Selbstwertgefühl zurückgegeben, das ich in der Zeit vorher verloren hatte.

Dann gibt es eben Menschen, die mich nicht verstehen können, na und? Ich verstehe sie auch oft nicht. zwinkern

Viele Grüße
Axel