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Thema: "Häufige Umformulierungen" bei Autisteneltern + Beleg der Erblichkeit (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=2079)


Geschrieben von: 55555 am: 02.09.08, 14:57:28
Aus der Zusammenfassung einer aktuellen Dissertation:
Zitat:
"Unfähigkeit, adequate Referenzen zu geben" und "häufige Umformulierungen" sagten am besten voraus, ob ein Elterntteil (sic!) ein Kind ein autistisches Kind hatte [...]

Viertens, im Vergleich mit Müttern von Kindern mit
Spezifischer Sprachentwicklungsstörung zeichnete sich für Mütter von Kindern mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] eine Tendenz zu häufiger eingeschränktem Blickkontakt ab.

Fünftens, Mütter von Kindern mit Down Syndrom hatten bessere Kommunikationsfähigkeiten als Mütter von Kindern mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] oder Spezifischer Sprachentwicklungsstörung. Das gleiche galt für die Väter.

Quelle

Mit "Unfähigkeit, adequate Referenzen zu geben" meint der Autor kulturelles Wissen wie die Benennung von Gegenständen nach sonst allgemein üblichen Obergruppen oder Schwierigkeiten dabei in Abkürzungen die gemeinte Aussage zu entdecken.

Dazu frage ich mich:

- Mütter von Autisten haben beim Blickverhalten häufig autistische Eigenschaften, jedoch nicht die Väter?
- Was ist denn schon wieder eine "Spezifische Sprachentwicklungsstörung"? Offenbar ist das auch ein menschlicher Zug, der sozial oder genetisch erblich ist?

Im übrigen: Hier wird also erneut belegt, daß Autismus offenbar zumindest deutliche erbliche Komponenten hat und so keine Persönlichkeitsstörung darstellt und auch zumindest in der Regel keine ausschließliche Folge des Kontakts mit irgendwelchen Substanzen.


Geschrieben von: Schamanin am: 02.09.08, 15:07:21
Um was geht es überhaupt bei dieser Dissertation?

Das Viertens gefällt mir gut: da mein Sohn es nicht mag, dass ich ihm in die Augen schau, hab ich es mir abgewöhnt. Platz aber vor Freude, wenn er den Blickkontakt sucht.

Und zu Fünftens: da die letzten Jahre mit Behördenwillkür ausgefüllt waren, kann es sehr leicht passieren, dass ich meine Beherrschung verliere. Also kommuniziere ich weniger - könnt ja was falsches dabei sein.


Geschrieben von: 55555 am: 02.09.08, 15:22:44
Richtig, solche Wirkungen könnten auch eine Rolle spielen, hm. Aber haben nicht Eltern von T21ern vermutlich genausoviel Ärger mit Bürokratie?

Wieso freust du dich so sehr, wenn er Blickkontakt sucht? Weil dir dies als hoher Wert oft suggeriert wurde oder weil du es selbst angenehm findest (schon vor der Geburt)?

Oben habe ich die Quelle nachgetragen.


Geschrieben von: Schamanin am: 02.09.08, 18:29:14
Ich kenn leider nicht so viele Eltern die Kinder haben, die nicht der Norm entsprechen (egal welche Richtung). Hab also nicht viele Vergleichswerte.

Ich glaub schon, das zb T21-Eltern auch viel Ärger mit Bürokratie haben. Mein Ärger beruht darauf, dass das Bild von Autisten doch noch so ist: die wollen nur nicht. Oder die Eltern können ihr Kind halt nicht erziehen und sind auf eine "Modediagnose" aus. Ich hab viel mehr Erklärungsbedarf, vor allem wollte ich von Anfang an: Nur weil er anders ist, hat er keine Rechte mehr?

Beispiel Kindergarten: ich hatte recht rasch ein Bild davon, was mir für meinen Sohn vorschwebt, was für ihn funktionieren könnte. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen passen aber eher für zb Rollstuhlkinder. Also konnte ich erklären, warum, weshalb und die "Experten" sehen dass ganz anders. Es war auch klar, dass er nicht von Anfang an 4 Stunden am Tag gehen kann, sondern nur 2 und das nicht jeden Tag. Es wurde argumentiert, er muss sich daran gewöhnen, je früher, desto besser. Ertragen hätte er es nicht. Mein Gegenargument: wenn ein "normales" Kind mit 3,5 Jahren mit dem Kindergarten überfordert ist, dann empfiehlt jeder Psychologe: Nehmen's das Kind aus dem Kindergarten. WARUM ZÄHLT DAS BEI MEINEM KIND NICHT! Ach ja, er ist Autist und hat kein Recht mehr auf eigene Meinung, dass wissen nur noch "Experten". Und die Mutter ist sowieso nur deppert und steht im Weg, also ab ins Heim damit.

Wieso ich mich freu, wenn er mich anschaut? Er hat so schöne blaue Augen und wenn er mich so ganz direkt und bewußt anschaut vergess ich all die Sorgen um mich herum. Und ich weiß ganz genau, was er will und alle Verständigungsprobleme sind in dem Moment weg. Das lieb ich auch bei meinen anderen Kindern. Mir selbst war Blickkontakt auch schon immer unangenehm, es ist eine ganz eigene Nähe, die ich nicht mit jedem haben möchte.


Geschrieben von: 55555 am: 02.09.08, 22:35:31
Zitat von Schamanin:
Mein Ärger beruht darauf, dass das Bild von Autisten doch noch so ist: die wollen nur nicht. Oder die Eltern können ihr Kind halt nicht erziehen und sind auf eine "Modediagnose" aus. Ich hab viel mehr Erklärungsbedarf, vor allem wollte ich von Anfang an: Nur weil er anders ist, hat er keine Rechte mehr?

Stimmt, das Image von Autisten ist weit komplexer als das von T21ern, denn die werden ja allgemein für dumm gehalten. "Die sehen ja schon so dumm aus." Dabei sind sie auch nicht unbedingt wirklich dumm. Aber das Klischee kann Vorgänge bei Sachbearbeitern, die ja oft Stammtischniveau aufweisen schon eine Rolle spielen. Wäre vielleicht interessant in anderen Foren mal nachzuforschen in welchem Maß diese Eltern so praktischem Behördenterror ausgesetzt sind.
Zitat:
Ach ja, er ist Autist und hat kein Recht mehr auf eigene Meinung, dass wissen nur noch "Experten". Und die Mutter ist sowieso nur deppert und steht im Weg, also ab ins Heim damit.

Genau, dieses Beispiel könnte man vielleicht auch in irgendeiner Öffentlichkeitsarbeit verwursten.
Zitat:
Wieso ich mich freu, wenn er mich anschaut? Er hat so schöne blaue Augen und wenn er mich so ganz direkt und bewußt anschaut vergess ich all die Sorgen um mich herum.

Aha, also wegen deinen Empfindungen dabei.


Geschrieben von: Schamanin am: 02.09.08, 22:45:09
Also, wenn du sagst, wo und wie du mein Kindergartenerlebnis verwenden willst und welche Wurstart es wird, hab ich nichts dagegen.

Mit der Quelle kann ich leider nichts anfangen, bin ein Englisch-Dummie.