Auf die eine oder andere Art fehlt jedem von uns die 'Theory of Mind', die Fähigkeit, uns in den Standpunkt einer anderen Person hineinzuversetzen.
Glaube ich gar nicht mal. Was verstehst du genau unter der ToM?
Zitat:
Nehmen wir mal an, mein Expartner hätte mich gebeten, für ihn eine Unterlage rauszusuchen.
Ich habe das nicht getan, weil ich anderes zu tun hatte und der Meinung war, das könne er genauso gut auch selbst.
Aber du hättest es ihm nicht mitgeteilt gehabt?
Zitat:
So sehen wir nur, das wir abgelehnt, ausgegrenzt, missverstanden, ungerecht behandelt werden. Immer und immer wieder, nach dem selben Schema. Und davon sind wir 100 % ehrlich überzeugt. Die anderen sind schlecht, seicht, 'böse', unverständlich.
Ich weiß nicht, mein Eindruck ist an sich schon, daß die meisten Autisten sich Gedanken darüber machen weswegen sie jemand gerade seltsam behandelt. Und jemandem mitzuteilen, wenn man einer Bitte nicht entspricht finde ich durchaus normal. In manchen Gruppen mag es üblich sein sich soetwas nicht mitzuteilen. Bisher habe ich nicht den Eindruck, daß das ein allgemeines Problem von Autisten wäre, aber ich lasse mich gerne überzeugen. Du scheinst ja gerade zu meinen etwas erkannt zu haben und mich interessiert schon was es ist.
Zitat:
Wir verhalten uns ja nicht aus Bosheit 'sozialinkompatibel', beachten 'ungeschriebene Gesetze' nicht, missachten de Gefühlswelt anderer. Wir nehmen sie nur einfach und ehrlich nicht wahr, auf die 'natürliche' Art der Nas.
Das mag in anderen Bereichen so sein.
Zitat:
Die man zum grösseren Teil doch selbst unbewusst ausgelöst hat...
So wie ein Schwarzer, der nicht weiß, daß seine Hautfarbe in einer Region in gewisser Weise gedeutet wird?
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Aber es hilft durchaus, sich dieses Mechanismus' bewusst zu sein, denke ich. Er erklärt wirklich alle möglichen Vorkommnisse in meinem Leben retrospketiv, auch wenn ich sie teilweise nicht mehr genau auseinanderwuseln kann.
Siehst du hier im Forum solches Verhalten?
Zitat:
Was mir bleibt ist die Frage- Ist es nun besser, sich unerkannt sein Leben lang so irgendwie durchzuschlagen, dabei Ablehung und resultierende seelische Verwundungen davonzutragen, Traumata, Depressionen, negative Weltsichten, was auch immer...
Oder im frühen Kindesalter diagnostiziert zu werden und von dem Punkt an individuelle Unterstützung zu erhalten, Betreuer,m besonderer Schulformen, Schulbegleiter, Therapien...
Ist es besser, sich von der Inkompatibilität zur Gesellschaft zerstören zu lassen oder im Glauben aufzuwachsen, man sei behindert und eingeschränkt?
Derzeit tendiere ich dazu den größeren Schaden bei den heutigen Folgen einer frühen Diagnose zu sehen.
Eh ich vielleicht genauer drauf eingehe würde ich aber gerne wissen, was du hier unter ToM verstehst.
Zitat:
Das mit dem inkognito geht nicht leicht, weil man in unserer Gesellschaft mit der geringsten Kleinigkeit auffällt.
Ich habe mein Image als "gestörter Eremit" auch ohne Diagnose.
Klar, aber mir ist mein 'irgendwie seltsam' persönlich wesentlich lieber als ein 'behindert' oder 'Rain Man'.
Zitat:
Das "sich unverstanden fühlen" geht wohl auch mit Diagnose nicht weg.
Naja, von der Diagnose selbst sicher nicht, alerdings kann man ja bei Bedarf gezielt andere suchen, die einem ähnlich sind... 'Einfach so' und unbewussterweise dürfte das schwierig sein, man ist ja selten.
Zitat:
Einfaches Beispiel: Ich habe z. B. Probleme mit der "visuellen Wahrnehmung" - und wer das nicht weiss bzw. sich auch nicht in diese "Beeinträchtigung hineinversetzen" kann, kommt zu einer völlig falschen "Einschätzung" meiner Person ...
Es ist nicht schön, deshalb z. B. für "dumm" gehalten zu werden!
Letztlich kann ein Mensch nicht wissen, wie ein anderer Mensch tatsächlich ist! Er kann immer nur von sich selbst auf andere schliessen!
Richtig, und unter NAs klappt das eben allermeist wunderbar, solange die Erfahrungen nicht zu sehr im unüblichen Bereich liegen. Uns gegenüber und von uns weg eben weniger bis gar nicht.
Zitat:
Glaube ich gar nicht mal. Was verstehst du genau unter der ToM?
Die Fähigkeit, sich in ein Gegenüber, seine Bewegründe und (emotionalen) Zustände hineinzuversetzen, gedanklich seinen Platz einzunehmen und dabei recht erfolgreich, wenn auch sicher nicht perfekt, auf ihn schliessen zu können.
Zitat:
Aber du hättest es ihm nicht mitgeteilt gehabt?
Doch, aber darum geht es doch gar nicht. Kommunikation ist nicht gleichbedeutend 'und damit ist alles wieder in Ordnung'. Nur weil ich mein Handeln erkläre, heisst das nicht, das ein Gegenüber die Erklärung auch akzeptieren muss.
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Ich weiß nicht, mein Eindruck ist an sich schon, daß die meisten Autisten sich Gedanken darüber machen weswegen sie jemand gerade seltsam behandelt.
Ja natürlich, ich auch, immer. Aber ich bin dabei so gut wie nie auf den realen Hintergrund gestoßen, es blieb immer sehr oder völlig verwaschen, unklar, unverständlich.
Zitat:
Du scheinst ja gerade zu meinen etwas erkannt zu haben und mich interessiert schon was es ist.
Ich meine überhaupt nichts, ich habe hier nur nach ewigen Zeiten mal wieder einen Text veröffentlicht, der ursprünglich nur für mein Blog gedacht war.
Zitat:
Siehst du hier im Forum solches Verhalten?
Keine Ahnung, wie gesagt, dieser Text ist nicht explizit für dieses Forum geschrieben, sondern ein allgemeiner Auszug meiner Gedanken.
VG